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Veröffentlicht am 12.02.2021

Überraschende und verblüffende Erkenntnisse

Hunde erforscht - für die Praxis erklärt
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Hunde gehören schon immer zu meinem Leben, auch wenn ich erst seit 2008 meinen ersten Hund bekam, habe ich von Kindesbeinen an die Vierbeiner in der Nachbarschaft ausgeführt. Seitdem lerne ich dazu – jeden ...

Hunde gehören schon immer zu meinem Leben, auch wenn ich erst seit 2008 meinen ersten Hund bekam, habe ich von Kindesbeinen an die Vierbeiner in der Nachbarschaft ausgeführt. Seitdem lerne ich dazu – jeden Tag. Einmal durch unseren Hund, Emmy, inzwischen unsere zweite Hündin und dann durch Literatur, die ich mit Begeisterung verschlinge. Alles, was mit Hunden zutun hat, erweckt mein Interesse.

In „Hunde erforscht – für die Praxis erklärt“ finde ich populärwissenschaftliche Artikel fernab jeder Filterblase. Söderström zeigt auf, wie die Anzahl der wissenschaftlichen Studien über Hundeverhalten in den letzten Jahren buchstäblich explodiert ist. Die Erkenntnisse lesen sich nüchtern, was für die Neutralität der Wissenschaftler spricht und für die Aussagekraft der Tests enorm wichtig ist. Ich als tierverliebter Hundehalter hätte auf alles einen Blick mit Rosabrille oder je nach eigener Erfahrung, Vorbehalte in meiner Beurteilung gehabt.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne:
Wie wichtig eine instinktsichere Mutter für Welpen ist, weiß ich zwar, aber wie sich fehlende Berührungen in den ersten 3. Lebenswochen auswirken, ist mir neu. Unbestritten ist, wie feinfühlig unsere Hunde sind, aber ich gewinne verblüffende Erkenntnisse dahingehend, aus was sie ihre Schlüsse ziehen, welche Menschen sie meiden oder eben bevorzugen.

Von großer Bedeutung:
Die Analyse zu den Beißunfällen führt mir wieder vor Augen, das hier vieles im Fehlverhalten des Menschen zugrunde liegt, aber der Leidtragende am Ende der Hund ist. Wir sollten bei aller Vermenschlichung und Vertrauen in unsere geliebten Vierbeiner nie vergessen, das sie Hunde sind und Beißverhalten aus ihrer Sicht in manchen Momenten der letzte Ausweg für sie bedeutet. Besser vorher Einhalt gebieten, als hinterher den Schaden zu bedauern, vor allem wenn Kinder involviert sind.

In diesem Buch werden wichtige Studien präsentiert:
Da wäre einmal die Geräuschempfindlichkeit, dann die Ängstlichkeit von Hunden in Einzelhaltung und bei Mehrhundehaltung. Zudem lese ich eine hochinteressante Studie zum Fressverhalten der Hunde und wie man dieses beeinflussen kann. Obendrein erfahre ich, was besonders zur Ausschüttung von Oxytocin (Glückshormon) bei meinem Hund und mir beiträgt, und ich werde jede Sekunde nutzen, das auszubauen. Die Wirkung von Medikamenten auf das Wesen der Hunde lässt mich innehalten. Das sind Aspekte, die ich nie hinterfragt habe und mich einiges neu bewerten lassen.

Na wie sieht’s aus:
Könnt ihr Stereo riechen? Die Sinne des Hundes sind eine Welt für sich. Hat ein kurznasiger Hund zwangsläufig einen schlechteren Geruchsinn? Ich habe gestaunt und euch wird es ebenso ergehen. Die spannende Frage, ob Rüden am Duft ihren Vater erkennen können, obwohl sie ihn nie gesehen haben, wird genauso beantwortet wie die Frage, weshalb die Hündinnen hierbei keine Rolle spielen.

Eine never ending Story:
Die Wichtigkeit, jeden Hundehaufen zu entfernen, kennen wir, doch eine Studie führt uns weitere Aspekte vor Augen, die hoffentlich die härtesten Verweigerer von Hundekotentfernern überzeugt.

Wisst ihr es schon?
Was wirkt sich beruhigender auf die Hunde aus: Klassische Musik oder ein Hörbuch? Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus und hätte hier einige Fehler gemacht. Und wenn ihr dachtet, die Seitendominanz der Hunde kann man mit einem Aktivitätsball herausfinden, dann seid ihr auf der gleichen falschen Fährte unterwegs, wie ich. Es gibt links- und rechtspfotige Hunde, aber bei der Bestimmung unterliegen die meisten einem offenkundigen Fehler.

Mein einziger Kritikpunkt:
Die Erzählstimme zwischen den Studien wünsche ich mir wärmer. Das wäre für mich die gelungene Mischung im Buch, dass voller lehrreicher wissenschaftlicher Studien steckt, die kühl wirken und dringend eine wärmende Verbindung zu ihrem Leser brauchen, welcher mit großer Sicherheit Hundehalter ist.

Ohne den gefühlvollen Erzähler benötige ich Pausen zwischen den aussagekräftigen Studien. Überhaupt empfehle ich, das Buch nicht von vorne nach hinten zu lesen, sondern sich zuerst die Kapitel herauszusuchen, die einen am brennendsten interessieren. Einmal Feuer gefangen liest man dann automatisch alles andere und mich hat das Buch mehr als einmal in großes Erstaunen versetzt.

Mein Fazit:
„Hunde erforscht – für die Praxis erklärt“ ist ein Sachbuch, das einen kostbaren Wissensschatz beinhaltet. Die fesselnden Studien lassen mich tief in die geheime Welt der Hunde eintauchen und eröffnen mir zahlreiche neue Ansätze, die eine Bereicherung für unsere Emmy und mich bedeuten. Es ist gut, dass solche Studien betrieben werden und es Menschen gibt, die mit neutraler Draufsicht herausfiltern, was erlerntes oder genetisch bedingtes Verhalten ist. Was unsere Hunde beeinflusst und wie wir Probleme in den Griff bekommen können.

Diese Literatur ist wichtig, um Hunde besser zu verstehen. Wissen bringt uns einander näher und wir können adäquater reagieren und gewisses Verhalten akzeptieren. Und was mir eine Gänsehaut beschert hat, ist, wie lange es dauert, ehe manche Hunde Vertrauen zu uns aufbauen und wie rasch wir dieses wieder zerstören können.

Von mir erhält „Hunde erforscht – für die Praxis erklärt“ 4,5 kostbare Sterne von 5 und eine unbedingte und absolute Leseempfehlung. Wo ich keine halben Sterne vergeben kann, runde ich auf.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Ein kostbarer Ratgeber

Natürlich gesund
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Bewusst leben und bewusst ernähren, sind wichtige Säulen unserer Gesundheit. Das gilt auch für unsere Hunde, die Ersteres mit Bravour erfüllen und auf Letzteres leider keinen Einfluss haben.

Schon beim ...

Bewusst leben und bewusst ernähren, sind wichtige Säulen unserer Gesundheit. Das gilt auch für unsere Hunde, die Ersteres mit Bravour erfüllen und auf Letzteres leider keinen Einfluss haben.

Schon beim Vorwort von Dr. Marty Goldstein habe ich Gänsehaut:
Die Einführung von Dr. Khalsa bestätigt mir erneut, wie minderwertig oft die Zusammensetzung des industriellen Hundefutters ist. Dazu muss ich sagen, dass wir einige Jahre einen Hund mit Futtermittelunverträglichkeiten hatten, und ich dementsprechend in diese Thematik eingearbeitet bin. Trotzdem habe ich viel Wissenswertes in diesem Buch gefunden, wovon nun unsere Emmy profitiert.

Genau meine Welle:
Normalerweise lese ich solche Bücher nicht von vorne nach hinten, sondern suche mir zuerst die ansprechendsten Themen heraus. Doch hier habe ich direkt nach dem Vorwort weitergelesen, weil mich jedes Thema gefesselt hat. „Natürlich gesund“ ist wahnsinnig informativ, weist auf neue Denkansätze hin, die ausreichend begründet werden und bietet dem Leser meist mehrere Behandlungsoptionen an.

Was mich begeistert:
Dr. Khalsa macht keine Religion aus der Fütterung und geht nicht nur auf die Hunde, sondern ebenso auf die unterschiedlichen Lebensumstände ihrer Menschen ein. Anschaulich gibt sie jedem die Möglichkeit, das Beste für seinen Vierbeiner aus der eigenen Situation herauszuholen. Sie regt zum Nachdenken an, was enorm wichtig ist, denn wenn es um die Fütterung der Hunde geht, haben viele ihren Verstand schon an der Garderobe abgeben, um blind den leeren Werbeversprechen großer Konzerne zu folgen.

Was mir dabei sehr gut gefällt, ist, dass Dr. Khalsa nichts verteufelt. Sie fordert einzig, dass man sich bewusst mit der Ernährung seines Hundes auseinandersetzen soll, um sich für ein gesundes Fertigfutter, gekochtes Futter oder die Rohfütterung zu entscheiden. Worauf es dabei ankommt erläutert sie ausführlich. Der Schreibstil ist angenehm, flüssig zu lesen und ohne belehrenden Unterton. Dr. Khalsa verbannt auch nicht die konventionelle Behandlung. Alles im Leben hat seinen Platz und seine Zeit. Die Homöopathie ebenso wie die Schulmedizin und so fasst sie das unter ihrem Lieblingswort „komplementär“ zusammen.

Ständig lese ich Neues:
Besonders spannend für mich ist die Information über die unterschiedlichen Akupunkturmöglichkeiten. Von einigen Behandlungsformen lese ich zum ersten Mal. Dr. Khalsa spricht auch über die neuen Denkansätze zu Impfungen bei Hunden und Katzen. Das kam schon vor einer Weile auf und ich habe das Gefühl, das das Umdenken dazu wieder verschwindet, worüber die Pharmaindustrie nicht böse sein wird. Für mich ist das aber kein Grund, einem Impfschema blind zu vertrauen, nur weil es immer so gehandhabt wurde. Die Titer-Bestimmung ist in diesem Fall eine sichere Entscheidungshilfe.

Dr. Khalsa fasziniert mich mit Leichtigkeit. Sie untermauert alles mit Fallbeispielen aus ihrer Praxis. Ich liebe es, wenn Schicksale ein Gesicht bekommen und Dr. Khalsas Liebe zu den Tieren und ihre Verantwortung ihnen gegenüber, spricht aus jedem ihrer Worte.

Das Buch gliedert sich in vier umfangreiche Abschnitte:

• Teil 1 - Essen, um zu leben

• Teil 2 - Die Natur der Gesundheit

• Teil 3 - Ganzheitliche Rezepte von A – Z

• Teil 4 - Das Hunderestaurant

In ihnen dreht sich alles um die Kraft der Kräuter, Vitamine, Mineralien, die Bedeutung von Gemüse für die Ernährung, das Fleisch, Globuli, Schüßler Salze, Probiotika, Präbiotika, krebsbekämpfende Nahrungsmittel und vieles mehr.

Fast so verlockend, um es selbst zu essen:
Alleine die Rezepte im Hunderestaurant lassen mir schon beim Durchlesen das Wasser im Mund zusammenlaufen und die Bilder tun ihr übriges dazu. So wie es sich durchs ganze Buch zieht, gibt es Rezepte für Hunde, deren Menschen gerne für sie kochen und Rezepte für Hunde, die roh ernährt werden. Die Backrezepte und verdammt leckeren Omelettvarianten, sowie Gemüserezepte eigenen sich für alle offenen Besitzer gleichermaßen. Zudem gibt es Rezepte für bestimmte Krankheitsbilder und Rezepte, die jedem erkrankten Hund guttun, gleich, wie er sonst ernährt wird.

Mir gefällt der Fragebogen im Buch, um zu ermitteln, zu welchem „Typ“ man gehört und anhand seines Ergebnisses findet man auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittene Rezepte und Anregungen für die Vorratsplanung, die den Alltag der Fütterung erleichtern. Tipps und Tricks dem Hund gewisse Lebensmittel schmackhaft zu machen, fehlen ebenso wenig, wie ansprechende Fotos und Futterpläne.

Mein Fazit:
„Natürlich gesund“ ist ein umfassender Leitfaden, der mich spielerisch in die Seiten zieht. Geballtes Wissen, eine Vielzahl einladender und gesunder Rezepte, machen dieses Buch zu einem wertvollen Ratgeber für jeden Hundehalter. Ganz nach dem Motto: Iss dich gesund! Alleine die verlockenden Toppings, die es vegetarisch, glutenfrei, knusprig oder zum längeren Kauen gibt, wollen mich umgehend in der Küche loslegen lassen.

Emmy kommt schon in den Genuss von leckeren Zutaten in ihrem Napf, denn leider bin ich manchmal etwas einfallslos und das Buch hat mich neu inspiriert und für jede Menge Anregung gesorgt. Wir sind, was wir essen. Das gilt auch für unsere Hunde. Sicher können wir nicht alles beeinflussen, aber unsere Hunde haben nicht die Möglichkeit, für sich zu entscheiden, wie sie sich ernähren möchten. Darum sind wir es ihnen schuldig, unser Bestes zu geben, für ein möglichst langes und gesundes Hundeleben.

Von mir erhält „Natürlich Gesund“ 5 kostbare Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Was für ein überraschender Abschluss

Matching Night, Band 2: Liebst du den Verräter?
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Trau, schau, wem!

Spoilerwarnung für alle, die den 1. Teil nicht gelesen haben.

Darauf habe ich so gewartet:
Es geht weiter mit der tollen Dilogie und ich kann nach dem gemeinen Cliffhanger endlich meine ...

Trau, schau, wem!

Spoilerwarnung für alle, die den 1. Teil nicht gelesen haben.

Darauf habe ich so gewartet:
Es geht weiter mit der tollen Dilogie und ich kann nach dem gemeinen Cliffhanger endlich meine Neugierde befriedigen. Es braucht nur wenige Sätze und ich stecke wieder knietief in der Story. Ich bin direkt an Caras Seite und leide tüchtig mit ihr mit. Sie fühlt sich berechtigterweise von Joshua und Tyler hintergangen und benutzt. Das schmerzt.

Dominierten im ersten Band die Geheimnisse hinter den einflussreichen Studentenverbindungen der Ravens und Lions, zieht in diesem Buch die Spannung beträchtlich an. Hasse vermittelt mir glaubhaft Caras Gefühlswelt und der Funkenflug saust mir nur so um die Ohren. Ich lausche ergriffen seinem sinnlichen Knistern. Diesmal erhalte ich den ersehnten Einblick in das Zuhause der Lions. Das hatte ich im ersten Band vermisst.

Was mich mit den ersten Seiten einfängt:
Das gelungene Setting schenkt mir ein atemberaubendes Kopfkino, das ich mit Genuss verfolge. Die Dialoge sind lockerflott, witzig, neckisch und zweideutig, was ich total liebe. Der Schlagabtausch zwischen Josh und Cara wird diesmal auf eine andere Ebene gehoben, wärmt mein Herz und lässt mich immer wieder lächeln. Die Entwicklung ist rasant, aber nichts geht zu schnell. Das Tempo passt ausgezeichnet zu den Figuren und zur Handlung. Wer ist der Richtige für Cara? Tyler oder doch Josh?

Hasse hält Überraschungen für mich bereit, die ich so nicht habe kommen sehen. Dafür gibt es ein großes Lob von mir. Der geniale Schreibstil zieht mich spielend durch die Story und ich darf einige Prickelmomente miterleben. Gut ausgearbeitete Spannungsbögen ziehen sich gelungen durchs Buch. Wieder wird mir alles durch Caras-Ich-Perspektive im Präsens nahegebracht, doch diesmal habe ich nicht eine Sekunde das Gefühl etwas zu verpassen.

Was für eine Frage:
Hasse fragt am Ende ihres Buchs, zu welchem Team ich mich zähle. Darauf gibt es für mich nur eine Antwort: Ich kann mich nicht entscheiden. Joshua wie auch Tyler sind zum Verlieben.

Mein Fazit:
"Matching Night: Liebst du den Verräter?", knüpft direkt am Ende des 1. Teils an und erneut werde ich eine Weile im Dunkeln gehalten, wem Cara vertrauen kann und wem nicht. Gemeinsam begeben wir uns auf die Suche nach der Wahrheit und das Ende birgt eine große Überraschung in sich. Es geht um dunkle Machenschaften am St. Joseph’s College in Whitfield und die eine große Liebe. Herzschmerz, Romantik, Leidenschaft und Spannung sind mit dieser Dilogie garantiert. Ich habe meine Zeit in Whitfield aus tiefstem Herzen genossen und mich in einige Figuren heftig verliebt.

Von mir erhält „Matching Night: Liebst du den Verräter“ 5 bemerkenswerte Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Was für ein turbulenter Liebesroman

Mein Glück in deinen Händen
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Das Glück finden wir nicht im Vergangenen.

Um was es geht:
Sara kann ihrer Schwester Mariel nicht verzeihen, dass sie ihr den Freund ausgespannt hat und nun ihre Hochzeit mit ihm plant. Saras Fantasie ...

Das Glück finden wir nicht im Vergangenen.

Um was es geht:
Sara kann ihrer Schwester Mariel nicht verzeihen, dass sie ihr den Freund ausgespannt hat und nun ihre Hochzeit mit ihm plant. Saras Fantasie überschlägt sich bei dem Gedanken daran, mit welchen Möglichkeiten sie Mariels schönsten Tag im Leben sabotieren kann, und manchmal werden Träume wahr. Was aber, wenn diese sich zu Albträumen entwickeln?

Die Figuren:
Sara Harrington ist 38 Jahre alt und lebt in Chicago. Sie ist Eventmanagerin und folgt einem Hilferuf ihrer Mutter, weshalb sie umgehend nach New York fliegt. Sara ist organisiert, hat Biss, neigt zur Sturheit und versteht es, auf eigenen Beinen zu stehen. Beruflich sind für sie Probleme da, um gelöst zu werden. Privat eher, um ihnen aus dem Weg zu gehen.

David Cole ist charmant, zurückhaltend, humorvoll und ein feiner Kerl. Mit ihm habe ich ebenso viel Spaß wie Sara. Er lebt in Manhattan und ist in der Immobilienbranche tätig.

Zudem gibt es einige Nebenfiguren, die mein Herz unterschiedlich erwärmen.

Die Umsetzung:
Die Entwicklung der Figuren liest sich nachvollziehbar und der bildhafte und flüssige Schreibstil lässt mich durch die Seiten fliegen. Simses führt mich dicht an Sara heran und ich habe volles Verständnis für ihr emotionales Durcheinander. Ich weiß selbst nicht, wie ich damit umgegangen wäre, wenn meine Schwester plötzlich mit meinem Freund angebandelt hätte. Das ist ja doch irgendwie ein Tabu. Die Mutter der beiden ist erfrischend und lässt mich oft schmunzeln. Sie gefällt mir in ihrer Rolle richtig gut.

Es folgen unglaubliche Verwicklungen, die sich nicht alle nachvollziehbar lesen, aber das Tempo in die Höhe schnellen lassen und mich bestens unterhalten. Es passiert so viel. In den Seiten wird es romantisch, turbulent, bedrückend und lustig. Der Wechsel zwischen den Stimmungen ist gelungen. Die Story wird aus der Ich-Perspektive von Sara in der Vergangenheit geschildert. Am Ende erwartet mich ein leckeres Rezept, das ich noch ausprobieren werde.

Was schade ist:
Leider bleibt die Entwicklung der Liebesgeschichte von Sara und David im Hintergrund. Da kommt einiges zu kurz und das Ende zu abrupt.

Zur Buchgestaltung:
Normalerweise äußere ich mich nicht zum Cover und es hat auf die Bewertung keinen Einfluss, aber die Buchgestaltung ist hier so liebevoll ausgeführt, das ich es unbedingt erwähnen möchte. Die herausragende Optik und die zartrosa Seiten untermalen häufig das Stimmungsbild.

Mein Fazit:
„Mein Glück in deinen Händen“ ist ein turbulenter Liebesroman, der mir unglaublich viel Unterhaltungspotential bietet. Zudem schenkt mir Simses angenehme Charaktere, für deren Handeln mir die Autorin Verständnis vermittelt und ich erlebe Saras Wandlung hautnah mit. Einiges von den Familienzwistigkeiten liest sich wie aus dem Leben gegriffen und das ist es vermutlich auch. Es macht die erlesenen Emotionen authentisch. Einige Szenen sind überspitzt, was aber den Lesefluss nicht stört. Es ist eine witzige unterhaltsame und temporeiche Lovestory mit einer Schwäche.

Von mir erhält „Mein Glück in deinen Händen“ 4 ereignisreiche Sterne von 5 und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Eine grandiose Familiensaga

Elbleuchten
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Alle bisher errungenen Rechte für Frauen sind ein kostbarer Schatz und wir haben noch lange nicht das Ende erreicht.

Ich lese normalerweise nichts Historisches und ungern Bücher mit mehr als 500 Seiten. ...

Alle bisher errungenen Rechte für Frauen sind ein kostbarer Schatz und wir haben noch lange nicht das Ende erreicht.

Ich lese normalerweise nichts Historisches und ungern Bücher mit mehr als 500 Seiten. Doch bei dieser Autorin habe ich eine Ausnahme gemacht, weil mir ihr Schreibstil prima gefällt.

Um was es geht:
1886 – die Welten von Lily und Jo treffen aufeinander und lösen in Lily erdrutschartige Entwicklungen aus, denen ich gespannt folge.

Was mich entflammt:
Der Schreibstil ist bildhaft und leidenschaftlich und Georg lässt mich den auktorialen Erzähler vergessen, der immer wieder in den Seiten auftaucht und den ich sonst vehement ablehne. Das Sprachbild spiegelt an einigen Stellen die Zeit des 19. Jahrhunderts wieder, was den Lesegenuss noch authentischer macht. Georg zieht mich blitzschnell in die Story hinein und ich finde mich im 19. Jahrhundert wieder, das mich an vielen Stellen erschüttert. Was für eine raue und gnadenlos kalte Zeit.

Eine Frau im 19. Jahrhundert hatte keine Stimme und diente dem Mann lediglich als Mutter seiner Kinder und als hübsches Beiwerk an seiner Seite. Damit hatte sie ihren Zweck schon erfüllt. Und der unüberwindbare Graben zwischen Arm und Reich wurde mit Eiseskälte und Gleichgültigkeit gefüllt. Selbst heute bringt es Verwicklungen mit sich, wenn sich Arm und Reich verbinden, aber früher hatte das grausame Folgen: Diese reichten von Ächtung und Ausgrenzung bis hin zu Gefängnisstrafen, an deren Ende oft der Tod stand.

Was für eine gelungene Umsetzung:
Georg schreibt verflixt glaubwürdig, was Beleg für eine herausragende Recherchearbeit ist. Mit viel Feingefühl vermittelt sie mir ein Bild von den Figuren und es berührt mich tief, zu erleben, wie sich Lilys Schleier, der von Geburt an von der Gesellschaft über sie gelegt wurde, lichtet, Stück für Stück. Mit dem heutigen Wissen möchte ich nicht für eine Milliarde Euro eine Reise in diese Zeit unternehmen. Die Dogmen und die Macht, die die Männer lebten und zu ihren Gunsten ausnutzten, ist kaum zu ertragen.

Elbleuchten fasziniert mich von der ersten Seite an und ich sause in einem Tempo durch das Buch, das mich fast schwindelig werden lässt. Die Spannungsbögen sind perfekt ausgearbeitet und raffiniert in die Story eingewoben. Hier lautet die Devise: Rechne immer mit dem Unvorhersehbaren. Die Geschichte bietet mir ganz großes Kino und ich würde die Reihe unglaublich gerne verfilmt sehen. Solche Gedanken habe ich nicht oft beim Lesen und sie bestätigen mir die herausragende Qualität des Stoffs.

Die Säulen der Geschichte sind die ergreifenden Figuren:
Lily Karsten ist die Tochter einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs. Sie glaubt anfänglich, der Sinn ihres Lebens bestünde darin, zu heiraten, Kinder zu bekommen und eine gefällige Ehefrau zu sein. Doch tief in ihrem Inneren möchte sie Schriftstellerin werden. Lily ist burschikos, entschlossen, mutig, stur, intelligent und dabei neugierig auf die Welt. Die oberste Regel ihres konservativen Elternhauses lautet: „Schade nie dem Ruf der Familie.“ Diesem Grundsatz wird alles untergeordnet. Die Familie hütet ein dunkles Geheimnis, das mich unendlich traurig macht. Lily hat zwei Brüder, von denen ich einen sofort ins Herz schließe und den anderen am liebsten in die damalige nicht vorhandene Kanalisation spülen möchte.

Jo Bolton arbeitet im Hafen für Ludwig Oolkert. Dieser ist der mächtigste Kaufmann der Stadt und Rivale der Karstens. Jo kommt aus dem Gängeviertel und gehört der untersten Bevölkerungsschicht an. Dabei darf er sich glücklich schätzen, weil er einen Job hat und so seine Mutter finanziell unterstützen kann. Sein Charakter fasziniert mich vom ersten Augenblick an. Jo ist ein Mann, dem das Leben nichts geschenkt hat, und trotzdem hadert er nicht mit seinem Schicksal, obwohl er jeden Grund dazu hätte.

Mein Fazit:
„Elbleuchten“ führt mir intensiv das ergreifende Schicksal einer jungen Frau und eines jungen Mannes aus dem 19. Jahrhundert vor Augen. Ich darf tief in die Charaktere und ihre Entwicklung eintauchen und inhaliere jedes Wort. Die Spannung ist an manchen Stellen kaum auszuhalten. Themen wie fehlender Arbeits- und Krankenschutz, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, Missbrauch, der Umgang mit Angestellten, behinderten Menschen und Krankheiten, die man heute im Griff hat, die aber damals tausenden das Leben gekostet haben, führen mir vor Augen, mit welchen Kostbarkeiten wir heute aufwachsen dürfen, die für uns längst zur Selbstverständlichkeit verkommen sind. Das Buch lehrt mich Demut und nein, wir haben es heute bestimmt nicht extra schwer, auch wenn einige davon überzeugt sind.

Dieses Buch lege ich jedem ans Herz, der leidenschaftlich gerne intensive Lovestorys vor historischem Hintergrund liest und auf Authentizität und Spannung wert legt. Und jedem, der sonst wie ich dieses Genre meidet, lege ich es ebenfalls ans Leseherz. Das Buch hat jede Chance verdient, gelesen zu werden; jedes Wort. Und jetzt kann ich es kaum erwarten, bis der Folgeband „Elbstürme“ erscheint.

Von mir erhält „Elbleuchten“ 5 grandiose Sterne von 5 und eine unbedingte und absolute Leseempfehlung.

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