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Veröffentlicht am 11.07.2017

Bittersweet

Bittersweet
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Diese Rezension beginnt mit dem ersten Eindruck. Der erste Eindruck ist entscheidend. Bei Covern ist es meist so, dass sie eine Art bildhafte Zusammenfassung des Inhalts sind. Bei Menschen ist es so, dass ...

Diese Rezension beginnt mit dem ersten Eindruck. Der erste Eindruck ist entscheidend. Bei Covern ist es meist so, dass sie eine Art bildhafte Zusammenfassung des Inhalts sind. Bei Menschen ist es so, dass der erste Eindruck oft nicht stimmt. "Looks can be deceiving." Meist ist nichts so, wie es zunächst scheint.
Das Cover von "Bittersweet" passt gut zu seinem Inhalt. Hier wird eine zwielichtige Stimmung eingefangen. Irgendwie wirkt die Atmosphäre bedrohlich. Da steht ein hübsches Haus am See, aber der Betrachter spürt, dass bald etwas passieren wird.Und dann bleibt der Blick beim "süß" wirkenden Schriftzug des Titels hängen. Bitter (der bedrohlich wirkende Augenblick) und Sweet (die hübsch verschnörkelte Schrift).
Dann liest der Leser den ersten Satz. "Bevor sie mich hasste, bevor sie mich liebte wusste Genevra Katherine Winslow nicht, dass ich überhaupt existierte." Und schon ist man in der Geschichte gefangen. Was ist passiert, dass solche intensiven Gefühle aus einem anfänglichen Ignorieren entstehen ließ? Hass und Liebe. Kontraste, die aufeinanderprallen.
Wie diese zwei Frauen. Man hat sofort das Gefühl, dass auch die beiden Frauen bitter und süß sind. Mabel ist süß naiv. Ev ist bitter und traurig. Obwohl Ev reich ist und eigentlich alles hat, hat ihr die Welt nicht gut getan. Ihr Cousin hat sich erschossen. Viele Kontraste bilden den ersten Eindruck und bauen eine Spannung auf.
Der Mensch sehnt sich nach dem Paradies. Nach dem Perfekten, dem Idyllischen. So auch Mabel. Für sie ist dieses Perfekte in der Familie ihrer Zimmergenossin Ev verkörpert. Ev und die Familie Winslow leben in einer Idylle, die sich Winloch nennt. Doch der Schein trügt.

"Traue niemandem." (S. 176)

Mabel liest während ihres Aufenthalts in Winloch John Miltons "Das verlorene Paradies". Zumindest versucht sie es, denn sie kann sich nicht richtig darauf konzentrieren und der Text ist ihr zu schwer. Doch das Buch ist ein Sinnbild für die Geschichte, die die Autorin hier erzählen möchte.

"Natürlich wusste ich, dass Adam und Eva keine Sorgen und keine Scham kannten, bevor sie in den Apfel bissen. Ich wusste, dass der Sündenfall darin bestand, dass sie vom Baum der Erkenntnis aßen. Ich wusste dass Gott sie deswegen aus dem Paradies vertrieb. Und dass wir die Nachgeborenen, deswegen keinen Zugang mehr zum Garten haben. (...) Nie können wir vergessen. Doch es gibt kein Zurück." (S. 191)

So ist das auch mit dem ersten Eindruck. Der Mensch hat ein perfektes Bild von seinem Gegenüber, erträumt sich eine perfekte Idylle. Doch der erste Eindruck täuscht. Es passiert etwas, das Perfekte verschwindet und die Realität enttäuscht. Man wünscht sich, man hätte die Realität nie gesehen. Doch es gibt kein Zurück mehr. Was passiert ist, ist passiert.

Miranda Beverly- Whittemore beherrscht das "showing" in einem faszinierenden Ausmaß. Das bedeutet, dass viel zwischen den Zeilen passiert. Man kann dieses Buch wie eine leichte Sommerlektüre lesen. Aber das Buch bietet so viel mehr, wenn man sich darauf einlässt und darüber nachdenkt. Das hier ist ein niveauvoller Roman.
Unter anderem wirkt die Geschichte dadurch realistischer, dass dem Leser nicht alles direkt erzählt wird. Man muss über das Gelesene nachdenken. Vieles steckt unter der Oberfläche. Wie bei einer perfekten Familienidylle.
Figuren sind hier auch nicht durchgehend sympathisch, denn sie haben ihre Stärken und Schwächen. Man gewinnt einige Personen lieb und schreckt dann vor ihnen zurück, weil einen ihre Handlungsweise enttäuscht. Der erste Eindruck passt nicht mehr.
"Bittersweet" ist ein leicht zu lesender, sehr spannender Roman über die Tiefen und Untiefen der menschlichen Seele. Mir kam beim Lesen in den Sinn, dass es sich hier um eine Art Game of Thrones meets Rosamunde Pilcher Mischung handelt (mehr Rosamunde Pilcher). Wer verzwickte Liebesgeschichten und malerische Gegenden mag und wen die menschliche Psyche fasziniert, für den ist dieses Buch sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Eiskalter Plan

Eiskalter Plan
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"Was geschah mit uns? In meinen Träumen tanzten vier Frauen in Trance in einem Hexenzirkel und feierten ein dunkles Ritual. War es kollektiver Wahnsinn oder der Wunsch nach Gerechtigkeit, der uns trieb?" ...

"Was geschah mit uns? In meinen Träumen tanzten vier Frauen in Trance in einem Hexenzirkel und feierten ein dunkles Ritual. War es kollektiver Wahnsinn oder der Wunsch nach Gerechtigkeit, der uns trieb?" (S.83.)
Alma, Greta, Sophie, Marie. Vier Frauen, die enttäuscht von den Männern sind und deshalb Pläne schmieden. Pläne, die sie lieber nicht in die Tat umsetzen sollten. Aber sie können nicht anders. Doch eine unter ihnen spinnt ein Netz aus Lügen. Verfolgt einen eiskalten Plan. Eine von ihnen ist nicht, wer sie zu sein vorgibt. Wer ist sie?

Der Psychothriller fängt sehr langsam an. Alma, die die Geschichte erzählt, ist mir zu keiner Zeit sympathisch gewesen und deswegen habe ich auch kein Mitleid mit ihr. Da sie die Geschichte erzählt, finde ich auch die anderen Personen nicht sympathisch. Am Ende stellt sich bei mir ein "Geschieht dir recht" Gefühl ein.

Interessant fand ich hingegen die Männer. Alma erzählt, wie sie sich vorstellt, dass die männlichen Täter denken. Da die Autorin hierfür nachgeforscht hat, finde ich diese Einsichten sehr informativ. Was denkt ein pädophiler Vergewaltiger? Oder ein Frauenschläger? Hier wird das Furchtbare, das Unaussprechliche in Worte gefasst.

Die Reaktionen der vier Frauen verstehe ich nur teilweise. Sie sind enttäuscht von ihren Ehemännern. Aber sie reden nicht mit ihnen über ihre Probleme. Stattdessen fressen sie alles in sich hinein und schreiben dann in einem Forum mit Gleichgesinnten. Sich mit Gleichgesinnten auszutauschen finde ich sehr gut. Jedoch entwickelt sich hier eine verheerende Dynamik.

Es entsteht ein Mörderinnenclub. Die Energie, die die Frauen für ein richtiges Gespräch mit ihren Männern bräuchten, wird fehlgeleitet. Man mag jetzt sagen, dass die Frauen ja nur Ungeheuer töten. Aber was rechtfertigt Mord? Und wo hört Rache auf? Denn auch diese Morde müssten ja eigentlich gerächt werden, oder? Und was ist, wenn diese Männer in Wirklichkeit doch nicht diese Ungeheuer sind, als die sie dargestellt werden? Diese Ethikfragen wirft dieses Buch auf.

Ist es kollektiver Wahn oder der Wunsch nach Gerechtigkeit, der die Frauen antreibt? Diese Frage stellt sich auch Alma. Sie beschreibt die vier wie einen Hexenzirkel. Und mich erinnert das an Shakespeares Hexen in Macbeth. Dort steht, dass sich die Hexen noch vor Einbruch der Nacht treffen, wenn die Schlacht gewonnen und verloren ist. Die Frauen haben sich in das Netz der Spinne begeben und die Würfel sind schon von Anfang an gefallen.

Mein Fazit ist gemischt. Ich mochte die Protagonisten nicht. Die "Spinne" hat mich jedoch fasziniert. Der psychologische Aspekt war sehr interessant und deswegen fand ich die "Anmerkungen" am Ende des Buches auch sehr spannend. "Gefällt mir" ist zuviel gesagt. Es war stellenweise interessant und teilweise sehr langweilig (weil ich einfach eine Bezugsperson brauche und hier keine finde). "Nicht schlecht" passt hier auch nicht. Dafür war er zu gut rechererchiert. Ich würde sagen, er war gut, aber nicht mein Fall.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Die Lektion des Todes

Die Lektion des Todes
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Ich habe nach dem Lesen des Buches einige Zeit zum Nachdenken gebraucht. Was soll ich bloß schreiben? Diese Rezension wird dem Buch einfach nicht gerecht werden, weil es so vielschichtig ist, dass ich ...

Ich habe nach dem Lesen des Buches einige Zeit zum Nachdenken gebraucht. Was soll ich bloß schreiben? Diese Rezension wird dem Buch einfach nicht gerecht werden, weil es so vielschichtig ist, dass ich einen ganzen Aufsatz schreiben müsste. Aber ich mag so lange Rezensionen nicht, da sie kaum jemand wirklich liest und ich möchte doch, dass du das hier liest. Viel lieber möchte ich ja, dass du die "Lektion des Todes" liest. Das hier ist ja nur eine Standing Ovation.
Sollte man es noch nicht mitbekommen haben: Ich bin begeistert. Schlichtweg hin und weg. Ich habe lange nicht mehr so ein gutes Buch gelesen. Auf Amazon las ich, dass jemand die Geschichte sehr klischeemäßig findet. Ich frage mich, welche Bücher diese Person liest und wo ich die bekommen kann. Denn ich will mehr davon!

Aufgeteilt ist der Thriller in drei Teile von denen jeder mit einem Ausschnitt aus einem Artikel namens "Leben, Tod und Trauer" beginnt. Der ungeduldige, nicht an Psychologie interessierte Leser wird sich wundern, warum diese denn in dem Buch vorhanden sind und sie vielleicht nur überfliegen. Aber das wäre ein großer Fehler. Denn "Die Lektion des Todes" ist ein Psychothriller, der große Betonung auf Psychologie legt. Er soll zum Nachdenken über Psychologie und zum Lernen animieren. Psychologie wird faszinierend, spannend und alltäglich dargestellt.
Der Täter möchte den Tod erforschen. Ist er nur Teil des Lebens oder ist er sogar Ziel des Lebens? "All seine Experimente drehen sich um den Tod.Er ist davon fasziniert, und das hier ist seine Methode, ihn tiefergehend zu erforschen." (S. 323) Mit "das hier" sind verschiedenste grausame Arten des Mordes gemeint.
Aber nicht immer endet der Mord mit einem Tod. Eines der Opfer soll seelisch ermordet werden. Ziel des Experimentes ist es, herauszufinden, wie lange es braucht, um eine junge Frau vollends zu brechen.
Aber es geht nicht nur um brutale Psychologieexperimente. Es geht auch um das Verarbeiten persönlicher Traumata, um Freundschaft, um Gruppendynamik. Kurz gesagt um alltägliche Psychologie. Man kann die Protagonisten auf der Seite des Rechts nur liebgewinnen. So zum Beispiel den Hünen DI David Murphy, der Bär genannt wird, und der ein furchtbares Trauma aufarbeiten muss. Oder die Italienerin DS Laura Rossi.Am Meisten mochte ich Jess. Sie ist ehrlich und direkt. Ihre Freundschaft zu David ist unentbehrlich.
Nicht nur die Psychologie ist gut herausgearbeitet, auch die Polizeiarbeit ist realistisch dargestellt. Die Polizisten müssen für Hinweise arbeiten und bekommen sie nicht einfach so vor die Füße geschmissen. Sie sind auch öfters auf der falschen Spur.
Ich hatte nach etwa einem Drittel 5 Verdächtige, die sich dann langsam als falsch erwiesen. Mein Hauptverdächtiger stellte sich als unschuldig heraus. Doch ich war auch ab und zu auf der richtigen Spur.
Emotional hat mich das Buch auch mitgerissen. Hin und wieder schrie ich einige Charaktere, wie bei einem guten Film, auch an. Luca Veste hat seinen Figuren einfach eine mitreißende Tiefe gegeben.

Jetzt hab ich doch einen kleinen Aufsatz geschrieben. Noch lange nicht so viel, wie ich schreiben könnte... Aber ich möchte unbedingt, dass du das Buch in die Hand nimmst und liest! Geb ihm eine Chance und du wirst dich bestimmt, wie ich, auf die Übersetzung des zweiten Teils ("The Dying Place") freuen.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Sturmschatten

Sturmschatten
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Ich fand dieses Buch wunderschön. Man wird sofort in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere werden so gut beschrieben, dass man sich sofort in sie verliebt. Während dem Lesen lief ein Film vor meinen ...

Ich fand dieses Buch wunderschön. Man wird sofort in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere werden so gut beschrieben, dass man sich sofort in sie verliebt. Während dem Lesen lief ein Film vor meinen inneren Augen ab, der so deutlich war, wie es mir nur ganz selten passiert. Ich habe sogar von Esta geträumt. Obwohl es hier um Sturmbändiger geht, kam mir die Geschichte sehr realistisch vor.
Ich liebe Bücher, in denen etwas magisches in die reale Welt mitgenommen wird. Das passiert hier ohne, dass darum viel zu viel Aufhebens gemacht wird. Die Magie war schon immer da, man wusste nur vorher nichts davon.
Die Geschichte ist abwechslungsreich, emotional und spannend. Es gibt eine Liebesgeschichte, die ich wunderbar beschrieben finde. Überraschende Wendungen wechseln sich mit spannenden Momenten und interessantem Zwischenmenschlichen ab.
Kurz gesagt: Lesenswert! Ich empfehle dieses Buch Jedem, der schöne Jugendbücher mag.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Schlaf und Vergessen

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
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Wie ist das eigentlich? Wie ist das eigentlich jeden Morgen aufzuwachen und nicht zu wissen, wer man ist? In einem fremden Zimmer, neben einem unbekannten Mann aufzuwachen ohne zu wissen, wie man eigentlich ...

Wie ist das eigentlich? Wie ist das eigentlich jeden Morgen aufzuwachen und nicht zu wissen, wer man ist? In einem fremden Zimmer, neben einem unbekannten Mann aufzuwachen ohne zu wissen, wie man eigentlich hier hingekommen ist? Eine beängstigende Vorstellung, wie ich finde. Darum geht es in diesem Buch.

Man wird hier oft auf eine falsche Fährte geführt. Kaum glaubt man der einen Person vertrauen zu können, passiert etwas, dass einen vom Gegenteil überzeugt. Deswegen kann man sich gut in die Protagonistin hineinversetzen. Der Leser selbst tastet sich ohne Erinnerung an Claires Vergangeheit (denn er kann sich ja nicht an mehr erinnern, als an das, was er gerade gelesen hat) in Claires Geschichte voran (ähnlich: "Lauf, Jane, Lauf")
Das Buch ist gut geschrieben, leicht zu lesen und sehr spannend. Auch wenn mich das Ende sehr verwirrt und ein kleines bisschen enttäuscht hat, finde ich es sehr empfehlenswert.