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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2020

Showdown

Heliosphere 2265 - Der Helix-Zyklus 4 - Der genetische Schlüssel (Bände 22-24)
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Jayden Cross und seine Crew haben es geschafft: sie sind zurück aus der Zukunft des 24. Jahrhunderts und haben das Volk der Aaril gerettet. Imperator Sjöberg, Angelo de Santo und auch Präsidentin Jessica ...

Jayden Cross und seine Crew haben es geschafft: sie sind zurück aus der Zukunft des 24. Jahrhunderts und haben das Volk der Aaril gerettet. Imperator Sjöberg, Angelo de Santo und auch Präsidentin Jessica Shaw halten sich nicht mit großen Feierlichkeiten auf, denn Richard Meridian läutet die letzte Phase seines Jahrhundertplans ein.

Ein atemberaubendes Finale, das sich nicht aus der Hand legen lässt! Rasante Wendungen, phantastische Überraschungen, spektakuläre Enthüllungen und unerwartete Abgründe – Andreas Suchanek hat mit diesem Band einen grandiosen Abschluss des zweiten Heliosphere-Zyklusses vorgelegt, der selbstverständlich gleichzeitig das Tor zu neuen Abenteuern öffnet. Nichts anderes war vom Meister der Cliffhanger zu erwarten.

Ein bisschen schade fand ich, dass die Aaril hier zu kurz gekommen sind. Dafür, dass ein ganzes Volk aus der Zukunft mal eben transferiert wurde und es fraglich blieb, wie sie überhaupt von den Menschen aufgenommen werden, ist es viel zu schnell in den Hintergrund getreten. Ich denke, dass da in Zukunft noch was kommt, aber in diesem Band hätte ich mir für sie mehr gewünscht, selbst wenn der Fokus auf dem Jahrhundertplan liegt.

Wieder einmal 5 Sterne, trotz des kleinen Kritikpunkts – bei dem ich mir nicht mal sicher bin, ob mir nicht im Eifer des Gefechts etwas entgangen ist. Ich bin weiterhin gespannt, wohin die Reise der HYPERION geht und hoffe, dass möglichst viele meiner Lieblingscharaktere das nächste Abenteuer glücklich überstehen.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Was habe ich verpasst?

Die Erziehung des Herzens
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Als Frédéric zum Studium nach Paris kommt, hat er hochfliegende Träume und viele Pläne, doch alles verpufft als er Frau Arnoux trifft und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Da sie als verheirate tugendhafte ...

Als Frédéric zum Studium nach Paris kommt, hat er hochfliegende Träume und viele Pläne, doch alles verpufft als er Frau Arnoux trifft und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Da sie als verheirate tugendhafte Frau für den unbeholfenen, völlig realitätsfremden Jungen unerreichbar bleibt, freundet er sich mit ihrem Mann an. Die nächsten Jahrzehnte lähmt diese Liebe ihn in all seinen Unternehmungen, macht ihn blind für den Egoismus und das Schmarotzertum seiner Freunde und sorgt dafür, dass er nur um ihr alles zu erhalten sich fast völlig ruiniert.

Flaubert ist niemals eine einfache Lektüre. Melancholie, düstere Realität und unsympathische Charaktere sind Bestandteil seiner detaillierten Gesellschaftspanoramen. Hier hatte ich allerdings den Eindruck etwas Wesentliches verpasst zu haben. Zäh schleppte sich die Geschichte von Seite zu Seite. Frau Arnoux wurde für mich als Leser niemals zu dem hohen Ideal, das Frédéric in ihr sah, sondern ging mir schließlich gehörig auf den Geist. Den apathischen Protagonisten wollte man wahlweise treten oder ohrfeigen, um ihn endlich zur Besinnung und zum Leben zu bringen. Was Flaubert mit der Geschichte transportieren wollte, ist mir völlig entgangen. Weder mit Inhalt noch mit Drama konnte er mich packen. Um diese Geschichte zu würdigen, muss ich nach einem anständigen Kommentar mit Interpretationsansätzen suchen.

Das Nachwort des Übersetzers E.A. Reinhardt hat mir hier nicht weiterhelfen können. Er verliert sich zu sehr in seiner Flaubert-Begeisterung und beschränkt sich schließlich auf nebulöse Andeutungen, dass man schon wüsste, was der Roman bedeuten soll – und wenn nicht, dass ist man halt so ein Ignorant wie Flauberts Zeitgenossen.

Das Buch selbst konnte mich nur mäßig begeistern und ich bleibe mit dem dumpfen Gefühl zurück, etwas Wesentliches in ihm übersehen zu haben.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Eine schöne Idee zu wenig ausgeschöpft

Blackwood
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Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zieht Ge zu ihrer Tante Wanda nach Irland. Alles dort ist ihr fremd – von dem seltsamen Aberglauben bis zum Klatsch und Tratsch, der durch Radio Blackwood in Windeseile ...

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zieht Ge zu ihrer Tante Wanda nach Irland. Alles dort ist ihr fremd – von dem seltsamen Aberglauben bis zum Klatsch und Tratsch, der durch Radio Blackwood in Windeseile durchs Dorf getragen wird. Als sie dem Charme des gutaussehenden Arian verfällt, muss sie feststellen, dass selbst er einem vorgezeichneten Weg zu folgen scheint und das Schicksal ihr hier von vornherein keine Chance gibt. Da findet Ge in ihrem antiken Schreibtisch einen Brief von ihrem zukünftigen Ich und plötzlich scheint alles ganz einfach zu sein.

Das Buch setzt eine äußerst originelle Idee sehr mäßig um. Schade, denn man spürt das verschenkte Potential förmlich pulsieren. Der Aufbau bleibt dem typischen Romantasy-Muster verpflichtet: Mädchen kommt an einen neuen Ort – trifft umwerfenden wahlweise vergebenen oder düsteren Jungen, bei dem sie keine Chance hat – Fantasyelement spielt herein bis es zum Höhepunkt der Geschichte kommt und alles wird gut. Bis zum letzten Drittel des Buches ist es eine unterhaltsame Lektüre, bei der mir allerdings die ewigen Schnitzelland- und [KUSS]-Wiederholungen ziemlich auf den Geist gingen. Als dann jedoch die Magie in den Mittelpunkt rückte wurde es banal. Es gibt im Prinzip keinen dramatischen Höhepunkt. Die ganze Spannung verpuffte und es dümpelte zum vorhersehbaren Ende. Wirklich schade, denn Geschichte wie Charaktere hätten eine Menge mehr hergegeben.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Eine neue Geschichte aus Independence

Rocky Mountain Doc
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Die Physiotherapeutin Bertha kann es nicht fassen als sie einen ihrer Patienten dabei erwischt wie er sich illegal Schmerzmittel verschafft. Leider hat auch der Dealer sie gesehen und setzt alles daran, ...

Die Physiotherapeutin Bertha kann es nicht fassen als sie einen ihrer Patienten dabei erwischt wie er sich illegal Schmerzmittel verschafft. Leider hat auch der Dealer sie gesehen und setzt alles daran, sein Geschäft zu schützen. Als ihre Patienten sterben und die Polizei sie dafür verantwortlich machen will, zieht Bertha nach Independence, um neu anzufangen. Gerade als sie glaubt, es geschafft zu haben und mit dem sexy Kinderarzt Lee eine Zukunft zu haben, holt die Vergangenheit sie ein.

Mit dem 18. Band kehrt man wieder nach Independence zurück und kann der Stadt geradezu beim Wachsen zusehen. Auch nach so vielen Büchern hat die Geschichte nichts von ihrem Reiz verloren. Diese Geschichte funktioniert nach der gleichen Schablone, doch im Gegensatz zu den letzten Bänden ist das Kriminalelement hier endlich mal wieder überzeugend.

Die Rocky Mountains-Reihe lässt mich immer mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits hat sich die Autorin sehr gut entwickelt. Viele sprachliche Unebenheiten aus den Anfängen sind verschwunden, trotzdem bleiben einige umständlichen Formulierungen und zu ausufernden Beschreibungen, die mich immer wieder aus dem Lesefluss rausbringen. Die Liebesgeschichte beginnt mir in diesem Band wieder einmal zu plump und ich brauche wirklich nicht jede Körperreaktion bis ins letzte Detail. Andererseits liebe ich die Charaktere und das gesamte Setting. Independence mit seinen skurrilen, liebenswert und absolut einzigartigen Bewohnern hat es mir einfach angetan. Dafür nehme ich alles, was mich normalerweise massiv stört, jederzeit in Kauf.

Im 18. Band hat so gut wie alles gestimmt. Ich freu mich jetzt bereits auf den nächsten!

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Steinbeck zu lesen schmerzt, doch seine Sprache wiegt alles auf

Von Mäusen und Menschen
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Lennie und George ziehen als Wanderarbeiter durch Kalifornien. Das harte Leben meistern sie, indem sie an ihrem Traum von einem eigenen Stückchen Land festhalten, auf dem sie sich zur Ruhe setzen wollen. ...

Lennie und George ziehen als Wanderarbeiter durch Kalifornien. Das harte Leben meistern sie, indem sie an ihrem Traum von einem eigenen Stückchen Land festhalten, auf dem sie sich zur Ruhe setzen wollen. Doch Lennie ist nicht nur bärenstark, sondern auch geistig zurückgeblieben und gerät damit immer wieder in Schwierigkeiten. George fürchtet, dass der Tag kommen wird, an dem er ihn nicht mehr schützen kann.

Von der ersten Zeile an traf mich Steinbeck mitten ins Herz. Die Sprache ist großartig (die Übersetzung ist von Elisabeth Rotten). Sie macht die Geschichte sofort lebendig, die Charaktere materialisieren sich geradezu neben dem Leser. Gleichzeitig schmerzt die Lektüre auch bereits beim ersten Satz, denn die Ausweglosigkeit der Geschehnisse ist augenblicklich klar. Die Charaktere werden an der Realität zerschellen – unverdient, gnadenlos und qualvoll. Trotzdem flackert die Hoffnung im Leser, dass es doch noch eine unerwartete Wendung zum Guten geben wird. Diese beiden Extreme zerren den Leser unerbittlich durch die Ereignisse, wie das Leben selbst einen offenen Auges durch die Schmerzen und Trauer peitscht – ohne Chance ihnen zu entgehen.

Steinbeck hat alles erfüllt, was ich von ihm befürchtet habe. Schmerzhafte Geschichten, Charaktere und Ereignisse, die mir das Herz zerreißen und Träume, die ich so gerne festhalten würde und doch nur ins Leere greife. Womit ich nicht gerechnet habe, war die Sogwirkung seiner Geschichte. Die Sprache hat mich gefangen genommen und wird mich erneut zu seinen Büchern greifen lassen – wohlwissend, dass ich wieder einer gnadenlosen Welt ausgeliefert sein werde, die doch so lebendig ist, dass ich ihr nicht widerstehen kann.

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