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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2019

Die Botschaft

Geschichten aus Nian
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Er kam mit den Riesen nach Nian, um für seinen Kaiser das Land zu erobern und ist der einzige Überlebende. Von Brukas gerettet und mit einer Botschaft versehen, ist der Riese Martin auf dem Weg zu seinem ...

Er kam mit den Riesen nach Nian, um für seinen Kaiser das Land zu erobern und ist der einzige Überlebende. Von Brukas gerettet und mit einer Botschaft versehen, ist der Riese Martin auf dem Weg zu seinem Herrscher. Während er sich durch seine ruinierte Heimat schlägt, sind die beiden Brukas, die ihn gerettet haben auf der Reise zu ihren Schwestern. Doch auch Nian ist nicht für alle Bewohner sicher: Brukas sind als bösartige Hexen verschrien und die Nianer sind jederzeit bereit sie zu töten.

Der dritte Band hat einen völlig anderen Stil als die ersten beiden. Das Land der Riesen ist des märchenhaften Zaubers völlig entkleidet, während die Reise der Brukas auch Nian ein wenig entzaubert. Nicht schlechter aber völlig anders. Die Geschichten aus Nian werden düsterer, bereiten auf die kommenden dramatischen Ereignisse vor, aber sie werden auch verschlungener. Wer die ersten beiden Bände kennt, stellt immer wieder fest wie eng alle Ereignisse miteinander verknüpft sind. Das Schöne ist, dass man die Bezüge nicht kennen muss. Die Bände lassen sich unabhängig voneinander verstehen und genießen. Die Kenntnis erschließt allerding völlig neue Dimensionen der Geschichte.

Es geht spannend weiter. Die Veränderungen scheinen unaufhaltsam – im Guten wie im Schlechten. Ich bin sehr neugierig wie sich alles entwickeln wird und wie der Zyklus schließlich endet!

Veröffentlicht am 04.08.2019

Die große Reise

Geschichten aus Nian
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Dila ist begeisterte Wanderin – etwas was ihren Eltern zutiefst suspekt ist. Als überzeugter Eichenreiter und hochrangiges Mitglied seiner Loge, ist ihr Vater sehr traditionsverbunden und duldet bei seiner ...

Dila ist begeisterte Wanderin – etwas was ihren Eltern zutiefst suspekt ist. Als überzeugter Eichenreiter und hochrangiges Mitglied seiner Loge, ist ihr Vater sehr traditionsverbunden und duldet bei seiner Tochter solch merkwürdige Ambitionen nicht. Dila umgeht seine Verbote, indem sie sich auf eine traditionelle Klärungswanderung begibt. Dabei entdeckt sie nicht nur ihre Stärke und ihren Weg in die Zukunft, sondern auch ihre unbekannte Gabe, die für das Wohlergehen Nians von großer Bedeutung ist.

Ein Buch mit Gänsehautgarantie! Während der erste Band die Nian-Heptalogie manchmal über seine besondere sprachliche Konzeption stolpert hat mich der zweite restlos begeistert. Immer noch einzigartig geschrieben, mit einer eindrucksvollen Geschichte, sympathischen Charakteren und unvergesslichen originellen Ideen, hat Paul M. Belt ein außergewöhnliches Fantasy-Märchen vorgelegt, das man immer wieder zur Hand nehmen wird. Zusätzlich zur mitreißenden Hauptgeschichte werden unzählige Verbindungen zum ganzen Zyklus aufgebaut, deren man sich oft erst bewusst wird, wenn man schon mitten im nächsten Abenteuer ist. Diskret, verschlungen und magisch, leuchten sie immer wieder auf, wenn man gar nicht mit ihnen rechnet.

Zum Lesen und Vorlesen und zum Immer-wieder-entdecken! Ich freue mich bereits auf den nächsten Band des märchenhaften Nian-Zykluses.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Ein Klassiker, der noch viel zu sagen hat

Der eingebildete Kranke
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Argan hat den perfekten Plan. Da er sich todkrank glaubt und sein Wohlbefinden völlig von Ärzten abhängig gemacht hat, soll seine Tochter Angelika einen Arzt heiraten – so hat er immer einen verfügbar, ...

Argan hat den perfekten Plan. Da er sich todkrank glaubt und sein Wohlbefinden völlig von Ärzten abhängig gemacht hat, soll seine Tochter Angelika einen Arzt heiraten – so hat er immer einen verfügbar, wenn er ihn braucht. Angelika hat sich aber bereits verliebt. Mit dem klugen Dienstmädchen Antoinette will sie die Pläne ihres Vaters durchkreuzen.

Das Theaterstück liest sich nett, aber unspektakulär. Die Themen sind bekannt: ein vorherbestimmter, unerwünschter Verlobter, eine durchtriebene Stiefmutter, der Konflikt zwischen zwei Generationen. Die Ärztekritik und der Fäkalhumor sind dagegen so zeitgebunden, dass sie als schlichter Text kaum ihren Witz entfalten. Man spürt aber förmlich wie unter der Schrift die Lebendigkeit des Werkes zittert, voller Erwartung sich im Spiel zu entfalten.

Vor allem in Verbindung mit dem ausführlichen Kommentarteil gewinnt das so schlicht erscheinende Theaterstück auch als Text interessante Dimensionen. Kaum zu glauben, dass es aus dem 17. Jahrhundert stammt, denn die Themen sind bis ins frühe 20. Jahrhundert aktuell geblieben. Böse Stiefmütter, arrangierte Hochzeiten, der Kampf der Jugend um Selbstbestimmung, die Arroganz und Borniertheit des Ärztestandes, der sich mit umfassenden Neuerungen seines Berufes schwer tut – das alles sind Motive, die immer wieder auftauchen.

Sehr schade ist, dass der vorliegende Text den Prolog und die Zwischenspiele weggelassen hat. Sie mögen zum Haupttext nicht viel beitragen, aber Molière hat sie als zu ihm gehörig geschrieben und so hätte ich von einer Textausgabe der Suhrkamp Bibliothek einen vollständigen Abdruck erwartet und sei es, dass sie in einem Anhang beigefügt worden wären.

Befremdet hat mich auch die Eindeutschung der französischen Namen. Merkwürdigerweise beschränkt es sich beinahe auf Angélique, die hier zu Angelika wurde. Eine Übersetzung im 21. Jahrhundert sollte auf eine solch absurde Übersetzungspraxis verzichten. Wenn sprechende Namen vom Autor bewusst verwendet wurden, sollten sie trotzdem in der Originalfassung bleiben und in einem Anmerkungsteil erläutert werden.

Fazit: Ein Theaterstück, das unterhält, sehr viel Interpretationsspielraum gibt und einen schönen Einblick in die Gesellschaft des 17. Jahrhunderts. Seine Lebendigkeit und seinen Witz entfaltet es allerdings erst auf der Bühne und auch dann ist es stark von der Aufführungspraxis abhängig.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Mord vor der Haustür

Bretonisches Vermächtnis
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Das Timing könnte nicht schlechter sein als Dupin ein Mord in seiner direkten Nachbarschaft gemeldet wird: das Kommissariat wird renoviert, Kadeg ist in Elternzeit, Riwal bei seiner Schwester und Nolwenn ...

Das Timing könnte nicht schlechter sein als Dupin ein Mord in seiner direkten Nachbarschaft gemeldet wird: das Kommissariat wird renoviert, Kadeg ist in Elternzeit, Riwal bei seiner Schwester und Nolwenn verreist. Außerdem stehen Claires Eltern vor der Tür. Trotzdem nimmt Dupin sofort die Ermittlungen auf, in einem Fall, der erstaunliche Parallelen zu einem Maigret‘ Roman aufweist.

Der achte Fall von Kommissar Dupin hat mich wieder absolut begeistert! Die Charaktere haben so viel Witz und vor allem Nolwenn hat ein Tempo, das mich einfach mitreißt. Der grummlige Dupin hat sowieso mein Herz erobert. Der Fall war auch wieder spannend und überraschend, obwohl ich diesmal die Mystik vermisst habe, die mich in den vorhergehenden Bänden verzaubert hat.

Fazit: Ich liebe die Krimis mit Kommissar Dupin! Der vorliegende Band beweist, dass Jean-Luc Bannalec noch lange nicht seinem Kommissar fertig ist. Er hat weiterhin eine Menge zu erzählen und die Bretagne bietet eine phantastische Kulisse mit ihrer traumhaften Landschaft und ihren faszinierenden Mythen. Bannalec erschafft das perfekte Kopfkino – ein Urlaub auf der Couch!

Veröffentlicht am 03.08.2019

Streckenweise gut, aber mir zu viel Gepredige

Das Haus an der Küste
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Micha Taylor ist knapp 35 Jahre alt und hat alles erreicht, was man nur erreichen kann. Seine Software-Firma ist erfolgreich, er ist mehrfacher Millionär und mit seiner Geschäftspartnerin verbindet ihn ...

Micha Taylor ist knapp 35 Jahre alt und hat alles erreicht, was man nur erreichen kann. Seine Software-Firma ist erfolgreich, er ist mehrfacher Millionär und mit seiner Geschäftspartnerin verbindet ihn mehr als nur beruflicher Erfolg. Doch mit einem Brief seines Onkel Archie verändert sich alles. Archie vermacht ihm ein Haus an der Küste, das er extra für Micha hat bauen lassen. Widerwillig fasziniert fährt Micha dorthin und sein Leben gerät völlig aus den Fugen.

Ich bin unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Der Schreibstil gefiel mir, Micha ist ein sympathischer Charakter und die Grundidee der Geschichte ist toll. Alles war gut bis der Text immer mehr zu einer Predigt wurde, die zwischen absolutem Christentum und absolutem Atheismus polarisiert. Einen Mittelweg gibt es nicht. Eine Verbindung mehrere Talente und Leidenschaften, eine Änderung eines bestehenden Lebensstils ist nicht möglich. Der Protagonist muss sich zwischen Alles und Nichts entscheiden, zwei Leben von denen eines spurlos ausgelöscht werden muss. Dieses Schwarzweißdenken kann ich nicht ausstehen und deswegen hat mir die Zuspitzung und der immer eindringlicher werdende doktrinäre Ton den Lesespaß verdorben. Das letzte Drittel des Buches war vorhersehbar und schwach.

Fazit: Gute Idee, bis zur Hälfte sympathisch geschrieben, doch dann stürzt das Buch rapide ab. Schade, es war sehr viel mehr drin.