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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein spannender zweiter Band

Der Fluch des Skipetaren
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Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar wollen eigentlich nur ihren Freund Sir David Lindsay verabschieden, doch in der britischen Botschaft findet Kara Hinweis auf seinen alten Feind: den Schut! Sollte ...

Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar wollen eigentlich nur ihren Freund Sir David Lindsay verabschieden, doch in der britischen Botschaft findet Kara Hinweis auf seinen alten Feind: den Schut! Sollte der Schurke seinen Sturz in die Felsspalte damals wirklich überlebt haben? Zusammen mit der selbstbewussten albanische Freiheitskämpfern Qendressa, die auf der Suche nach dem Grabmal des Skipetarenfürsten Skanderbeg ist, reisen die Freunde durch den südlichen Balkan. Mysteriöse Ereignisse lassen Kara immer mehr daran zweifeln, dass Magie wirklich ins Reich der Märchen gehört.

Ein spannender zweiter Band der außergewöhnlichen Fantasyschöpfung aus der Welt Karl Mays. Zitate aus Werk, Leben und Werkgeschichte geben dem Buch Kennern eine interessante Dimension. Es wird nicht nur auf das Werk selbst, sondern auch auf die Filme angespielt. Diese sind so geschickt eingewoben, dass man sie oft zweimal liest, weil man beim ersten Mal eher unbewusst darüber stolpert.

Den 5. Stern kann ich leider nicht vergeben, da die Diskurse zu Land und Leuten, Geschichte und Hintergrundinformationen zwar so wie von Karl May selbst umgesetzt wurden, die leichte Hand aber fehlt. Sie wirken oft sperrig, wenn nicht lächerlich. Zudem ist der Lehrer Lohse, der hier bei Halefs Haddeddihn europäisch – vornehmlich natürlich deutsche – Kultur vermitteln soll, und permanent im Munde geführt wird, äußerst nervtötend. Man würde diesen, gar nicht in Erscheinung tretenden, Mann gerne erwürgen. Wie vieles andere auch wird hier May nachgeahmt und sich ihm genähert, doch es fehlt das Geschick es angenehm in den Lesefluss einzubauen.

Bis in das kleinste Detail wird hier Karl May mit all seinen Stärken und Schwächen aufgenommen und in ein spannendes Fantasyuniversum versetzt. So kommen hier nicht nur Fans des Abenteuerautors auf ihre Kosten, sondern auch Fantasyfreunde, die ein ungewöhnliches Abenteuer zu schätzen wissen.

Spannend, außergewöhnlich und sehr lesenswert – nicht nur für Fans!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Tod und Leben

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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Tess ist am Boden zerstört. Sieben Monate war sie mit Jonah zusammen und dann erfährt sie von seinem Selbstmord. Dass ihre Beziehung fast ausschließlich über Facebook lief und sie sich nur ein einziges ...

Tess ist am Boden zerstört. Sieben Monate war sie mit Jonah zusammen und dann erfährt sie von seinem Selbstmord. Dass ihre Beziehung fast ausschließlich über Facebook lief und sie sich nur ein einziges Mal persönlich begegnet sind, ändert nichts an ihrer Trauer. Verstört flüchtet sie zu ihrem Vater. Sie schreibt Jonah weiter, um den Verlust zu verwinden – doch dann erhält sie plötzlich Antwort.

Ein außergewöhnliches Buch über schwierige Themen: Tod, Trauer, Depression, Selbstmord und nicht zuletzt soziale Medien mit all ihren problematischen aber auch positiven Facetten. Die Art wie an das Thema herangegangen wird ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Man schwankt zwischen Mitgefühl, Banalität und abstrusen Ansätzen. Die Bestattungsinszenierungen von Tess‘ Vater klingen makaber, Tess‘ Trauerbewältigung ist sicher außergewöhnlich und mir war die Geschichte tatsächlich zu überladen. Fast jeder Charakter kämpft mit dem Verlust geliebter Menschen und schwankt zwischen Trauerbewältigung und Depression. Das ist mir für ein Buch von knapp 270 Seiten zu viel.

Trotz meiner Kritik fand ich das Buch wunderbar. Es werden wichtige Themen abgehandelt, die sich zwar nicht konventionell entwickeln und lösen, aber den Leser trotzdem berühren. Besonders schön ist, dass nichts von nur einer Seite betrachtet wird. Soziale Medien werden mit ihren Nachteilen, aber auch Vorteilen thematisiert. Depressionen im Kontext des Kampfes der Betroffenen, aber auch der Eltern und Freunde dargestellt. Außerdem macht die Geschichte deutlich wie individuell die Bewältigung eines Verlustes ist. Es gibt keinen gesellschaftlichen Königsweg, keine Verhaltensvorschriften.

Der Roman schafft es schwierige und erschütternde Themen zu einer erschütternden und doch herzerwärmenden Geschichte zu verweben. Für mich ein einzigartiges Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Viehdiebe

Rocky Mountain Horses
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Anabelle hat die Ranch ihres Onkels Tom übernommen und will dessen Pferdezucht um Lusitanos erweitern. Das bedeutet harte Arbeit, in die sie sich nur zu gerne flüchtet, um zu verdrängen, dass sich der ...

Anabelle hat die Ranch ihres Onkels Tom übernommen und will dessen Pferdezucht um Lusitanos erweitern. Das bedeutet harte Arbeit, in die sie sich nur zu gerne flüchtet, um zu verdrängen, dass sich der Zustand ihres Onkels immer weiter verschlechtert. Seine Demenz schreitet rasant fort. Immer öfter muss sie ihn suchen, doch sie möchte ihn auch nicht in ein Pflegeheim abschieben. Währenddessen kämpft ihr Nachbar Jerome Lassiter um seine Existenz. Viehdiebe bereichern sich an seiner Herde. Dass es nicht der einzige Kampf, dem sich der gutaussehende Cowboy stellt: er ringt außerdem um Anabelles Herz.

Mittlerweile der vierzehnte Band der Rocky Mountain-Serie. Leider nehmen die Liebesbeschreibungen immer mehr Platz ein. Das schlimmste ist, dass sie sich fast wortwörtlich wiederholen und weder für eine Entwicklung der Beziehung stehen noch zur Unterhaltung beitragen. Wenn ich alle 5 Seiten von abgeleckten Lippen, Brustmuskeln oder engen Hosen lesen muss, dann langweilt mich das. Das geht auch oft Kosten der Geschichte selbst. Deswegen kann ich dem Buch auch keine fünf Sterne geben.

Sonst bietet es wieder beste Unterhaltung aus Independence. Anabelle und Jerome sind zwar das zentrale Paar, aber es geht hier um sehr viel mehr. Nicht nur von anderen Charakteren wie Eve und Dagobert oder Aileen und Lilly wird erzählt, sondern auch Onkel Tom mit seiner Krankheit geben dem Buch eine faszinierende Komplexität.

Auf der einen Seite gewinnt die Reihe mit jedem Band an Vielfältigkeit und Tiefe; auf der anderen Seite treten die negativen Aspekte des Schreibstils leider immer stärker hervor: Umgangssprache, banale Körper- und Hormonbeschreibungen, die oft wie mit Copy-and-paste eingefügt wirken und die Geschichte blockieren, sowie Einschübe mit Klammern und lautmalerische Ausrufe. Mir wäre eine schön konzipierter Erzählstrang mit romantischen Facetten lieber als die zwanghaft untergebrachten, erotischen Anspielungen.

Trotzdem ist jeder Band der Rocky Mountain-Serie ein tolles Leseerlebnis. Die Charaktere wachsen einem sofort ans Herz und man fühlt sich in Independence Zuhause.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Der schwarze Engel

Rocky Mountain Snow
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Astrid Stone liebt ihren Job in der Apotheke der Kleinstadt Independence. Doch sie muss schnell feststellen, dass auch in diesem Idyll Armut und soziale Randbezirke existieren. Um etwas daran zu ändern, ...

Astrid Stone liebt ihren Job in der Apotheke der Kleinstadt Independence. Doch sie muss schnell feststellen, dass auch in diesem Idyll Armut und soziale Randbezirke existieren. Um etwas daran zu ändern, leistet sie unerkannt als „Schwarzer Engel“ tätige Hilfe. Zusammen mit dem Komitee der führenden Indepence-Bewohner will sie sogar eine Weihnachtsfeier für die Randgruppe auf die Beine stellen, doch irgendwer hat was dagegen. Derjenige scheut auch vor Gewalt nicht zurück. Gut, dass Astrid der Biker Mouse zur Seite steht.

Eine schöne, winterliche Geschichte aus Independence mit Weihnachtsflair. Mouse und Astrid sind wirklich ein schönes Pärchen. Mir gefiel allerdings die Schurkenkonstruktion nicht. Etwas zu weit hergeholt für meinen Geschmack. Sehr schön ist allerdings, dass das Buch sich nicht auf das Hauptpärchen Astrid und Mouse konzentriert, sondern die ganze Stadt mit eingebunden wird. Man erfährt mehr vom Trunkenbold Dagobert, Lilly und Aileen, neue Charaktere treten hinzu, die weitere schöne Bände versprechen und das Flair der heilen Welt wird durch die soziale Problematik aufgebrochen. Sie klang im letzten Band schon an, wird hier aber ausgebaut.

Die Rocky Mountain-Serie garantiert immer wieder beste Unterhaltung!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Liebe tut weh

Rainbow Days 10
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Anna ist am Boden zerstört. Ist Liebe immer schmerzhaft? Sie hat Mochi verletzt und kommt darüber nicht hinweg. Mari bittet Natsuki mit seinem Geständnis noch zu warten, ist aber selbst verzweifelt. Ihr ...

Anna ist am Boden zerstört. Ist Liebe immer schmerzhaft? Sie hat Mochi verletzt und kommt darüber nicht hinweg. Mari bittet Natsuki mit seinem Geständnis noch zu warten, ist aber selbst verzweifelt. Ihr steht völlig überraschend Matsun zur Seite und er erfährt, warum Mari so kratzbürstig und abweisend ist.

Endlich erfährt man die Hintergrundgeschichte von Mari. Vom komischen Störfaktor wird sie plötzlich zu einem tief verletzten Mädchen, das verzweifelt Halt sucht. Ob sie tatsächlich in Anna verliebt ist oder sich auch hier an etwas klammert, um der Einsamkeit zu entfliehen, bleibt weiterhin offen. Der leichtlebige Weiberheld Matsun zeigt hier ebenfalls Charakter, den man ihm nie zugetraut hätte.

Ein genialer Band, wunderschön gezeichnet, der der Reihe erstaunlichen Tiefgang verleiht. Ich liebe diese Serie!