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Veröffentlicht am 16.05.2024

Titelfigur ist wenig präsent

Hobble-Frank
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Noch bevor Old Shatterhand, Tante Droll und Hobble-Frank am vereinbarten Treffpunkt zusammenkommen, wird Old Shatterhand vom Iren Patrick O’Sullivan überfallen, dem Pferd und Waffen gestohlen wurden. Kaum ...

Noch bevor Old Shatterhand, Tante Droll und Hobble-Frank am vereinbarten Treffpunkt zusammenkommen, wird Old Shatterhand vom Iren Patrick O’Sullivan überfallen, dem Pferd und Waffen gestohlen wurden. Kaum haben sich die vier zusammengeschlossen, um dem Dieb nachzusetzen, werden si von den Sioux überfallen, die das Kriegsbeil gegen die Bleichgesichter ausgegraben haben. Die letzte Hoffnung für die Westmänner ist Winnetou.

Ich hatte mich darauf gefreut, ein Abenteuer zu lesen, bei dem sich alles rund um den kauzigen, liebenswerten und nicht zuletzt tapferen Westläufer Hobble-Frank zu lesen, aber ich wurde enttäuscht. Dafür, dass er die titelgebende Figur ist, steht er nicht mehr im Mittelpunkt als in anderen Abenteuern auch. Gerade mal, dass dieser Band mit einer ausführlichen Version von Hobble-Franks Vorgeschichte beginnt, die inhaltlich jedem Leser der Karl May-Romane bekannt ist. Ob sie also als eigenständiges Kapitel Mehrwert hat, ist Geschmackssache – ich war nicht davon überzeugt. Außerdem liest sich dieses Buch mal wieder extrem sperrig. Wiederholungen, Spiegelungen und sich im Kreis drehende Geschichten sind jetzt nichts Neues im Karl-May-Universum, aber hier fügen sie sich nicht so geschickt ineinander wie man es aus den Originalen kennt. Man fühlt sich irgendwann etwas genervt, wenn man schon wieder bei den Sioux landet und schon wieder den gleichen Kampf um die Freiheit lesen muss.

Schlussendlich bleibt ein solider Abenteuerroman, der allen, die eine neue Geschichte mit Hobble-Frank und Tante Droll erleben wollen durchaus Spaß machen wird. Im Mittelpunkt stehen die beiden allerdings nicht und es wird auch keine besonders auf sie zugeschnittene Geschichte erzählt.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Nicht mein Fall

Papierklavier
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Die 16jährige Maja hat keine einfache Jugend. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne lukrativen Job und dementsprechend wenig zu Hause. Maja fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern, ...

Die 16jährige Maja hat keine einfache Jugend. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne lukrativen Job und dementsprechend wenig zu Hause. Maja fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern, versucht mit einem Teilzeitjob die Familie mit über Wasser zu halten und gleichzeitig in der Schule mitzukommen. Jetzt ist auch noch Oma Sieglinde verstorben und damit sind auch die Klavierstunden für Majas begabte Schwester Heidi vorbei. Maja kämpft mit allen Mitteln darum wenigstens das in Ordnung zu bringen.

Die Gestaltung des Buches ist witzig und originell. In Tagebuchform geschrieben und mit vielen, großflächigen Zeichnungen hat es eine ganz eigene Dynamik. Die Zeichnungen selbst sind natürlich Geschmackssache, aber sie geben dem Buch einen eigenen Charakter.

Die Geschichte selbst konnte mich allerdings nicht fesseln. Sie war mir zu vollgestopft. Es geht um viele Themen, die sicherlich wichtig sind. Maja muss neben der Schule arbeiten, in einem Job, der illegal überwacht wird und zudem Kunden betrügt. Ihre Mutter ist nicht nur alleinerziehend, ihre Kinder stammen auch von unterschiedlichen Männern, was viele Vorurteile nach sich zieht, vor allem da die Familie arm ist. Die Armut selbst. Gewichtsprobleme und Schönheitsnormen der Gesellschaft. Nicht zuletzt die derzeit so beliebte Genderfrage. Für 140 Seiten war es einfach zu viel. Das Buch ist eher eine Art Momentaufnahme, sodass die Themen weder genug Raum haben, um sich zu entwickeln noch in irgendeiner Form zum Abschluss gebracht werden.

Alles in allem: Ich wurde mit keinem Charakter warm, obwohl Maja durchaus sympathische Züge hat, inhaltlich war es mir zu überladen und die Zeichnungen trafen nicht meinen Geschmack. Warum das Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominiert wurde, kann ich mir erklären, aber ich mochte es nicht.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Nicht mein Buch

All Our Hidden Gifts - Die Macht der Karten (All Our Hidden Gifts 1)
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Seit Maeve an der neuen Schule ist, versucht sie verzweifelt zur beliebten Clique dazuzugehören. Da sie nicht mit schulischen Leistungen glänzen kann, kehrt sie sich heftig von allem ab, was sie bisher ...

Seit Maeve an der neuen Schule ist, versucht sie verzweifelt zur beliebten Clique dazuzugehören. Da sie nicht mit schulischen Leistungen glänzen kann, kehrt sie sich heftig von allem ab, was sie bisher ausgemacht hat, inklusiver ihrer besten Freundin Lily. Das war vor einem Jahr und Maeve ist noch keinen Schritt weiter. Der Zufall spielt ihr ein Tarotkartenset in die Hände und hier entdeckt sie ihr großes Talent. Ihre Vorhersagen sind beängstigend genau und ihr Ansehen in der Klasse steigt. Doch dann kommt es zu einem weiteren Streit mit Lily und am nächsten Tag ist sie weg. Haben Maeves Kräfte etwas damit zu tun?

Das Buch klang nach einem spannenden Mystery-Roman, der mit ungewöhnlichen Ideen aufwartet. Die erste Ernüchterung kam als ich mit Maeve einfach nicht warm werden konnte. Sie war mir von Anfang an unsympathisch und das blieb sie bis zum Schluss. Die Idee mit den Karten ist toll umgesetzt und der ganze Mysteryanteil der Geschichte hat mich begeistert. Magisch, düster, mal etwas anderes als die übliche Romantasymischung. Soweit hätte ich mich mit der Geschichte aussöhnen können. Ruiniert wurde alles mit dem Auftreten der Kinder Bridgets – einer pseudochristlichen, fundamentalistischen, homophoben Sekte, die mit Intoleranz und Gewalt die kleine Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Dieser Aspekt verdrängt das Mysterymotiv fast völlig. Nur sehr dünn ist es mit ihm verbunden und soll wohl erst in späteren Bänden stärker in den magischen Teil des Spannungsbogens eingebunden werden. Hier machte mich die Gruppe per se nur aggressiv und stieß mich ab. Um endgültig die ursprünglich erwartete Hauptgeschichte in den Hintergrund zu spielen, wird Maeves erste große Liebe mit dazugehörigen Sexphantasien in einem ermüdenden hin und her ausführlich ausgewalzt und das oft in unpassenden Momenten, wenn es eigentlich um die Suche nach ihrer besten Freundin oder einen Angriff der Sekte geht.

Für mich war die Geschichte nicht rund. Die einzelnen Handlungsaspekte passten nicht richtig zusammen und waren für mich nicht ausgewogen. Es kam mir manchmal so vor als sollte hier zu viel auf einmal erzählt werden. Entweder habe ich einen falschen Schwerpunkt gesetzt, indem ich dachte, dass hier Tarot, Magie und das Verschwinden Lilys im Zentrum steht, oder die Haupthandlung wurde im Laufe der Geschichte aus den Augen verloren. Im Zentrum standen schließlich sehr dominant das Wirken der Sekte und das Thema der freien Geschlechterentfaltung und Toleranz. Sehr wichtig, ohne Frage, aber der Rest der Geschichte blieb auf der Strecke.

Meine Antipathie gegenüber Maeve und der Kinder Bridgets ist subjektiv. Diese beiden Punkte hätten meinen Lesespaß auf jeden Fall beeinträchtigt. Dass die Geschichte für mich insgesamt nicht stimmig ist, gab der Sache leider den Rest.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Schöne Geschichte, aber unsympathische Charaktere

PaNia - Die Legende der Windpferde
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Nia ist begeistert, dass sie nach Windheim zurückkehren darf – ihre Eltern dagegen sehen der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die beiden Erwachsenen versuchen sich mit der dementen Tante ...

Nia ist begeistert, dass sie nach Windheim zurückkehren darf – ihre Eltern dagegen sehen der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die beiden Erwachsenen versuchen sich mit der dementen Tante Lisbeth und der Schwangerschaft zu arrangieren, entdeckt Nia die Umgebung von Windheim neu. Da ihr im Dorf nur Ablehnung entgegenschlägt und ihre Eltern mit sich selbst beschäftigt sind, streift sie durch den allgegenwärtigen Wald und begegnet dort einem traumhaften schwarzen Pferd und einem geheimnisvollen Jungen.

Die Legende der Windpferde ist eine tolle Grundidee. Märchenhaft, mystisch, ein wenig düster und doch magisch lockt sie den Leser genau wie Nia immer tiefer in die Welt der Sagen.

Damit endete leider meine positive Erfahrung mit dem Buch, denn so sympathisch Nia auch ist und so sehr die Mythen mich fasziniert haben, so gut wie jeder andere Charakter hat mich negativ berührt. Ob es die feindlichen Dorfbewohner sind, die unfreundlichen Jugendlichen, die tumben Touristen oder das sehr fragwürdige kleine Dorf im Wald – jede Begegnung war ein Stich. Den Rest gaben mir Nias Eltern. Ben schien permanent abwesend, Sammy nur am Keifen und Nörgeln. Gemeinsamer Konsens war, dass sie Nia bei jeder Gelegenheit fortzuschicken scheinen und sich niemals dafür interessieren, wo sie hingeht und was sie erlebt hat. Unfall mit dem Fahrrad, ah ja, hm, auch Eier zum Frühstück? Wahrgenommen wird Nia nur, wenn sie in irgendeiner Form nützlich sein kann und dann hat sie da zu sein und zu springen.

Mag sein, dass ich die Charaktere schließlich zu schroff wahrgenommen habe, da mir das ewige Gezänk irgendwann auf den Geist ging. Sie haben mir die Lektüre auf jeden Fall etwas verdorben.

Mein Fazit: Schöne Idee, toll geschrieben, aber ich bin mit den Charakteren nicht warm geworden.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Eine Insel im Meer des Vergessens

Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden
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Flora leidet an Anterograder Amnesie. Das bedeutet, dass ihr Kurzzeitgedächtnis nicht mehr funktioniert. Erinnerungen kann sie nichtmehr bilden, so muss sie in unregelmäßigen Abständen die Gegenwart immer ...

Flora leidet an Anterograder Amnesie. Das bedeutet, dass ihr Kurzzeitgedächtnis nicht mehr funktioniert. Erinnerungen kann sie nichtmehr bilden, so muss sie in unregelmäßigen Abständen die Gegenwart immer wieder neu kennenlernen und einordnen. Doch plötzlich hat sie eine neue Erinnerung: der Kuss von Drake. Das setzt eine Kette unvorhergesehener Ereignisse in Gang. Floras beste Freundin Page kündigt ihr die Freundschaft, Drake zieht nach Norwegen und plötzlich findet sich Flora auf einer Reise ins ewige Eis wieder, einzig begleitet von dieser einen Erinnerung.

Ich habe mir von diesem Buch viel versprochen. Es klang nach einer wunderbaren und herzergreifenden Geschichte. Leider bin ich mit dem Stil und den Charakteren nicht warm geworden. Irgendwann nervte mich die ewige Wiederholung, auch wenn ich weiß, dass es wesentlicher Teil der Geschichte ist. Ausufernd plätscherte die kreisende Erinnerung um Drake und die ach so große Liebe vor sich hin. Bis alles in einem schließlich doch vorhersehbaren Schluss endete.

Sehr schade, dass mir dieses vielversprechende Buch nicht zusagte. Es bietet so viel, doch mich verstand es nicht zu fesseln.

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