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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2024

Liebe an der Nordsee gefunden – zum Kochen und zum Koch

Nordseesterne
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Eine falsche Entscheidung und ein zweites Mal nicht sofort gesagt, was man denkt, und schon steht man knietief in einem Problem, das man so schnell nicht wieder loswird. Das kenne ich! Und wer kennt das ...

Eine falsche Entscheidung und ein zweites Mal nicht sofort gesagt, was man denkt, und schon steht man knietief in einem Problem, das man so schnell nicht wieder loswird. Das kenne ich! Und wer kennt das bitte nicht? Doch dass es dabei um eine ungewollte Verlobung mit einem Mann geht, den man eigentlich auf den Mond schießen wollte, dürfte wohl weitaus dramatischer sein, als die Probleme, an die wir gerade gedacht haben.
Luisa geht es leider so. Blöderweise ist dieser Mann auch noch der Geschäftsführer in dem Unternehmen ihrer Mutter und gleichzeitig auch noch ihr Kollege. Und als dann Luisas Mutter auch noch schwer erkrankt und sie bittet, mit ihr einen Urlaub an der Nordsee zu machen, rückt das Problem auf der Prioritäten-Liste weit nach hinten. Aus den Augen aus dem Sinn! Nur als Luisa dann in Greetsiel immer tiefere Gefühle für den sympathischen Koch Holger entwickelt, verselbständigt sich das Problem und das Gefühlsschlamassel nimmt seinen Lauf.
Obwohl sich Luisa in manchen Situationen nicht wie eine erwachsene Frau verhält und die Probleme lieber vor sich herschiebt, als sie offen anzusprechen, mag man sie direkt. Sie vermittelt eine unheimliche Energie und eine Leidenschaft zum Kochen, die fast ansteckend ist. Daher glaubt man ihr sofort, dass sie keine Sekunde zögert, Holger, der in seiner Küche eine Aushilfe benötigt, in ihrem Urlaub zur Seite zu springen. Auch die Gefühle, die sich zwischen den beiden entwickeln, fühlen sich super leicht und luftig an. Für meinen Geschmack kam das Knistern zwischen den beiden anfangs etwas zu plötzlich und unerklärt, aber das hat dem Leseerlebnis kaum Abbruch getan. Denn nach diesen ersten Seiten fühlt es sich sehr realistisch und authentisch an. Sie haben mich zum Lächeln gebracht und mir dieses wohlige Liebesroman-Gefühl gegeben. Auch die Dates der beiden und diese Beschreibungen von Situationen an Meer, haben mich richtig in Urlaubsstimmung versetzt.
Für die nötige Spannung in dem Buch sorgt dann Luisas Mutter, die mit eiserner Hand die Firma lenkt und auch Luisas Leben in die von ihr geplanten Bahnen pressen möchte. Sie hat für mich auch die deutlichste Wandlung hingelegt: Denn am Anfang wirkt sie einfach nur kalt und unsympathisch. Im Verlauf der Geschichte und durch ihre Erinnerungsbriefe verstehen wir aber ihre Beweggründe für das Einmischen und das macht sie direkt nahbarer, sodass ich sie am Ende sogar fast mochte. Solche Entwicklungen gefallen mir immer sehr und schaffen für mich eine Tiefe der Handlung auch im erweiterten Personenkreis, wodurch es dann nicht nur um das Liebespaar geht.
Alles in allem ein sehr schöner Leseurlaub, der mich gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Eine beginnende Liebe voller Fehlinterpretationen und Sorgen

The Breakup Tour – Der Sound unserer Liebe
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Wenn ich in einem Satz beschreiben sollte, was alle Protagonisten meiner Lieblingsbücher gemeinsam haben, würde ich sagen, sie sind so wie ich oder wie ich gerne sein würde. Das hört sich komisch an, oder? ...

Wenn ich in einem Satz beschreiben sollte, was alle Protagonisten meiner Lieblingsbücher gemeinsam haben, würde ich sagen, sie sind so wie ich oder wie ich gerne sein würde. Das hört sich komisch an, oder? Es sorgt aber dafür, dass ich mich mit ihnen und ihrer Geschichte identifizieren kann, dass ich nicht mit dem Kopf schütteln muss und mich frage, warum macht die oder der das bloß so. Mit den Protagonisten der Breakup Tour hatte ich nämlich genau dieses Problem: Sie haben sich so ganz anders verhalten, als ich es tun würde und ihre Art war einfach nicht meine. Daher konnte ich auch all die Gefühle und das Knistern nicht richtig genießen.
Riley ist das, was man einen echten Popstar nennen würde. Sie ist die Queen der Trennungssongs und gleichzeitig die der großen Gefühle. Doch mit ihrem neuen Album, auf dem sie jedem ihrer Ex-Partner einen Song gewidmet hat, kommt ein Problem auf. Ihr Exmann will sich in ihrem Ruhm sonnen und gleich den berühmtesten Song für sich beanspruchen. Und das kann Riley nicht hinnehmen. Denn dieses Lied ist für ihre Jugendliebe Max, den sie nie so richtig vergessen konnte. So beschließt sie kurzerhand, ihn aufzusuchen, woraus die Vereinbarung entsteht, dass Max mit auf Tour kommt und sie genau bei diesem Titel am Klavier begleitet.
Eine gute Story für eine Liebesgeschichte finde ich. Doch die Umsetzung war nicht so, wie es sich für mich authentisch angefühlt hätte. Es gibt für mich zu viel hin und her und zu viele Gedanken, die sich Riley und Max jeweils für sich machen. Man könnte fast sagen, sie sind total in ihren eigenen Interpretationen und Mutmaßungen gefangen. Darin liegt auch der Grund, warum ich es als unrealistisch empfinde. Schließlich sollen beide Figuren in dem Buch um die dreißig Jahre alt sein und ich in ihrer Situation würde das Gespräch suchen und versuchen, Klarheit zu bekommen. Wie Oma schon sagte: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Das machen aber weder Riley noch Max, sodass es immer wieder hin und her geht zwischen Nähe, Knistern und falschen Interpretationen oder Angst vor Zurückweisung. Dass es dann am Ende aber doch anders kommt und sie doch miteinander sprechen, hat es für mich noch unrealistischer gemacht, weil Max und Riley dann komplett anders handeln, als auf den Seiten zuvor. Und man bekommt keine richtige Erklärung, warum sie es nun doch wie Erwachsene besprechen.
Außerdem habe ich dank der Breakup Tour festgestellt, dass ich Liebesromane bevorzuge, indem sich die Liebe und das Kennenlernen leicht anfühlt. Ich mag es total, wenn das Kennenlernen und die ersten Gefühle mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Natürlich muss es dann auch Herausforderungen und Probleme geben, damit es spannend wird, aber bitte in ausgewogenem Verhältnis. Bei diesem Liebesroman überwiegt die Sorge der Protagonisten und die Gefühle haben sich für mich eher nach einer Belastung angefühlt. Das konnte ich nicht wirklich genießen, weil ich mehr Leichtigkeit erwartet hatte.
Alles in allem muss ich leider sagen, dass die Breakup Tour trotz guter Story und großen Gefühlen nicht zu meiner Vorstellung von einem perfekten Liebesroman passt. Aber letztendlich liegt das mehr an meinen Erwartungen als an dem Buch selbst, denn es ist wirklich gut geschrieben und bedacht aufgesetzt. Wer aber ähnliche Ansprüche an Liebesromane hat wie ich, wird mit diesem Roman vermutlich nicht glücklich.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Definitiv ein Lese-Highlight!

Wir werden jung sein
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Wie wäre es wohl, wenn wir mit einer einzigen Pille wieder jung werden könnten? Auf der Zunge liegt mir da eine sehr positive Einschätzung. Denn wer würde nicht gerne nochmal die besten Jahre durchleben ...

Wie wäre es wohl, wenn wir mit einer einzigen Pille wieder jung werden könnten? Auf der Zunge liegt mir da eine sehr positive Einschätzung. Denn wer würde nicht gerne nochmal die besten Jahre durchleben wollen. Wenn man aber den gesamtgesellschaftlichen und politischen Blick auf diese Möglichkeit wirft, kann eine solche Pille doch für Angst und Schrecken sorgen. Eine Rundumperspektive auf eine solche Verjüngungstablette und ihre Geschichte ermöglicht Maxim Leos Roman Wir werden jung sein und unterhält dabei wirklich sehr gut.
An der Charité wird eine kleine Medikamentenstudie durchgeführt, die herzkranke Probanden heilen soll, indem man ihre Herzmuskelzellen dazu bringt, sich zu erneuern. Professor Martin Mosländer ist sehr bemüht um seine Patienten und muss nach einiger Zeit mit Erschrecken und Faszination feststellen, dass sich die Studie nicht nur auf die Herzen der Teilnehmenden auswirkt, sondern deren Körper komplett verjüngt. Die vier Patienten: Ein Schüler, eine Leistungsschwimmerin, ein Großunternehmer und eine Lehrerin. Sie lernen wir je in eigenen Kapiteln kennen, erfahren ihre Krankheitsgeschichte, wie sich die Studie auf sie und ihr Umfeld auswirkt und wie sie die Verjüngung selbst empfinden.
Das Besondere an diesem Buch war für mich, dass es sich zunächst nach Science Fiction anhört, aber immer realistischer wird, je weiter man liest. So dachte ich beispielsweise zunächst, dass noch gar nicht ernstzunehmend zur Zellverjüngung geforscht wird. Ich musste aber erschreckt feststellen, dass für das Phänomen der Zellverjüngung tatsächlich ein im Buch genannter Wissenschaftler den Nobelpreis erhalten hat. Und so ging es mir im Leseverlauf immer wieder: So abstrus sich der Klappentext anhört, so naheliegend ist das Setting und so möglich im echten Leben kam mir alles vor. Natürlich könnte auch die Verjüngung als Zufallsbefund aus einer Medikamentenstudie herauskommen. Mit den unterschiedlichen Hauptfiguren gibt der Autor im Lesefluss auch die unterschiedlichen Perspektiven auf die Frage nach der Verjüngung mit: Ein alternder Unternehmer, der sein Lebenswerk nicht aus der Hand geben kann, symbolisiert die alternde Bevölkerung, die einfach länger leben will. Die Lehrerin, die unbedingt schwanger werden will, wo es aber erst nach der Verjüngung klappt, symbolisiert für mich, dass eine solche Verjüngung verpasste Chancen wiederbringen kann. Die Leistungsschwimmerin geht für mich in die gleiche Richtung und zeigt, dass mehr Zeit auch mehr Zeit für Selbstverwirklichung bedeutet. Der Teenager steht für mich für die Jugend, der viele Möglichkeiten geraubt werden, wenn jeder so lange leben kann wie er will. Und Professor Mosländer steht für mich für die Wissenschaft, die nur das Beste will, aber dennoch neue Probleme durch neue Möglichkeiten hervorbringt.
Lustigerweise mochte ich alle diese Figuren und konnte mich in jeden hineinversetzen. Vermutlich fiel mir das auch deswegen so leicht, weil das Buch trotz des schwierigen Themas so leicht und mit einer Prise Humor geschrieben ist, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Stellenweise fand ich es sogar wirklich lustig. Doch auch die Frage schwingt permanent mit, was man als Leser selbst für die richtige Antwort auf die Frage hält, ob es eine solche Verjüngungspille geben darf. Hier fand ich insbesondere die Kapitel aus der Sicht von Professor Holstein, die die Bundesregierung in ethischen Fragen berät, sehr bereichernd. Denn sie löst die Frage vom eigenen Schicksal und zeigt auf, was das für die Gesellschaft bedeuten würde. Das hat mich auf eine sehr leichte Art zum Nachdenken angeregt, die auch durchaus unterhaltsam geschrieben war.
Alles in allem fand ich dieses Buch wirklich hervorragend: Die Geschichte ist so genial wie realitätsnah und die Umsetzung ist grandios unterhaltsam. Und ganz unterschwellig regt das Buch noch zum Nachdenken an, ob es denn nun gut oder schlecht wäre, mit einer Pille jünger werden zu können. Von mir gibt es eine fette Empfehlung!

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Für alle, die Liebe, Spannung, Verwirrung und Angst auf einmal spüren möchten

Was die Sterne dir schenken
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Wahrscheinlich kennt jeder von uns diese Art von Träume, in der alles total verwirrend und beängstigend ist, man aber einfach nicht daraus wach wird, bis man schlussendlich doch vom Wecker erlöst wird. ...

Wahrscheinlich kennt jeder von uns diese Art von Träume, in der alles total verwirrend und beängstigend ist, man aber einfach nicht daraus wach wird, bis man schlussendlich doch vom Wecker erlöst wird. So ähnlich geht es Lexi in dem Roman Was die Sterne dir schenken. Der einzige Unterschied ist jedoch, dass es sich bei ihr nicht um einen Traum handelt, sondern um ihr Leben, das mit einem Mal Kopf steht und ihr Angst macht.
Denn Lexi bekommt in New York die schockierende Nachricht, dass man ihre Schwester nachts alleine am Strand gefunden hat, dass sie mehr tot als lebendig war und dass sie besser schnell nachhause zu ihr nach England kommen sollte. Als Amelia dann endlich aus dem Koma erwacht und auf dem Wege der Besserung scheint, beginnt die Verwirrung aber so richtig: Sie denkt, sie wäre verheiratet und würde mit einem Sam zusammenleben. Egal, wie Lexi auf sie einredet, sie bleibt bei ihrer Vorstellung. Doch als Lexi einem Mann namens Nick begegnet, der dem eingebildeten Ehemann zum Verwechseln ähnlich sieht, fühlt man sich als Leser so durchgerüttelt wie in einer Zentrifuge. Die Emotionen schwanken zwischen Verwirrung, Misstrauen, dem Knistern zwischen Nick und Lexi, kaum auszuhaltender Spannung, zerreißenden Streitigkeiten zwischen den Schwestern und einem Hauch von Übernatürlichem.
Das Buch konnte mich durch diesen wilden Gefühlsmix total fesseln und ich hatte keinerlei Vorahnung, wie es wohl weitergehen könnte. An manchen Stellen war ich mir nicht mal sicher, ob wir nicht gerade das Genre wechseln und die nächsten Seiten einen Twist zum Psychothriller hinlegen könnten. Das hat für mich den besonderen Reiz von was die Sterne dir schenken ausgemacht. Denn es fühlt sich wirklich wie ein verwirrender Traum an, bei dem man allerdings die Chance auf Auflösung hat und von Seite zu Seite fliegt, um alles erklärt zu bekommen. Dabei sind die Emotionen so greifbar, dass man nicht anders kann, als komplett in die Geschichte einzutauchen, und sich von Liebe, Verwirrung und Spannung komplett tragen zu lassen. Und natürlich mochte ich das heftige Knistern zwischen Nick und Lexi, das auch gleichzeitig etwas Verbotenes mit sich bringt. Dahinter steckt einfach eine wunderschöne Liebesgeschichte, die ich in der Form auch noch nicht gelesen habe.
Und obwohl ich von der Geschichte und den Emotionen total begeistert bin, liegt ein kleines Manko für mich am Ende des Romans. Denn, ohne Spoilern zu wollen, muss ich sagen, ich hatte mit einem ganz anderen Ende gerechnet. Entweder hätte es den Zeitsprung nicht gebraucht, oder ich hätte mir gewünscht, dass sich Lexi in Bezug auf das Testergebnis anders entscheidet. Dies kam mir nicht logisch vor, weil sie sich im Verlauf der letzten Seiten schon ganz anders positioniert hatte. Dennoch muss ich das Buch, weil es so außergewöhnlich ist, unbedingt weiterempfehlen. Vielleicht geht es mit dem Ende ja nur mir so.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Für mich ein perfekter Urlaubsroman

Muschelsommer
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Influencer-City-Girl trifft auf verschlossenen Bauern auf dem Land und schon wird aus der Abneigung ein heftiges Knistern. So könnte man die Liebesgeschichte beschreiben, die wir in Muschelsommer von Karin ...

Influencer-City-Girl trifft auf verschlossenen Bauern auf dem Land und schon wird aus der Abneigung ein heftiges Knistern. So könnte man die Liebesgeschichte beschreiben, die wir in Muschelsommer von Karin König präsentiert bekommen.
Isabella lebt in Berlin und arbeitet als Köchin in einem ausbeuterischen, italienischen Restaurant. Während ihr diese Arbeit alles abverlangt, kann sie ihre Leidenschaft für das Kochen nur noch auf ihrem eigenen Food-Instagram-Kanal ausleben. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie das Sponsoren-Angebot eines großen Lebensmittelkonzerns direkt annimmt, um ihrem Traum näher zu kommen, von ihrem Influencer-Dasein Leben zu können. Doch dieses Sponsorship lässt sie nicht etwa in der Hauptstadt. Nein, sie wird an die Ostsee auf einen abgelegenen Bauernhof geschickt, um ihren Followern von dort aus zu präsentieren, wo ihre Lebensmittel herkommen. Bauer Tim macht es Isabella jedoch nicht leicht und vermittelt mit jeder Faser, dass er sie eigentlich nicht dort haben möchte. Aber wie es sich für eine richtige Enemies-to-Lovers-Romanze gehört, wird aus der unterkühlten Stimmung schnell ein immer heftigeres Knistern.
Muschelsommer spielt mit den Klischees der Figuren und das mochte ich sehr: So ist Isabella das typische Großstadt-Mädchen – sie geht gerne feiern, will professionelle Influencerin werden, wohnt in einer WG und wundert sich über die schlechte Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Land. Sie ist überrascht von der Hilfsbereitschaft und dem Tratschen der Landbewohner, aber lässt sich bereitwillig darauf ein, um ihrem Traum näher zu kommen. Tim dagegen ist verschlossen, skeptisch gegenüber Neuem und gar nicht begeistert von dem, was er für Social Media aufnehmen soll. Doch sie beide verbindet die Abneigung gegenüber dem unsympathischen PR-Manager León, dem sofort etwas unnahbares, abgehobenes und Zwielichtiges anhaftet. Und so bedienen auch alle weiteren Hauptfiguren die typischen Stereotypen. Das fand ich sehr unterhaltsam, weil es die Klischees so schön übertreibt. Vor allem aber konnten sich die Figuren dadurch ganz herrlich entwickeln. So verschmilzen und verschwinden die Klischees gegen Ende des Buches völlig, was wirklich gut zur Handlung passt.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Isabella und Tim verläuft ganz nach meinem Geschmack. Denn die Autorin schafft es, dass es sich für mich nach genau dem richtigen Tempo anfühlt. Mal passiert etwas zwischen den beiden, was sie einander näherbringt. Dann sind sie wieder ganz kühl miteinander und es passiert ein paar Tage gar nichts, bis dann plötzlich zwei oder drei Sprünge schnell hintereinanderkommen. Das hält die Spannung hoch, weil man die nächsten Schritte schlecht vorausahnen kann, und macht es zu einer authentischen, realitätsnahen Entwicklung zwischen zwei Menschen, die sich langsam näherkommen. Auch Tims Probleme mit dem Vertrauen wirken nachvollziehbar und ebenso realistisch wie der Streit zwischen den beiden. Daher fühlt man sich, während man von den beiden liest, selbst wie ein verliebter Teenager, dem die eigenen Gefühle immer bewusster werden. Ich konnte mich hervorragend in die Emotionen fallen lassen und wirklich mitfiebern.
Durch die Aufklärung mit dem Betrug des Unternehmens kommt zusätzlich zu der Liebesgeschichte eine gewisse Spannung in die Geschichte, die ich ebenfalls sehr mochte. Mich hat Muschelsommer von der ersten Seite an gefesselt und mir schöne Lesestunden beschert. Das Einzige, was mir noch gut gefallen hätte, wären etwas mehr Szenen am Meer, die ja erst zur Mitte des Buches eingebunden werden. Sie haben zwar weder für die Handlung noch für die Gefühle gefehlt, aber sie machen so einen Leseurlaub für mich noch perfekter. Das ist aber nur ein kleines Manko, sodass ich Muschelsommer uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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