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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.12.2024

Spannender Thriller

BOX – Nimm dich in Acht vor dieser KI
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Zitat:

„An so ein Szenario glaube ich nicht. Wie soll ein von Menschen geschriebenes Programm, also ein digitales Teilabbild von uns, über die Menschheit hinauswachsen können?“

So hat es mir gefallen:

Als ...

Zitat:

„An so ein Szenario glaube ich nicht. Wie soll ein von Menschen geschriebenes Programm, also ein digitales Teilabbild von uns, über die Menschheit hinauswachsen können?“

So hat es mir gefallen:

Als Fan des Tech-Thriller-Genres war „Box“ für mich natürlich Pflichtprogramm. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte rund um die Juristin Veda, die den vermeintlichen Selbstmord ihres Ex-Freundes Danilo aufklären will, verstrickt sie schnell in eine Welt voller Korruption, technologischer Bedrohungen und moralischer Abgründe. Besonders hat mir gefallen, dass die Autorin ihr umfangreiches juristisches Wissen in das Buch einfließen lässt. Das hat der Geschichte gutgetan und ihr zusätzliche Tiefe sowie Glaubwürdigkeit verliehen. Der Einblick in die Justiz und, im Übrigen, auch in die technischen Aspekte gelingt Alexa Linnel sehr gut, ohne den weniger bewanderten Leser zu überfordern.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Figuren. Gerade Veda überzeugt als Protagonistin durch und durch. Ihre Authentizität und Hartnäckigkeit machen sie glaubwürdig, und genau das hat es mir am Ende leicht gemacht, mit ihr mitzufiebern. Auch die Nebenfiguren sind durchgängig gelungen – da gibt es keinen Raum für Kritik. Die Handlung ist durchweg spannend und gut strukturiert. Die Autorin platziert geschickt Wendungen und kleine Überraschungen, sodass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Das Finale setzt einen packenden Höhepunkt, der die Geschichte stimmig abrundet.

Das gewählte Thema künstliche Intelligenz ist natürlich hochaktuell und wird hier als zentrale Bedrohung in Szene gesetzt, an sich wirklich gut gelungen, dennoch bleibt gerade dieses Thema vergleichsweise oberflächlich. Hier hätte ich mir als Fan des Genres einfach etwas mehr Tiefgang gewünscht, gerade weil KI ein so komplexes und spannendes Feld ist. Da wünscht man sich natürlich mehr Details und Hintergründe. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, und vielleicht liegt das auch einfach nur an meinem besonderen Interesse am Genre.

Insgesamt ist „Box“ ein sehr spannender und gelungener Thriller, der mit Story, Figuren und der hochaktuellen Thematik punkten kann. Das Zusammenspiel zwischen Technologie und Justiz überzeugt auf ganzer Linie, und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

9/10 – Leseempfehlung

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 20.12.2024

Schaurig schön

Greischl
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Zitat:

„Es ist das erste Gesetz der Alchemie und lautet: Der Mensch kann nichts gewinnen, ohne vorher etwas zu geben. Um zu erhalten, muss etwas von gleichem Wert verloren gehen.“

So hat es mir gefallen?

So ...

Zitat:

„Es ist das erste Gesetz der Alchemie und lautet: Der Mensch kann nichts gewinnen, ohne vorher etwas zu geben. Um zu erhalten, muss etwas von gleichem Wert verloren gehen.“

So hat es mir gefallen?

So kurz vor Weihnachten noch ein Horrorroman? Klar, geht bei einem Weihnachtsgrinch wie mir immer. Und Noira Händel liefert genau den Lesestoff dazu. „Greischl“ ist das perfekte Buch dafür, um nochmal in düstere Welten abzutauchen.

Die Handlung beginnt locker: Eine Clique, die sich auf einen Sommertrip in die bayerischen Alpen aufmacht, möchte dort einfach nur feiern, Spaß haben, chillen und nebenbei ein altes, garstiges Fabelwesen beschwören … Man kennt’s. Was also idyllisch beginnt, kippt ganz schnell in blanken Horror, als die Gruppe tatsächlich das bösartige Wesen heraufbeschwört. Die bedrohliche Atmosphäre, die Händel erschafft, hat mir besonders gut gefallen. Man spürt jederzeit den Schrecken und die Anspannung, wodurch man mühelos im Fluss der Story bleibt.

Die Figuren? Hab nix auszusetzen, Teenager halt. Es wird geflucht, getrunken und geraucht, Bettszenen gibt’s auch – alles nichts Neues. Viel spannender ist nämlich das Fabelwesen, das die Truppe heimsucht: ein erbarmungsloses Wesen, das Händel mit einer starken Story und eindringlicher Atmosphäre zum Leben erweckt. Hier liegt für mich auch der große Pluspunkt des Buches. Außerdem überrascht die Autorin mit einem richtig guten, gelungenen Storytwist, der fantastisch umgesetzt ist und der Geschichte eine zusätzliche Würze verleiht.

Ein kleiner Kritikpunkt: Die Action beginnt erst im letzten Drittel des Buches. Zwar ist der Weg dahin alles andere als uninteressant und auch gespickt mit unheimlichen Momenten, aber ich hätte mich gefreut, wenn es ein bisschen früher zur Sache gegangen wäre. Dennoch schafft es Händel, die Spannung bis zum grandiosen Finale hochzuhalten und den Leser bei der Stange zu halten.

Insgesamt ist „Greischl“ also ein ganz fantastischer Horrorroman, der mich richtig gut unterhalten hat. Die Geschichte des Buches könnte ich mir locker auch als Kinofilm vorstellen – die Story und die ganze Atmosphäre laden ja geradezu ein. Ich bin gespannt, was die Autorin als Nächstes aus dem Hut zaubert, ich freue mich jedenfalls, mehr von ihr zu lesen.

9/10 Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 15.12.2024

Grandiose Märchenadaption

Rapunzels finsterer Turm
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Zitat:

„Die zweite Fratze erschien, als sie sich wieder aufrichtete. Es war ein menschliches Gesicht, einige Nuancen heller als die Umgebung, aber so grauenhaft verzerrt, dass sie nicht sagen konnte, ...

Zitat:

„Die zweite Fratze erschien, als sie sich wieder aufrichtete. Es war ein menschliches Gesicht, einige Nuancen heller als die Umgebung, aber so grauenhaft verzerrt, dass sie nicht sagen konnte, ob männlich oder weiblich.“

So hat es mir gefallen:

Zugegeben, ich gehöre zu denjenigen unter uns, die mit Märchen recht wenig anfangen können. Sie haben mich nie interessiert, und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. Stefanie Lasthaus gelingt mit „Rapunzels finsterer Turm“ aber ein spannender Balanceakt zwischen eingestaubter Märchenadaption und modernem Gruselroman. Und das passt am Ende so gut zusammen, dass ich unbedingt mehr von solchen Geschichten lesen will.

Die Handlung beginnt mit der Tätowiererin Flo, die mit einer Reihe von Schicksalsschlägen klarkommen muss. Der Neuanfang im abgelegenen Hotel „Tanglewood“ kommt da gerade recht. Doch schnell verzieht sich die Euphorie und macht Platz für seltsame Gesänge im Wald und unheimliche Visionen. Die Begegnung mit der mysteriösen Frau Gothel lässt das schaurige Abenteuer endgültig beginnen.

Lasthaus schafft es, wie oben erwähnt, das klassische Märchengenre zu entstauben und mit moderneren Elementen der Literatur, insbesondere der Grusel- und Horrorliteratur, anzureichern. Das macht alles ein wenig frischer. Besonders beeindruckt war ich von den Figuren, sowohl den Vorlagen aus dem Märchen als auch den neuen Charakteren. Die Figuren sind gut gelungen. Zwar ist Flo zu Beginn der Geschichte arg naiv, aber im Verlauf bessert sich das, und sie wirkt zum Ende hin mutiger und tougher als am Anfang.

Die Story weiß zu überzeugen, und die Autorin hält die Spannung hier auch gekonnt hoch. Zusätzlich überrascht sie mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Der Horror- und Gruselaspekt ist dabei gut dosiert und fügt sich wunderbar ins Setting ein. Damit schafft Lasthaus eine wohlig-schaurige Stimmung, die definitiv Lust auf mehr macht.

Insgesamt ist „Rapunzels finsterer Turm“ eine stimmige und schaurige Märchenadaption, die nicht nur Fans der düsteren Literatur begeistern dürfte, sondern auch Leser, die nach etwas frischeren Geschichten suchen. Der Genremix funktioniert nämlich wunderbar, und ich hoffe auf weitere Adaptionen in diesem Stil.

9/10 Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 13.12.2024

Spannender Krimi

Louis und die Hexe von Nordstrand
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Zitat:

„Jahrelang hatte mich ihre Existenz im Schlaf verfolgt. Doch obwohl ich sie nie aus den Augen ließ, gab mir die Hexe keinen Hinweis, dass sie um ihre Abstammung wusste.“

So hat es mir gefallen:

Timo ...

Zitat:

„Jahrelang hatte mich ihre Existenz im Schlaf verfolgt. Doch obwohl ich sie nie aus den Augen ließ, gab mir die Hexe keinen Hinweis, dass sie um ihre Abstammung wusste.“

So hat es mir gefallen:

Timo Vega entführt uns in seinem Buch in ein mysteriöses Abenteuer an der rauen Nordsee, wo sich eine spannende Ermittlung, düstere Legenden und eine zarte Romanze entspinnen. Die Geschichte weiß schon auf dem Klappentext zu überzeugen: Ein verschwundener Leuchtturmwärter, Gerüchte um eine Hexe und ein makabres Geschenk an den Protagonisten machen Lust auf mehr. Besonders positiv ist hier, dass mich die Handlung direkt von Anfang an mitnimmt und mich auch im weiteren Verlauf in ihren Bann zieht. Vega versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen, ohne zu früh zu viel zu verraten. Die mysteriöse Atmosphäre des kleinen Dorfes, die Landschaft und die Geheimnisse der Vergangenheit werden detailliert beschrieben und verleihen der Story eine besondere Dichte.

Die Figuren sind gut gelungen. Louis, der sympathische Protagonist, ist authentisch beschrieben, ebenso wie der hübsche Nachbarsjunge Pascal. Die vorsichtige queere Romanze zwischen beiden ist charmant und unaufdringlich erzählt, wodurch sie sich organisch in die Handlung einfügt, ohne den Krimiplot zu überlagern. Auch die Nebenfiguren, wie die schrulligen, aber liebenswürdigen Tanten, sind liebevoll gezeichnet. Inhaltlich punktet der Krimi mit einer Mischung aus spannender Detektivarbeit und kleineren, überraschenden Wendungen. Die Auflösung ist gut gelungen und zeigt auch, dass die Vergangenheit immer noch Schatten auf die Gegenwart werfen kann.

Insgesamt ein rundum gelungener Krimi, der queere Themen unaufgeregt und selbstverständlich integriert. Wer spannende Geschichten mit sympathischen Figuren und einer Prise Romantik sucht, wird an diesem Buch viel Freude haben. Timo Vega beweist, dass er sowohl Atmosphäre als auch Figurenentwicklung beherrscht. Ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen möchte.

9/10

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Guter Roman, handwerkliche Schwächen

Nachbarinnen
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Zitat:

„Und wie ist das eigentlich, wenn wir schon sehr lange auf die Erfüllung eines Herzenswunsches gewartet haben? Können wir uns auf der Stelle so richtig freuen?“

So hat's mir gefallen:

Die Geschichte, ...

Zitat:

„Und wie ist das eigentlich, wenn wir schon sehr lange auf die Erfüllung eines Herzenswunsches gewartet haben? Können wir uns auf der Stelle so richtig freuen?“

So hat's mir gefallen:

Die Geschichte, die uns Ella Danz hier auftischt – vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch durch ihre Nachbarschaft und ihre individuellen Schicksale miteinander verbunden sind – ist durchaus sehr spannend und größtenteils auch gut gelungen. Jenny wünscht sich verzweifelt ein Kind, Vera kümmert sich aufopferungsvoll um ihren behinderten Mann, Tanja wuppt die Erziehung ihrer drei Kinder im Alleingang, und Frederike widmet sich voll und ganz ihrem kränklichen Sohn. Diese Figuren und ihre Lebensrealitäten bieten ein starkes Fundament für ein Buch, das von Liebe, Aufmerksamkeit, aber auch Verlust und der Suche nach Anschluss handelt.

Die abwechselnde Erzählweise aus der Sicht der vier Frauen fand ich sehr gelungen und authentisch. Doch hier steht sich die Autorin auch ein klein wenig selbst im Weg. Zu diesen Sichtweisen ergänzt sie eine übergeordnete Erzählperspektive, und bei einer Figur wird direkt aus der Sicht von Tagebucheinträgen erzählt. Das ist einzeln genommen nichts Schlechtes, nur in Kombination funktioniert das nicht wirklich. Das hat meinen Lesefluss des Öfteren enorm unterbrochen. Diese stilistische Uneinheitlichkeit vermittelt eher den Eindruck, als sei die Autorin selbst unsicher gewesen, welcher Erzählstil der Geschichte am besten gerecht wird.

Die Figurenzeichnung ist hingegen gut gelungen, wenngleich nicht durchgehend überzeugend. Während drei Figuren durchaus authentisch beschrieben sind, wirkt eine doch etwas konstruiert und weniger glaubwürdig als der Rest. Dieser Kontrast ist sichtbar, die Grundidee dahinter bleibt aber dennoch spannend.

Trotz der handwerklichen Schwächen bleibt „Nachbarinnen“ ein lesenswertes Buch, das durch seine Themen und die einfühlsame Betrachtung menschlicher Schicksale überzeugt. Es hat mich stellenweise zum Nachdenken angeregt und zeigt auf, dass hinter jeder Fassade eine individuelle Lebensgeschichte steckt. Für Fans zwischenmenschlicher Dramen und facettenreicher Figuren lohnt sich definitiv ein Blick – auch wenn handwerklich und im Bereich des Erzählstils noch Luft nach oben ist.

7/10

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