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Veröffentlicht am 25.07.2024

Pias Vergangenheit statt Lucas Gegenwart

Kleine Monster
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"Kleine Monster" von Jessica Lind ist ein vielversprechendes Buch, das die Lesenden mit einem packenden Start direkt in die Geschichte zieht. Die österreichische Autorin schafft es, durch den unmittelbaren ...

"Kleine Monster" von Jessica Lind ist ein vielversprechendes Buch, das die Lesenden mit einem packenden Start direkt in die Geschichte zieht. Die österreichische Autorin schafft es, durch den unmittelbaren Einstieg in die Handlung für eine spannende Ausgangssituation zu sorgen, welche die Erwartungen weckt und neugierig macht. Darüber hinaus fließen immer wieder erneute Vorkommnisse ein, welche die Lesenden kurz den Atem stocken lassen und schockiert.
Wie sich diese Geschehnisse auf die Beziehungen zwischen den Charakteren, vor allem zwischen Mutter Pia und ihrem Sohn Luca auswirken, sind eindrucksvoll dargestellt. Lind gelingt es, die Veränderungen und die Dynamik innerhalb der Familie glaubwürdig und einfühlsam zu schildern. Auch die Beziehung zwischen Pia und ihrem Mann Jakob wird detailliert und nachvollziehbar beschrieben, was die familiäre Atmosphäre authentisch macht.
Enttäuschend ist der Verlauf der Handlung nach dem spannenden Beginn. Die Geschichte um Luca, die zunächst im Fokus steht, rückt zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen nimmt die Erzählung von Pias Familiengeschichte und deren Auswirkungen auf ihr Verhalten den Hauptteil der Handlung ein. Dies führt dazu, dass viele Fragen offen bleiben und die anfangs aufgebaute Spannung nicht vollständig aufrechterhalten wird. Die im Klappentext suggerierte Fokussierung auf Luca und seine möglichen boshaften Taten wird zugunsten einer detaillierten Darstellung von Pias Vergangenheit und ihren Traumata vernachlässigt.
Zwischenzeitlich dachte ich, dass wir durch Pias Vergangenheit vielleicht erfahren, warum sie Luca gegenüber so skeptisch ist und vermutet, dass er aus Boswilligkeit handelt. Die Schilderung ihrer eigenen Familiengeschichte, bei der schnell deutlich wird, dass ihre Schwester Linda gestorben ist und Romy, die andere Schwester, nichts mehr mit der Familie zu tun hat, weckte in mir diese Hoffnung. Allerdings wurde ich auf eine falsche Fährte gelockt. Ich vermutete, dass Romy ein Kind war, welches ähnlich wie Luca gehandelt hat, und Pia deshalb für solch ein boswilliges Verhalten sensibilisiert ist. Diesen Fortgang der Geschichte hätte ich mir gewünscht, aber stattdessen verlief die Handlung anders.
Ein kleiner Wermutstropfen sind zudem die immer wieder auftauchenden österreichischen Begriffe und Ausdrücke, die den Lesefluss manchmal stören können, besonders wenn man nicht mit dem österreichischen Deutsch vertraut ist. Dennoch beeinträchtigen diese regionalen Besonderheiten das Gesamtverständnis des Romans nicht dramatisch.
Letztlich bleibt der Roman hinter den Erwartungen zurück, da die versprochene Spannung und die ambivalente Darstellung von Lucas Charakter nicht konsequent weiterverfolgt werden. Ich hätte mir mehr Momente gewünscht, in denen unklar bleibt, ob Lucas Handlungen aus Bosheit oder anderen Motiven resultieren.

Trotz dieser Kritikpunkte ist "Kleine Monster" ein lesenswerter Roman, der durch den gelungenen Schreibstil und die intensive Darstellung der familiären Beziehungen und Traumata punktet. Wer sich für tiefgehende Familiengeschichten interessiert und über die anfängliche Spannung hinaus Geduld aufbringt, wird hier auf seine Kosten kommen. Insgesamt erhält das Buch drei Sterne, da es in puncto Spannung und konsequenter Handlungsführung noch Luft nach oben hat.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Feministische Reflexionen und düstere Realitäten

Die schönste Version
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"Die schönste Version" von Ruth-Maria Thomas ist eine tiefgründiges und emotional aufwühlendes Coming-of-Age Werk, welches die Geschichte der Protagonistin Jella auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten ...

"Die schönste Version" von Ruth-Maria Thomas ist eine tiefgründiges und emotional aufwühlendes Coming-of-Age Werk, welches die Geschichte der Protagonistin Jella auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten Jella auf ihrem Weg zum Frausein. Unmittelbar zu Beginn des Buches werden die Lesenden mit einem erschütternden Vorfall konfrontiert, dessen Details sich erst allmählich entfalten - dies stellt die erste Zeitebene dar. Die zweite Zeitebene beleuchtet Jellas Vergangenheit und offenbart, wie sie in die Situation geraten ist. Diese Struktur verleiht dem Buch eine besondere Tiefe und Spannung.
Ein weiterer Aspekt, der das Buch so fesselnd macht, ist die Frage, ob unsere Protagonistin zu Yannick zurückkehren wird. Diese Ungewissheit hält die Spannung bis zum Schluss aufrecht und sorgt dafür, dass man als Leser:in ständig mitfiebert. Man hofft inständig, dass sie sich von diesem Mann fernhält, aber die Unsicherheit darüber, wie sie sich letztendlich entscheiden wird, macht die Geschichte so mitreißend. Es ist inspirierend zu sehen, wie Jella schließlich eine mutige Entscheidung trifft. Ihre Entschlossenheit kann auch anderen Mut machen und zeigt, dass es möglich ist, sich aus toxischen Beziehungen zu befreien.
Es werden zentrale Aspekte des Feminismus und der patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft thematisiert. Das Buch zeigt auf, wie tief verwurzelte gesellschaftliche Erwartungen das Leben von Frauen und Mädchen prägen. Das Buch berührt mit Themen wie den sogenannten „Pick-me-Girls“, die durch ihr Verhalten oft in eine Opferrolle gedrängt werden, für die sie selbst verantwortlich gemacht werden. Diese Problematik ist erschütternd und verdeutlicht die gesellschaftlichen Missstände, die dringend mehr Aufmerksamkeit benötigen.
Darüber hinaus thematisiert das Buch häusliche Gewalt an Frauen - worüber es meines Wissens bislang nur wenig Romane gibt - und dysfunktionale Beziehungen. Es führt die Lesenden durch gefühlschaotische Zustände, zeigt Einschüchterung, Bindung und Manipulation. Die toxische Beziehung zwischen Jella und Yannick, die von physischer und psychischer häuslicher Gewalt geprägt ist, steht im Vordergrund. Das Buch ist eine schonungslose Darstellung dieser Themen und beleuchtet die komplexen Dynamiken, die solche Beziehungen kennzeichnen.
Der Schreibstil ist kraftvoll und intensiv, für mich zu vulgär und beinahe anwidernd. Die Art und Weise wie Traumata und prägende Erlebnisse aus Jellas Kindheit beschrieben werden, ist überwältigend. Es ist fast unmöglich, nicht über die Geschichte im Alltag nachzudenken. Die Schilderungen sind so eindringlich, dass eine Triggerwarnung am Anfang des Buches wünschenswert gewesen wäre, da die behandelten Themen und Ereignisse äußerst belastend sind.

Fazit
Es hat mich beeindruckt, wie vielschichtig und komplex das Buch ist. Obwohl die vulgäre Sprache nicht jedem Lesenden zusagen wird, ist der Inhalt von großer Bedeutung und stellt ein Highlight dar. Dieses Werk ist verfügt über eine wahnsinnige Intensität und Schonungslosigkeit. Es thematisiert auf wichtige und notwendige Weise die oft vernachlässigten Aspekte unserer Gesellschaft.
Insgesamt ist die "Die schönste Version“ ein inhaltlich äußerst bedeutendes und wertvolles Buch, das den Lesenden nachhaltig beschäftigt und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Der Dornröschen-Effekt: Ein Thriller zum Einschlafen

Anna O.
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„Anna O.“ von Matthew Blake entfaltet sich als komplexer Thriller, der die Lesenden in ein undurchsichtiges Netz aus Geheimnissen und psychologischen Rätseln verwickelt. Im Mittelpunkt steht Anna O., eine ...

„Anna O.“ von Matthew Blake entfaltet sich als komplexer Thriller, der die Lesenden in ein undurchsichtiges Netz aus Geheimnissen und psychologischen Rätseln verwickelt. Im Mittelpunkt steht Anna O., eine mysteriöse Patientin, die seit vier Jahren im „Koma" liegt und deren Schicksal auf tragische Weise mit dem Tod zweier Freunde verknüpft ist, deren Morde sie angeklagt werden soll.
Das Buch besticht durch seine ansprechende Gestaltung und die interessante Erzählweise, die sich durch kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven auszeichnet. Die Verwendung von Tagebucheinträgen und verschiedenen Zeitebenen verleiht der Erzählung zusätzliche Tiefe und bietet einen vielschichtigen Blick auf die Geschehnisse. Der Schreibstil von Matthew Blake ist präzise und detailreich, was besonders in den medizinischen und psychologischen Aspekten der Geschichte zur Geltung kommt. Seine sorgfältige Recherche und authentische Darstellung der psychologischen und medizinischen Details fügen sich harmonisch in die Handlung ein und tragen zur Komplexität der Geschichte bei.
Der Einstieg in die Geschichte ist jedoch etwas holprig. Die Vielzahl an Charakteren und die detaillierten medizinischen Informationen können zunächst überwältigend wirken. Die anfängliche Verwirrung weicht jedoch zunehmend einer klareren Struktur, je weiter man in die Geschichte eintaucht. Die Enthüllungen rund um Anna O. und die Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Figuren und Ereignissen sorgen für einige überraschende Wendungen, die die bisherigen Vermutungen ins Wanken bringen.
Ein faszinierendes Element des Buches ist das psychologische Thema des Schlafens. Matthew Blake nutzt die Thematik des „Schlafs“ nicht nur als Plot-Gerüst, sondern auch als psychologisches Motiv. Diese Darstellung verleiht der Geschichte Tiefe und eröffnet interessante Perspektiven auf das menschliche Unterbewusstsein und die Wirkung von Schlafstörungen bzw. dem Nachtwandeln. Die subtile Spannung wird durch den Schreibstil konsequent aufgebaut, doch der große Plot-Twist, der oft das Herzstück eines Thrillers bildet, blieb aus. Während alle Handlungsstränge am Ende zusammengeführt werden und die Wahrheit ans Licht kommt, fehlt der erhoffte Gänsehaut-Moment. Besonders enttäuschend war der Tod eines Charakters, der die Möglichkeit einer vollständigen und befriedigenden Auflösung des Falls verhinderte. Die Wahrheit wird den Lesenden offenbart, bleibt jedoch den Charakteren im Buch verschlossen, was die emotionale Verbindung zur Auflösung trübt.
Der Hype um „Anna O.“ ist für mich nur ansatzweise nachzuvollziehen. Obwohl das Buch wie ein True-Crime-Podcast oder -Video wirkt und eine interessante, wenn auch komplexe Handlung bietet, fehlte mir der Page-Turner-Effekt, der für das Thriller-Genre typisch ist. Zu keinem Zeitpunkt war ich so gefesselt, dass ich die Nacht durchlesen wollte. Die Geschichte hat zwar interessante Elemente und eine tiefgründige Handlung, bleibt jedoch in puncto Spannung und Schockmomente hinter meinen Erwartungen zurück.

Fazit
„Anna O.“ von Matthew Blake ist ein vielschichtiger Thriller, der mit seiner durchdachten Handlung und den psychologischen Aspekten besticht. Der präzise Schreibstil und die detaillierte Darstellung medizinischer und psychologischer Themen verleihen dem Buch Tiefe, während die subtile Spannung und die unerwarteten Wendungen das Interesse aufrechterhalten. Der große Thrill bleibt jedoch aus und die Auflösung lässt einen offenen Eindruck zurück. Insgesamt ist „Anna O.“ ein lesenswerter Thriller, der durch seine komplexe Handlung und seine psychologische Tiefe besticht, jedoch in der Ausführung der Spannung und der finalen Überraschung nicht ganz überzeugt.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Zwischen Campanula-Klängen und Familiengeheimnissen

Das Versprechen der Rosenholzvilla
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„Das Versprechen der Rosenholzvilla“ von Tabea Bach ist ein bewegender und gefühlvoller Wohlfühlroman, der die Leser:innen in die idyllische Landschaft des Tessins entführt. Elisa Eschbach hat nach den ...

„Das Versprechen der Rosenholzvilla“ von Tabea Bach ist ein bewegender und gefühlvoller Wohlfühlroman, der die Leser:innen in die idyllische Landschaft des Tessins entführt. Elisa Eschbach hat nach den Unsicherheiten im ersten Band nun ihr Glück gefunden. An ihrer Seite ist Danilo, dessen eifersüchtige und misstrauische Art jedoch im Verlauf der Geschichte negativ auffällt. Auch andere Charaktere wie Romy, Mariella und Anna tragen mit ihren unsympathischen Eigenschaften zur Spannung bei, was jedoch das Wohlgefühl, das der Roman ansonsten verbreitet, etwas mindert.

Besonders faszinierend fand ich die Thematik rund um Musikinstrumente und deren Bau. Obwohl ich in diesem Bereich keine Vorkenntnisse habe, hat Tabea Bach es geschafft, mein Interesse zu wecken und mich in diese Welt eintauchen zu lassen. Ihre Beschreibungen vermittelten ein wohliges Gefühl und machten mich neugierig auf mehr.

Überraschende Wendungen und neue Entdeckungen hielten die Spannung hoch und machten das Buch zu einem echten Pageturner. Elisa, einst ein Wunderkind am Cello, spielt nun die von Danilo entwickelte Campanula und unterstützt ihren Großvater und weltbekannten Niklas bei einem Konzert, welches er nach vielen Jahren Pause gibt. Trotz der positiven Entwicklung in ihrem Leben trägt sie den Schmerz eines vergangenen Konzertversagens tief in sich. Ihr Großvater,, hat ein großes Geheimnis gelüftet, das die Familiengeschichte erschüttert. Fabio, ebenfalls von diesem Geheimnis betroffen, trifft eine drastische Entscheidung, die das Familienunternehmen gefährdet. Der Konflikt innerhalb der Familie Fasetti eskaliert und die Probleme erscheinen unüberwindbar. Besonders emotional war für mich der Tod von Niklas, der Elisa seit ihrer Wiedervereinigung stets liebevoll unterstützt hat. Seine tragische Geschichte und die Versöhnung mit Anna kurz vor seinem Tod haben mich tief berührt. Annas Verhalten bei der Testamentseröffnung war jedoch schwer zu ertragen, ihr egoistisches und unfaires Verhalten ihrer Tochter gegenüber eine der größten Enttäuschungen der Geschichte.
Dennoch wird das Buch positiv abgeschlossen und hinterließ bei mir viel Freude und warme Emotionen in Bezug auf die Familiengeschehnisse und Beziehungen untereinander.

Trotz der unsympathischen Charaktere bleibt „Das Versprechen der Rosenholzvilla“ ein lesenswerter Roman, der vor allem durch seine emotionalen und detaillierten Beschreibungen überzeugt. Einziger Wermutstropfen: Der dritte Teil der Serie erscheint leider erst im nächsten Jahr, was ziemlich schade ist und mir viel Geduld abverlangt.

Fazit
„Das Versprechen der Rosenholzvilla“ ist ein gelungenes Werk von Tabea Bach, das ich mit vier Sternen bewerte. Trotz einiger unsympathischer Charaktere, die das Wohlfühlklima etwas trüben, überzeugt der Roman durch seine emotionale Tiefe und die lebendige Darstellung des Tessins. Wer Familiengeschichten mit Herz und Drama liebt, wird dieses Buch genießen.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Ein Zeitdieb im Pageturner-Format

Hast du Zeit?
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Das neue Buch von Andreas Winkelmann ist ein wahrer Pageturner, den man einfach nicht aus der Hand legen kann. Von der ersten bis zur letzten Seite, hält der Thriller die Spannung überwiegend auf einem ...

Das neue Buch von Andreas Winkelmann ist ein wahrer Pageturner, den man einfach nicht aus der Hand legen kann. Von der ersten bis zur letzten Seite, hält der Thriller die Spannung überwiegend auf einem konstant hohen Niveau. Dabei bietet er eine schnelllebige, mitreißende und teils auch recht ungewöhnliche Handlung, die ich so noch nie gelesen habe.
Der Thriller dreht sich nämlich um einen außergewöhnlich kuriosen Fall, der von den Ermittlern Lilly und Grotheer verfolgt wird. Die Spuren, die Winkelmann legt, sind meisterhaft, führen in die Idee und werden immer riskanter und gefährlicher. Wie ein roter Faden, zieht sich die Frage nach der Zeit durch die Geschichte und verstärkt die atemlose Spannung zusätzlich. Durch die unterschiedlichen Perspektiven von Opfer, Ermitteln und Täter, erhalten die Lesenden vielfältige Einblicke. Vor allem letztere Perspektive war interessant, da wir Teil der monologaritgen Gedanken und seiner morbiden Leidenschaft werden, was eine beklemmende Atmosphäre schafft. Der Täter glaubt, dass ihm viele Menschen seine Zeit gestohlen haben, wobei er selbst unfähig ist, seine eigene Vergangenheit zu verkraften, insbesondere den Verlust seiner Halbschwester und den Verrat der Eltern. Diese tiefenpsychologischen Einblicke sind ebenso faszinierend wie verstörend.
Auch die Opfer werden detailliert beschrieben, sodass man ihre Geschichten und Hintergründe kennenlernt. Die Ermittler Lilly und Grotheer sind ebenfalls gut ausgearbeitete Charaktere, die mit ihren Stärken und Schwächen authentisch und nahbar wirken. Die Handlung ist durchzogen von rasanten Zwischenteilen und atmosphärischen Orten, die die Spannung immer wieder auf neue Höhen treiben und zu einer düsteren und bedrohlichen Stimmung beitragen.
Der Thriller gipfelt in einem fulminanten Finale mit einer so krassen Auflösung, dass es kaum besser geht. Winkelmann führt den Leser geschickt mit falschen Fährten in die Irre, sodass man bis zum Schluss miträtselt und überrascht wird. Dennoch gab es auch zwischendurch ein paar Längen, diese kleine Schwäche wird jedoch von dem Abschluss des Buchs mehr als wett gemacht, da es voller Hochspannung ist.
Der Schreibstil ist packend und intensiv, wodurch man förmlich durch die Seiten fliegt und das Buch in kürzester Zeit verschlingt.
Auch das Cover des Buches ist grafisch ansprechend gestaltet, mit einem schicken roten Buchschnitt, der wunderbar mit dem Cover harmoniert. Der provokative und hervorgehobene Titel setzt das Ganze perfekt in Szene.

Fazit
"Hast du Zeit?" ist ein Thriller der Extraklasse, der durch seine rasante Handlung, komplexen Charaktere und atmosphärischen Schauplätze besticht. Ein absolut fesselndes und mitreißendes Leseerlebnis, das die Zeit wie im Flug vergehen lässt. Eine klare 5 Sterne Empfehlung.

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