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Veröffentlicht am 06.04.2020

Ermittlungen im indischen Slum

Die Detektive vom Bhoot-Basar
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„Ich bin Detektiv und habe gerade ein Verbrechen begangen“ (S. 98)
Jai, Faiz und Pari sind befreundet und leben im gleichen Slum. Als ein Mitschüler von ihnen verschwindet und die Polizei keine Anstalten ...

„Ich bin Detektiv und habe gerade ein Verbrechen begangen“ (S. 98)
Jai, Faiz und Pari sind befreundet und leben im gleichen Slum. Als ein Mitschüler von ihnen verschwindet und die Polizei keine Anstalten macht nach dem Kind zu suchen, recherchieren, observieren und befragen die drei Freunde Kontakte und Orte die das Opfer zuvor besucht hat. Dabei lernt der Leser die einzelnen Charakterzüge der Protagonisten und die indische Kultur kennen. Das Leben im Slum erweist sich als nicht einfach und auch dort gibt es Unterschiede in den Familien. Das transportiert das Buch sehr gut. Es fühlt sich an, als ob man selbst durch den Dreck und stinkenden Mief waten würde, mit den Wallahs sprechen und den Müttern schnacken. Sehr hilfreich ist dabei das Glossar am Ende des Buches. Es gibt in der Geschichte viele indische Ausdrücke/Wörter, die in Deutschland weitestgehend nicht bekannt sein dürften. Einzig das ständige blättern hindert den Lesefluß etwas.
Auch gesellschaftliche Probleme werden so nebenbei angesprochen. So ist Jai Hindu, Faiz aber Moslem und Pari die Schlauste (eine Frau/Mädchen)– eine Konstellation, die in Indien durchaus für Spannungen sorgt. Wie in vielen Ländern der Erde gibt es Minderheiten (Moslems) die von der Mehrheit (Hindus) nicht als „voll“ genommen werden, sondern als Menschen zweiter Klasse oder denen man Kompetenz abspricht (alles was weiblich ist).
Die Detektivgeschichte rutscht dabei etwas in den Hintergrund. Das habe ich aber nicht als störend empfunden. Der Plot und die Darstellung des indischen Lebens fesselt einen so, dass man die Ermittlungen nicht wirklich vermisst.
Fazit:
Atmosphärisch und fesselnd. Für mich ein Highlight des Jahres und für alle sehr gut geeignet, die sich für fremde Kulturen interessieren.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Es gibt nur eine Wahrheit

Wir sind die Wahrheit
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„Auch wenn es nicht so aussieht, ich befinde mich hierin einem Kriegsgebiet. Dieser Krieg wird nicht mit Gewehren und Kanonen geführt, sondern mit der Geburtenrate. Manchmal sind Menschlichkeit und Nächstenliebe ...

„Auch wenn es nicht so aussieht, ich befinde mich hierin einem Kriegsgebiet. Dieser Krieg wird nicht mit Gewehren und Kanonen geführt, sondern mit der Geburtenrate. Manchmal sind Menschlichkeit und Nächstenliebe auch ein Verbrechen.“ S.190

Leah ist schockiert! Ihr Bruder Noah wurde brutal zusammengeschlagen und liegt seit dem im Koma. Die Tat wurde durch Flüchtlinge verübt. So zeigt es zumindest ein Video, das dies Verbrechen zeigt und anonym auftaucht. Von der gleichen Quelle erhält Leah auch weitere Videos zugespielt. Denn Noah hat einen Vlog geführt und sie erlebt im Nachhinein quasi live mit, wie Noah sich auf die andere, Rechte Seite geschlagen hat. Leah beginnt zu recherchieren und stößt dabei auf Alexander und seine Freunde. Ihre neuen „Freunde“ haben einen Debattierclub und so manche fragwürdige Ansichten, sind aber auch unheimlich charakteristisch und einvernehmend.

Die Charaktere wurden sehr gut getroffen. Noah lernt man über die per Snapchat zugesandten Video-Schnipsel kennen. Alexander und seine Gang sind total normal. Zumindest auf den ersten Blick. Dem Autoren ist es besonders gut gelungen diese Personen und ihr Verhalten zu beschreiben. Sehr realitätsnah und damit erschreckend. Und Leah - aus ihrer Sicht werden die Ereignisse geschildert.

Das Buch ist vom Schreibstil ein typisches Jugendbuch. Die Sätze sind eher kurz und die Wortwahl eher einfach gehalten. Das Buch ist politisch, aber Jugendgerecht und modern umgesetzt. Das zeigen die Vlog-Beiträge oder WhatsApp-Nachrichten. Auch der Plot ist weitgehend logisch.

Fazit:
„Die Angst davor, dass ich mich schuldig mache, weil ich die Bedrohung ignoriere, genau wie all die Warnungen, und das nur aus moralischer Verblendung und Wunschdenken. Wir müssen unsere Feinde kennen, heißt es in den Büchern, und manchmal sind unsere Feinde gut getarnt.“ S. 193

Das gilt für „Rechts“ genau wie für Corona! Das Buch eignet sich gut als Lektüre für Schulen mit anschliessender Diskussion z.B. Politikunterricht. Von mir eine klare Kaufempfehlung (zur Zeit online! Stay at Home!)

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Danke!

Dankbarkeiten
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„Alt werden heißt verlieren. Heißt jede oder fast jede Woche ein weiteres Defizit, eine weitere Beeinträchtigung, einen weiteren Schaden verkraften müssen. So habe ich es vor Augen. Und auf der Einnahmenseite ...

„Alt werden heißt verlieren. Heißt jede oder fast jede Woche ein weiteres Defizit, eine weitere Beeinträchtigung, einen weiteren Schaden verkraften müssen. So habe ich es vor Augen. Und auf der Einnahmenseite steht gar nichts mehr.“ (S. 123)

Nach einem erfüllten und selbstständigen Leben machen Michka die Tücken des Alters zu schaffen, so dass sie nicht mehr alleine in ihrer Wohnung leben kann. Und so zieht sie in ein Seniorenheim um, bei dem sie gut versorgt wird. Sie möchte aber gerne noch eine Sache erledigt wissen, bevor sie das zeitliche segnet. In ihrer Kindheit hat sie große Hilfe von einem Ehepaar erhalten, dem sie heute, einige Jahrzehnte später gerne danken möchte. Und so läßt sie Marie eine Anzeige schalten. Doch diese unerledigte Angelegenheit ist nicht das schwierigste, denn Michka verliert etwas: sich selbst und ihre Wörter...
Das Buch ist feinfühlig und hat mich tief berührt. Wer im Familienkreis selbst schon liebe Menschen altern gesehen hat, mit allen Facetten, der wird das ein oder andere Mal mit den Gedanken zur eigenen Familie bzw. Freundeskreis abschweifen. Das ist aber auch kein Problem, da die Kapitel meist ein paar Tage oder Wochen springen und nicht allzu lang sind. Erzählt wird dabei aus der Sicht von Marie, einer Freundin, und des Logopäden Jerome, der Michka im Seniorenheim mit betreut und über die ein oder andere Verstimmung hinweghilft.
Dieser Schreibstil, etwas an einen Tagebucheintrag erinnernd, war auch der Grund warum ich „nur“ vier Sterne vergeben habe. Für mich geht da zum Teil das gefühlvolle etwas flöten, weil es dadurch nicht fliesst, sondern etwas abgehackt in der Handlung. Auch Jerome hätte einen deutlich größeren Part vertragen können. Er hatte gute Ansätze, die aber nicht weiter verfolgt wurden. Das fand ich sehr schade. Es hätte das Buch meines Erachtens nach aufgewertet.
Fazit:
Ein Herzensbuch, das einem Mal wieder vor Augen führt, was wirklich wichtig ist im Leben und dazu verleitet, mal wieder „Danke“ zu sagen. Auch oder gerade in Zeiten des Corona-Virus. Danke für dieses schöne Buch!

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Lea
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Laut Buchrücken geht es in „Lea“ um Mobbing, Intrigen und Erpressung“. Das ist soweit richtig. Auch eine Liebesgeschichte wurde integriert. Soweit, so gut. Aber das Buch ist leider weder Fisch noch Fleisch. ...

Laut Buchrücken geht es in „Lea“ um Mobbing, Intrigen und Erpressung“. Das ist soweit richtig. Auch eine Liebesgeschichte wurde integriert. Soweit, so gut. Aber das Buch ist leider weder Fisch noch Fleisch. Es versucht ein Roman/ Krimi zu sein, wechselt aber immer wieder von einer romanhaften Schreibweise in den Schreibstil eines Sachbuches, da es gleichzeitig auch Hilfestellung gegen Mobbing sein soll und somit sind z.B. juristische Infos mit eingeschlossen. Das kann funktionieren, wenn es so geschickt gemacht wird, dass das Buch trotzdem ein Roman bleibt. Hier ist es leider nicht gelungen und ergibt damit eine komische Mischung aus Roman/Krimi mit Sachbuch.
Auch der Plot konnte mich nicht wirklich überzeugen. Sowohl der Plot als auch die Charaktere blieben flach und konnten mich nicht fesseln. Versteht mich nicht falsch - es war jetzt nicht total schlecht. Aber ich konnte jederzeit aufhören mit dem lesen, selbst mitten im Satz und es hat mich nicht gestört.
Fazit:
Das Buch und sein Plot ist ok und bevor ihr mir die nächsten Börsenkurse oder das Pamphlet vom Finanzamt mit den Hinweisen zur Steuererklärung hinlegt lese ich definitiv lieber „Lea“. Aber für eine wirkliche Empfehlung ist es mir persönlich zu langweilig und so ein Zwischending zwischen Roman und Sachbuch. Und wenn ich einen Roman lesen möchte….dann ist das hier Themenverfehlung. Sorry an den Autor, der es bestimmt gut gemeint hat.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Das Buch polarisiert

Milchmann
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Bei Rezensionen stelle ich mir persönlich immer die Frage, ob es mir Spaß gemacht hat, das Buch zu lesen und ggf. warum bzw. warum nicht. So komme ich zu meinen „Sterne-Kategorien“. Für dieses Buch kann ...

Bei Rezensionen stelle ich mir persönlich immer die Frage, ob es mir Spaß gemacht hat, das Buch zu lesen und ggf. warum bzw. warum nicht. So komme ich zu meinen „Sterne-Kategorien“. Für dieses Buch kann ich leider nicht mehr als zwei Sterne vergeben, denn Spaß gemacht zu lesen, hat es mir nicht wirklich.
Das Buch hat eine sehr düstere, deprimierende Atmosphäre, die in der Zeit des Nordirland-Konflikts in den 1970-er Jahren durchaus gegeben war. Das macht die Story authentisch und nachvollziehbar. Die Erzählerin schildert das politische und gesellschaftliche Leben und ihre Treffen mit Milchmann, einem deutlich älteren Mann, der ihr Avanchen macht, die eher einem Stalker gleichkommen. Die Art und Weise wie das Geschehen beschrieben wird ist schon etwas speziell. Es kommen zum Beispiel keine Namen vor. Die Erzählerin hat keine, ihre Brüder nicht, die Mutter ist namenlos…. Es heißt dann immer „Bruder Nummer zwei“ oder „der zweite Bruder“. Das mag literarisch herausragend sein macht es aber sehr anstrengend zu lesen. Außerdem geht es nicht voran in der Geschichte. Ich hatte immer das Gefühl ein bisschen auf der Stelle zu treten. Auch das Ende des Buches war nicht meins. Es gibt dann an einem bestimmten Punkt eine Wendung, die man allenfalls erahnen konnte und die dann relativ schnell abgehandelt wurde.
Versteht mich bitte nicht falsch: das Buch ist nicht schlecht, benötigt aber den richtigen Leser, der auf diese Art von Buch steht. Es beinhaltet viele schlaue Gedanken und Sprüche, die ich mir angemarkert habe, aber als Story/Plot in Kombination mit dem Schreibstil ist es nicht mein Buch.
Fazit:
Mir persönlich ging der Schreibstil irgendwann auf den Keks, weil es auch nicht vorwärts ging. Es fehlte an Spannung, wenn auch die Darstellung der damaligen Atmosphäre gut gelungen ist. Für eine Empfehlung von mir reicht es leider nicht. Da es aber auch polarisiert lest mal rein und überlegt für euch, ob ihr 450 Seiten über die aufgeschlagene Situation lesen möchtet oder ob euch das irgendwann langweilen würde. Und dann trefft ihr einfach selbst die Entscheidung für euch….

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