Realistisch, schockierend und brutal. „Ich gehöre ihm“ ist keine wunderschöne Liebesgeschichte, sondern der Leidensweg der Protagonistin Caro. Sie ist 15 Jahre alt, eine gute Schülerin, liebt Basketball und ihre Familie. Nur bei Jungs kommt sie nicht wirklich an. Sie hält ihren Busen für zu groß und sich für eher unscheinbar. Als Caro eines Nachmittages nach dem Basketball-Training mit ihrer Freundin Lara in einem Fast-Food-Laden einen jungen Mann kennenlernt kann sie ihr Glück deshalb kaum fassen. Nick sieht wahnsinnig gut aus, fährt BMW und verfügt über das neueste I-Phone – und er lächelt sie an. Ja, ausgerechnet SIE! Fortan schwebt Caro auf Wolke 7, vergisst nach und nach ihre beste Freundin, kapselt sich von Freunden und Familie ab. Währenddessen verwöhnt Nick sie mit Geschenken u.a. eine Eigentumswohnung als „Liebesnest“ für beide. Doch es entwickelt sich anders für Caro als sie dachte. Nick macht sie psychisch abhängig und physisch abhängig, schlägt sie und stellt sie vor die Entscheidung, ob sie ihm beim „Schuldenabbau“ „freiwillig“ helfen will. Für Caro ist das der Beginn eines nie endenden Leidensweges…
Dieses Buch in Worte zu fassen fällt mir wirklich schwer. Es ist einfach so erschreckend realistisch, brutal, widerlich, schockierend, unfassbar unmenschlich! So einige Male hätte ich Caro gerne geschüttelt und ihr gesagt „hol dir Hilfe“, „informiere deine Eltern“, „dreh dich um und geh einfach“. Nick hätte ich gerne „die Fresse poliert“. Entschuldigung, das ist aber so. Wer eine Tochter hat, vielleicht auch in dem Alter, der wird hoffen, dass seine Tochter NIE, wirklich NIE, in diese Situation kommt. Auch für die Familie ist so eine Situation schwer zu ertragen.
Angela Gilges hat für das Buch die richtigen Worte gefunden. Es berührt, geht sehr zu Herzen, ohne schnulzig zu sein oder bewusst auf die Tränendrüse zu drücken. Dabei wird auch nichts beschönigt – sei es die Situationen, in der sich Caro wiederfindet, noch die familiäre Situation während Caros Wesensveränderung bzw. nachdem alles herausgekommen ist. Optisch wurden die Gefühle von Caro während / kurz nach den Vergewaltigungen durch Kursivdruck dargestellt. Auch beschreibt die Autorin diese Szenen „von außen“ z.B. „Das Mädchen das das steht….“. So geht es Caro aus – die Seele steigt aus und betrachtet es von außen. Ein Selbstschutz (der nur bedingt funktioniert).
Wer jetzt sagt „Momentmal, die Story kommt mir bekannt vor“ – ja das ist möglich, denn zuerst gab es einen Film und jetzt das Buch dazu. Normalerweise lese ich keine Bücher von Filmen, die ich bereits kenne. Ich bin dann meist von dem Buch enttäuscht. Hier muß ich aber sagen, hat mich das Buch weit mehr berührt und mitgenommen, als der Film. Zudem hatte Frau Gilges kompetente Unterstützung durch Bärbel Könnemann, Ex-Polizistin und Schulreferentin, die den Verein No Loverboys e.V. gegründet hat und mit ihrem Wissen für die sehr realistische Darstellung gesorgt hat.
Sofern man irgendetwas an diesem Buch „bemängeln“ könnte, dann wären das für mich die fehlenden Tipps für Schülerinnen, Lehrer und Familienmitgliedern, wie man in so einem Fall reagieren kann / sollte. Der Verweis auf die no-loverboys.de-Adresse ist zwar vorhanden, aber es gibt sicherlich auch Infos abseits der Seite zur z.B. Vorbeugung. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.
Fazit:
Ein bewegendes Buch, das einfach nur schockiert! Fantastisch geschrieben. Meines Erachtens nach ein MUSS für junge Mädchen/Teenager und deren Eltern, da es aufzeigt, was Anzeichen für Loverboys sein können und wie man das ggf. abwenden kann. Mir wird es noch eine ganze Zeit im Gedächtnis bleiben.
Danke an Angela Gilges und den Oetinger Taschenbuch Verlag für dieses tolle Buch!