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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2018

Geglücktes Debüt

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Für reichlich Diskussionsstoff sorgt „Mit der Faust in die Welt schlagen“. In nüchternem, emotionslosem Schreibstil nimmt der Leser als Beobachter am Leben der beiden Brüder Philipp (geb. 1991) und Tobias ...

Für reichlich Diskussionsstoff sorgt „Mit der Faust in die Welt schlagen“. In nüchternem, emotionslosem Schreibstil nimmt der Leser als Beobachter am Leben der beiden Brüder Philipp (geb. 1991) und Tobias (geb. 1995) teil. Familie Zschornak lebt in Neschwitz/Sachsen und erarbeitet sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten im Jahr 2000 ein eigenes Haus. Doch das Glück ist ihnen nicht lange hold. Die Fassade der glücklichen Familie bröckelt, die Jungs sind auf sich allein gestellt, keiner erklärt ihnen die Welt. So kommt es, dass die beiden mit den falschen Leuten abhängen und in eine Spirale aus Wut, Hass und Fremdenfeindlichkeit abdriften. Im Laufe der Geschichte fragt man sich dann auch unweigerlich „wie hättest du reagier?“, „was ist denn eigentlich ein Nazi? Wo fängt es an, wo hört es auf?“ Obwohl mir persönlich der Schreibstil nicht wirklich liegt hinterlässt das Buch Eindruck bei mir. Zum einen geschah mir zu wenig Handlung, war zu behäbig, zum anderen sprang der Autor von hier auf jetzt in andere Situationen, so dass mir manchmal die Zusammenhänge fehlten. Er erklärt die (möglichen) Ursachen, warum Menschen fremdenfeindlich werden und welche Auswirkungen das in einem ländlichen Verbund haben kann. Dabei lässt Lukas Rietzschel viel Raum für Spekulationen. Nicht jede Situation wird aufgeklärt. Das regt zum nachdenken und diskutieren an. Das Buch ist zudem mit einigen Aussagen gespickt, die einen fassungslos machen, aber leider der Wahrheit entsprechen. Fazit: Ein aufwühlendes Buch, das zum nachdenken anregt und für einigen Diskussionsstoff sorgt. Tolles Debüt von einem Autor von dem wir noch viel hören werden!

Veröffentlicht am 20.09.2018

Gutes Jugendbuch mit ein paar kleineren Schwächen

ASH PRINCESS
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Das Cover des Buches fiel mir sofort ins Auge, der Klappentext überzeugte und ich musste dieses Buch unbedingt lesen. Enttäuscht wurde ich nicht, auch wenn es nicht 100 Prozent überzeugen konnte.
Story:
Mit ...

Das Cover des Buches fiel mir sofort ins Auge, der Klappentext überzeugte und ich musste dieses Buch unbedingt lesen. Enttäuscht wurde ich nicht, auch wenn es nicht 100 Prozent überzeugen konnte.
Story:
Mit 6 Jahren muß Theo mitansehen, wie ihre Mutter, die Fire Queen von Astrea, von den Kalovaxanern ermordet wurde. Deren Kaiser verbietet Theo nicht nur ihre Sprache zu sprechen, sondern sich auch bedingungslos unterzuordnen und einen neuen Namen anzunehmen. So wächst sie als Symbol der Schande als „Ascheprinzessin“ auf. Zehn Jahre gehen ins Land bevor Theo gezwungen wird einen Menschen zu ermorden und gegen den brutalen Kaiser aufbegehrt. Sie möchte die versklavten Astreaner befreien und den Kaiser stürzen. Zur Hilfe kommt ihr ihr Freund aus Kindertagen. Blaise und Theo schmieden einen Plan wie sie ihre Ziele erreichen können. Als Achillesferse identifizieren sie des Kaisers Sohn – Soren, der sich heimlich in Theos Herz schleicht….
Meine Meinung:
Die Story hat mich in den Bann gezogen, aber nicht zu 100 Prozent gefesselt oder überzeugt. Die Astreaner verfügen über Hüter und Magiesteine. Diese kommen im Buch aus meiner Sicht zu kurz. Die Entwicklung ist auch relativ zügig. Es gab aber auch einige Szenen, die mich wirklich gefesselt haben und ein, zwei Twists, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Ansonsten erinnert mich die Ascheprinzessin an Cinderella, die vor dem offen Ofen im Dreck schlafen musste. Ein bisschen ist das her ähnlich…
Charaktere
Die Charaktere sind im Großen und Ganzen gut gelungen, waren mir aber manchmal ein bisschen zu blass, so dass auch nicht wirklich die Gefühle transportiert wurden. Auch die Entwicklung von Theo von einer unterdrückten jungen Frau zur Rebellin ging sehr schnell von statten und hätte durchaus mehr Raum bekommen können.
Schreibstil:
Das Buch läßt ich flüssig lesen, wobei ich anfangs mit den Kalovaxianern so meine Probleme hatte. Ein kleiner eingebauter Zungenbrecher sollte man auf die Idee kommen, das Buch jemanden vorzulesen.
Cover:
Ein absoluter Eye-Catcher. Wirklich fantastisch. Es zeigt die Aschekrone die Theo bei jeder öffentlichen Gelegenheit auf Geheiß des Kaisers tragen muß. Durch die sehr gelungene Abbildung hat man als Leser eine sehr gute Vorstellung wie sie dem Kaiser optisch gegenübertritt.
Fazit:
Schönes Buch um dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen, wenn man ein paar kleinere Schwächen ausblenden kann.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Heiterer Roman mit schwarzem Humor

Man muss auch mal loslassen können
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Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Wilma, die resolute, Alleinerziehende Wirtin, Charlotte, die etwas weltentrückte Künstlerin und die junge, freche und nicht auf den Kopf gefallene ...

Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Wilma, die resolute, Alleinerziehende Wirtin, Charlotte, die etwas weltentrückte Künstlerin und die junge, freche und nicht auf den Kopf gefallene Jessy. Trotz ihres unterschiedlichen Lebensumstände haben sie alle eins gemeinsam - ein Problem, weswegen sie aus dem Leben scheiden möchten. Sie schließen sich zusammen und versuchen gemeinsam den letzten Schritt zu gehen. Dummerweise geraten sie dabei in einen Tankstellen-Überfall, der auch für die Täter anders verläuft als geplant. Zu fünft verstecken sich die zwei Täter und drei „Geiseln“ in einer Hütte und harren der Dinge die da kommen....

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet und bleiben bis zum Ende in ihrer Rolle. Es gibt den ein oder anderen kleinen Twist und viel (schwarzen) Humor, zudem viele Zitate und „Lebensweisheiten“. Besonders lustig fand ich die Stellen, bei denen sich die drei Damen umbringen wollten und z.B. davor noch mal schnell die Wohnung aufräumen. Erinnert mich an die Putzfrau wenn diese zum Putzen kommt und man schnell putzt bevor die Putzfrau kommt weil man sie ja so nicht reinlassen kann. Was könnte sie denn von einem denken! Auch das Cover bzw. die vordere Klappe ist toll gestaltet. In der Innenseite werden die Hauptpersonen ganz kurz mit Namen und Charaktereigenschaften skizziert.

Fazit:
Humorvoller Lesestoff für depressive Tage, gespickt mit klugen Sprüchen.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Ein Buch über Sex, Ohren und Nazischeiß

Sommerfrauen, Winterfrauen
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Bei dem Buch handelt es sich um keinen Porno, kein Sachbuch über die Anatomie von Ohren oder ein Geschichtsbuch über Nazideutschland, sondern über gut gelungene Literatur. Wie diese drei ungewöhnlichen ...

Bei dem Buch handelt es sich um keinen Porno, kein Sachbuch über die Anatomie von Ohren oder ein Geschichtsbuch über Nazideutschland, sondern über gut gelungene Literatur. Wie diese drei ungewöhnlichen Zutaten in ein und dieselbe Handlung zusammen passen? Dazu muss man das Buch lesen.

Es wird in zwei Erzählsträngen und zum Teil in Form von Tagebucheinträgen geschrieben, benennt die Themen beim Namen und ist dabei nicht zimperlich und auch nicht immer politisch korrekt. Zudem sollte man über etwas Englischkenntnisse verfügen, denn ein paar kurze Passagen sind auf Englisch verfasst und werden nicht durch den Text erklärt. Wenn man die nicht versteht ist es zwar nicht schlimm, aber es entgeht einem die Absurdität des Ganzen. Die genannten Passagen und die Tagebuchform beleben die Geschichte und machen es authentisch. Auch Tante Paulas Art zu sprechen, als Frau aus Riga die lange Zeit in den USA lebt und deutsch spricht, ist gut gelungen. Der Autor hat dabei ein tolles Auge für Details, hat die Charaktere sehr plakativ dargestellt und eine gehörige Portion Wortwitz.
Insgesamt hat es mir ganz gut gefallen, wobei mir die Erzählstränge nicht wirklich in einander fließen, sondern nur am Ende geklärt wird, wie alles zusammenhängt. Das fand ich schade und hätte es mir anders gewünscht.
Fazit:
Mich hat das Buch mit seinen schräg-skurilen Chrakteren und seiner Abstrusität gut unterhalten. Es ist kein Mainstream und hebt sich dadurch ab. Und man weiß nach dem Lesen eine ordentliche, saubere Wohnung zu schätzen….

Veröffentlicht am 04.09.2018

Was Briefe schreiben bewirken kann…

Die Liebesbriefe von Montmartre
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Hélène ist gerade mal 33 Jahre alt, als sie an Darmkrebs stirbt. Zurück bleiben ihr vierjähriger Sohn Arthur und Ehemann Julien. Auf dem Totenbett ringt sie ihrem Gatten das Versprechen ab, ihr 33 Briefe ...

Hélène ist gerade mal 33 Jahre alt, als sie an Darmkrebs stirbt. Zurück bleiben ihr vierjähriger Sohn Arthur und Ehemann Julien. Auf dem Totenbett ringt sie ihrem Gatten das Versprechen ab, ihr 33 Briefe nach ihrem Tod zu schreiben. Schockiert und fassungslos wegen ihres schlechten Zustandes stimmt er dem schließlich zögernd zu. Die geschriebenen Briefe positioniert er in einem Geheimfach im Gedenkstein, einer Engelsstatue – bis eines Tages alle Briefe verschwunden sind und gegen ein Steinherz ausgetauscht wurden. Wer war das? Warum?
Bei dem Buch handelt es sich um einen leisen, gefühlvollen Roman, der ein schwieriges Thema anspricht. Julien wurde durch den Tod seiner Liebsten komplett aus der Bahn geworfen. Er kann nicht mehr an romantischen Komödien arbeiten, muß sich ab sofort um alles selbst kümmern und sitzt abends alleine zu Hause. Arthur dagegen kommt erstaunlich gut mit der Situation zurecht. Er hat dieses typisch kindliche, ohne Scheu zu sagen was er denkt. Vielen werden die Situationen die die beiden meistern müssen bekannt vorkommen. Es muß nicht immer der Tod sein – auch eine Scheidung kann diese Auswirkungen haben. Hier wird auch klar, wie wichtig Familie und gute Freunde sind!
Die Charaktere wurden liebevoll gestaltet, wenn sie mir manchmal auch ein bisschen zu blass sind. Am besten gelungen ist die Steinbildhauerin Sophie, die in dem Buch eine ganz besondere Rolle einnimmt und ohne die das Buch nur halb so schön wäre. Ein echtes Highlight!
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Der ein oder andere Ausdruck („Kindchen“) war aufgrund der Verniedlichung nicht mein Fall, aber das ist eben der Stil des Autors und sollte nicht überbewertet werden. Das Buch enthält einige französische, manchmal auch englische Ausdrücke. Das ist aber auch ohne Fremdsprachenkenntnisse kein Problem, da diese im Kontext und zum Teil im Text klar draus hervorgehen und man dem weiteren Verlauf folgen kann.
Etwas irritiert war ich, als ich das Buch in den Händen hielt. Es ist von seinen Abmessungen etwas kleiner als ein „normales“ Buch, lässt sich dadurch aber sehr gut in jeder Tasche verstauen und gut halten.
Fazit.
Aufgrund der gefühlvollen Geschichte würde ich dieses Buch wohl am ehesten Frauen empfehlen, die bereits ein bisschen Lebenserfahrung haben oder auch schon ein bisschen mehr  - quasi Generationenübergreifend ab Mitte / Ende 20 bis unendlich.