Cover-Bild Sommerfrauen, Winterfrauen
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 29.08.2018
  • ISBN: 9783257070408
Chris Kraus

Sommerfrauen, Winterfrauen

Ein Film über Sex. Rauh und radikal. In New York. Das ist die Aufgabe, die Jonas gestellt bekommt. Aber wie soll der überforderte Regiestudent ausgerechnet in der düstersten Ecke der Lower East Side und umgeben von gestrandeten Künstlerexistenzen einen Film drehen? Als er auf Nele trifft, eine schillernde, eigensinnige Sommerfrau, öffnet sich sein Blick für das wahre Ziel seiner Reise: die Begegnung mit der eigenen ungeheuerlichen Familiengeschichte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2018

NY der 90er Jahre, schmutzig und verrückt!

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Ein Roman der in New York spielt? Ja gerne! Über einen Filmemacher? Ach nö. Von einem Drehbuchautor? Nö - könnte langweilig werden, da zu „fachgenau“. Das war mein erster Eindruck, aber ein Buch aus dem ...

Ein Roman der in New York spielt? Ja gerne! Über einen Filmemacher? Ach nö. Von einem Drehbuchautor? Nö - könnte langweilig werden, da zu „fachgenau“. Das war mein erster Eindruck, aber ein Buch aus dem Hause Diogenes bekommt bei mir immer eine Chance. Und: brilliant! Grandioser Roman!!!

Es gibt so viele humorvolle Stellen an denen ich lauthals lachen muss gepaart mit einer aberwitzige Story, dass macht es so vergnüglich zu lesen. Wirklich niveauvoll unterhaltsam ist dieser Roman.
Genug geschwelgt. Es geht um Jonas, ein Student, der in den 90er Jahren nach New York darf um dort einen Sexfilm drehen soll. Und klar, so abgefahren wie das Projekt und die Stadt ist das Figurenkabinett was diesen Roman bevölkert.
Der Autor Chris Kraus schafft es ein rundes, wenn auch abgefahren Bild von New York der 90er zu zeichnen. Und überhaupt merkte ich wie sehr diese „Epoche“ dem Autor am Herzen liegt, eine Zeit, die nicht fern ist, aber in der die Hoffnung auf eine bessere Welt groß war und die Freiheit grenzenlos schien.

Nicht nur die Geschichte, auch besonders das Schreibtalent des Autors macht es so lesenswert. Die Dialoge sind herrlich erfrischend. Und dann kloppt er Sätze hinein, die großartig sind. Wie dies: (S.35):
“Auch Sorgen werden natürlich überschätzt, Schatz. Sie sind die Zukunft, die hoffentlich nie passiert. Sorgen sind die düstere Variante der Hoffnung.”
Oder auf S. 100: “Gekenterte Visionen kondensieren wie Schwitzwasser in seiner Seele, können nicht mehr heraus, so dass er innerlich verfault. Ein hedonistischer, unpolitischer Linker, der nicht akzeptieren kann, dass seine Zeit vorbei ist.”
Und dann sind da diese originellen Beschreibungen wie „Brennt mit Zigaretten Löcher in mein Gewissen“(S 219)
„...wie aus einem riesigen Flacon has schwarzen Wolken...“(S 252)

Fazit: Carpe diem - abgefahren und skurril mitten in NY! Genau meins! Sicher unter meinen Top 5 dieses Jahr (2018)!

Veröffentlicht am 23.09.2018

Absurd, schräg und lesenswert

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„Sommerfrauen, Winterfrauen“ ist ein ziemlich skurriler Roman von Chris Kraus, den er in Tagebuchform in drei Kladden verfasst hat.

Das Buch beginnt mit dem Vorwort der Tochter des Protagonisten Jonas, ...

„Sommerfrauen, Winterfrauen“ ist ein ziemlich skurriler Roman von Chris Kraus, den er in Tagebuchform in drei Kladden verfasst hat.

Das Buch beginnt mit dem Vorwort der Tochter des Protagonisten Jonas, der er seine Erlebnisse in New York nach seinem plötzlichen Tod bei einer Bergwanderung hinterlassen hat. Er schreibt über seine Zeit als Regiestudent in New York und seine Aufgabe ist es einen Film für Lila von Dornbusch über Sex im rauen, radikalen New York zu drehen. Allerdings tritt der Film recht schnell in den Hintergrund und im Vordergrund steht Jonas Familiengeschichte. Abgesehen von Tante Paula – dem Kindermädchen seines Vaters - sind alle Charaktere ziemlich durchgedreht, keiner ist normal, sie haben alle ihre Eigenheiten, sind aber trotzdem – zumindest größtenteils – irgendwie sympathisch.
Die oftmals recht kräftige Ausdrucksweise von Jonas fand ich ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber auch irgendwie passend und stimmig.

Die Sprache und der Wortwitz von Chris Kraus sind brillant. Er jongliert mit den Wörtern und unterstreicht damit seine absurde Geschichte. Überhaupt fasziniert es mich wie der Autor es wirklich durchgehend geschafft hat, Tragisches und Humorvolles in einer irgendwie ziemlich skurrilen Handlung zu verbinden ohne dass ich das Gefühl bekommen hatte, dass alles an den Haaren herbeigezogen ist. Stattdessen habe ich mich einfach gut unterhalten gefühlt.
Der Roman besteht aus unterschiedlichen Strängen und ich war sehr gespannt, wie es dem Autor gelingen wird, diese zusammenzuführen. Aber auch dies hat erfolgreich geschafft, was dazu beigetragen hat, dass ich das Buch immer gerne weitergelesen habe.

Mir hat das Buch insgesamt ausgesprochen gut gefallen. Es war ein spannender Ausflug nach New York 1996, spannend und skurril, eine Geschichte fernab vom Alltäglichen, das sich allein wegen des Schreibstils zu lesen lohnt.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Großartig erzählt mit wunderbaren Charakteren

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Text:
Ein Film über Sex. Rauh und radikal. In New York.
Das ist die Aufgabe, die Jonas gestellt bekommt.
Aber wie soll der überforderte Regiestudent ausgerechnet in der düstersten
Ecke der Lower East Side ...

Text:
Ein Film über Sex. Rauh und radikal. In New York.
Das ist die Aufgabe, die Jonas gestellt bekommt.
Aber wie soll der überforderte Regiestudent ausgerechnet in der düstersten
Ecke der Lower East Side und umgeben von gestrandeten Künstlerexistenzen einen Film drehen?

Als er auf Nele trifft, eine schillernde, eigensinnige Sommerfrau,
öffnet sich sein Blick für das wahre Ziel seiner Reise:
die Begegnung mit der eigenen ungeheuerlichen Familiengeschichte.

Fazit:
Chris Kraus ' Roman - Sommerfrauen, Winterfrauen - ist ein sehr vielschichtiger und sehr kurzweiliger Roman.
Dank seines besonderen Aufbaus, in Tagebuchform, sehr verdichtet.
Wir lesen aus dem Tagebuch des Vaters von Puma.
Der Autor hat einen wunderbaren sarkastischen und auch wieder prägnanten Unterton. Das alles macht diese Geschichte sehr humorvoll und witzig.
Der Roman wird in verschiedenen Strängen erzählt.
Kraus schafft es die Fäden zusammen zuhalten und ganz verschiedene Themen zu vereinen.
Auf der einen Seite die Figur der Tante Paula.
Deren lettisch/deutsch gepaart mit englisch immer wieder unfreiwillig komisch rüberkommt . Die schlimme NS-Zeit fügt sich problemlos in die Geschichte und wirkt überhaupt nicht deplatziert. Passt sich nahtlos an.
Aber auch der Alltag wird sehr impulsiv erzählt.
Beobachtungen sind immer wieder sehr humorig.

Beispiel:
etwas Argloses haftet an den Deutschen, unbedarft, tapsig, treuherzig, weißbrotartig sind sie.
Das fällt ihm ein als Deutsche eine Parade an der Fifth Avenue abhalten.

Oder über Jeremiah :
In der Uni ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft.
Zu Hause ein Typ, der allmählich vergisst, wie sich fester Stuhlgang anfühlt.

Seine Freundin Mah teilt die Frauen in Sommerfrauen/Winterfrauen ein.
Sommerfrauen sind Schönwetterfrauen die anders ticken als sie.
Nach Mahs Meinung ist eine Sommerfrau gar keine richtige Frau.
Die Winterfrau hingegen ist autark, verantwortungsvoll und zuverlässig.
Mah ist natürlich eine Winterfrau.
Kraus hat hier einen fulminanten Roman geschaffen.
Großartig erzählt mit wunderbaren Charakteren.
Ein Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 20.10.2018

New York, New York

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New York, Schmelztiegel der Welt. Hierhin begleiten wir Jonas, einen Studenten, der von seinem Professor geschickt wurde einen Film über Sex zu drehen.

Viele skurrile Charaktere begegnen ihm, Sommer wie ...

New York, Schmelztiegel der Welt. Hierhin begleiten wir Jonas, einen Studenten, der von seinem Professor geschickt wurde einen Film über Sex zu drehen.

Viele skurrile Charaktere begegnen ihm, Sommer wie Winterfrauen. Diese sind nicht unbedingt sympathisch, aber scheinen direkt aus dem Leben gegriffen. Chris Kraus schafft es sprachlich so gut die Atmosphäre einzufangen, dass man denkt - ja, so war das damals in den 90ern in New York.

Das Filmprojekt? Nun auch das spielt eine Rolle und lässt einen manchmal staunen, manchmal lachen. Doch auch Jonas Familiengeschichte fließt in die Geschichte ein. War sein Großvater doch Nazi und und die Verwandtschaft in New York möchte da gerne einiges klären.

Grade dieses Thema hat starken Bezug zu Kraus selbst. Seineszeichen bekannter Regisseur und Drehbuchautor, hat er bereits in seinem Roman 'Das kalte Blut' die eigene Familiengeschichte aufgearbeitet.

Zu 'Sommerfrauen, Winterfrauen' bleibt zu sagen: Ein wahrer Leseschatz!

Veröffentlicht am 16.11.2018

Unglaublich skurril, anders und verrückt.

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Mir fehlen die Worte um zu beschreiben,was ich da gerade gelesen habe. Dabei hat Chris Kraus doch so viele benutzt. Unglaublich detailliert beschreibt er in Tagebucheinträgen, wie Jonas Rosen wegen eines ...

Mir fehlen die Worte um zu beschreiben,was ich da gerade gelesen habe. Dabei hat Chris Kraus doch so viele benutzt. Unglaublich detailliert beschreibt er in Tagebucheinträgen, wie Jonas Rosen wegen eines Seminar in seinem Regiestudiums nach New York reist um dort einen Sexfilm zu drehen, nein, keinen Porno, ein Film über Ohren. Gleichzeitig versucht er sich irgendwie mit der "Nazischeiße" - der Vergangenheit seiner Familie - auseinanderzusetzen. Wie sich diese zwei Dinge unter einen Hut bringen lassen sollen weiß Jonas selber noch nicht. Genauso wenig wie er weiß was er eigentlich tut.

Unterstrichen wird die Skurrilität des ganzen immer wieder durch penibelste Beschreibungen von Personen, allesamt verschroben. Geringe Englischkenntnisse wären von Vorteil um das volle Ausmaß der Verrücktheit zu verstehen, sind um den Verlauf der Handlung zu verstehen jedoch nicht zwingend notwendig.
Immer wieder versinkt man in genaustens beschriebenen Orten, Momenten, Gefühlen und Gesprächen. Man wird auf der Achterbahn von Jonas Gefühlen mitgerissen, und er durchlebt wirklich alle die es auf der Facette der menschlichen Emotion enthalten sind.

Also: Gut gefallen hat es mir auf jeden Fall, auch wen ich bei genausten Beschreibungen von Sauberkeitszuständen am Anfang ein-zweimal wirklich schlucken musste. Fasziniert hat mich der Schreibstil sehr und auch die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Definitiv lesenswert.