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Veröffentlicht am 16.08.2021

Tolle Idee mit viel Leerlauf

Mitten in der Nacht
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Liebesromane waren noch nie so mein Ding. Trotzdem versuche ich mich hin und wieder an einem – ihr kennt ja den Spruch mit dem blinden Huhn … Eine Büchernärrin empfahl mir, etwas von J.D. Robb zu lesen, ...

Liebesromane waren noch nie so mein Ding. Trotzdem versuche ich mich hin und wieder an einem – ihr kennt ja den Spruch mit dem blinden Huhn … Eine Büchernärrin empfahl mir, etwas von J.D. Robb zu lesen, das ist ein Pseudonym der bekannten Autorin Nora Roberts. Die Bücher unter Pseudonym seien besser. Trotzdem griff ich erst mal zu einem Roman unter ihrem eigenen Namen, nämlich zu „Mitten in der Nacht“.

Hätte ich geahnt, dass Roberts unter ihrem Pseudonym J.D. Robb in die Krimirichtung geht, hätte ich wohl auf meine Bekannte gehört und „Mitten in der Nacht“ nicht gelesen. Andererseits schnuppere ich immer mal wieder gerne in Genres, die sonst nicht so mein Fall sind. Manchmal ändert sich der eigene Geschmack ja auch. Und die Thematik mit dem „Geisterhaus“ und einer dunklen Vergangenheit hat mich ziemlich neugierig gemacht.

Aber es passiert einfach nichts. Nichts! Einige der aufregendsten Ereignisse sind der Besuch von Angelinas zwielichtiger Mutter und der Kauf einer antiken Uhr, die mit dem Haus in Verbindung steht. Nicht zu vergessen die Einkäufe, die Declan für sein neues Zuhause tätigt. Oder die Renovierungsarbeiten, die er durchführt. Nicht zu vergessen die zwei, drei erotischen Szenen zwischen Declan und Angelina. Aber ganz ehrlich? Kaum eins dieser Ereignisse ist spannend oder bringt tatsächlich neuen Verve in die Story.

Und gerade das, worauf ich mich am meisten gefreut hatte, wurde zwar ständig erwähnt, aber völlig ohne jede Spannung abgenudelt. Das schreckliche Verbrechen, das sich einst in Manet Hall ereignet hatte, wird gleich im ersten Kapitel verraten. Es folgen ein paar Spukhaus-typische Szenen mit zuschlagenden Türen und ähnlichem, Schlafwandlereien und ausufernde Diskussionen über das Thema – aber aufregend ist anders.

Wären da nicht die Dialoge, ich weiß nicht, ob ich nicht sogar abgebrochen hätte. Denn wenn mir etwas an „Mitten in der Nacht“ gut gefallen hat, waren es die Dialoge, egal ob zwischen Declan und Angelina, Declan und seinem besten Freund Remy oder zwischen anderen Charakteren. Authentisch, unterhaltsam und mit einem Spritzer Humor unterhalten sich die Figuren in Roberts’ Roman. Es fallen so gut wie keine platten Phrasen und die Charaktere bekommen dadurch eine Tiefe, die ich nicht erwartet hätte.

Und auch die Liebesgeschichte zwischen Declan und Angelina ist in Ordnung. Auch wenn Declan viel zu perfekt beschrieben wird (gutaussehend, reich, intelligent, charmant, tiefgründig und was weiß ich noch alles, ganz abgesehen davon, dass er große Teile des Hauses problemlos selbst renovieren kann), war mir Angelina ziemlich sympathisch. Sie hat Temperament und ihren eigenen Kopf.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Guter Stil, ausbaufähige Story

Die Insel der besonderen Kinder
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Ich fange mal mit den positiven Punkten an, die mir an „Die Insel der besonderen Kinder“ gut gefallen haben. Die alten Fotografien, die sich im Buch finden, kreieren eine tolle Atmosphäre. Sie verbinden ...

Ich fange mal mit den positiven Punkten an, die mir an „Die Insel der besonderen Kinder“ gut gefallen haben. Die alten Fotografien, die sich im Buch finden, kreieren eine tolle Atmosphäre. Sie verbinden Realität und Phantastik und sehen einfach verdammt cool aus. Auch Riggs’ Stil, schlicht und manchmal mit einem trockenen Humor, kann überzeugen, der Roman lässt sich prima lesen.

Die Geschichte selbst braucht aber einfach viel zu lange, um in Fahrt zu kommen. Und es passiert auch nicht besonders viel. Natürlich ist es interessant und faszinierend, wenn Jacob diese „besonderen Kinder“ aus dem Titel kennen lernt, wenn er mehr über ihre Fähigkeiten erfährt und warum sie gemeinsam auf dieser Insel leben. Im dritten Drittel geht es auch endlich ans Eingemachte.

Aber mir hat das nicht gereicht. Viele Charaktere – und davon gibt es gar nicht mal so viele – bleiben blass. Die Story (bis auf das Finale) ist zu flach und lässt Überraschungen oder Wendungen vermissen. Der erste Band einer Reihe ist oftmals der Wegbereiter für die Folgebände, führt Figuren ein und beschreibt das Setting. Trotzdem wünsche ich mir auch schon in so einem Auftakt Spannung und mehr Pep.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Schockiert auch heute noch

American Psycho
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Es ist Jahre her, dass ich „American Psycho“ gelesen habe. Trotzdem ist mir der Roman noch ziemlich gut in Erinnerung geblieben – vielleicht mehr, als mir lieb ist. Normalerweise breche ich Bücher nicht ...

Es ist Jahre her, dass ich „American Psycho“ gelesen habe. Trotzdem ist mir der Roman noch ziemlich gut in Erinnerung geblieben – vielleicht mehr, als mir lieb ist. Normalerweise breche ich Bücher nicht ab, aber hier war ich mehrmals kurz davor gewesen.

Und nach dem Lesen habe ich zumindest verstanden, warum das Buch auf dem Index landete. Normalerweise finde ich diese Form der Bevormundung blöd. Aber wenn’s denn sein muss – packt eine FSK-Zahl drauf und fertig. Warum das in Sonderfällen nicht auch bei Büchern machen? Aber ich schweife ab.

Während des Lesens hatte ich extrem widersprüchliche Gefühle. Es gibt ellenlange Beschreibungen völlig nichtiger Dinge, zum Beispiel das Aussehen von Visitenkarten – ob deren Farbe Elfenbein oder Eierschale ist, welche Schriftart verwendet wurde und so weiter. Es wird debattiert, in welches angesagte Restaurant man essen gehen soll, Bateman spricht viel über seine Lieblingsmusik und bestimmte LPs. Man verfolgt seitenweise seine Körperpflege und die Wahl seiner Kleidung. Kapitalismus ist ein durchgängig wichtiges Thema des Romans.

Die scheinbar beliebigen Belanglosigkeiten plätschern so vor sich hin – und wechseln sich dann mit Batemans sadistischen Neigungen, seinen Sexorgien und seinen immer brutaler ausfallenden bestialischen Morden ab. Ich glaube, als das Buch damals erschien, war es ziemlich schockierend zu lesen, aber ebenso glaube ich, dass es auch heute noch schockiert. Denn in jeder Zeile schwingt eine grauenhafte Gleichgültigkeit mit, die Bateman als Erzähler suggeriert.

„American Psycho“ kennt kaum Tabus, um seinen Protagonisten in all seinen Facetten darzustellen. Seine Sexualität, seine egomanischen Züge, seine Langeweile vom Leben, seine Gewaltbereitschaft, sein Drang zu töten – schonungslos stürzt Ellis seine Leser von seitenlanger Monotonie in Gewaltexplosionen und umgekehrt.

Dabei ist der Roman nicht im klassischen Sinne spannend. Hier und da musste ich mich regelrecht durchquälen, weil einfach nichts passiert ist – nur um einige Seiten später eine neue brutale Aktion zu lesen. Insofern hat „American Psycho“ viele unterschiedliche Empfindungen in mir ausgelöst, von gelangweilt über schockiert und angeekelt bis hin zu beeindruckt.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Zeitlos und fantasievoll

Die unendliche Geschichte
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Wer „Die unendliche Geschichte“ noch nicht gelesen hat, der hat sicher wenigstens einen der drei Filme über Michael Endes wunderbare Welt Phantásien gesehen (auch wenn der dritte überhaupt nichts mehr ...

Wer „Die unendliche Geschichte“ noch nicht gelesen hat, der hat sicher wenigstens einen der drei Filme über Michael Endes wunderbare Welt Phantásien gesehen (auch wenn der dritte überhaupt nichts mehr mit dem Buch zu tun hat). Und wer auch keinen der Filme kennt, der hat zumindest schon mal davon gehört. Denn Endes Roman gehört längst zu den modernen Klassikern der phantastischen Literatur.

Die Geschichte sprüht beinahe über vor fantasievollen Geschöpfen und Ideen. In jedem Kapitel wartet etwas Neues, Aufregendes auf die Leser. Man lernt neue Weggefährten kennen, entdeckt wundersame Orte und folgt Bastian wie auch Atréju auf ihrer großen Mission, die Welt der Fantasie zu retten.

Vor allem Bastian macht auf dieser abenteuerlichen Reise eine tolle Entwicklung durch. Anfangs schüchtern, unsicher und gemobbt, gelangt er bei seinem Versuch, Phantásien zu retten, zu Selbstbewusstsein und Empathie. Er ist für Kinder eine sehr gelungene Identifikationsfigur, und auch viele Ältere werden ein Stück von sich in Bastian wiederfinden.

Allein schon die Idee, rote Schriftfarbe für die Geschehnisse in der realen Welt und blaue Farbe für die Ereignisse in Phantásien zu nutzen, passt wunderbar zur Geschichte zwischen Realität und Traum. Hier das aggressive Rot für die Wirklichkeit, dort das traumhafte Blau. Solche Besonderheiten heben den Roman noch mal von vergleichbaren Büchern ab.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Der Geist aus dem Internet

Blind
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Die Ausgangssituation klingt eigentlich ganz gut: Alternder Rockstar ersteigert einen Geist und wird diesen nicht mehr los. Trotzdem gestalteten sich die ersten 150 Seiten recht zäh für mich. Ich kann ...

Die Ausgangssituation klingt eigentlich ganz gut: Alternder Rockstar ersteigert einen Geist und wird diesen nicht mehr los. Trotzdem gestalteten sich die ersten 150 Seiten recht zäh für mich. Ich kann nicht einmal genau sagen, woran es lag. Da waren anfangs einfach noch kein Pep und kein Tempo drin. Klar, man muss erst mal die Charaktere und die Situation kennenlernen. Trotzdem war der Start in „Blind“ noch ziemlich zahm.

Spätestens, als Jude und seine Freundin Georgia zu ihrem Road Trip aufbrechen, um den Geist loszuwerden, ist aber endlich Leben in der Bude. Und dann so richtig! Die Gefahr ist allgegenwärtig und die beiden Ziele des rachsüchtigen Geistes müssen mehr als einmal dem Tod ins Auge blicken. Zudem kommen weitere übernatürliche Elemente wie zum Beispiel ein Ouija-Brett zum Einsatz, was für zusätzlichen Lesespaß sorgt. Und so entwickelt sich der Horrorroman mit Startschwierigkeiten doch noch zum Pageturner. Vielleicht fehlt es hier und da noch ein bisschen zum ganz großen Wurf, aber insgesamt hat mich „Blind“ gut unterhalten.

Wie der Verlag auf den deutschen Titel „Blind“ kommt, kann ich mir aber absolut nicht erklären. Der Originaltitel lautet „Heart-Shaped Box“ und diese herzförmige Schachtel hat auch ihren nicht ganz unwichtigen Auftritt im Roman. Der schlecht gewählte, weil total unpassende deutsche Titel ist jetzt kein Grund für einen Punktabzug, sorgt bei mir aber für dezente Verständnislosigkeit.

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