Tolle Idee mit viel Leerlauf
Mitten in der NachtLiebesromane waren noch nie so mein Ding. Trotzdem versuche ich mich hin und wieder an einem – ihr kennt ja den Spruch mit dem blinden Huhn … Eine Büchernärrin empfahl mir, etwas von J.D. Robb zu lesen, ...
Liebesromane waren noch nie so mein Ding. Trotzdem versuche ich mich hin und wieder an einem – ihr kennt ja den Spruch mit dem blinden Huhn … Eine Büchernärrin empfahl mir, etwas von J.D. Robb zu lesen, das ist ein Pseudonym der bekannten Autorin Nora Roberts. Die Bücher unter Pseudonym seien besser. Trotzdem griff ich erst mal zu einem Roman unter ihrem eigenen Namen, nämlich zu „Mitten in der Nacht“.
Hätte ich geahnt, dass Roberts unter ihrem Pseudonym J.D. Robb in die Krimirichtung geht, hätte ich wohl auf meine Bekannte gehört und „Mitten in der Nacht“ nicht gelesen. Andererseits schnuppere ich immer mal wieder gerne in Genres, die sonst nicht so mein Fall sind. Manchmal ändert sich der eigene Geschmack ja auch. Und die Thematik mit dem „Geisterhaus“ und einer dunklen Vergangenheit hat mich ziemlich neugierig gemacht.
Aber es passiert einfach nichts. Nichts! Einige der aufregendsten Ereignisse sind der Besuch von Angelinas zwielichtiger Mutter und der Kauf einer antiken Uhr, die mit dem Haus in Verbindung steht. Nicht zu vergessen die Einkäufe, die Declan für sein neues Zuhause tätigt. Oder die Renovierungsarbeiten, die er durchführt. Nicht zu vergessen die zwei, drei erotischen Szenen zwischen Declan und Angelina. Aber ganz ehrlich? Kaum eins dieser Ereignisse ist spannend oder bringt tatsächlich neuen Verve in die Story.
Und gerade das, worauf ich mich am meisten gefreut hatte, wurde zwar ständig erwähnt, aber völlig ohne jede Spannung abgenudelt. Das schreckliche Verbrechen, das sich einst in Manet Hall ereignet hatte, wird gleich im ersten Kapitel verraten. Es folgen ein paar Spukhaus-typische Szenen mit zuschlagenden Türen und ähnlichem, Schlafwandlereien und ausufernde Diskussionen über das Thema – aber aufregend ist anders.
Wären da nicht die Dialoge, ich weiß nicht, ob ich nicht sogar abgebrochen hätte. Denn wenn mir etwas an „Mitten in der Nacht“ gut gefallen hat, waren es die Dialoge, egal ob zwischen Declan und Angelina, Declan und seinem besten Freund Remy oder zwischen anderen Charakteren. Authentisch, unterhaltsam und mit einem Spritzer Humor unterhalten sich die Figuren in Roberts’ Roman. Es fallen so gut wie keine platten Phrasen und die Charaktere bekommen dadurch eine Tiefe, die ich nicht erwartet hätte.
Und auch die Liebesgeschichte zwischen Declan und Angelina ist in Ordnung. Auch wenn Declan viel zu perfekt beschrieben wird (gutaussehend, reich, intelligent, charmant, tiefgründig und was weiß ich noch alles, ganz abgesehen davon, dass er große Teile des Hauses problemlos selbst renovieren kann), war mir Angelina ziemlich sympathisch. Sie hat Temperament und ihren eigenen Kopf.