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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2021

Düster, melancholisch, stimmig

Der Speichermann
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Wenn man den fertigen Comicband sieht, fragt man sich, warum das nicht häufiger gemacht wird: eine gute Kurzgeschichte mit schönen Illustrationen in einen Comic transformieren. Bei „Der Speichermann“ jedenfalls ...

Wenn man den fertigen Comicband sieht, fragt man sich, warum das nicht häufiger gemacht wird: eine gute Kurzgeschichte mit schönen Illustrationen in einen Comic transformieren. Bei „Der Speichermann“ jedenfalls hat das prima funktioniert.

Tatsächlich war „Der Speichermann“ Teil einer Weihnachtsanthologie, und das merkt man. Meyer erzählt ein dunkles Märchen und mit einer seltsam melancholischen Grundstimmung. Dazu passen die Kreidezeichnungen von Illustratorin Jana Heidersdorf in gedämpften Farben sehr gut. Sie verstärken diese Stimmung und haben eine schaurige Düsternis, die genau den Ton von Meyers Worten treffen. Schon das düstere, gelungene Cover stimmt auf den Inhalt ein.

Ich mochte das Zusammenspiel von Text und Bildern, und ich mochte auch die Geschichte mit dem düsteren Ende. Das gewisse Etwas hat mir aber gefehlt. Zum Beispiel hätte ich mir zum Finale hin dann doch ein wenig mehr Information gewünscht, etwas mehr Pepp, eine Prise mehr Erklärung. Trotzdem war es eine klasse Idee, die optisch prima umgesetzt wurde.

Als zusätzliche Extras finden sich die ursprüngliche Kurzgeschichte, verschiedene Coverentwürfe sowie Skizzenentwürfe zu den Charakteren am Ende des Comics. Auch ein Nachwort von Kai Meyer gibt es zu lesen.

Vielleicht konnte mich „Der Speichermann“ nicht hemmungslos begeistern, aber ich hatte eine schöne Lesezeit. Ein düsteres Märchen verbindet sich mit atmosphärischen Zeichnungen zu einer unterhaltsamen, bisweilen melancholischen Geschichte.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Spaßiger Trip über die Scheibenwelt

Das Licht der Fantasie
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Mit dem ersten Band „Die Farben der Magie“ kann „Das Licht der Fantasie“ nicht ganz mithalten. Nicht falsch verstehen, auch hier beweist Terry Pratchett fraglos seine Qualitäten und man hat einen witzigen, ...

Mit dem ersten Band „Die Farben der Magie“ kann „Das Licht der Fantasie“ nicht ganz mithalten. Nicht falsch verstehen, auch hier beweist Terry Pratchett fraglos seine Qualitäten und man hat einen witzigen, ideenreichen und unterhaltsamen Roman vor sich. Nach dem genialen Auftakt war es aber auch schwer, noch einen draufzusetzen.

Was den Humor, die verschrobenen Charaktere und die irrwitzige Reise über die Scheibenwelt angeht, knüpft der Roman nahtlos an den ersten an. Der feige, pessimistische Rincewind und der naive, optimistische Zweiblum passen prima zusammen und liefern sich herrliche Wortgefechte.

Die Handlung ist es, die „Das Licht der Fantasie“ im Vergleich ein bisschen abfallen lässt. Es passiert immer noch einiges, aber das erste Aufeinandertreffen der Figuren, diese Touristenreise und die Erlebnisse im ersten Band hatten einfach noch einen Tick mehr Verve.

Alles in allem ist „Das Licht der Fantasie“ ein spaßiger Trip über die Scheibenwelt mit liebenswerten, schrulligen Charakteren, einer extragroßen Portion Humor und einer Fantasywelt, die nahezu keine Konkurrenz hat. Lesenswert und ein Riesenspaß!

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Einblick in die Geschichte der Medizin

Der Medicus
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Dass sich, wie Wikipedia verrät, einige historische Ungenauigkeiten in den Roman geschlichen haben, sei vergeben. Mich hat es beim Lesen nicht gestört, und hätte ich es nicht an anderer Stelle nachgelesen, ...

Dass sich, wie Wikipedia verrät, einige historische Ungenauigkeiten in den Roman geschlichen haben, sei vergeben. Mich hat es beim Lesen nicht gestört, und hätte ich es nicht an anderer Stelle nachgelesen, wäre es mir überhaupt nicht aufgefallen. Ein bisschen fiktionale Freiheit ist vollkommen okay.

Für mich stößt Noah Gordon die Tür zum Mittelalter sperrangelweit auf. Die Art, wie er das Leben damals beschreibt, liest sich so authentisch und echt, dass man komplett in diese Zeit versinkt. Schmutz, Dreck, Gestank – das Mittelalter war kein Zuckerschlecken, und das wird schonungslos und detailreich gezeigt. Vor allem das Handwerk des Baders wird spannend geschildert: Hausmittelchen, Quacksalberei und bedenkliche Tinkturen werden ohne tieferes Wissen angewandt in dem Versuch, Menschen vor Krankheit und Tod zu bewahren. Für einen modernen Menschen sind viele Vorgehensweisen total unvorstellbar.

Später, wenn Rob in Isfahan, eine Stadt im heutigen Irak, ankommt und dort wahre Medizin kennenlernt, werden die damaligen Möglichkeiten der Heilung plastisch und spannend geschildert. Es ist bemerkenswert, wie viel Wissen über die Medizin im 11. Jahrhundert schon bekannt war. Mich hat es total fasziniert, mehr über die Geschichte der Medizin zu erfahren.

Und Rob ist der perfekte Protagonist, um diese Geschichte zu vermitteln. Seine Gabe, den nahen Tod eines Menschen zu spüren, wird nicht als (unpassendes) Fantasy-Element in den Mittelpunkt gestellt; vielmehr ist es ein Werkzeug, seine Hingabe und seine Leidenschaft für die Heilung noch stärker herauszuarbeiten. Rob Cole ist der geborene Medicus – und ich als Leserin habe sein Leben und seine Reisen begeistert mitverfolgt.

Auch stilistisch kann „Der Medicus“ von vorne bis hinten überzeugen. In einem leichten, sehr unterhaltsamen Stil beschreibt Gordon die Ereignisse, webt historische Fakten (mal mehr, mal weniger, wie wir schon wissen) ein und lässt das Mittelalter lebendig werden. In dem zweiten Band der Trilogie, „Der Schamane“, springt Gordon übrigens ein paar Jahrhunderte weiter.

Für mich war, ist und bleibt „Der Medicus“ von Noah Gordon einer der besten historischen Romane, die ich je gelesen habe. Ein bisschen auch, weil es mein erster Erwachsenenroman in diesem Genre war. Aber vor allem, weil Gordon seine Leser auf eine spannende, atmosphärisch dichte und authentische Zeitreise mitnimmt. Und auch heute noch hat dieser Roman eine ganz starke Wirkung auf mich. Das können nicht viele Bücher von sich behaupten.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Gemetzel-Pegel steigt

Das Blut
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Oft ist es ja so, dass bei einer Trilogie der mittlere Teil ein bisschen abfällt – der erste führt ins Thema ein und der dritte stellt das große Finale dar. Da kann der zweite Band ja nur verlieren. Oder?

„Das ...

Oft ist es ja so, dass bei einer Trilogie der mittlere Teil ein bisschen abfällt – der erste führt ins Thema ein und der dritte stellt das große Finale dar. Da kann der zweite Band ja nur verlieren. Oder?

„Das Blut“ kann tatsächlich nicht ganz mit „Die Saat“ mithalten, was einen Hauptgrund hat: Nun kennt man die Gefahr und das namenlose, undefinierbare Grauen des ersten Teils (vor allem die geniale Eröffnungsszene mit dem Flugzeug) ist dem Kampf gegen die Gefahr gewichen. Tausche Gemetzel gegen Spannung, sozusagen.

Nicht falsch verstehen, auch der zweite Band ist ziemlich spannend und manchmal auch nervenaufreibend. Aber dieses beklemmende Grauen des ersten Teils hat mir noch ein Stück besser gefallen.

Abgesehen davon ist del Toro und Hogan erneut ein toller Pageturner gelungen. Die Charaktere werden näher beleuchtet und müssen ihre ganz persönlichen Herausforderungen meistern, ganz abgesehen davon, dass sie in vielen Situationen um ihr Leben kämpfen müssen. In Rückblenden werden die Zusammenhänge näher erläutert und hier und da finden sich auch kurze Zusammenfassungen der Ereignisse des ersten Bandes, die das Gedächtnis auffrischen, ohne das Tempo zu sehr herauszunehmen.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

China besser kennenlernen

Die 101 wichtigsten Fragen - China
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China wirkt auf den Europäer oftmals sehr fremd und exotisch. Welcher Religion gehört der Großteil der Chinesen an, woher stammen die komplizierten Schriftzeichen und welche Regierungsform hat China eigentlich? ...

China wirkt auf den Europäer oftmals sehr fremd und exotisch. Welcher Religion gehört der Großteil der Chinesen an, woher stammen die komplizierten Schriftzeichen und welche Regierungsform hat China eigentlich? Das sind Fragen, die sich oftmals nur in ausufernden Texten beantworten lassen. Hans van Ess schafft es, relativ viele Informationen in relativ kurzen Texten zu geben.

Ich gebe es aber zu: Durch die ersten drei Kapitel, nämlich Geschichte, Politik und Wirtschaft, musste ich mich ein bisschen quälen. Die Ausführungen sind mir hier und da zu trocken und wissenschaftlich geraten. Zudem schadet es nicht, ein gewisses Vorwissen mitzubringen.

Aber sobald es mit Lebensgewohnheiten und gesellschaftlichen Themen losging, war ich voll drin. Auch wenn die Darstellung manchmal ein bisschen trocken gerät, werden dem China-Interessierten viele nützliche Informationen an die Hand gegeben, die Land und Leute relativ differenziert darstellen.

Was mir besonders gut gefallen hat, waren die „Extras“: Es gibt mehrere Abbildungen, die die Texte unterstützen, eine Karte, eine Zeittafel sowie weiterführende Literaturhinweise. Großartig: die Transkriptionshilfe zur Aussprache des Chinesischen sowie eine Tabelle zur Erklärung des Kalenders. Das ist ein toller Service, der nicht selbstverständlich ist.

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