Düster, melancholisch, stimmig
Der SpeichermannWenn man den fertigen Comicband sieht, fragt man sich, warum das nicht häufiger gemacht wird: eine gute Kurzgeschichte mit schönen Illustrationen in einen Comic transformieren. Bei „Der Speichermann“ jedenfalls ...
Wenn man den fertigen Comicband sieht, fragt man sich, warum das nicht häufiger gemacht wird: eine gute Kurzgeschichte mit schönen Illustrationen in einen Comic transformieren. Bei „Der Speichermann“ jedenfalls hat das prima funktioniert.
Tatsächlich war „Der Speichermann“ Teil einer Weihnachtsanthologie, und das merkt man. Meyer erzählt ein dunkles Märchen und mit einer seltsam melancholischen Grundstimmung. Dazu passen die Kreidezeichnungen von Illustratorin Jana Heidersdorf in gedämpften Farben sehr gut. Sie verstärken diese Stimmung und haben eine schaurige Düsternis, die genau den Ton von Meyers Worten treffen. Schon das düstere, gelungene Cover stimmt auf den Inhalt ein.
Ich mochte das Zusammenspiel von Text und Bildern, und ich mochte auch die Geschichte mit dem düsteren Ende. Das gewisse Etwas hat mir aber gefehlt. Zum Beispiel hätte ich mir zum Finale hin dann doch ein wenig mehr Information gewünscht, etwas mehr Pepp, eine Prise mehr Erklärung. Trotzdem war es eine klasse Idee, die optisch prima umgesetzt wurde.
Als zusätzliche Extras finden sich die ursprüngliche Kurzgeschichte, verschiedene Coverentwürfe sowie Skizzenentwürfe zu den Charakteren am Ende des Comics. Auch ein Nachwort von Kai Meyer gibt es zu lesen.
Vielleicht konnte mich „Der Speichermann“ nicht hemmungslos begeistern, aber ich hatte eine schöne Lesezeit. Ein düsteres Märchen verbindet sich mit atmosphärischen Zeichnungen zu einer unterhaltsamen, bisweilen melancholischen Geschichte.