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Veröffentlicht am 14.08.2021

Fantasy, wie sie sein soll

Wolfsthron
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Ich war vorsichtig optimistisch, als ich den Roman mit dem wunderschönen Cover in die Hand nahm. Und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Anfangs las sich das Ganze für mich noch sehr ungewohnt. ...

Ich war vorsichtig optimistisch, als ich den Roman mit dem wunderschönen Cover in die Hand nahm. Und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Anfangs las sich das Ganze für mich noch sehr ungewohnt. Denn Leo Carew verbindet ein historisches Setting mit Fantasy-Elementen. Albion ist ein alter Ausdruck für England, das Festland heißt Erebos, was ebenfalls eine historische Bezeichnung für Europa ist.

Aber mit jeder Seite verging meine Irritation mehr und mehr. Eine epische, dramatische Schlacht reißt einen gleich zu Beginn in die Handlung, die ersten Charaktere werden vorgestellt und die ersten Konflikte ins Rollen gebracht. Die Gegner Roper und Bellamus sind gleichzeitig die Identifikationsfiguren, die man während ihrer Pflichten, Rückschläge und Siege begleitet.

Mir persönlich sind authentische, vielschichtige Charaktere in einem Roman wichtig. Und genau das liefert Carew. Bellamus als Antagonist ist kein reiner Bösewicht, er hat seine eigenen Pläne, Ziele und Hoffnungen. Ebenso wie Roper, der einen schweren Stand bei seinem eigenen Volk hat. Einerseits muss er seine Herrschaft verteidigen und andererseits seine Heimat gegen weitere Angriffe aus dem Süden beschützen.

Nach und nach findet Roper Verbündete, die den Namen „Held“ auch wirklich verdienen. In vielen Fantasyromanen werden die heroischen Taten der sogenannten Helden besungen, aber die Charaktere agieren unglaubwürdig und schwach. Oder genau umgekehrt: Man hat perfekte Helden, die sämtliche Waffen beherrschen, Drachen im Vorbeigehen erschlagen und dazu klug, belesen und weise sind.

„Wolfsthron“ findet genau den richtigen Weg, seine Helden zu zeigen. Es sind Heroen, die vielschichtig, glaubwürdig und kühn sind. Sie riskieren ihr eigenes Leben, um ihre Brüder zu verteidigen, stellen sich in den Dienst der Sache und überwinden ihre Angst für das größere Wohl. Genau so etwas liebe ich!

Die Schlachten konzentrieren sich nicht auf reine Action und Gemetzel, sondern greifen auch taktische Aspekte auf. Intrigen werden gesponnen und Bündnisse eingegangen. Verwoben in die Handlung und allgegenwärtig ist das Worldbuilding. Die Kultur der Anakim und ihre Lebensweise sind in sich schlüssig und stimmig, nicht völlig fremd, aber doch andersartig.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Fulminantes und kraftvolles Debüt!

Der Verdacht
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Auf den ersten 50 Seiten musste ich mich ein wenig an den Stil gewöhnen. Denn der Roman ist als eine Art Brief der Ich-Erzählerin Blythe an ihren Mann verfasst. Dadurch spricht sie ihn in der Du-Form an ...

Auf den ersten 50 Seiten musste ich mich ein wenig an den Stil gewöhnen. Denn der Roman ist als eine Art Brief der Ich-Erzählerin Blythe an ihren Mann verfasst. Dadurch spricht sie ihn in der Du-Form an – eine im Präteritum selten genutzte Form. Das liest sich anfangs sehr ungewohnt, aber wenn man erst einmal in die Geschichte gefunden hat, ist diese besondere Form schnell vergessen.

Denn Ashley Audrain serviert ihren Lesern hier eine kraftvolle, emotional aufwühlende Geschichte mit einem großen Tabuthema. Es ist ein Familiendrama über drei Generationen hinweg, es geht um Mutterschaft und die Unzulänglichkeiten als Mutter. Psychische Probleme und um Partnerschaften im Alltagstrott werden angesprochen. Die Probleme einer traditionellen Familie, in der der Vater der Geldverdiener ist und die Frau als Hausfrau und Mutter in ihre Rolle gezwungen wird, rücken ebenfalls in den Fokus. Und letztlich geht es auch um die Frage, ob ein Kind von Natur aus bösartig sein kann oder diese Bösartigkeit nur durch Erziehung und Erfahrung entsteht.

Es sind schwierige Themen, die Audrain in ihrem Roman bespricht. Aber sie setzt jedes einzelne davon sensibel, behutsam und ohne erhobenen Zeigefinger um. Dabei liest sich das Drama beinahe so spannend wie ein Thriller: Nicht nur Blythes Leben wird unter die Lupe genommen, es gibt auch immer wieder Rückblicke in Cecilias und Ettas Leben. Unbarmherzig werden die Verfehlungen dieser drei Mütter aufgezeigt, und gleichzeitig deutet Audrain Erklärungen und Begründungen an.

Und über allem steht diese toxische Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Blythe und Violet, erzählt in einem wunderbar fesselnden, leichten Stil, der in krassem Kontrast zu den schwierigen Themen steht. Es ist faszinierend, wie die Figuren psychologisch durchleuchtet werden – dem Roman geht es weniger darum, Schuldige zu finden, sondern Verhaltensmuster aufzuzeigen, die einen Sog entwickeln und aus denen man sich nur schwer lösen kann.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Morpheus in der Unterwelt …

Sandman - Der Comic zur Netflix-Serie
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Neil Gaiman weiß einfach, wie es geht. Und man merkt ihm auf jeder Seite an, wie viel Vergnügen es ihm bereitet, seine Leserinnen und Leser in seine Welten zu entführen. Die Story selbst ist jetzt vielleicht ...

Neil Gaiman weiß einfach, wie es geht. Und man merkt ihm auf jeder Seite an, wie viel Vergnügen es ihm bereitet, seine Leserinnen und Leser in seine Welten zu entführen. Die Story selbst ist jetzt vielleicht nicht der Inbegriff von Innovation – ein zu Unrecht eingesperrter Herrscher kehrt zurück, sinnt auf Rache und muss dazu auf eine Odyssee gehen –, ist aber unterhaltsam und spannend.

Es gibt so vieles im ersten „Sandman“-Band zu entdecken, von mythologischen Figuren über zahlreiche mystische Wesen bis hin zu bekannten Charakteren aus dem Universum von DC. Dream und seine Geschwister, die Ewigen, gehören natürlich mit dazu. Zusammen mit Gaimans eigenen Ideen und Kreationen ergibt sich ein rundum stimmiges Bild.

Apropos Bild: Die Bilder passen sich der Story perfekt an. Sie sind wunderbar düster und trotzdem kraftvoll, vielleicht zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber später umso mitreißender. Gaiman hat für seine „Sandman“-Reihe mit vielen verschiedenen Illustratoren und Zeichnern zusammengearbeitet. Und es ist beeindruckend, dass daraus kein bunter Flickenteppich, sondern ein harmonisches Ganzes entstanden ist.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Überraschend schwach

Splitter
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Es ist kein gutes Zeichen, wenn ich ein Buch in die Hand nehme, nicht ganz sicher bin, ob ich es schon mal gelesen habe … es dann anfange und 200 Seiten brauche, bis ich weiß: Das habe ich schon mal gelesen. ...

Es ist kein gutes Zeichen, wenn ich ein Buch in die Hand nehme, nicht ganz sicher bin, ob ich es schon mal gelesen habe … es dann anfange und 200 Seiten brauche, bis ich weiß: Das habe ich schon mal gelesen. Und danach ganz schnell wieder vergessen. So ähnlich ist es mir leider mit Sebastian Fitzeks „Splitter“ gegangen.

Ein Fitzek geht immer und ich weiß normalerweise genau, was ich bekomme: kurzweilige Unterhaltung, atemlose Spannung, fiese Cliffhanger und so weiter. „Splitter“ fällt für mich leider aus der Reihe. Das fängt schon bei der wahnsinnig verworrenen Story an. Atemlos geht es zu, aber nicht auf die gute Art: Avanti Galoppi jagt eine Szene mit neuen, kaum zu erklärenden Ereignissen die nächste. Noch während man die eine total haarsträubende Neuigkeit verdaut, wartet schon eine weitere.

Meistens funktioniert das in Fitzek-Thrillern ziemlich gut. Bei „Splitter“ war es einfach zu viel des Guten. Vor allem nach der Auflösung war ich sehr enttäuscht – die teils abstruse Handlung und das Finale finden nicht die richtige Relation zueinander, es will einfach nicht zusammenpassen.

Dabei bleiben die Charaktere, vor allem Marc und sein Bruder Benny sehr blass. Die Figuren müssen nicht immer hochkomplex sein, aber hier haben die Charaktere vor allem ihre Funktion erfüllt, auch wenn es dadurch hin und wieder mal ziemlich unlogisch und wenig nachvollziehbar wurde.

Trotz aller Kritik und trotz aller Enttäuschung bleibt Fitzek einer der wenigen deutschen Autoren, die eine ganz besondere Gabe besitzen: nämlich den Leser selbst in den schwachen Romanen zu fesseln und ihn zum Weiterlesen anzutreiben. Mir zumindest ging es so: Ich musste einfach wissen, wie es ausgeht, vorher konnte ich nicht aufhören.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Schauergeschichte mit einem Schuss Horror

Der Spuk von Beacon Hill
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Madenmutter – wie ekelhaft! Es gibt wirklich wenige Dinge, die mich so sehr ekeln wie Maden. Zum Glück spielen die Maden in „Der Spuk von Beacon Hill“ keine so prominente Rolle, wie man bei dem Namen der ...

Madenmutter – wie ekelhaft! Es gibt wirklich wenige Dinge, die mich so sehr ekeln wie Maden. Zum Glück spielen die Maden in „Der Spuk von Beacon Hill“ keine so prominente Rolle, wie man bei dem Namen der dunklen Widersacherin denken sollte.

„Der Spuk von Beacon Hill“ erfindet das Genre nicht neu und steuert auch nichts total Außergewöhnliches bei. Aber es liest sich flott, ist unterhaltsam und kurzweilig. Das Medium, das Spukhaus, der böse Geist – bei mir jedenfalls funktioniert das so gut wie immer. Wer also diese Art von Schauergeschichten mag, macht mit Ibsens Roman nichts verkehrt.

Der größte Kritikpunkt, den ich habe: Hier und da liest sich der Roman eher, als würde ein Horrorfilm beschrieben werden – da fehlt noch der letzte stilistische Schliff, um das Grauen nicht nur simpel aufzuschreiben, sondern es im Kopf der Leser entstehen zu lassen. Aber ich glaube, Ibsen hat das Talent, um irgendwann mit den Großen im Horrorzirkus mitzumischen.

Mit Sadie gibt es eine sympathische, auf den ersten Blick ganz normale Protagonistin, die sich ständig im inneren Zwiespalt befindet und gegen ihre eigenen Ängste ankämpfen muss, um einem unschuldigen Mädchen zu helfen. Sidekick August hat gute Züge, ist aber zu wenig ausgearbeitet und als Charakter zu funktional. Er hilft Sadie, übernimmt die Aufgaben, die sie nicht selbst erledigen kann, oder ist Stichwortgeber zu bestimmten Themen. Das geht noch besser!

Das Ende bietet dann auch noch mal einen typischen Horrorfilm-Effekt. Ich will nicht zu viel verraten, aber hier war noch mal richtig Pfeffer drin und hat verraten, dass es Folgebände gibt.

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