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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2018

Vom Mut, einmal alles anders zu machen

Ans Meer
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Anton ist Linienbusfahrer und führt ein eher biederes Leben. Seine Tagesabläufe folgen stets dem gleichen Schema. Zudem ist er (unglücklich) in seine Nachbarin Doris verliebt. Eines Tages wird er von ...


Anton ist Linienbusfahrer und führt ein eher biederes Leben. Seine Tagesabläufe folgen stets dem gleichen Schema. Zudem ist er (unglücklich) in seine Nachbarin Doris verliebt. Eines Tages wird er von der krebskranken Carla überredet die übliche Tour zu verlassen und nach Italien zu fahren, damit sie noch einmal das Meer sehen kann. Anton bricht aus seinen Gewohnheiten aus und begibt sich mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe an Passagieren auf eine abenteuerliche Fahrt.

Der Roman von Rene Freund ist nur 140 Seiten lang und bietet dennoch so viel. Mit einem feinen Humor werden die unterschiedlichen Charaktere hervorragend herausgearbeitet. Dabei sticht insbesondere Anton als liebenswürdiger, herzensguter Protagonist heraus, der mir von der ersten Seite an sympathisch war. Aber auch alle anderen, teils skurrilen Mitfahrer, sind mir trotz der Kürze der Geschichte ans Herz gewachsen. Sehr gut gefallen hat mir die zwischen den Zeilen versteckte Gesellschaftskritik, die stets humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger daherkommt.

Das Buch gliedert sich in 55 kleine Abschnitte und lässt sich flüssig in einem durchlesen. Auch das Ende hat mich überzeugt. Die Ausgabe ist hochwertig verarbeitet und das Cover passt wunderbar zum Inhalt und Schreibstil.

Klare Lesempfehlung!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Jahreshighlight

Der Zopf
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Eines direkt vorweg: „Der Zopf“ ist bisher mein absolutes Jahreshighlight!!! Eine normale Rezension, ohne zu spoilern, gestaltet sich jedoch etwas schwierig. Ich rate auch dazu einfach so zu dem Buch zu ...

Eines direkt vorweg: „Der Zopf“ ist bisher mein absolutes Jahreshighlight!!! Eine normale Rezension, ohne zu spoilern, gestaltet sich jedoch etwas schwierig. Ich rate auch dazu einfach so zu dem Buch zu greifen und den Klappentext vorher nicht zu lesen…

Laetitia Colombani erzählt die Geschichte dreier starker Frauen in komplett unterschiedlichen Lebenssituationen. Ihre Protagonisten Giulia, Smita und Sarah leben in Italien, Indien und Kanada. Sie haben auf den ersten Blick nichts gemeinsam, es eint sie aber ein Drang nach Freiheit, das Streben nach Unabhängigkeit und der Mut entscheidende Änderungen in Angriff zu nehmen. Trotz einer eher nüchternen Sprache wurde ich emotional von Anfang an stark in die Geschichte hineingezogen. Laetitia Colombani beschreibt die unterschiedlichen Schicksale sehr anschaulich, ohne dabei kitschig zu sein. Als Leser stellt man sich zwangsläufig die Frage, welche Entscheidungen man selber in den einzelnen Situationen getroffen hätte. Auch wenn ich das Leben von Giulia, Smita und Sarah noch endlos weiterverfolgen könnte, hat mich das gewählte Ende nach 288 Seiten überzeugt. Nicht zuletzt durch das wunderschöne Cover ist „Der Zopf“ auch ein tolles Geschenk für alle Freundinnen, Schwestern, Mütter,…

Unbedingt Lesen!!!

Veröffentlicht am 06.04.2018

Aktueller Umweltkrimi in grandioser Naturkulisse

Das Eis
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Aktueller Umweltkrimi in grandioser Naturkulisse

Sean Cawson und Tom Harding sind seit ihrer Studienzeit befreundet. Beide verbindet ein unbändiger Entdeckergeist und die obsessive Faszination für die ...

Aktueller Umweltkrimi in grandioser Naturkulisse

Sean Cawson und Tom Harding sind seit ihrer Studienzeit befreundet. Beide verbindet ein unbändiger Entdeckergeist und die obsessive Faszination für die Arktis. Während eines gemeinsamen Aufenthalts auf Spitzbergen kommt Tom ums Leben. Seine Leiche wird Jahre später durch Zufall von Passagieren eines Kreuzfahrtschiffes entdeckt. Eine schwierige gerichtliche Aufarbeitung der Todesumstände beginnt…

Laline Paull gelingt mit ihrem Buch „Das Eis“ etwas großartiges : Sie hält der Gesellschaft bezüglich ihres Umwelt-/bzw. Klimaschädlichen Verhaltens den Spiegel vor, ohne dabei wie ein Moralapostel zu verurteilen. Geschickt verteilt sie die unterschiedlichen Verhaltensweisen auf ihre Protagonisten und beleuchtet so vielfältige Beweggründe die Arktis zu nutzen bzw. auszunutzen. Die Autorin verknüpft dazu unterschiedliche Zeitebenen, die immer klar erkennbar sind. Zwischen den Kapiteln finden sich Auszüge historischer Berichte zu Arktisexpeditionen. Diese bereichern das Buch und geben einen tiefen Einblick in die extremen Bedingungen der Polarregion. Neben den Themen Umwelt-/ Klimaschutz, Globalisierung, Korruption spielen auch Vertrauen, Verlässlichkeit und der Wert einer Freundschaft eine große Rolle. Nach einem rasanten Einstieg in das erste Kapitel überzeugt das Buch am Ende mit einer realistischen Auflösung. Lesenswert!

Fazit: „Das Eis“ ist ein hochaktueller Umweltkrimi vor imposanter Naturkulisse. Regt zum kritischen Hinterfragen und Umdenken an. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.03.2018

Nicht alles glänzt...

Alles was glänzt
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Ich habe die 219 Seiten des Debütromans „Alles was glänzt“ von Marie Camillscheg in einem Rutsch durchgelesen. Die zugrundeliegende Handlung spielt in einem abgelegenen Bergdorf. Die Bewohner bilden eine ...

Ich habe die 219 Seiten des Debütromans „Alles was glänzt“ von Marie Camillscheg in einem Rutsch durchgelesen. Die zugrundeliegende Handlung spielt in einem abgelegenen Bergdorf. Die Bewohner bilden eine eingeschworene Gemeinschaft und stehen Veränderungen skeptisch gegenüber. Die heraufziehende Gefahr durch auftretende Erdspalten versuchen sie zu verdrängen. Grundlegend eine Thematik die mich sehr interessiert, ich bleibe aber am Ende dennoch ratlos zurück.

Sprachlich ein eher ungewöhnliches Buch. Die Autorin verzichtet weitestgehend auf Dialoge und verwendet einen distanzierten, beschreibenden, nüchternen Schreibstil. Dieser lässt sich, auch aufgrund der Kürze der einzelnen Kapitel, dennoch flüssig lesen. Die einzelnen Abschnitte beschreiben abwechselnd die unterschiedlichen Protagonisten und werden immer wieder durch die Sage des Blintelmann unterbrochen. Die bedrückende Atmosphäre des Dorfes wird von Marie Camillscheg sehr gut eingefangen. Die einzelnen Protagonisten bleiben mir aber über den gesamten Verlauf fremd. Es werden zwar sehr viele interessante Handlungsstränge aufgezeigt, jedoch nicht zu einer Auflösung gebracht.

So sitze ich nun hier mit dem Buch in der Hand, betrachte das schöne Cover und muss mir eingestehen, dass die Botschaft der Geschichte leider nicht zu mir durchgedrungen ist. Schade!

Veröffentlicht am 11.03.2018

Ein wundervolles, tiefgründiges Buch

Eine Liebe, in Gedanken
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Antonia, geboren Ende des zweiten Weltkriegs, wächst in einer Zeit auf, die durch Härte und Verzicht gekennzeichnet ist. Sie selber verspürt den großen Wunsch nach Freiheit und einem selbst bestimmten ...


Antonia, geboren Ende des zweiten Weltkriegs, wächst in einer Zeit auf, die durch Härte und Verzicht gekennzeichnet ist. Sie selber verspürt den großen Wunsch nach Freiheit und einem selbst bestimmten Leben. Mitte der 60 `er Jahre lernt sie Edgar kennen, die Liebe ihres Lebens. Sie schmieden große Zukunftspläne und träumen von einem gemeinsamen Leben in Hongkong. Es kommt jedoch zur Trennung. Den Schmerz darüber begleitet Antonia ein Leben lang. Nach ihrem Tod begibt sich die Tochter auf Spurensuche.

Kristine Bilkau hat es geschafft mich ganz tief in diese Geschichte hineinzuziehen. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen. Zum einen die Geschichte um Toni und Edgar ab 1964, zum anderen die Spurensuche der Tochter in der heutigen Zeit. Sprachlich muss man sich zunächst daran gewöhnen, dass die Tochter Zwiegespräche mit ihrer toten Mutter führt. Diese geben aber einen tiefen Einblick in die Gefühle und das Verhältnis der beiden zueinander. Die Autorin beschreibt viele scheinbar nebensächliche Dinge sehr detailreich, z.B. das Klacken der Türen eines Badezimmerschranks oder die Atmosphäre in Antonias erster eigener Wohnung. Ich habe mich dadurch wie die Tochter selber gefühlt, die das Leben ihrer Mutter noch einmal wie einen Film Revue passieren lässt. Über den Zeitabschnitt der sechziger Jahre habe ich vorher erst wenig gelesen. Für mich war er umso spannender, da meine Eltern sich ungefähr zur gleichen Zeit kennengelernt haben. Ich war überrascht welche gesellschaftlichen Konventionen und Zwänge auch Ender der sechziger Jahre noch vorherrschten. Umso beachtlicher sind Antonias Bemühungen einzuschätzen, ein emanzipiertes, freies Leben zu führen. Das Buch wirft dabei auch die Frage auf, wieweit der Wunsch nach Freiheit des einzelnen gehen darf, wie sehr auch das Leben von anderen dadurch beeinflusst wird und man sich mit Schuldgefühlen konfrontiert sieht. Absolut lesenswert
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Fazit: „Eine Liebe, in Gedanken“ ist ein wundervolles, tiefgründiges Buch. Die Geschichte um Antonia und Edgar spielt zu einer spannenden Zeit, die durch den Wunsch nach Aufbruch und Veränderung geprägt ist und sich dennoch in starren gesellschaftlichen Zwängen wiederfindet. Die Spurensuche der Tochter wird sehr gefühlvoll erzählt. Das Buch hat mich zutiefst bewegt und die Frage, wieweit die Freiheit des einzelnen gehen kann, beschäftigt mich nachhaltig.