Luna und Astrum
Blut schreit nach BlutBisher hat es mich nie zum Fantasy-Genre hingezogen. Doch die Verbindung zwischen Fantasy und historischem Roman hat mich neugierig gemacht. Dazu kam dann noch das beeindruckende Cover. Der Blick aus den ...
Bisher hat es mich nie zum Fantasy-Genre hingezogen. Doch die Verbindung zwischen Fantasy und historischem Roman hat mich neugierig gemacht. Dazu kam dann noch das beeindruckende Cover. Der Blick aus den eisblauen Augen von Luna und die Vollmondstimmung im Hintergrund zogen mich magisch an und so habe ich mich für ein Exemplar beworben. Letztlich habe ich gewonnen und bin mit auf die Reise durchs Mittelalter zur Schwarzburg gegangen.
Im Jahr 1272 wird im Schwarzwald die Schwarzburg – Heim der 16jährigen Luna und ihrer Eltern – angegriffen. Innerhalb kurzer Zeit wird Luna zur Waise und ihre Flucht führt sie in den Wald. Dort begegnet sie dem vermeintlichen Sternenpaar, das sie schon seit ihrer Kindheit bei Dunkelheit beobachtet. Dabei handelt es sich allerdings um einen riesigen Wolf. Trotz anfänglicher Angst entwickelt sich mit der Zeit eine tiefe Verbundenheit zwischen Luna und dem Wolf, den sie Astrum nennt. Ihre nächsten Verwandten, Onkel Hanco und Tante Binhildis, sorgen nach dem brutalen Überfall für Luna und die restlichen Bewohner. Inzwischen gehen seltsame Verwandlungen in Luna vor, die sie neben ihrer Trauer um die Eltern in eine große seelische Krise stürzt. Sie begreift nicht, warum ihr plötzlich Klauen wachsen und ihre Sinnesorgane sich verändern. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt und ein Versteckspiel, damit ihre Umwelt nichts von den Veränderungen mitbekommt. Gleichzeitig zieht es sie magisch in den Wald und hin zu Astrum. Eines Tages eröffnet ihr Onkel Hanco, dass er einen Ehemann für sie sucht. Luna wähnt sich in großer Gefahr und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.
In diesem historischen Fantasy-Roman geht es nicht sonderlich zimperlich zu. Typisch fürs Mittelalter ist das Leben voller Gefahr, Brutalität, Hass, Tod und ganz klaren Regeln vor allem für Frauen. Doch auch Gefühle wie Liebe und Sehnsucht kommen nicht zu kurz.
Aikaterini Schlösser fängt mit ihrem Schreibstil die Stimmung der Zeit ganz treffend ein, schafft es aber auch, ihre Charaktere sehr vielschichtig zu gestalten und immer wieder mit Überraschungen aufzuwarten. So gibt es kein klares Gut oder Böse –außer bei Lodwig, den ich nach wie vor nicht leiden kann. Die Hauptfigur Luna ist sanft und rein – dabei scheint sie nie naiv oder gar dumm zu sein. Sie hat durchaus ihre eigenen Ansichten und widersetzt sich dem strengen Reglement ihres Onkels. Dabei verliert sie nie die Liebe zu ihren Mitmenschen aus den Augen. Für sie stellt Astrum nie das Monster/Biest dar, das andere in ihm sehen. Alles in allem ist sie trotz ihrer Reinheit eine junge Frau mit eigener Meinung und sehr stark. Die Autorin hat mit ihr eine ungewöhnliche Figur geschaffen – weder typische Amazone noch zarte Jungfer. Astrum/Godwin ist ein Wolf/Urwolf – also kein Werwolf, der sich bei Vollmond vom Mann in einen Wolf verwandelt – der sich seine vor allem positiven menschlichen Züge bewahrt hat und Luna stets beschützt. Die zarte Liebe, die zwischen den beiden wächst, hat mich tief berührt. Mit den Begriffen Urwolf, Werwolf, Halbmondwolf, Lykia etc. bin ich bisher nicht groß in Berührung gekommen und ich hatte so meine Probleme sie zu unterscheiden und mir der Eigenheiten dieser Geschöpfe bewusst zu werden. Ich habe mich in den Bann dieser Geschichte ziehen lassen und bin zeitweise nur so über die Seiten hinweggeflogen.
Das Ende ist absolut gelungen und unvorhersehbar. Das schreit nach einer Fortsetzung und die ist ja sogar schon fertig! Dieser historische Fantasy-Roman hat mich gefesselt und überrascht!