Eine außergewöhnliche Geschichte mit Sogwirkung
Wenn ich jetzt nicht geheInhalt:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt war, steht der ehemals arme Bergmann Mauro Larrea erneut vor einem Wendepunkt in seinem Leben.
Einst ...
Inhalt:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt war, steht der ehemals arme Bergmann Mauro Larrea erneut vor einem Wendepunkt in seinem Leben.
Einst als Witwer mit zwei Kindern völlig arm nach Mexiko gekommen, hat sich Mauro Larrea durch harte Arbeit und kluge Entscheidungen ein kleines Imperium aufgebaut. Durch eine leichtsinnige Entscheidung verliert er seine gesamte Existenz und plant seinen „Abgang“ aus Mexiko-Stadt, ohne sein Gesicht zu verlieren. Immer an seiner Seite sind sein treuer Diener Santos Huesos sowie sein Prokurist und Freund Elías Andrade. Andrade und Larrea sind total unterschiedliche Männer. Andrade ist der Besonnene und eher Zurückhaltende. Larrea dagegen ist ein Abenteurer und sehr risikofreudig. Andrade unterstützt Larrea wo er nur kann und hält ihm auch den Rücken frei. Auch seine schwangere Tochter Mariana ist ihm treu ergeben und hilft ihm, während ihr jüngerer, sprunghafter Bruder Nico in Frankreich die Füße stillhalten soll. In Rückblicken – die nicht besonders gekennzeichnet sind – zeigt sich der Werdegang des ehemals armen, verwitweten, alleinerziehenden Bergarbeiters Larrea. Aus dem Nichts, aus bitterer Armut hat er sich nach ganz oben gearbeitet bzw. in seinen Minen arbeiten lassen. Obwohl er mit 50 Jahren wieder einen Neuanfang wagen muss, verliert er nicht seine Stärke und handelt schnell. Er verkauft fast sein ganzes Hab und Gut und leiht sich ausgerechnet bei demselben Halsabschneider Geld, der ihn bei seiner Ankunft in Mexiko bereits ausgebeutet hatte. Die knappen Rückzahlungsklauseln setzen ihn schwer unter Druck, so bald wie möglich ein gutes Geschäft abzuschließen. Unter diesen Umständen bricht Mauro nach Kuba auf, um dort erneut sein Glück zu suchen. Bei der Wahrung des Scheins in Mexiko-Stadt nimmt Andrade sämtliche Unannehmlichkeiten auf sich. Durch ihre enge Verbundenheit ist er auch immer die Stimme der Vernunft in Larreas Kopf. Er hält gewissermaßen Zwiesprache mit ihm. Kaum in Havanna angekommen, steht Mauro Larrea kurz davor, sich wieder in riskante Geschäfte einzukaufen. Von der Schwiegermutter seiner Tochter Mariana hatte er Geld zur Investition mitbekommen und ein Bekannter, Ernesto Gorostiza hat ihm den Erbanteil für seine Schwester Carola Gorostiza ebenfalls mitgegeben. Der Bankier Calafat, der sein Geld verwaltet, bietet ihm eine Beteiligung an einem s.g. „Gefrierschiff“ an. Die schöne, aber kalte und undurchschaubare Carola Gorostiza bittet ihn, ihr Erbe vor ihrem Mann geheim zu halten. Zudem schlägt sie ihm vor, ebendieses Geld in ein Schmuggelgeschäft zu investieren - es geht dabei um Sklavenhandel. Letztlich entscheidet sich Mauro gegen beide Geschäfte. Als ihn Carolas Mann Gustavo Zayas zu einem „Billardduell“ herausfordert, erwacht in ihm endlich sein Kampfgeist wieder und geschickt gewinnt er schließlich die spanischen Ländereinen des Gustavo Zayas mithilfe des intelligenten Bankiers Calafat. In seiner Zeit als Bergmann hatte Mauro in so ziemlich jeder Spelunke Billard gespielt und wurde dadurch ein hervorragender, wenn auch aggressiver Spieler. Bevor ihn Carola Gorostizas Rache trifft, verschwindet Mauro aus Havanna und reist nach Spanien zu seinen gewonnen Ländereien. Dort wartet allerdings schon die nächste schöne und geheimnisvolle Frau, Soledad Montalvo (Claydon). Auch sie versucht, ihn für ihre Zwecke zu benutzen und bittet ihn um einen Gefallen. Wie hoch ist der Preis für diesen Gefallen?
Fazit:
Das schlichte, aber sehr romantische Cover in seinen Grau-, Rot- und Orangetönen im Aquarellstil lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine Liebesgeschichte handelt. Ihre Sprache ist einfach wunderbar, kraftvoll, bildgewaltig und zieht den Leser mitten ins Geschehen um den äußerst erfolgreichen Bergmann Mauro Larrea. Auch mich hat María Dueñas bereits mit den ersten Zeilen begeistert. Sie schreibt sehr gefühlvoll und webt geschickt Mauros Gedankengänge und die Stimme seines Gewissens – in Form von Elìas Andrade – in die Geschichte ein. Durch ihre stimmigen Landschaftsbeschreibungen und die Ausarbeitung der komplexen Charaktere zieht die Autorin den Leser in die Reise und die Verwicklungen des Bergmannes hinein. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mit Mauro und später mit Soledad mitgelitten, wenn sich wieder ein Unglück abgezeichnet hat oder eine Situation ausweglos erschien.
Der Buchtitel passt hervorragend zu Mauro Larreas Lebensgeschichte, denn er fragt sich nach seiner Pleite sicherlich: „Wenn ich jetzt nicht gehe“ verliere ich nicht nur mein Vermögen, sondern auch mein Ansehen und auch meine Kinder sind dem Spott der Leute ausgesetzt. In Havanna sieht es dann nicht viel besser für ihn aus: „Wenn ich jetzt nicht gehe“, trifft mich der Zorn von Carola Gorostiza und ich bin vielleicht für immer ruiniert. Dadurch entsteht eine sehr stimmige Verbindung zwischen dem Buchtitel und dem steten Aufbruch von Larrea in ein neues, anderes Leben. Letzten Endes stellt sich die Frage, ob nicht etwas ganz Wunderschönes entsteht, wenn er bleibt.
„Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist ein wunderbares Buch voller Abenteuer, Glück und Unglück, Liebe und Hass und Kampfgeist mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, die dem Leser mit jeder Zeile mehr ans Herz wachsen oder ihn zornig machen. Dieses Buch hat eine unglaubliche Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Zu Recht wird dieses Buch als „Der Sensationsbestseller aus Spanien“ betitelt.