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Veröffentlicht am 06.03.2017

Eine außergewöhnliche Geschichte mit Sogwirkung

Wenn ich jetzt nicht gehe
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Inhalt:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt war, steht der ehemals arme Bergmann Mauro Larrea erneut vor einem Wendepunkt in seinem Leben.
Einst ...

Inhalt:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt war, steht der ehemals arme Bergmann Mauro Larrea erneut vor einem Wendepunkt in seinem Leben.
Einst als Witwer mit zwei Kindern völlig arm nach Mexiko gekommen, hat sich Mauro Larrea durch harte Arbeit und kluge Entscheidungen ein kleines Imperium aufgebaut. Durch eine leichtsinnige Entscheidung verliert er seine gesamte Existenz und plant seinen „Abgang“ aus Mexiko-Stadt, ohne sein Gesicht zu verlieren. Immer an seiner Seite sind sein treuer Diener Santos Huesos sowie sein Prokurist und Freund Elías Andrade. Andrade und Larrea sind total unterschiedliche Männer. Andrade ist der Besonnene und eher Zurückhaltende. Larrea dagegen ist ein Abenteurer und sehr risikofreudig. Andrade unterstützt Larrea wo er nur kann und hält ihm auch den Rücken frei. Auch seine schwangere Tochter Mariana ist ihm treu ergeben und hilft ihm, während ihr jüngerer, sprunghafter Bruder Nico in Frankreich die Füße stillhalten soll. In Rückblicken – die nicht besonders gekennzeichnet sind – zeigt sich der Werdegang des ehemals armen, verwitweten, alleinerziehenden Bergarbeiters Larrea. Aus dem Nichts, aus bitterer Armut hat er sich nach ganz oben gearbeitet bzw. in seinen Minen arbeiten lassen. Obwohl er mit 50 Jahren wieder einen Neuanfang wagen muss, verliert er nicht seine Stärke und handelt schnell. Er verkauft fast sein ganzes Hab und Gut und leiht sich ausgerechnet bei demselben Halsabschneider Geld, der ihn bei seiner Ankunft in Mexiko bereits ausgebeutet hatte. Die knappen Rückzahlungsklauseln setzen ihn schwer unter Druck, so bald wie möglich ein gutes Geschäft abzuschließen. Unter diesen Umständen bricht Mauro nach Kuba auf, um dort erneut sein Glück zu suchen. Bei der Wahrung des Scheins in Mexiko-Stadt nimmt Andrade sämtliche Unannehmlichkeiten auf sich. Durch ihre enge Verbundenheit ist er auch immer die Stimme der Vernunft in Larreas Kopf. Er hält gewissermaßen Zwiesprache mit ihm. Kaum in Havanna angekommen, steht Mauro Larrea kurz davor, sich wieder in riskante Geschäfte einzukaufen. Von der Schwiegermutter seiner Tochter Mariana hatte er Geld zur Investition mitbekommen und ein Bekannter, Ernesto Gorostiza hat ihm den Erbanteil für seine Schwester Carola Gorostiza ebenfalls mitgegeben. Der Bankier Calafat, der sein Geld verwaltet, bietet ihm eine Beteiligung an einem s.g. „Gefrierschiff“ an. Die schöne, aber kalte und undurchschaubare Carola Gorostiza bittet ihn, ihr Erbe vor ihrem Mann geheim zu halten. Zudem schlägt sie ihm vor, ebendieses Geld in ein Schmuggelgeschäft zu investieren - es geht dabei um Sklavenhandel. Letztlich entscheidet sich Mauro gegen beide Geschäfte. Als ihn Carolas Mann Gustavo Zayas zu einem „Billardduell“ herausfordert, erwacht in ihm endlich sein Kampfgeist wieder und geschickt gewinnt er schließlich die spanischen Ländereinen des Gustavo Zayas mithilfe des intelligenten Bankiers Calafat. In seiner Zeit als Bergmann hatte Mauro in so ziemlich jeder Spelunke Billard gespielt und wurde dadurch ein hervorragender, wenn auch aggressiver Spieler. Bevor ihn Carola Gorostizas Rache trifft, verschwindet Mauro aus Havanna und reist nach Spanien zu seinen gewonnen Ländereien. Dort wartet allerdings schon die nächste schöne und geheimnisvolle Frau, Soledad Montalvo (Claydon). Auch sie versucht, ihn für ihre Zwecke zu benutzen und bittet ihn um einen Gefallen. Wie hoch ist der Preis für diesen Gefallen?
Fazit:
Das schlichte, aber sehr romantische Cover in seinen Grau-, Rot- und Orangetönen im Aquarellstil lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine Liebesgeschichte handelt. Ihre Sprache ist einfach wunderbar, kraftvoll, bildgewaltig und zieht den Leser mitten ins Geschehen um den äußerst erfolgreichen Bergmann Mauro Larrea. Auch mich hat María Dueñas bereits mit den ersten Zeilen begeistert. Sie schreibt sehr gefühlvoll und webt geschickt Mauros Gedankengänge und die Stimme seines Gewissens – in Form von Elìas Andrade – in die Geschichte ein. Durch ihre stimmigen Landschaftsbeschreibungen und die Ausarbeitung der komplexen Charaktere zieht die Autorin den Leser in die Reise und die Verwicklungen des Bergmannes hinein. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mit Mauro und später mit Soledad mitgelitten, wenn sich wieder ein Unglück abgezeichnet hat oder eine Situation ausweglos erschien.
Der Buchtitel passt hervorragend zu Mauro Larreas Lebensgeschichte, denn er fragt sich nach seiner Pleite sicherlich: „Wenn ich jetzt nicht gehe“ verliere ich nicht nur mein Vermögen, sondern auch mein Ansehen und auch meine Kinder sind dem Spott der Leute ausgesetzt. In Havanna sieht es dann nicht viel besser für ihn aus: „Wenn ich jetzt nicht gehe“, trifft mich der Zorn von Carola Gorostiza und ich bin vielleicht für immer ruiniert. Dadurch entsteht eine sehr stimmige Verbindung zwischen dem Buchtitel und dem steten Aufbruch von Larrea in ein neues, anderes Leben. Letzten Endes stellt sich die Frage, ob nicht etwas ganz Wunderschönes entsteht, wenn er bleibt.
„Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist ein wunderbares Buch voller Abenteuer, Glück und Unglück, Liebe und Hass und Kampfgeist mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, die dem Leser mit jeder Zeile mehr ans Herz wachsen oder ihn zornig machen. Dieses Buch hat eine unglaubliche Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Zu Recht wird dieses Buch als „Der Sensationsbestseller aus Spanien“ betitelt.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Eine spannende Seereise mit einem ungewöhnlichen Mädchen

Der Korsar und das Mädchen
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Das harmonische Cover in Brauntönen besticht mit einem alten Segelschiff, das prima zur ungewöhnlichen Seereise von Catherine und Lennart passt. Es lässt keinen Zweifel aufkommen, dass der Roman sich hauptsächlich ...

Das harmonische Cover in Brauntönen besticht mit einem alten Segelschiff, das prima zur ungewöhnlichen Seereise von Catherine und Lennart passt. Es lässt keinen Zweifel aufkommen, dass der Roman sich hauptsächlich auf dem Meer abspielt. Hinzu kommen die Personenliste am Anfang des Buches und die Zeichnung zum Schiff gegen Ende, was sehr hilfreich ist.
Der Prolog lässt nichts Gutes ahnen und es bleibt offen, was mit der flüchtenden jungen Frau passiert und welche Verbindung sie zu den anderen Charakteren des Romans hat.
2. Unabhängigkeitskrieg zwischen England und Amerika im Jahr 1814:
Im Mittelpunkt des historischen Romans stehen Catherine Hansen und Lieutenant Lennart Montiniere, die zunächst nichts gemeinsam haben und aus völlig verschiedenen Familien und Welten stammen. Lennarts Wunsch, endlich Kapitän auf einem Schiff zu sein, wird überschattet von der Aufgabe, die damit verbunden ist: er soll im Auftrag der amerikanischen Regierung mit der Silver Eagle die Stärke der feindlichen, englischen Schiffe ausspionieren. Er gilt somit als „Freibeuter“ und hat keinerlei Schutz von seiner Regierung zu erwarten, sollte er auffliegen.
Die eigensinnige und belesene Catherine Hansen ist die Tochter eines Plantagenbesitzers, die eine ungewöhnliche Erziehung genossen hat. Im Gegensatz zu ihrer damenhaften Schwester Emily ist Catherine eine freiheitsliebende Kämpferin im wahrsten Sinne des Wortes. Da ein männlicher Erbe ausblieb, hat ihr Vater sie in verschiedenen Kampftechniken und im Reiten ausbilden lassen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die 17jährige zu einem richtigen Wildfang entwickelt hat.
Auf ihrer Reise nach England zur Familie von Emilys Verlobten geraten Catherine, ihr Freund und Kampfgefährte First, Emily und ihr Verlobter unter Beschuss der Silver Eagle. Emilys Verlobter verschwindet und so sehen sich die beiden Frauen und First ganz alleine Lieutenant Montiniere gegenüber. Er nimmt die drei mit auf sein Schiff. Catherine sieht die ganze Schiffsreise als einziges Abenteuer und so ist es nicht verwunderlich, dass sie auf die Idee kommt, sich gegenüber Lennart und seiner Besatzung als Schiffsjunge auszugeben. Ihre Schwester Emily ist davon gar nicht begeistert und macht sich Sorgen, dass alles auffliegt. Nach anfänglichen Misshandlungen durch den Schiffskoch bringt der Schiffsjunge Cato (Catherine) an Bord bald zu einem gewissen Ansehen, denn er ist flink wie ein Affe, hat vor nichts Angst und bringt ein immenses Wissen über die Schifffahrt mit. Lennart hat immer ein Auge auf Cato und beschützt ihn zeitweise vor seiner wilden Mannschaft. Doch er muss dabei vorsichtig sein, nicht die Moral der Mannschaft zu untergraben, wenn er Cato zu viel Aufmerksamkeit schenkt.
Im Umgang mit Männern ist die wilde, ungestüme und freiheitsliebende Catherine nicht besonders gewandt. Sie wurde im Kämpfen unterrichtet und wuchs wie ein Junge zusammen mit dem Sklavenjungen First auf. Deshalb interessiert sie sich auch herzlich wenig für Kleidung, Etikette und höfliche Zurückhaltung. Genau das ist es, was Lennart gefällt – als er herausfindet, dass es sich bei dem Schiffsjungen Cato um eine junge Frau namens Catherine handelt. Da Lennart dieses Wissen nur seinem Freund Tucker mitteilt, kann er weiterhin Catherines Geheimnis wahren und ihr gleichzeitig den einen oder anderen Denkzettel verpassen.
Eine ungewöhnliche, abenteuerliche und spannende Seereise mit ungewissem Ende und vielen geschichtlichen Details fesselt den Leser, so dass ein Weglegen der Lektüre kaum möglich ist.
Die Hauptcharaktere Catherine und Lennart sind ausführlich und liebevoll beschrieben und stets authentisch. Beide haben eine raue Schale und einen weichen Kern. Ganz langsam entwickelt sich ihre Liebesgeschichte, die von der Autorin liebevoll und mit einem Augenzwinkern erzählt wird. Durch die schönen Unwetter- und Kampfszenen hatte ich oft das Gefühl, selbst an Bord der Silver Eagle zu sein und den Seegang zu spüren. Das harte Leben an Bord ist gut dargestellt und die Charaktere der weiteren Protagonisten machen es dem Leser leicht, sie zu mögen oder nicht. Romantik, Menschlichkeit und Herzensbildung kommen auch nicht zu kurz und driften dabei nicht ins Kitschige ab.
Elisabeth Büchle erschafft mit ihrem lebendigen und plastischen Schreibstil, vielen Elementen zur Seefahrt und Hintergrundwissen zum zweiten Unabhängigkeitskrieg eine fantastische Reise in einer Männerwelt, in der sich eine Frau dennoch behaupten kann. Sie versetzt den Leser in eine andere Zeit und vermittelt ein lebhaftes Abenteuer, das nicht nur auf dem Meer spannend ist. Dieser historische Roman hat mich stets gefesselt und ich habe in jeder freien Minute gelesen. So muss es sein!

Veröffentlicht am 18.02.2017

Krimiautor wird selbst zum Opfer

Bitterer Calvados
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Kommissar Leblanc und seine Assistentin haben alle Hände voll zu tun: zuerst sollen sie für eine Lesung während des Krimifestivals “Mord am Meer” ihr Büro räumen, Leblancs Mutter droht der Rausschmiss ...

Kommissar Leblanc und seine Assistentin haben alle Hände voll zu tun: zuerst sollen sie für eine Lesung während des Krimifestivals “Mord am Meer” ihr Büro räumen, Leblancs Mutter droht der Rausschmiss bei ihrer Schwester und es ist zu befürchten, dass sie bei Leblanc einziehen will und dann kommt ihnen auch noch ein Mord dazwischen. Der berühmte, erfolgreichen und gutaussehende Krimischriftsteller Jean-Paul Picard (JPP) wird selbst zum Opfer: er wurde mit Calvados vergiftet. Im Laufe der Zeit wird immer klarer, dass JPP ein sehr unsympathischer Zeitgenosse war und vor allem die Frauen, die seinen Weg kreuzten, schlecht behandelte. Somit haben eine Menge Personen in seinem Umfeld ein mögliches Motiv, ihn aus dem Weg zu schaffen.
Die Nachforschungen zu JPPs Leben fördern unglaubliche Betrügereien zutage und zudem ist auffällig, dass seine erste Frau starb und seine zweite bereits seit vielen Jahren von ihm entmündigt in einer psychiatrischen Einrichtung lebt.
Während Leblanc ermittelt, will seine 70jährige Mutter die vierte Frau eines wesentlich jüngeren Afrikaners werden. Was für Leblanc zuerst undenkbar ist, wird für ihn zum Glücksfall. Er muss sich nicht um seine Mutter kümmern und kann weiter seinen Schwärmereien für die junge Liliane nachgehen. Kommissar Leblanc ist mir sympathisch, wenn mir auch seine „Beziehungen“ zu Frauen im Allgemeinen und zu Liliane und Marie Rätsel aufgeben. Er kommt dennoch ganz liebenswert, aber auch etwas brav rüber. JPP ist das genaue Gegenteil und er hat keine wirklich schönen Wesenszüge an sich. Er ist also ein sehr klar abgegrenzter „Gegenspieler“ von Leblanc.
Das Cover gaukelt eine Idylle vor, die während des Lesens aber zu bröckeln beginnt. Im Laufe der Ermittlungen tauchen immer neue Fährten und Verdächtige auf. Meist verlaufen sie jedoch im Sande und Leblanc steht wieder am Anfang. Vom Spannungsbogen her, ist der Autorin ein wirklich guter Krimi gelungen. Die Auflösung des Falles macht ihn noch einmal richtig spannend und es bleiben keine Fragen offen. Der Schreibstil der Autorin ist ganz unterhaltsam und liest sich wunderbar leicht. Die Geschichte kommt etwas leise daher und die Beziehungen der Charaktere untereinander spielen dabei eine genauso große Rolle, wie die Landschaft, doch es ist stimmig und das Lesen macht Spaß. Ein schöner französischer Krimi!

Veröffentlicht am 02.02.2017

Zwei spannende Fälle in einem Buch

Minus 18 Grad
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Als Astrid Tuvesson, Kripochefin der Mordkommission in Helsingborg/Schweden, sich eine Verfolgungsjagd mit einem BMW-Fahrer durch die Stadt liefert und dieser im Hafenbecken landet, ahnt niemand, dass ...

Als Astrid Tuvesson, Kripochefin der Mordkommission in Helsingborg/Schweden, sich eine Verfolgungsjagd mit einem BMW-Fahrer durch die Stadt liefert und dieser im Hafenbecken landet, ahnt niemand, dass dies der Auftakt zu einer ganzen Mordserie ist ist. Wie die Gerichtsmedizin feststellt, war der BMW-Fahrer, Peter Brise, bereits seit längerem tot und vor seinem „Fall“ ins Wasser eingefroren gewesen. Während Tuvesson gegen ihre Alkoholsucht kämpft, versucht Risk sein Privatleben in den Griff zu bekommen. Was nicht leicht ist, denn sein Sohn hat sich von ihm abgewandt und seine Frau Sonja hat sich von ihm entfremdet. Auch innerhalb der Mordkommission läuft nicht alles rund und die Ermittler tappen lange Zeit im Dunkeln, da Peter Brise angeblich noch vor kurzem gesehen wurde. Wie kann das sein?
Auf der anderen Seite des Sunds in Dänemark kann die zur Streifenpolizistin degradierte Dunja Hougaard es nicht lassen und nimmt heimlich die Untersuchung eines sadistischen Mordes an einem Obdachlosen auf. Dabei bekommt sie nicht nur Gegenwind von ihrem ehemaligen Vorgesetzten Kim Sleisner, sondern auch noch Ärger mit ihrem neuen Chef. Kim Sleisner will sie vernichten und dazu ist ihm kein noch so mieses Mittel zu schade.
Augenscheinlich haben die beiden Fälle nichts miteinander zu tun. Doch das ändert sich im Laufe der Geschichte und so verweben sich ganz viele Leben – teils sehr unglücklich - miteinander. Am Ende steht für fast alle Personen alles auf dem Spiel.

Sehr souverän liest David Nathan mit seiner angenehm tiefen Stimme den Kriminalroman von Stefan Ahnhem mit seinem persönlich recht gebeutelten Ermittler Fabian Risk. Allein Nathans Stimme, die sich den Charakteren hervorragend anpasst, ist schon ein Genuss. Geschickt verwebt der Autor die Ermittlungen von Fabian Risk in Helsingborg/Schweden mit den Ermittlungen von Dunja Hougaard und er gibt viele ganz persönliche Einblicke in das Leben der Protagonisten. Der „Schreibstil“ ist sowohl flüssig, als auch spannend und bisweilen – vor allem bei Astrid Tuvesson – drastisch in seiner Ausdrucksweise. Von Anfang an hat mich der Autor mit nach Schweden und Dänemark genommen und ich hatte das Gefühl, alle Personen zu kennen und mit ihnen atemlos und voller Grauen die Morde zu verfolgen. Manchmal waren mir die vielen Namen im Weg und ich musste überlegen, mit wem ich es gerade zu tun habe. Da ich das Hörbuch hatte, konnte ich nicht zurückblättern und nachlesen. Doch letztlich tat das meiner Begeisterung für das Hörbuch keinen Abbruch. Ganz geschickt finde ich das Kapitel X, das bereits auf den nächsten Fall von Fabian Risk hinweist. Darauf freue ich mich schon – wobei ich „Herzsammler“ noch nachlesen oder nachhören möchte. Das düstere und neblige Schwarz-Weiß-Cover passt ebenso gut zum Buch wie auch der Titel, der sich aufgrund der Vorgehensweise des Mörders erschließt. Ein kleiner Kritikpunkt für mich ist, dass in den letzten Kapiteln Ungereimtheiten zu Sonja Risk auftauchen, die sich für mich nicht lösen lassen.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Ein leises, bisweilen trauriges Buch über das Schärenleben und alte Fehden

Heimwärts über das Eis
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Alltägliche Pflichten bestimmen Ellinors Leben auf der Schäreninsel Hustrun. Da ist ihr greiser, nörgeliger und kranker Vater, den sie pflegt und sein Schärentaxi weiter betreibt, ohne auch nur einmal ...

Alltägliche Pflichten bestimmen Ellinors Leben auf der Schäreninsel Hustrun. Da ist ihr greiser, nörgeliger und kranker Vater, den sie pflegt und sein Schärentaxi weiter betreibt, ohne auch nur einmal ein liebes Wort oder einen Dank von ihr zu bekommen. Ihre Tiere Edison, das Pferd, der Kater, und ihre Hühner versorgt sie genauso liebevoll wie ihren heimlichen Klostergarten, den sie wie ein Geheimnis hütet. Ellinor ist mit der Insel verwurzelt und vom Leben enttäuscht. Nach dem Freitod ihrer einsamen Mutter Hertha, die immer eine Fremde für die Schärenbewohner blieb und mit dem rauen Leben dort nichts anfangen konnte, scheint auch Ellinors Leben zu stagnieren. So verwundert es letztlich nicht, dass sie beschließt, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen, sobald ihr Vater nicht mehr lebt. Einzig vom Inselmütterchen erfährt sie Zuwendung und die Kinder der Sommergäste geben ihr etwas Beständigkeit und Geborgenheit. Sie liebt Poesie, hört gerne Radio und ist doch von der Außenwelt abgeschnitten – ohne Strom und Gesellschaft anderer Menschen. Dann gibt es da noch die Sommermänner, die sie im Herbst wieder wegschickt und ihnen nie einen Kuss oder gar ihr Herz schenkt. Das gehört nur einem Mann – auch wenn sie das vergessen hat – Herrman Engström. Überraschend kehrt Herrman, der Vogelmaler auf Hustrun zurück, um sein Elternhaus zu verkaufen. Das Wiedersehen mit seiner Jugendliebe Ellinor reißt nicht nur alte Wunden auf, sondern bringt Erinnerungen an eine schöne Zeit voller Gefühle, Hoffnungen und Träume herauf.
Im Laufe des Romans taucht immer wieder das Jahr 1914 auf. In kurzen Abschnitten erfährt der Leser, welche Tragödie sich in diesem Jahr bei einem gewaltigen Schneesturm auf dem Eis abspielte. Diese Tragödie führte letztlich zur Feindschaft zwischen den Familien Ingman und Engström. Die Engströms werden von den anderen Schärenbewohnern gemieden, da sie ihnen die Schuld an dem Unglück geben.
Es braucht nicht immer eine spannende, schnelle Handlung, um eine eindrückliche und schöne Geschichte zu erzählen. Die Autorin hat viel Poesie, Erinnerungen, den Gleichklang des Schärenlebens, Hoffnungen und Träume, Tragödien und Schuldzuweisungen und unglückliche Beziehungen zu einer leisen, aber nicht weniger schönen Geschichte verwoben. Dabei ist die Geschichte nie ins Kitschige abgedriftet. Mit der pflichtbewussten und braven Ellinor fühlte ich mich verbunden, obwohl ich ein ganz anderer Typ bin und die Einsamkeit einer Schäreninsel auf Dauer sicher nicht ertragen könnte. Ihren Charakter und auch den von Herrman finde ich gut beschrieben. Die beiden haben eine ganz unterschiedliche Wahrnehmung, was ihre gemeinsame Jugendzeit anbelangt. Das ist ganz menschlich und jeder verarbeitet Erlebnisse und Traumata anders. Mir hat der Roman samt stimmungsvollem Cover und falunrotem Einschlag sehr gut gefallen und ich werde ihn sicherlich weiterempfehlen.