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Veröffentlicht am 05.03.2019

Eine ungewöhnliche und wunderbare Liebesgeschichte

Das geheime Glück
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An der Küste von Maine leben Emily und Robbie Brandon und blicken auf ein langes gemeinsames Leben voller Liebe zurück. Da fängt Robbie an zu vergessen und ihr Leben läuft Gefahr auseinanderzubrechen. ...

An der Küste von Maine leben Emily und Robbie Brandon und blicken auf ein langes gemeinsames Leben voller Liebe zurück. Da fängt Robbie an zu vergessen und ihr Leben läuft Gefahr auseinanderzubrechen. Denn die beiden teilen ein gut gehütetes Geheimnis, das auf gar keinen Fall ans Licht kommen darf. Deshalb ist Robbie bereit, die Liebe seines Lebens endgültig zu verlassen. Eines Morgens hinterlässt er seiner geliebten Emily einen Brief und kehrt nicht wieder.
Die Autorin Julie Cohen greift zu einer ungewöhnlichen Erzählweise in diesem berührenden und romantischen Roman über die Liebe, Vertrauen, Geheimnisse und bedingungsloser Zusammenhalt. Sie erzählt die Geschichte der beiden Liebenden Emily und Robbie rückwärts. Zunächst erfährt der Leser, wie die beiden 2016 nach vielen gemeinsamen Jahrzehnten in Main leben und Robbie sich verändert. Sie deutet ein Geheimnis an, das Robbie bis zum Schluss wahren will und daher eine einsame Entscheidung trifft. Im Laufe der Kapitel, die in der Zeit zurückgehen, werden nach und nach die Details einer großen, bedingungslosen Liebe offenbart. Dies geschieht nie kitschig und dabei ist „Das geheime Glück“ so romantisch. Am Ende des Romans wird klar, wie stark die Gefühle von Emily und Robbie sind und wie schwer sie sich ihre Beziehung erkämpfen mussten. Die Charaktere der Geschichte sind liebevoll und aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben, so dass ich mich gut in sie hineinversetzen und mitfühlen konnte. Robbies Erkrankung war so nachvollziehbar und real erzählt, dass ich mir den Nebel in seinem Kopf bildlich vorstellen konnte. Die Spannung kommt in diesem Buch ebenfalls nicht zu kurz, da in den einzelnen Lebensabschnitten bis ins Jahr 1962, als die beiden sich kennenlernten, nur Bruchstücke ihrer Vergangenheit offenbart wurden.
Das Cover den Blick sofort magisch an. Die Farben harmonieren mit den beiden Vögeln und den zarten Wolken. Es vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit. Auf den ersten Blick mag es nicht zur Geschichte von Emily und Robbie passen, doch durch die bunten Farben harmoniert es mit den vielen Umwegen im Leben der beiden. Die goldenen Letter deuten auf den Wert von Liebe hin. Somit schließt sich für mich der Kreis nicht nur innerhalb des Romans, sondern auch äußerlich.

Du bist mein Anfang und mein Ende und jeder Tag dazwischen! Eine schönere Liebeserklärung habe ich bisher nicht gelesen. Sie steht für dieses einzigartige, unverbrüchliche Liebe zweier Menschen, die ein Geheimnis bewahren und mit den Konsequenzen zu leben gelernt haben.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Lügenpresse und falscher Patriotismus – erschreckend realistisch

Der Patriot
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Stockholm
Eine junge Journalistin wird kaltblütig in ihrer Wohnung erstochen und der Täter kann unerkannt entkommen. Es handelt sich hierbei um einen ehemaligen Küstenjäger: Carl Cederhielm plant mit seiner ...

Stockholm
Eine junge Journalistin wird kaltblütig in ihrer Wohnung erstochen und der Täter kann unerkannt entkommen. Es handelt sich hierbei um einen ehemaligen Küstenjäger: Carl Cederhielm plant mit seiner selbsternannten Stadtguerilla einen Rachefeldzug gegen Journalisten, die der Flüchtlingspolitik Schwedens gegenüber offen ist. Er selbst sieht sein Land durch fremde Kulturen bedroht und vor allem sein Hass auf die s.g. Lügenpresse steigt von Tag zu Tag. Mit zwei Gleichgesinnten beginnt er sein zerstörerisches Werk mit einer durchdachten Kaltblütigkeit, ohne dass Spuren zu ihm zu finden sind. Durch seine Taten löst er eine wahre Maschinerie aus, die viele Unschuldige mit in den Tod oder ins Unglück stürzt. Chile
Auf der anderen Seite des Erdballs hat sich der schwedische Ex-Söldner August als Bodyguard eines russischen Verbrechers ein neues Leben aufgebaut. Er führt mit seiner schwangeren Freundin Valeria ein relativ ruhiges Leben und möchte seine Vergangenheit hinter sich lassen. Doch zunehmend wird es für das Paar gefährlicher und August trägt sich mit dem Gedanken, in seine Heimat zurückzukehren. Allerdings wird er in Schweden gesucht wird, was die Situation erschwert.

Der Autor Pascal Engman, ehemaliger Journalist der schwedischen Zeitung Expressen, weiß sehr genau, worüber er schreibt. Das Thema Rechtspopulismus und Hass auf die s.g. „Lügenpresse“ hat ihn selber zu einem Berufswechsel bewogen. Auch er hat massive Drohungen erhalten und deshalb ist sein Buch umso spannender und sehr nah an der Realität. Das spürt man sehr schnell beim Lesen.
Besonders gut gefällt mir, dass er in den ersten 4 Kapiteln bereits ganz unterschiedliche Personen einführt, angefangen bei Hannah Löwenström und ihrer Ermordung bis hin zu ihrem Mörder Carl Cederhielm, der sich mit anderen Rechtsextremen organisiert und einen Rachefeldzug plant. Carl Ciederhelm ist absolut überzeugt von seiner eigenen Wahrheit und versachlicht Menschen, um seine Taten zu rechtfertigen. Die Erfolgsserie seiner selbsternannten Stadtguerilla ist schon beängstigend. Es ist natürlich immer spannend zu erfahren, wie die unterschiedlichen Charaktere sich entwickeln und wo sie Überschneidungspunkte haben. Dies ist dem Autor sagenhaft gut gelungen. Den Fremdenlegionär August als Bodyguard eines russischen Mafiabosses finde ich faszinierend und auch die junge Journalistin Madeleine Winther ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Insgesamt tummeln sich in diesem Thriller jede Menge kaputte Charaktere und mittendrin steht eine liebevolle Familie, die in einen Sog aus blindem Hass zu zerbrechen droht und in Fremdenfeindlichkeit und roher Gewalt versinkt.
Der schnelle Wechsel zwischen den unterschiedlichen Handlungssträngen treibt die Handlung voran und lässt dem Leser keine Verschnaufpause. Die Geschichte ist geprägt von einem hohen Maß an Gewalt – ob Bandenkriege in Chile oder der aufkommende Rassenhass in Stockholm. Es scheint oft so, als gäbe es im ganzen Roman keinen einzigen Lichtblick. Doch das täuscht, denn die syrische Familie Chamsai ist sehr liebevoll im Umgang miteinander und auch beim ehemaligen Söldner August hält die Liebe Einzug.
Unfassbar gut finde ich, wie geschickt die einzelnen Handlungsfäden aufeinander zulaufen und sich zu einer ganzen, komplexen Geschichte miteinander verweben. Ab und zu hätte ich am liebsten geschrien: Aufhören! Die Gewaltbereitschaft und die Toten sind nur so auf mich eingestürmt. Wie ein präzise arbeitendes Uhrwerk greifen die Zahnräder (Handlungsstränge) perfekt ineinander und setzen einen wahren Strudel an Ereignissen in Gang. Dabei werden Unschuldige zur Zielscheibe von Fanatikern und einfach mitgerissen, ohne dass sie sich dagegen wehren können.
Ein beeindruckendes und erschreckend realistisches Debut! Das Szenario in „Der Patriot“ könnte jederzeit auch in Deutschland so geschehen. Ich hoffe, dass ich von Pascal Engman weitere spannende Bücher lesen darf.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Alices fantastische Reise durch Fegoria

Fegoria
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Bei einer Wanderung mit ihren Freundinnen fällt Alice etwas hinter ihnen zurück und entdeckt dabei einen Spalt im Felsen. Aus purer Neugier zwängt sie sich hindurch und findet sich plötzlich in einer völlig ...

Bei einer Wanderung mit ihren Freundinnen fällt Alice etwas hinter ihnen zurück und entdeckt dabei einen Spalt im Felsen. Aus purer Neugier zwängt sie sich hindurch und findet sich plötzlich in einer völlig fremden, absolut fantastischen Umgebung wider - Fegoria. Hier trifft sie auf Elben, Gnome, Orks, Zwerge und Zauberer und einen Elbenprinzen, den sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Mit ihrem frechen Mundwerk und ihrer Aufmüpfigkeit mutet sie im Nebelwald sehr exotisch an und stößt bei den Bewohnern nicht gerade auf Begeisterung. Sie wird vom Elbenkönig unter Hausarrest gestellt und findet in den zwei jungen Elbenmännern Cian und Noam Freunde. Crispin, der schöne und kühle Thronfolger, bringt ihr Herz aus dem Takt und auch seine Gefühlswelt scheint bald mächtig in Schieflage zu geraten. Als der Zauberer Kelalan Alice zum teuflischen Magier Asta bringt, wird es für Alice gefährlich und sie muss um ihr Leben bangen.
Mein Fazit:
Das Cover und der Klappentext wollen gar nicht zueinander passen. Trotzdem habe ich mich um ein Buch und eine Leserunde beworben, denn die kurze Zusammenfassung der Geschichte hat mich total neugierig gemacht. Das Cover ist schon ein Hingucker – vor allem die feuerroten Haare der Frau, doch es lässt sich mit Alice und der Geschichte nicht vereinbaren. Ich bin mir bewusst, dass Annika Kastner hierauf wenig Einfluss hatte. Schade finde ich die Diskrepanz trotzdem.
Nun aber zu dieser fantastischen Geschichte, die in einem geheimnisvollen, bunten Fantasieland voller fremder Wesen spielt: ich habe mit Alice dieses Land bestaunt, mich vor den bösartigen und hässlichen Trollen und Orks gefürchtet, Crispin angeschmachtet, mir Noam als Freund gewünscht und mich in den kleinen Drachen Topas verliebt. Die Autorin hat eine wunderschöne Geschichte geschrieben und mich für einige Stunden nach Fegoria entführt. Alice konnte ich mir sehr gut vorstellen und sie blieb sich immer treu, auch wenn sie bald schon dem schönen Crispin verfallen war. Crispin hat zwei ganz unterschiedliche Seiten, die ihn nicht nur sympathisch machen. Er ist ein Macho, stur, arrogant und dann wieder so liebestoll und besitzergreifend, dass ich ihn am liebsten kräftig geschüttelt hätte. Meine absoluten Lieblinge in diesen schönen Fantasyroman sind Cian, Noam und der kleine Drache Topas. Schön fand ich auch, dass die Geschichte aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird: Alice, ganz modern und aus der Gegenwart und Crispin, dessen Sprache recht altmodisch und deshalb so passend für Fegoria anmutet. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich zu orientieren, wer von beiden gerade erzählt. Hier wären Überschriften mit den Namen der beiden hilfreich gewesen. Allerdings habe ich mich mit der Zeit immer besser zurechtgefunden. Die Autorin hat mich auf eine abenteuerliche, spannende und auch berührende Reise in eine fremde und auch kriegerische Welt mitgenommen. Hier verschwimmen manchmal die Grenzen zwischen Gut und Böse und Gegensätze ergänzen sich auf wunderbare Weise. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich habe ein paar wirklich schöne Lesestunden mit Alice und ihren neuen Freunden und Feinden verbracht. Auf die Fortsetzung bin ich auf jeden Fall gespannt und würde mich freuen, wenn ich wieder dabei sein könnte.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Dorfpolizistin wider Willen - gestrandet in Kato Koutrafas

Tod am Aphroditefelsen
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Nach ihrem Studium freut sich Sofia auf einen hohen Posten im Innenministerium auf Zypern. Doch kaum dort angekommen, muss sie feststellen, dass nach einem Regierungswechsel nun die Kommunisten an die ...

Nach ihrem Studium freut sich Sofia auf einen hohen Posten im Innenministerium auf Zypern. Doch kaum dort angekommen, muss sie feststellen, dass nach einem Regierungswechsel nun die Kommunisten an die Macht gekommen sind. Der neue Innenminister Petro Matriopoulos versetzt nicht nur ihren Vater, den Botschafter, nach Eriwan, sondern weist Sofia die Stelle einer einfachen Dorfpolizistin im gottverlassenen Dorf Kato Koutrafas zu. Als wäre das nicht schon schlimm genug, sieht sie sich ihrem neuen Chef Kostas gegenüber. Dieser hält nicht viel von Polizeiarbeit und verbringt seine Dienstzeit lieber mit den alten Herren bei Spiel, jeder Menge Zigaretten und noch mehr Alkohol. Doch dann geschieht ein mysteriöser Unfall am Aphroditefelsen und Sofias Neugier ist geweckt.
Dieser zypriotische Krimi glänzt mit seinem herrlichen, mal bissigen, mal ironischen Schreibstil, der anschaulichen Beschreibung der zypriotischen und türkischen Grenzverhältnisse und den Eigenheiten der Bewohner Kato Koutrafas, ob sie nun dort geboren wurden oder durch welche Umstände auch immer dort hingelangt sind. Zudem entwickelt sich Sofia von der verwöhnten, unsicheren, jungen Frau im Designerkleid und bankett-tauglichen Schuhen zu einer selbstbewussten, pfiffigen Polizistin, die sich in den Ermittlungen festbeißt und sich gegen ihren Chef und eine herrische Polizeipräsidentin durchsetzt. So erobert sie nicht nur die Herzen der Bevölkerung, sondern schleicht sich auch in das des Lesers.
Besonders gut haben mir die kurzen Infos zu den unterschiedlichen Orten gefallen. Sie hören sich ein bisschen wie ein Ausschnitt aus dem Reiseführer an und sind doch recht persönlich gehalten – immer mit Bezug zur Geschichte. Die Zeichnungen und griechischen Überschriften der Kapitel sowie ein paar griechische Wörter innerhalb des Romans runden den Krimi wunderbar ab und passen zum Flair der Insel Zypern.
Sofia Perikles erster Fall ist erst der Auftakt zu einer neuen Reihe und ich bin mir sicher, dass auch ihr nächster Fall für unterhaltsame und spannende Lesestunden sorgen wird. Denn bei allem Lokalkolorit und den Widrigkeiten, denen Sofia begegnet, kommt die Spannung keinesfalls zu kurz. Erst nach und nach kamen die Hintergründe zum Unfall am Aphroditefelsen zutage und es hat sich alles glaubhaft und nachvollziehbar aufgelöst. Yanis Kostas hat zudem mit seinem Humor genau meinen Geschmack getroffen. Ich bin der Meinung, dass ein guter, spannender Krimi durchaus ein paar humorvolle Stellen verträgt.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Großer Hype und wenig dahinter

Anatomie eines Skandals
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Die Staatsanwältin Kate hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Sexualstraftäter ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Gerade verliert sie einen Fall, als ihr plötzlich ihr Assistent eine ganz besondere Akte ...

Die Staatsanwältin Kate hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Sexualstraftäter ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Gerade verliert sie einen Fall, als ihr plötzlich ihr Assistent eine ganz besondere Akte auf den Tisch legt.
Sophie Whitehouse führt ein privilegiertes und offensichtlich sorgenfreies Leben. Als Frau des charismatischen Staatssekretärs James Whitehouse haben sich alle ihre Hoffnungen und Ziele im Leben erfüllt. Als er ihr eine Affäre mit seiner Praktikantin gesteht und die Zeitungen titeln „ Freund des Premierministers trifft sich zum Techtelmechtel in den Korridoren der Macht.“ steht ihre Ehe plötzlich im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Als wäre dies nicht schon schwer genug für die erfolgsverwöhnte Oxford-Absolventin und Mutter zweier Kinder, wird James von seiner Praktikantin Olivia der Vergewaltigung bezichtigt. Sophies Vertrauen in ihren Mann bekommt Risse und die Staatsanwältin Kate scheint ein beträchtliches Interesse an einer Verurteilung von James Whitehouse zu haben. Gibt es eine Verbindung zwischen Kate und James? Hat Sophie jahrelang ihre Augen vor dem wahren Charakter ihres Mannes verschlossen?
Der Roman lebt von Perspektivenwechsel zwischen Kate, Sophie und James und verwirrt mit Zeitsprüngen zwischen den einzelnen Kapiteln bzw. Abschnitten. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Bisweilen sind die Beschreibungen der handelnden Personen etwas langatmig geraten. Gerade Kates Gefühlswelt wird sehr ausschweifend beschrieben, ebenso die Zerrissenheit Sophies. Spannend dagegen sind vor allem die Gepflogenheiten bei Gericht und die zentrale Frage, ob James sich schuldig gemacht hat oder ein Opfer ist. Jedoch verkommt die Gerichtsverhandlung recht schnell zu einem kleinen Nebenschauplatz und spiel schon bald keine zentrale Rolle mehr. Gerade da hatte ich mir mehr erhofft, denn das Thema „Vergewaltigung oder nicht“ ist durch das Aufkommen der „#METOO-Bewegung“ so aktuell wie nie. Doch die Nebenschauplätze wie James Verhalten in seiner Studentenzeit und Sophies Bemühungen, James als Ehemann zu gewinnen, neben viel mehr Raum ein. Am Ende führen einige Handlungsstränge bzw. Überlegungen ins Leere, wie z.B. Sophies Verdacht, dass sie Kate von früher kennen würde. Auch Kates Bemühungen um James‘ Verurteilung wurden nur lieblos und nicht sehr ernsthaft verfolgt. Ihre Rachegelüste sind zwar vorhanden, doch sie macht nicht wirklich etwas daraus. Hier schließt sich irgendwie nicht der Kreis. Mir kommt es so vor, als hätte die Autorin nicht den Bogen zum Anfang der Geschichte bekommen. Zudem passt der Untertitel nicht, denn Olivia kommt so gut wie gar nicht im Roman vor. Dabei soll sie doch diejenige sein, die ihn zerstören will, oder!? Natürlich könnte es sich dabei auch um die Staatsanwältin Kate handeln. Doch deren Versuche, als Super-Staatsanwältin sind ja mehr als mager. Ich dachte wunder was, wie sie sich ins Zeug legt und vielleicht noch ein Ass im Ärmel hat … aber nichts! Sie wütet innerlich, aber ihre einzige Konsequenz ist, dass sie die Zuständigkeit bei Gericht wechselt und nun keine Sexualstraftaten mehr verfolgt. Warum? Sophie ist letztlich zu blind, um Kate wirklich zu erkennen und schiebt den Gedanken schnell wieder beiseite. Olivia ist zwar der Auslöser für die Anklage gegen James Whitehouse, doch sie kommt gar nicht richtig zu Wort. Da ist so viel Potential verschenkt worden, dass es fast schon weh tut. Dabei hätten nur ein paar Änderungen bei den Charakteren vorgenommen werden müssen, um die Geschichte richtig spannend zu machen. James Whitehouse hatte nie ernsthaft um seine Reputation fürchten müssen, denn dazu war die Anklage zu schwach und er ein zu gefestigter und von sich überzeugter Charakter. Letztlich hat die Autorin aus vielen guten Ideen kein gutes Gesamtbild erschaffen können. Die handelnden Personen, allen voran Kate, finde ich stellenweise dermaßen unglaubwürdig, dass ich mir schwer tat, mich mit ihnen in irgendeiner Weise zu identifizieren oder Sympathie für sie zu empfinden. Das große Geheimnis, das James mit Tom, dem Premierminister und seinem Kumpel aus der Zeit in Oxford verbindet, wurde so oft thematisiert und erzeugte erhebliche Spannung. Leider war die Auflösung dann so enttäuschend, dass ich mich gefragt habe, warum Sarah Vaughan so wenig daraus gemacht hat. Letztlich hatte es keine Auswirkungen auf den Prozess oder gar das Leben der Protagonisten. Nach dem großen Hype um das Buch und die Autorin hatte ich mir ein besonderes Lesevergnügen erhofft.

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