Profilbild von Buecherhausen

Buecherhausen

Lesejury Star
offline

Buecherhausen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherhausen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2020

Unterhaltungsliteratur mit Längen und eher schwachen Charakteren

Kann ich jetzt bitte mein Herz zurückhaben?
0

Vor kurzem fiel mir das Buch "Kann ich jetzt bitte mein Herz zurück haben?§ von Sophia Money-Coutts in die Hände. Der Klappentext machte mich neugierig, so erwartete ich eine humorvolle Liebesgeschichte ...

Vor kurzem fiel mir das Buch "Kann ich jetzt bitte mein Herz zurück haben?§ von Sophia Money-Coutts in die Hände. Der Klappentext machte mich neugierig, so erwartete ich eine humorvolle Liebesgeschichte mit ein bisschen Kitsch und Glamour, wie schon das Cover und der bunte Schnitt, der durch die farbigen Ränder einer jeden Seite entsteht, versprachen. Leider war die Geschichte auf den über 500 Seiten oftmals etwas träge und ich wurde auch nicht wirklich mit den Charakteren warm.

Die Autorin:
Sophia Money-Couts (geboren 1984) stammt selbst aus dem englischen Adel und wuchs als Tochter eines Barons auf. Die Autorin ist Royal- und Promi-Redakteurin und arbeitete für die Evening Standard und die Daily Mail. Zwei Jahre lang lebte sie in Abu Dhabi. Inzwischen ist sie Freiberuflerin. Kann ich jetzt bitte beim Herz zurück haben? ist ihr erster Roman.


Inhalt:
„Er ist adelig und ein Herzensbrecher. Sie kennt seine Masche. Niemals wird sie auf ihn hereinfallen!

Polly geht es prima, danke der Nachfrage! Klar, sie ist 30 und immer noch Single – aber ihre Mum und ihr bester Freund sind immer für sie da. Und im letzten Jahr hatte sie immerhin ZWEIMAL Sex (beide Male mit einem schwedischen Banker namens Fred). Also ernsthaft, Polly geht es gut! Auch wenn sie immer noch für das Klatschmagazin „Posh!“ arbeitet und über die Lieblingshunderassen des britischen Adels schreibt. Da erhält sie den Auftrag, den attraktiven Jasper, Marquess von Milton, auf seinem Landsitz zu interviewen. Natürlich kennt Polly die Gerüchte über den notorischen Herzensbrecher. Auf gar keinen Fall wird sie seinem berühmt-berüchtigten Charme verfallen. Doch dann geht in Pollys Leben mit einem Mal alles drunter und drüber …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Wie bereits erwähnt ist das Cover dieses Buches recht kitschig gehalten. Im Zentrum sieht man einen pinken Lollie, an welchem ein Teil schon etwas abgeplatzt ist, gleichzeitig trägt er eine kleinen Krone. Der Titel ist auch in Pink gehalten, der Schrifttyp wirkt leicht chaotisch. Der Hintergrund ist türkis und überall sind kleine goldene Sterne zu sehen. Kitsch und Glamour geben sich hier also die Hand.

Der Schreibstil ist flüssig, leicht verständlich und locker gehalten. Die Geschichte wird aus Pollys Sicht in der ich-Perspektive erzählt, sodass wir jederzeit Einblick in das leicht verrückte Gehirn der Hautprotagonistin haben. Denn schon zu Beginn wird klar, Pollys Gehirn legt niemals eine Pause ein, sondern ist ständig am Arbeiten.

Wir erfahren durch Pollys Arbeit für das Magazin ein wenig über den englischen Adel, wie er lebt und wie die Partys dort so aussehen. Auch aus der Welt der „normalen Bürger“ erfahren wir etwas, denn Polly ist ein ganz gewöhnliches Mädchen, mit gewöhnlichen Sorgen und gewöhnlichen Freunden. Jedoch blieben mir beide Welten immer etwas fern. Auch Pollys Freunde sind mir nicht so richtig ans Herz gewachsen. Sie sind zwar durchaus freundlich und für Polly stets zur Stelle, aber all das wird nur oberflächlich betrachtet, da einfach viel zu viele kleine Aktionen in der Geschichte stattfinden.

So treibt Polly mehr oder weniger durch ihr Leben, ohne es selbst zu gestalten. Angetrieben wird sie durch ihre Arbeit und das Leben ihrer Freunde. Sie selbst scheint nichts zu tun, keine Hobbys zu haben. Dabei wird schnell klar, dass Polly auf einen erheblichen Wissensfundus zurückgreifen kann und eine wirklich schlaue Frau ist. All das hilft ihr aber nicht dabei, ihr Leben selbst zu gestalten.

Polly hegt unheimlich viele Selbstzweifel, kann sich in keiner Situation einfach mal fallen lassen und etwas genießen. Das ging mir im Laufe der Geschichte leider etwas auf die Nerven. Vor allem, will es nicht zu ihrem ausschweifenden Lebensstil passen, bei welchem es für sie kein Problem darstellt, sich vor anderen Menschen nackt zu zeigen, obwohl sie doch mit ihrem eigenen Körper eher unzufrieden ist. Auch die ständigen Alkohol-Eskapaden mochte ich irgend wann einfach nicht mehr lesen, vor allem weil hier auch immer wieder die Tiefe der Story auf der Strecke bleibt. Wie sollte es auch anders sein? Wenn man betrunken ist, kann man schlecht klare Gedanken fassen. Auch dass mit diesem hohen Alkoholkonsum so selbstverständlich umgegangen wird, dass er nahezu nirgends kritisiert und immer als normal dargestellt wird, gefiel mir nicht.

So blieb "Kann ich jetzt bitte mein Herz zurück haben?" leider ein eher oberflächlicher Roman mit zumeist schwachen und farblosen Charakteren. Das Buch habe ich nur mit Mühe zu Ende gelesen. Was auch daran liegt, dass ein Buch wirklich unheimlich schlecht sein muss, bis ich auf die Idee komme, es abzubrechen. Ich quälte mich durch die letzen Seiten durch, weil ich gehofft habe, dass sich die Story vielleicht doch noch etwas vertiefen würde, oder eine unerwartete Wendung eintreffen könnte. Das war leider nicht der Fall und so kann ich das Buch nicht wirklich empfehlen, es sei dann man ist auf der Suche nach einer zwar humorvollen, dabei aber eher leichten und wenig tiefgängigen Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2020

Leider zu oberflächlich und die Charaktere zu blass

Never Let Me Down
0

Die Autorin Sarina Bowen konnte mich zuvor mit ihrer "The Ivy Years Reihe", sowie der "True North" Reihe überzeugen. Sie schreibt Young Adult Romane mit tiefgründigen Themen, verpackt in einer schönen ...

Die Autorin Sarina Bowen konnte mich zuvor mit ihrer "The Ivy Years Reihe", sowie der "True North" Reihe überzeugen. Sie schreibt Young Adult Romane mit tiefgründigen Themen, verpackt in einer schönen Liebesgeschichte. Nun ist ihr neuer Roman erschienen. In "Never let me down" geht es um ein junges Mädchens, welches ihre Mutter verliert, ihren berühmten Vater kennenlernt und ein neues Leben beginnt.

Die Autorin:
Sarina Bowen studierte Wirtschaftswissenschaften in Yale. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Hanover, New Hampshire. Ihre True North Reihe sowie die The Ivy Years Reihe feierte bereits große Erfolge und wurde von Lesern wie Bloggern hoch gelobt.

Inhalt:
„Nach dem Tod ihrer Mutter begegnet die junge Rachel das erste Mal ihrem leiblichen Vater Freddy Ricks – dem größten Rockstar der Welt. Nicht nur betritt sie damit eine völlig neue Welt aus Reichtum und Freiheit, sondern Freddy erfüllt ihr auch ihren größten Traum: das Studium am Claiborne College in Vermont. Dort verliebt sie sich in ihren Tutor Jake. Doch je näher sie sich kommen, desto deutlicher spürt Rachel, dass sie erst wirklich nach vorne blicken kann, wenn sie sich den Fragen ihrer Vergangenheit stellt, die nur ihr Vater beantworten kann …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover des Buches ist recht hübsch gehalten. Wir sehen dort durchscheinende Blätter in Rosa-, Lila- und Pfirsichfarben. Der Titel ist sehr massiv in der Mitte platziert. Das alles hat nichts mit dem Inhalt zu tun, ist einfach hübsch anzusehen. Ich persönlich mag ja passende Cover zum Buchinhalt lieber. In einer Buchhandlung hätte ich wohl nicht aufgrund des Covers nach dem Buch gegriffen, sondern einzig wegen der Autorin.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und man kann der Story von der ersten Seite an folgen. Die ganze Geschichte ist aus Rachels Sicht geschildert und geht gleich sehr emotional los, denn Rachel trifft zum ersten Mal auf ihren leiblichen Vater.

Alles in allem hat mich das Buch leider nicht ansatzweise so überzeugen können, wir Sarina Bowens bisherige Romane. Ich war sogar ziemlich enttäuscht, denn die Charaktere blieben mir bis zum Ende hin fern. Rachels bester Freund Ezra beispielsweise, der eine wichtige Stütze in ihrer Vergangenheit gewesen war, bekam viel zu wenig Raum und wurde mir durch eine sehr übergriffige Szene absolut unsympathisch. Auch hat die Autorin diese Szene meiner Meinung nach nicht ausreichend bearbeitet. Es kommt hier „fast“ zu einem sexuellen Übergriff, aber das Ganze wird danach kaum noch thematisiert. Das empfinde ich bei einen Roman für junge Leser äußerst unpassend, da es ein falsches Bild auf die eigene Sexualität werfen kann. Ich finde, da hat ein Autor auch eine gewisse Verantwortung zu tragen.

Auch die Ereignisse um Rachels Dad waren mir zu überstürzt, oftmals nicht wirklich glaubwürdig, oder einfach nicht genug verarbeitet. Beide führen zu wenige klärende Gespräche, sodass auch am Schluss nicht alle Fragen ausreichend beantwortet, oftmals nur Andeutungen gemacht wurden, bei welchen wieder viel Spielraum für Spekulationen bleibt. Rachel findet zwar im Verlauf der Geschichte ihren Weg und der Leser bekommt einen groben Eindruck der Ereignisse vor Rachels Geburt, dennoch bleibt mir alles viel zu vage.

Auch die Beziehung zwischen Rachel und Jake ist zu unbestimmt und irgendwie oberflächlich. Was zunächst sehr vielversprechend durch den Austausch einiger Mails und Telefonate beginnt, trat dann auf der Stelle. Mir fehlten Dialoge, es hatte sich doch die meiste Zeit alles in Rachens Kopf abgespielt und war somit zu einseitig. Rachel macht kaum eine Wandlung durch. Sie weiß zwar theoretisch, was sie wie tun sollte, bleibt aber bis zum Ende hin eher verschlossen.

Somit kommt "Never let me down" nicht an die Qualität heran, die ich bisher von Sarina Bowen gewohnt war. Die Geschichte war zu oberflächlich, die Charaktere blieben zu blass und die Handlung trat oft auf der Stelle. Die Wendungen in der Geschichte sind eher seicht und Rachels Handlungsweise war mir oft unverständlich. Schade, denn Potenzial hätte die Geschichte durchaus gehabt, es wurde aber leider nicht ausgeschöpft.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 17.03.2020

Das Buch kommt leider nicht an die bisherigen Werke der Autorin heran

Und du kommst auch drin vor
1

Bisher habe ich vier Bücher von Alina Bronsky gelesen, die mich alle absolut überzeugen konnten. Also war ich gespannt auf "Und du kommst auch drin vor". Ein Buch in diesem Buch ist Auslöser für die Geschehnisse. ...

Bisher habe ich vier Bücher von Alina Bronsky gelesen, die mich alle absolut überzeugen konnten. Also war ich gespannt auf "Und du kommst auch drin vor". Ein Buch in diesem Buch ist Auslöser für die Geschehnisse. Das Mädchen Kim, welches bei einer Lesung eine Geschichte hört, die genau ihr eigenes Leben darstellt, steht im Mittelpunkt. Doch diese Geschichte geht nicht gut aus, also muss sie dringend dafür sorgen, dass es ein Happy End gibt.

Die Autorin:
Alina Bronsky wurde 1978 in Russland geboren und wuchs auf der asiatischen Seite des Urals und später in Südhessen auf. Sie ist Texterin und Redakteurin, lebt in Frankfurt und debütierte 2009 mit ihrem Roman "Scherbenpark". Ihr Debütroman war sehr erfolgreich und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Des Weiteren hat sie mit "Spiegelkind" (Arena 2014) ein lesenswertes Jugendbuch verfasst, dessen Fortsetzung unter dem Titel "Spiegelriss" 2015 erschien. 2010 erschien ihr Roman "Die schärften Gerichte der tatarischen Küche", den ich auch bereits vorgestellt habe.

Inhalt:
„Bücher fand Kim schon immer unnötig und Lesen todlangweilig. Doch dann stellt eine Schullesung ihr Leben auf den Kopf: Alles, was die Autorin da liest, kommt Kim mehr als bekannt vor. Es ist ihre Geschichte! Doch der Roman hat ein tragisches Ende. Also versucht Kim, den Lauf der Dinge zu verändern. Wer ist dabei keine Hilfe ist: die Autorin. Wer ihr dabei nur zu helfen scheint: ihre beste Freundin Petrowna – denn die verfolgt dabei aber ihre ganz eigenen Ziele…
Ein spannendes und witziges Buch darüber, wie ein Buch dein Leben verändern kann. Von Bestsellerautorin Alina Bronsky.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover sagt eigentlich nichts über den Inhalt des Buchs aus, ist dennoch recht schön anzusehen. In einer Buchhandlung hätte ich es aber wohl nicht in die Hand genommen. Angezogen war ich durch die Autorin, da mir die vier Bücher, die ich bisher von ihr gelesen habe, allesamt sehr gut gefallen haben.

Das Buch selbst ist mit seinen 190 Seiten eher schlank und liest sich so auch recht schnell. Allerdings hatte ich große Schwierigkeiten, mit den Protagonisten warm zu werden. Kim ist ein Lesemuffel und ihre Freundschaft zu Petrowna ist mehr als merkwürdig. Aus "Die schärften Gerichte de tartarischen Küche" kannte ich bereits das Gefühl, von einer unsympathischen Hauptprotagonistin zu lesen. Doch im Gegensatz zu Rosalinda, die mir im Lauf der Geschichte doch irgendwie ans Herz wuchs, blieben mir Kim und Petrowna bis zum Schluss fern. Somit hat mich die Geschichte leider nicht wirklich packen können.

Während der Erzählstil flüssig und auch interessant ist, bleiben die beiden Mädchen Kim und Petrowna nicht nur blass, ich kann ihre Freundschaft überhaupt nicht nachvollziehen. Beide sind nicht wirklich füreinander da, sie reden nicht miteinander und sie gehen unfreundlich miteinander um. Sie scheinen einander nur Mittel zum Zweck zu sein. Um nicht allein zu sein, sind sie eben befreundet. Da ist keine Freude, keine Leidenschaft für irgendwas. Kim hält sich für absolut unscheinbar und dumm, und das nervte mich irgendwann richtig.

Das Ende der Geschichte ist dann auch nicht wirklich nach meinem Geschmack gewesen. Es lässt viele Fragen offen und hinterlässt mich als Leser unbefriedigt. Ich hatte das Gefühl, das selbst der Autorin das Interesse an dem Buch verloren hat.

Für mich ist "Und du kommst auch drin vor" leider etwas enttäuschend gewesen und ich kann es nicht wirklich weiterempfehlen. Das Buch ist gut geschrieben, dabei hapert es aber gewaltig am Inhalt und entwickelt keine richtige Spannung. Es kommt einfach nicht an die bisherigen Romane der Autorin heran. So rate ich lieber zu den Büchern "Die schärften Gerichte de tartarischen Küche", "Scherbenpark", "Spiegelriss" und "Spiegelkind", hier erlebt man tolle Geschichten mit viel Tiefe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2018

Ein radikaler Bericht über das deutsche Schulsystem

Das Problem sind die Lehrer
0

Als ich von dem Buch "Das Problem sind die Lehrer" hörte., befürchtete ich zunächst einmal, dass es sich bei den Autoren wieder einmal nur um frustrierte Eltern handelt. Doch nein! Die Autorin Sigrid Wagner ...

Als ich von dem Buch "Das Problem sind die Lehrer" hörte., befürchtete ich zunächst einmal, dass es sich bei den Autoren wieder einmal nur um frustrierte Eltern handelt. Doch nein! Die Autorin Sigrid Wagner war selbst über viele Jahre als Vertretungslehrerin an vielen verschiedenen Schulen tätig. Ihre Eindrücke könnten also einen guten Querschnitt der Situation an deutschen Schulen bieten.

Die Autorin:
Sigrid Wagner (geboren 1955) studierte Lehramt an der Universität Hamburg und unterrichtete bis vor vier Jahren an unterschiedlichen Schulen in den Bundesländern Hamburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zwölf verschiedene Fächer. 2016 schrieb sie einen Artikel im Spiegel mit dem Titel „Der große Frust“ über die pädagogische Situation an deutschen Schulen.

Inhalt:
Das Buch gliedert sich in drei größere Abschnitte: im Klassenzimmer, im Lehrerzimmer, in der Aus-und Weiterbildung. Die Autorin setzt sich hier mit verschiedenen Themen auseinander. Der Umgang zwischen Schüler und Lehrer, das Notensystem, die Qualität des Unterrichts, der Umgang der Lehrer untereinander, Mobbing, Hierarchien in der Schulen, die Ausbildung zum Pädagogen werden näher beleuchtet und auch ein Blick über den Tellerrand in andere Länder mit anderen Schulsystemen wird gewagt.

Kritik und Fazit:
Die Geschichten und Beispiele, die die Autorin zu bieten hat sind erschreckend und schnell bekommt man den Eindruck, dass Schule schrecklich ist, sowohl für die Schüler als auch für engagierte Lehrer. Während ich den ersten Abschnitt über die Gegebenheiten im Klassenzimmer noch interessant und halbwegs objektiv bewertet empfunden habe, änderte sich das im zweiten Teil „Im Lehrerzimmer“ drastisch. Ich hatte den Eindruck, dass es sich hier weniger um eine Bilanz (wie der Untertitel heißt) handelt, sondern vielmehr um eine Abrechnung. Als die Autorin dann die Lehrer in verschiedenen Kategorien einteilt wurde mir das ganze zu stereotyp und ich verstand den Sinn und Zweck des Ganzen nicht. Sicherlich gibt es einige schlimme Lehrer und das Schulsystem sollte dringend überarbeitet werden, um sicherzustellen, dass Lehrer qualitativ hochwertigen Unterricht abhalten und nicht das gleiche Schema seit Jahrzehnten abspulen ohne noch Interesse an den Schülern zu zeigen. Und es mag auch sein, dass einige gute Lehrer an dem System zerbrechen oder resignieren, aber es gibt auch einige gute Lehrer. Das räumt die Autorin auch ein, aber die Darstellung dieser guten Lehrer und der tollen Unterrichtsmethoden hätte vermutlich mehr Sinn gemacht, als alles Schlechte hervorzuheben.

Was mich dann wirklich gestört hat, war ein Widerspruch in sich. Wo Frau Wagner zunächst darauf hinweist, dass die Notenvergabe willkürlich und häufig nach Sympathie erfolgt und somit den Wissensstand und die Intelligenz des Schülers nicht wirklich widerspiegelt (vgl. Seite 92), schreibt sie wiederum, dass es keinen NC für das Lehramtstudium gibt und unterstellt Absolventen des Gymnasiums mit einer schlechten Note mangelndes Interesse am Fach (vgl. Seite 216).

Alles in allem bot das Buch einen guten Einblick in das aktuelle Schulsystem und seine diversen Probleme. Die Lektüre war für mich irgendwann aber leider einfach nur zermürbend und ich denke dies alles ist mit Vorsicht zu genießen. Vielleicht wäre ein positiver Umgang mit den diversen Problemen in den Schulen sinnvoller gewesen, als eine Abrechnung mit den negativen Erfahrungen aus Frau Wagners Zeit als Lehrerin.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Was tun, wenn ein Denkmal plötzlich den eigenen Schuppen erobert?

Leonie und Ludwig, Band 01
0

Ein Denkmal namens Ludwig, welches von seinem Sockel steigt und nach einem schöneren Plätzchen sucht? Dabei bekommt es Hilfe von einem Mädchen namens Leonie, welches das Denkmal aber zumeist für einen ...

Ein Denkmal namens Ludwig, welches von seinem Sockel steigt und nach einem schöneren Plätzchen sucht? Dabei bekommt es Hilfe von einem Mädchen namens Leonie, welches das Denkmal aber zumeist für einen Jungen hält, schließlich trägt das Kind Hosen! Die Ausgangssituation versprach eine turbulente Geschichte mit Witz und Spannung. Doch Ludwig, das Denkmal, entpuppt sich als nicht gerade liebenswürdig und die Spannung blieb etwas auf der Strecke.

Clare Elsom ist eine britische Illustratorin. Sie lebt in London und arbeitet für verschiedenste Verlage. "Leonie und Ludwig" ist ihr erstes Buch, welches sie als Autorin sowie als Illustratorin herausbrachte. Ihre Charaktere sind stets frech und selbstbewusst.

Leonie wollte eigentlich nur etwas Zeit mit ihrem Opa im Park verbringen. Doch da sieht sie mit an, wie ein Denkmal namens Ludwig von seinem Sockel steigt, weil es die Nase voll hat von den Tauben, die ihn beschmutzen. Außerdem ist herumstehen langweilig und absolut nichts für einen Seemann, der zu Lebzeiten eine Eroberung nach der anderen gemacht hat. Also macht sich Ludwig auf den Weg, um einen neuen Standort zu finden. Natürlich bietet sich hier der Sockel seines Erzfeindes Silberpo an, dessen Nachfahre der Bürgermeister der Stadt ist. Lena versucht Ludwig andere Orte schmackhaft zu machen und hat dabei alle Hände voll zu tun.

Der Schreibstil ist spritzig und die Illustrationen sind passend und voller Witz. Zu Beginn werden die Protagonisten durch Illustrationen vorgestellt, sodass man beim Lesen immer wieder mal hinblättern kann, falls man sich nicht ganz sicher ist. Auch ein Schaubild der Stadt ist zu finden, sodass man immer weiß, wo sich Ludwig und Leonie gerade herumtreiben. Das Buch ist mit seinen vielen Bildern und der größeren Schrift ziemlich schnell vorgelesen.
Allerdings wurde uns Ludwig einfach nicht sympathisch und auch die Protagonistin Leonie ist eher genervt von ihm, und froh als er wieder auf seinen Sockel zurückkehrt. Der Satz auf dem Einband „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber diese Freundschaft nicht!“ passt hier so gar nicht.
Auch die Spannung bleibt eher aus, da werden große und spannende Ereignisse eingeläutet, bevor es aber spannend werden kann, besinnt sich Ludwig eines besseren.
Lediglich der Opa trägt seinen Nutzen aus Ludwigs Eroberungstour, denn er bekommt einen super aufgemotzten Schuppen mit Balkon, Kanonenrohren und Anlegesteg.
Typische Stereotypen wie die Familie Silberpo, die absolut nicht liebenswert ist und noch dazu das Bürgermeisteramt besetzt, werden angeführt aber nicht weiter im Detail verarbeitet.

Alles in allem handelt es sich um ein eher unaufgeregtes Kinderbuch mit einem nicht ganz so liebenswürdigen dabei aber größenwahnsinnigen Kapitän Ludwig und einem genervten Mädchen, welches lieber Ruhe haben will, als auf Abenteuerreise mit einem Denkmal zu gehen. Der Funken konnte leider nicht wirklich überspringen.
Die Illustrationen hingegen sind treffend und voller Witz, und auch Ludwigs Wörterbuch im Anhang ist eine super Idee, um eventuelle Wortlücken der kleinen Leser auf humorvolle Weise zu füllen.