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Veröffentlicht am 05.11.2016

Ein überaus aufwändig gestaltetes Kinderbuch.

Prinzessin Lillifee und der kleine Drache (rosa)
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Es gibt wirklich einige tolle Kinderbücher im Regal meiner Tochter. Auffällig sind allerdings die Bücher des Coppenrath Verlages. Die Geschichten um Prinzessin Lillifee, der Blütenprinzessin, und um den ...

Es gibt wirklich einige tolle Kinderbücher im Regal meiner Tochter. Auffällig sind allerdings die Bücher des Coppenrath Verlages. Die Geschichten um Prinzessin Lillifee, der Blütenprinzessin, und um den reiselustigen Hasen Felix haben meine Tochter von Anfang an in den Bann gezogen und auch ich lese diese Bücher sehr gerne vor.

Prinzessin Lillifee und der kleine Drache ist ein aufwändig gestaltetes Kinderbuch. Allein der mit Stoff bezogene Einband ist in verschiedenen Farbausführungen erhältlich. Ob rosa, rot oder türkis, für jeden Geschmack ist das richtige dabei. Zudem sind noch kleine spielerische Details wie Blüten, Glassteine und Bommeln angebracht, sodass das Cover nicht nur für das Auge sondern auch für die Finger ein Abenteuer ist.

Schlägt man das Buch auf, findet man wunderschön illustrierte Seiten, die mit viel Glitzer versehen sind. Auch hier können die Augen und die Finger etwas entdecken. Die Bilder sind farbenfroh und unterstützen die erzählte Geschichte optimal.

Prinzessin Lillifee findet ein Drachenei und kurz darauf schlüpft ein Drachenbaby heraus. Doch Lillifees Reich ist für ein kleines Drachenbaby nicht geeignet. Es geschehen ein paar leichte Unfälle, sodass Lillifee sich dazu entschließt, das Drachenbaby in seine Heimat zurück zu bringen. Eine abenteuerliche Reise beginnt.

Am Ende der Geschichte befindet sich ein kleiner Umschlag, welcher ein wirklich hübsches Armband enthält. Leider ist das Armband viel zu klein für einen Kinderarm. Das Buch ist für Kinder von 3-6 Jahren gedacht, meine Tochter bekam es zu ihrem 3. Geburtstag geschenkt und schon da schnitt das Armband leider in den Arm ein. Das war wirklich schade.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Coppenrath Verlag hier ein wirklich schönes Buch gestaltet hat, mit fielen Details fürs Auge, die Zugabe des Armbands ist eine tolle Idee, aber leider nicht bis zum Ende gedacht.

Veröffentlicht am 05.11.2016

Wie ein ominöser Wohltäter das Leben eines Suchtkranken wieder auf Kurs bringt.

Geschenkt
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Daniel Glattauer habe ich durch seine E-Mail-Romane kennen gelernt. Mit Gut gegen Nordwind und Alle sieben Wellen hatte er bei mir direkt ins Schwarze getroffen. Als ich dann den Klappentext von Geschenkt ...

Daniel Glattauer habe ich durch seine E-Mail-Romane kennen gelernt. Mit Gut gegen Nordwind und Alle sieben Wellen hatte er bei mir direkt ins Schwarze getroffen. Als ich dann den Klappentext von Geschenkt gelesen habe, bin ich direkt neugierig gewesen und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Ein Vater, der sein Leben bereits aufgegeben hatte, bekommt durch seinen neu entdeckten Sohn wieder Antrieb und nimmt volle Fahrt auf.

Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, ist Autor und Journalist. Bei der Tageszeitung Der Standard hatte er eine Kolumne, durch welche er bekannt wurde. Neben den bereits erwähnten Titel hat er noch weitere Werke verfasst, darunter Darum, Ewig Dein, Die Wunderübung und Theo. Einige seiner Werke sind auch in andere Sprachen übersetzt und als Hörspiele oder Theaterstücke adaptiert worden.

Geschenkt ist eine Vater-Sohn Geschichte. Der Hauptprotagonist Gerold Plassek ist Journalist einer Gratiszeitung und hat sein Leben nicht mehr im Griff. Sein Tagesablauf wird vom Alkohol bestimmt. Noch ist er nicht ganz abgestürzt, denn er kommt seiner ungeliebten Arbeit weiterhin nach. Eines Tages erfährt er, dass er neben seiner Tochter Florentina, die bei ihrer Mutter samt neuem Ehegatten lebt, auch noch einen Sohn aus einer alten gescheiterten Beziehung hat. Da dessen Mutter beruflich für einige Zeit im Ausland ist, fällt es Gerold zu, die Nachtmittagsbetreuung des 14-jährigen zu übernehmen. Als nach einer von ihm geschriebenen Kurzmitteilung in der Gratiszeitung bei einem Obdachlosenheim eine anonyme Spende eingeht, verändert sich Gerolds Leben drastisch. Auf einmal ist er erfolgreich und sein Sohn, der nicht weiß, dass Gerold sein Vater ist, beginnt zu ihm auf zu sehen. Die beiden beginnen, gemeinsam für neue Berichte zu Recherchieren und erarbeiten sich auch zusammen die Berichte, welche inzwischen in einer renommierteren Zeitung erscheinen. Sie lernen sich näher kennen und Gerold beginnt langsam, etwas an seinem Leben zu ändern. So bringt jeder weitere Bericht, den Gerold mit seinem Sohn Manuel schreibt, ihn wieder ein Stück mehr zurück in ein lebenswertes Leben. Zunächst will Gerold nur seinem Sohn gefallen, doch nach und nach findet er wieder Spaß an seiner Arbeit und sein Ehrgeiz entbrennt von Neuem.

Glattauer gelingt es, die Person des Gerold Plassek gekonnt in Szene zu setzen. Seine innere Gefühlswelt und die vielen Konflikte, die er immer wieder mit sich aus macht, werden nachvollziehbar. Der Konsum des Alkohols machte Gerold schlapp und antriebslos, sodass er sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich gehen ließ. Gerold ist kein Mensch, der Karriere machen will oder große Ziele im Leben hat. Er braucht stets Anreize, um tätig zu werden. Sei es durch seine Kinder Florentina und Manuel oder seiner neuen Liebe Rebecca. Er will gebraucht werden, weil er nur dann einen Sinn in seiner Existenz und seinem Leben sieht. Obwohl ein Mensch, der sich so gehen lässt wie Gerold, eigentlich abstoßend sein müsste, empfindet man als Leser eine gewisse Sympathie. Man fühlt mit ihm und erlebt, wie vielschichtig sein Inneres doch ist.

„es verursachte einen Schmerz, der länger anhalten sollte als mein Kater.“ (Seite 88)
Natürlich bringt der Roman auch noch eine gewisse Spannung mit sich. Denn als Leser möchte man schon erfahren, wer der ominöse Wohltäter ist, der immer wieder große Summen Geld spendet und immer sind Gerolds Sozialberichte der Auslöser. Die Presse wird dabei auch kritisiert, denn aus einer zunächst guten Sache wird schnell Skandalhascherei, weil natürlich von Schwarzgeld und kriminellen Machenschaften die Rede ist. Gleichzeitig stellt Glattauer auch die Frage, ob es überhaupt wichtig ist, zu erfahren, wer der Wohltäter ist. So sagte Gerolds Mutter folgende wirklich bedenkenswerte Sätze:

„Ich will aber auch nicht wissen, wer der Spender oder die Spenderin ist. […] Weil es doch viel schöner für uns alle ist [wenn der Spender im verborgenen bleibt] […] Dann kann es jeder sein. (Seite 205)
Erwähnenswert ist auch der Sprachstil in Glattauers Werk. Während man die Geschichte flüssig lesen kann, transportiert der Text aber auch das journalistische Können des Gerold Plassek durch seine Art zu sprechen. Obwohl er sich eigentlich nichts zutraut, so hat er immer die passenden Worte parat, wenn er einmal in Bedrängnis gerät. So stellt er sich zwar auch verbal oft in einem schlechten Licht dar, jedoch versucht er dadurch wohl einfach nur, sich selbst nicht zu hoch zu setzen.

„Irgendwie machte ich mir ernsthafte Sorgen über mich, weil ich plötzlich mittags offenbar keine drei Biere mehr vertrug.“ (Seite 275)
Geschenkt ist erfrischend tiefgängig. Mit Selbstironie und Sarkasmus versehen, steht Gerold Plassek zwar im Mittelpunkt der Erzählung, jedoch geht es hier nicht nur um Alkoholismus, sondern auch um Dinge des täglichen Lebens, die uns alle betreffen. So wird der Leser auch zum Nachdenken angeregt.

Veröffentlicht am 28.10.2016

Autismus mal anders erzählt

Schattenspringer
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Durch meine Recherche zum Thema Mutismus bin ich auf dieses Buch gestoßen. Schattenspringer erzählt die Geschichte einer am Asperger Syndrom leidenden jungen Frau. Es handelt sich um keine spröde Abhandlung ...

Durch meine Recherche zum Thema Mutismus bin ich auf dieses Buch gestoßen. Schattenspringer erzählt die Geschichte einer am Asperger Syndrom leidenden jungen Frau. Es handelt sich um keine spröde Abhandlung zum Thema Autismus. Vielmehr ist es eine Beschreibung über die Tücken aber auch die Vorteile, welche diese Krankheit im Alltag mit sich bringt. Wunderbare Illustrationen werden hier mit viel tiefgängigen und oft auch witzigen Texten kombiniert. Schattenspringer zählt zu meinen Entdeckungen in diesem Jahr!

„Wie sollte ich etwas versuchen, was augenscheinlich unmöglich war? Ich war doch nicht Peter Pan.“ (Seite 46)

Daniela Schreiter ist in der 80ern in Berlin geboren. Schon früh begann sie zu zeichnen, mit vier zeichnete sie ihren ersten Comic. Sie absolvierte ein Studium als Illustratorin und ist seither als Comic-Zeichnerin tätig. Sie ist Asperger Autistin und beschreibt im Schattenspringer ihr Leben. Die täglichen Hürden und Herausforderungen, die sie zu meistern hat, illustriert sie mit viel Witz sowohl in Bild als auch in Wort. Inzwischen gibt es auch einen zweiten Teil, Schattenspringer 2: Per Anhalter durch die Pubertät. Auf ihrer Webseite Fuchskind zeigt sie seit 2010 ihre Comics und Cartoons.

Wie bereits oben erwähnt beschreibt Daniela Schreiter in Schattenspringer ihr Leben. Sie erzählt, wie es ist anders, als andere zu sein und dass sie sich manchmal so fühlt, als wäre sie auf dem falschen Planeten gelandet. In der Schule hat sie mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, so sieht sie beispielsweise ein Arbeitsblatt, ganz anders als wir sogenannten NTs (Nicht-Autisten). Ihre Welt ist eine andere als unsere, so nimmt sie äußere Reize wie Geräusche oder Gerüche viel intensiver wahr. Was sie manchmal natürlich stark beeinträchtigt, allerdings sieht sie die Welt dadurch auch anders, was durchaus von Vorteil sein kann. Denn in chaotisch wirkenden Räumen findet sie beispielsweise sehr schnell, was gesucht wird. Freunde zu finden stellte eine große Hürde für sie dar, welche sie aber bravourös meisterte.

Daniele Schreiter gelingt es in ihrem Werk mit guten Beispielen ihr Anderssein darzustellen und somit für den Leser nachvollziehbar und verständlich zu machen. Sie findet dabei auch gute Vergleiche, zum Beispiel wie es für sie ist, ein neues Computerspiel zu entdecken und wie es vergleichsweise für Nicht-Autisten der Fall ist. Die ein oder anderen „Macken“ findet man dann tatsächlich bei sich selbst auch wieder, vielleicht in etwas abgeschwächter Form, aber dennoch, sie sind da und vielleicht doch gar nicht so ungewöhnlich, wenn man genauer darüber nachdenkt. Ich sehe durch diese Buch das Verhalten meiner eigenen Kinder in einem anderen Licht. In einer Welt, in welcher ständig die Zeit im Nacken sitzt verlangt man doch auch von seinen Kindern manchmal über den eigenen Schatten zu bringen und vielleicht ist es für sie genauso unverständlich, wie für die Autorin. Und muss man überhaupt immer im Fluss mit schwimmen, ist es nicht vielleicht auch einmal ganz schön, Pause zu machen und sie Welt in einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen?
Die Autorin schafft es ein Buch zu schreiben und zu illustrieren, welches betroffenen Menschen Mut macht, Trost spendet und Hoffnung gibt. Nicht-Autisten bekommen auf leichte und vor allem authentische Art Antworten auf zentrale Fragen im Umgang mit Autisten. Autisten sind vielleicht anders, als der Mainstream, aber es gibt nicht nur einen Autisten, es gibt viele Menschen mit dem Asperger Syndrom und doch sind alle unterschiedlich. Sie sind vielleicht anders, aber Nicht-Autisten sind auch nicht alle gleich. Und in jedem Defizit steckt vielleicht auch ein Talent, welches zu entwickeln gilt.

Dies war meine erste Graphic Novel, die ich gelesen habe und ich bin begeistert. Viel Text und viele Bilder die miteinander wunderbar kombiniert sind, geben dem Leser einen sehr schönen Einblick in das Leben eines Asperger Autisten.
Der zweite Teil liegt schon bereit und ich freue mich jetzt schon, bald wieder in die Welt der Daniela Schreiter eintauchen zu dürfen. Schattenspringer schafft es locker in die Top Five meiner gelesenen Bücher in diesem Jahr.

Veröffentlicht am 21.10.2016

Ein Spiel mit der Sprache und eine Geschichte über Toleranz

Der Wechstabenverbuchsler
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In letzter Zeit kommen mir immer wieder Kinderbücher in die Finger, welche mein Interesse wecken. Als studierte Germanistin hat mich "Der Wechstabenverbuchsler" natürlich gleich angesprochen und ich war ...

In letzter Zeit kommen mir immer wieder Kinderbücher in die Finger, welche mein Interesse wecken. Als studierte Germanistin hat mich "Der Wechstabenverbuchsler" natürlich gleich angesprochen und ich war begeistert von der Idee und der tollen Umsetzung durch knallbunte Bilder und einem wunderbaren Wortspiel. Es geht hier nicht allein darum, wie es ist anders als andere zu sein, ein Handicap zu haben oder mal einen Fehler zu machen. Es geht auch darum, dass Menschen mit Fehlern trotzdem liebenswert sind und das eigene Leben bereichern können.

Mathias Jeschke ist Verlagslektor und freier Autor, er studierte Theologie und lebt mit seiner Familie in Stuttgart. Karsten Teich illustriert seit 2001 Kinderbücher und lebt mit seiner Familie in Berlin. Gemeinsam erzählen und zeigen sie eine wunderbare und witzige Geschichte über die Wechstabenverbuchselei.

Autor und Illustrator erzählen die Geschichte des Herrn Beckermann, der durch einen eigentlich komischen Unfall in einer Drehtür nun mit der Wechstabenverbuchselei geschlagen ist. Immer wenn er etwas sagen will, vertauscht er die Buchstaben und somit kommen oft unverständliche, dabei aber auch wirklich witzige Aussagen heraus. Doch zum Glück treten Nina und ihre Mutter Susi in sein Leben, stellen es auf den Kopf und findet sogar eine Möglichkeit, wie Herr Beckermann sich wieder ganz ohne Versprecher mitteilen kann.

„Kacke mal du!“

Der Schreibstil eines solchen Buches ist eher schwer zu bewerten. Immerhin geht es um das Spiel mit der Sprache. Man kann weder sagen, dass es sich um einen leichten, noch um einen schweren Sprachstil handelt. Die Geschichte an sich ist einfach und verständlich geschrieben und die Bilder untermalen die Handlung optimal. Allerdings ist es natürlich ein Buch, welches dem Vorleser einige Hürden bereit stellt. Ist es nicht eigentlich so, dass unser Gehirn verdrehte Worte automatisch richtig zusammensetzt? So hat man beim Vorlesen genau darauf zu achten, dass man die Wechstabenverbuchselei auch richtig ausspricht. Das ist manchmal schwer, macht aber einfach viel Spaß und auch den kindlichen Zuhörer zieht es gleich in seinen Bann. Dabei ist es sogar gar nicht wichtig, ob das Kind gleich die richtige Redewendung hinter der Wechstabenverbuchselei erkennt. Denn es geht schließlich auch darum, dass ein Mensch mit Handicap durchaus liebenswert ist und andere Menschen glücklich machen kann. Und noch dazu kann jeder Mensch sich einmal versprechen, ohne dass das ein Grund ist, sich zu schämen.

Das Spiel mit der Sprache und einige Redewendungen mögen für kleinere Kinder vielleicht noch etwas schwierig sein, doch kann man hier auch damit abhelfen, dass man es dem Kind beim Lesen erklärt. Und so oder so, die Kinder finden den Wortsalat einfach lustig und werden von den witzigen, skurrilen und großen Bildern magisch angezogen. Mit den Kindern kann man dieses Buch auf verschiedene Weise lesen, so können sie beispielsweise die richtigen Wörter und Redewendungen raten, oder aber sie versuchen selbst die verdrehten Worte nachzusprechen, was sicherlich auch eine gute Sprachübung darstellt. Auf spielerische Weise setzen sich die Kinder so mit der Sprach auseinander und lernen gleichzeitig, dass es Menschen mit Handicaps gibt, die genauso liebenswert sind, wie alle anderen. Und haben wir nicht alle irgend ein Handicap?

Veröffentlicht am 06.10.2016

Ein düsterer Comic mit schwerer Thematik.

Keine Macht für Al Tsoy Ma
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Eigentlich lese ich ja keine Comics, sie haben mir zu wenig Text. Aber da ich mich erst vor Kurzem mit dem Buch "Ein halber Held" und dessen Thematik (der Demenz) beschäftigt habe, war ich neugierig, wie ...

Eigentlich lese ich ja keine Comics, sie haben mir zu wenig Text. Aber da ich mich erst vor Kurzem mit dem Buch "Ein halber Held" und dessen Thematik (der Demenz) beschäftigt habe, war ich neugierig, wie das Thema in einem Comic für Kinder umgesetzt wird. Mit "Keine Macht für Al Tsoy Ma" haben Thibaut Lambert und Sabine Henry einen Alzheimer-Comic vorgelegt, dessen Superheld ein kleiner Junge ist, der sich um seinen Opa sorgt.

Thibaut Lambert ist ein belgischer Schriftsteller und Künstler. Die Geschichten seiner Freundin, die in einem Altenheim arbeitet, brachten Lambert auf die Idee, einen Comic zur Thematik Alzheimer zu schreiben. So wandte er sich an die belgische Alzheimer-Organisation Ligue Alzheimer A.S.B.L. Deren Präsidentin Sabine Henry war begeistert von dieser Idee und gemeinsam erarbeiteten sie die belgische Originalausgabe mit dem Titel "Al Zimmeur".

Zitat: "Opa wird in der nächsten Zeit immer mehr vergessen. Es kann sogar passieren, dass er uns vergisst."

Als kleine Einführung in die Geschichte schreibt Sabine Henry einen Brief an ihre Enkel, in welchem sie beschreibt, wie sie mit der Krankheit Alzheimer zum ersten Mal in Kontakt gekommen ist. Dann geht es auch gleich los mit dem Comic. Im Mittelpunkt steht der kleine Junge Tom, der mit seinem Opa immer viele Abenteuer erlebt hat, zum Beispiel haben sie Sternenkrieger gespielt und sich eine richtige Ausrüstung dafür gebaut. Doch dann geschieht das unerwartet. Der Opa verhält sich nicht mehr, wie er sich sonst immer verhalten hat. Aus heiterem Himmel wird er wütend und gar handgreiflich. Seine Eltern sprechen mit Tom und erklären ihm, dass sein Opa an Alzheimer leidet und sich deshalb seltsam verhält. In der Fantasie des Jungen wird die Krankheit Alzheimer zu einem Antihelden mit Namen Al Tsoy Ma, den es zu bekämpfen gilt. Aber wie bekämpft man einen Bösewicht, der winzig klein im Kopf des Großvaters sitzt? Das Abendteuer beginnt.

Zitat: "Keine Sorge Opa, ich werde dich retten."

Lambert hatte eine schöne Idee zur Erklärung, was im Kopf eines an Alzheimer erkrankten Menschen vor sich geht. Die Personifikation der Krankheit gibt Tom Mut und eine Idee, was er tun kann, um seinem Großvater zu helfen. Das merkwürdige Verhalten der erkrankten Person ergibt nun einen Sinn, wird greifbar. Held und Antiheld sind außerdem typische Bilder in Kinder- und Jugendliteratur und bieten dem kindlichen Leser einen spielerischen Einstieg in eine komplexe Thematik. Schade finde ich, dass die Bilder alle in schwarz-weiß abgedruckt sind. Etwas Farbe würden sicherlich auch die kindlichen Leser ansprechender finden und der Comic würde vielleicht etwas an seiner Düsterkeit verlieren und somit auch für kleinere Kinder geeignet sein.

Mir fällt es schwer, diesen Comic einzuordnen. Zum Einen ist er sehr dunkel und gruselig gezeichnet und viele Bilder sind ohne Text, sodass man sich einiges an der Geschichte selbst zusammen reimen muss. Zum Anderen sind Vorwort und Nachwort wirklich gelungen und bringen dem Leser auf kindgerechter Ebene die Krankheit Alzheimer näher. Das Buch hilft betroffenen Kindern sicherlich, sich mit der Thematik auseinander zu setzen und die Krankheit „Demenz“ etwas besser zu verstehen. Allerdings fehlt mir die Altersangabe. Ich kann nicht einschätzen, für Kinder welchen Alters dieser Comic geeignet ist. Ich hatte vor, ihn auch mit meiner fünf-jährigen Tochter zu lesen, habe mich dann aber dagegen entschieden, da er für meinen Geschmack zu dunkel und bedrohlich gezeichnet ist. Auch die Idee mit der Waschmaschine gefällt mir gar nicht und ich finde es daher für kleine Kinder nicht passend.

Zitat: "Opa ist vielleicht nicht mehr der Alte. Aber er hat mich immer noch lieb."