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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2022

Vincent Kliesch hat wieder Klasse geliefert

Im Auge des Zebras
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Bis zu etwa der Hälfte des Buches war der Zusammenhang zwischen Titel, Coverbild und Buchinhalt noch nicht klar ersichtlich, doch danach wird die Verbindung immer klarer. Und auch grausamer. Schon der ...

Bis zu etwa der Hälfte des Buches war der Zusammenhang zwischen Titel, Coverbild und Buchinhalt noch nicht klar ersichtlich, doch danach wird die Verbindung immer klarer. Und auch grausamer. Schon der Auftakt des Buches ist ein Schocker. Eine Spazierfahrt mit dem Dampfer auf demTegelner See, die keine Vergnügungsfahrt ist. Ein sicheres Geschäft, das dennoch zerplatzt. Ein Mord, den eine Polizistin verüben muss, der dann doch verhindert wird.
Danach beginnt die eigentliche Handlung die oft Zeiten und Schauplätze wechselt. Eine Serie von Kindesentführungen und brutalen Morden an deren Eltern erschüttern Deutschland. Das LKA Berlin tappt im Dunkeln und alle Spuren führen ins Nichts. Alle sieben Entführungen haben auf die Minute genau gleichzeitig stattgefunden und wurden von der gleichen Person verübt. Die Chefermittlerin Olivia Holzmann ist mit ihrem Latein am Ende. Als ultimative Ratio appelliert sie an ihren ehemaligen Chef Severin Boesherz und die pensionierte Kommissarin Esther Wardy, die zu ihren aktiven Zeiten legendär in der Lösung der schwierigsten Fälle waren. Doch beide speisen Olivia nur mit vagen Hinweisen ab, aus denen die Kommissarin dennoch wertvolle Impulse herausholt. Vereinzelte Teile eines bizarren Puzzles fügen sich langsam zu einem grausamen Bild zusammen.
Ein ungesühntes Verbrechen 20 Jahre zuvor führt nun zu viel brutaleren und bösartigeren Folgen. Olivia muss diesen Fall allein lösen. Als einziger steht ihr Marvin, genannt Muffi, zur Seite. Er scheint der absolute Mr. Right zu sein. Gutaussehend, ein unglaublicher Frauenversteher, begnadeter Koch und ein Sexgott im Bett. Welche Frau würde sich da nicht von solch einem Frauenflüsterer verwöhnen lassen? Zudem ist er ein guter Zuhörer, stellt die richtigen Fragen und spendet Olivia Trost zu, wenn sie wieder einmal in ihren Ermittlungen gegen eine Mauer gelaufen ist. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Stimmt. Leider wieder mal nix mit Mr. Perfect! Seufz. Doch zurück zum Buch.
Überhaupt scheint es so einige eigenartige Gestalten im Buch zu geben. Abgesehen von den zwei Ex-Polizisten die Olivia scheinbar nur widerwillig oder gar nicht helfen, sind die anderen aktiven Polizisten mustergültig in Benehmen und Mentalität. Sie helfen und unterstützen Olivia, wo es nur geht, stehen ihr bei, schieben endlose Überstunden ihr zuliebe. Olivia hat mühselig aufgebaute Ermittlungen in einem riesigen Drogenring torpediert? Macht doch nichts, kann jedem Mal passieren. Was ist die Arbeit von Monaten schon wert? Kopf hoch Kleines, wird schon wieder. (In so einer Truppe möchte ich auch mal arbeiten…) Dafür sind die Verbrecher abscheulich, verdienen ihren Tod und keiner weint denen eine Träne nach. Na ja, ein Verbrecher ist abscheulich, hat aber auch ein soziales Gewissen. Darum stirbt er auch nicht gegen Ende.
Die Handlung rollt rasant vor unseren Augen ab, Theaterschläge und 180° Wendungen lösen sich alle paar Seiten ab, das Ende wird von einem Hollywood reifen Showdown gekrönt. Die letzten 4 Kapitel dienen der lückenlosen Klärung des Falles und für uns Leser zum Runterkommen vom Adrenalinhigh.
Trotz einiger Schwächen liest sich das Buch leicht und es treibt einen immer weiter, atemlos, bis zur letzten Seite. Auch nach dem Showdown verschlingt man die Kapitel, weil man diesen zuerst so geheimnisvollen Fall restlos aufgeklärt haben möchte. Und wer einen Thriller in die Hand nimmt, will genau dies, was Kliesch bietet: rasante Handlung, spektakulärer Showdown und ein positives Ende.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Beeindruckend

Der Club der Lebensmutigen
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Titel und Titelbild sehen etwas kitschig aus. Wenn man sich aber auf die Lektüre einlässt, gewinnt das Buch ungemein. Und das Coverbild erhält eine tiefere Bedeutung. Ein Mut-Mach-Buch par excellence. ...

Titel und Titelbild sehen etwas kitschig aus. Wenn man sich aber auf die Lektüre einlässt, gewinnt das Buch ungemein. Und das Coverbild erhält eine tiefere Bedeutung. Ein Mut-Mach-Buch par excellence. Es handelt von Menschen in ausweglosen Situationen, die sich nicht unterkriegen lassen. Es geht um Menschen, die an unerbittlichen Krankheiten leiden und letztendlich auch sterben werden, die aber ankämpfen und sich moralisch nicht unterkriegen lassen.
Das Buch hat mich an ein wunderschönes elegisches Gedicht von Dylan Thomas erinnert, „Do not go gentle into that good night“:
Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light

Auf Deutsch:
Geh nicht gelassen in die gute Nacht,
Brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert;
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.
(Übersetzung von Curt Meyer-Clasons.)
OK, diese deutsche Übersetzung finde ich persönlich nicht so gelungen, aber auf die Schnelle…
Letztendlich geht es darum, wie wir dem Tod entgegentreten: als sterbenskranke oder als zurück gebliebene liebende Angehörige, die das Dahinscheiden eines geliebten Menschen überwinden und einen neuen Modus Vivendi finden müssen.
Das Buch hat mich beeindruckt. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Ein großer historischer Roman

Die Brücke der Ewigkeit
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Der Autor hat für diesen Roman gründlich Recherche geleistet und sich gut dokumentiert. Das sei vorneweg gesagt.
Die Handlung an sich ist interessant, Mord und Totschlag, Rache, Attentate, Vergewaltigung, ...

Der Autor hat für diesen Roman gründlich Recherche geleistet und sich gut dokumentiert. Das sei vorneweg gesagt.
Die Handlung an sich ist interessant, Mord und Totschlag, Rache, Attentate, Vergewaltigung, Gift, Neid und Hass, Verleumdung, Meineid und Erpressung kommen darin vor aber auch Liebe, Treue, Ehre, Verantwortung, Pflichtgefühl, Lebensmut und Zuversicht, die all das Böse aufwiegen.
Prag ist eine der Hauptgestalten des Buches, nicht nur Kulisse und Staffage für die Handlung. Prag mit seinen Menschen, Stadtteilen, Kirchen, Tavernen, mit seinen Handwerkern und vor allem den Bauarbeitern. Denn Kaiser Karl oder König Wenzel setzt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine riesige Bautätigkeit im Gang: der Veitsdom und viele andere Kirchen und Klöster, laizistische Bauten und eine neue steinerne Brücke über die Moldau. Die alte Brücke war 1342 während eines heftigen Gewitters, wie im Prolog beschrieben, zerstör worden und nun, 1357 wird der Grundstein für die neue steinerne Brücke gelegt. Der Bau der neuen Brücke ist eng verwoben mit dem Schicksal der Menschen, die sie erbauen. Und genau wie die Brücke immer wieder im Baufortschritt gehemmt oder auch teilweise zerstört wird, erleiden auch die Menschen, die daran arbeiten, Rückschläge, es ereilt sie ein böses Schicksal oder sie finden die wahre Liebe.
Der Roman spielt auf zwei Ebenen die eng miteinander verwoben sind. 1367 ist der eine Erzählstrang, als der Vater einer der Hauptgestalten nach Prag kommt und der zweite Erzählstrang setzt mit der Zerstörung der steinernen Judithbrücke 1342 ein und erzählt chronologisch was zwischen diesen beiden Daten geschah. Dadurch entsteht ein buntes und letztendlich harmonisches Mosaikbild.
Der Stil wirkt an einigen Stellen linkisch, unausgefeilt, umständlich. Das mag auch an den vielen indirekten Reden liegen, wo ein paar kurze Dialoge das Ganze gestrafft und spannender gestaltet hätten.
Trotz dieses kleinen Mankos ist dies ein interessantes, spannendes, gut recherchiertes Buch, das man in einem Rutsch durchliest. Immerhin 600 Seiten.

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Wiedersehen mit Magda Fuchs

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Dies ist eine nahtlose und passende Fortsetzung des ersten Romans um Polizeiärztin Magda Fuchs und den interessanten Personen um sie.
Die Zeit der 20er Jahre in Berlin wird detailliert eingefangen: die ...

Dies ist eine nahtlose und passende Fortsetzung des ersten Romans um Polizeiärztin Magda Fuchs und den interessanten Personen um sie.
Die Zeit der 20er Jahre in Berlin wird detailliert eingefangen: die Jeunesse Doree gibt sich dem Vergnügen und dem Kokain hin, die Armen kämpfen ums tägliche Überleben. Hinzu kommt die ungeheuerliche Inflation, das Erstarken verfassungsfeindlicher rechtsextremer Gruppierungen Straßenschlachten, ständig wechselnde Regierungen die nicht gerade zur Stabilisierung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage beitragen. Neu war mir, dass sich in Berlin eine große Zahl galizischer jüdischer Flüchtlinge als Folge des Ersten Weltkrieges befand. Gerade nur geduldet, den Schikanen der Polizei und der faschistoiden Schlägertruppen ausgesetzt, ohne konkrete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, ist es kein Wunder, dass sie sich dem Schwarzmarkt widmen, der wiederum ein Dorn im Auge der Obrigkeit ist. Das schaukelt sich gegenseitig hoch.
Doch zurück zu Magda Fuchs und den anderen Frauen die wir aus dem ersten Roman kennen. Magda ist Polizeiärztin mit einem viel zu niedrigen Einkommen, eröffnet sie eine Praxis für Frauen- und Kinderheilkunde. Doch nicht lange kann sie die Praxis halten. Von ihrer Vermieterin und einigen Frauen bedrängt, weigert sie sich hartnäckig Schwangerschaften abzubrechen. Unter diesen Bedingungen kann sie die Praxis nicht weiterführen. Ihr Mann, der Polizeikommissar Kuno Mehring unterstützt sie und bestärkt sie in ihrer Ablehnung gegenüber Abtreibungen. Ihre Patientinnen sind entweder reiche Frauen die in ihre Praxis zur Konsultation kommen oder Prostituierte und Frauen aus den Armenvierteln die Magda im Gefängnis oder im St, Hedwig-Krankenhaus.
Celia ist vom Tod ihres ersten Mannes freigesprochen worden, es war ein Selbstmord. Sie kann nun Medizin studieren. Edgar, ihr Geliebter, ist schwerreich doch scheint er recht labil zu sein. Celia wird regelrecht in eine Verlobung dann Ehe mit ihm gedrängt.
Die junge Doris lebt nur für ihren Traum, Filmschauspielerin zu werden, nimmt dafür alles in Kauf.
Erika, die Journalistin und neuerdings auch Schriftstellerin, unterstützt Doris und interessiert sich auch für Magdas Arbeit als Polizeiärztin.
Ina, arbeitet sich in der Fürsorge komplett auf, sie versucht mit äußerst begrenzten Mitteln Familien in Not zu helfen. Kinder und Frauen sind die Leidtragenden, während sich die Männer der armen Klassen in Alkohol und Gewalt ertränken.
Über allen grassiert ein Serienmörder, der jungen Frauen – hauptsächlich Prostituierten en passant sozusagen, den Bauch aufschlitzt. Doris, die selbst Opfer des Serientäters wurde, erkennt die Person und Magda kann zur Festnahme beitragen. Dieser Krimi erscheint fast wie eine Nebenhandlung, so sehr nimmt uns das Schicksal der starken und selbstbestimmten Frauen gefangen. Was heute für uns eine Selbstverständlichkeit ist, war damals ein harter Kampf. Studium, Familie und Beruf vereinbaren – das war damals für Frauen keine Selbstverständlichkeit.
Der einfache und geradlinige Erzählstil, etwas zurückhaltend, wenn es um große Gefühle geht, macht das Buch noch attraktiver. Die Recherchen zum Berlin der 20er Jahre sind allumfassend und kommen rüber, ohne in eine Geschichtsvorlesung auszuarten. Einfach aber gekonnt in die Handlung eingebettet, merkt man erst hinterher wieviel Neues man über die Roaring Twenties in Berlin erfährt.

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Veröffentlicht am 21.11.2021

Interessanter Teenie Fantasy mit einigen Schwächen

Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge
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Ein großer gefährlicher Hund aus Stein, merkwürdige Reittiere, Jugendliche die Namen und Geschlecht aufgegeben haben und jetzt nur noch eine Zahl sind. Sie alle verfolgen in einer kalten verschneiten Landschaft ...

Ein großer gefährlicher Hund aus Stein, merkwürdige Reittiere, Jugendliche die Namen und Geschlecht aufgegeben haben und jetzt nur noch eine Zahl sind. Sie alle verfolgen in einer kalten verschneiten Landschaft eine andere Zahl, die von Kobolden entführt wurde. Wenn das nicht fantastische Gründe sind, das Buch zu lesen!
Auf ihrem wilden Ritt durch die zerklüftete und feindliche Landschaft kommen sich die Jugendlichen notgedrungen näher, meistern gemeinsam Gefahren und böse Kreaturen nur um letzten Endes wieder an ihrem Ausgangspunkt zu gelangen und um zu erkennen, dass ihr Heim durch Verrat von Feinden übernommen wurde.
Was mich aber am Buch gestört hat, ist dass es mich zu sehr an Tolkiens Ring-Trilogie erinnert hat. Während Tolkien aber seine Handlung breit angelegt hat, Abenteuer und Verschnaufspausen lösen sich ab, so dass die Ringgefährten und Leser zu Atem holen kommen, geht das bei Fowler nicht. „Atemlos durch die Nacht“ hetzen die drei Jagdlinge und der steinerne Hund und kaum sind sie einer Gefahr entkommen stürzt schon das nächste, größere und gefährlichere Unheil über sie ein. Ein Schlachtengetümmel nach dem anderen, pausenlos bis zum Schlusssatz. Etwas viel Gewalt für meinen Geschmack.
Der Schreibstil ist der Handlung perfekt angepasst: spannend, mitreißend bis zur letzten Seite. So habe ich das Buch auch in kürzester Zeit zu Ende gelesen. Aber der Nachgeschmack war schal.

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