Vincent Kliesch hat wieder Klasse geliefert
Im Auge des ZebrasBis zu etwa der Hälfte des Buches war der Zusammenhang zwischen Titel, Coverbild und Buchinhalt noch nicht klar ersichtlich, doch danach wird die Verbindung immer klarer. Und auch grausamer. Schon der ...
Bis zu etwa der Hälfte des Buches war der Zusammenhang zwischen Titel, Coverbild und Buchinhalt noch nicht klar ersichtlich, doch danach wird die Verbindung immer klarer. Und auch grausamer. Schon der Auftakt des Buches ist ein Schocker. Eine Spazierfahrt mit dem Dampfer auf demTegelner See, die keine Vergnügungsfahrt ist. Ein sicheres Geschäft, das dennoch zerplatzt. Ein Mord, den eine Polizistin verüben muss, der dann doch verhindert wird.
Danach beginnt die eigentliche Handlung die oft Zeiten und Schauplätze wechselt. Eine Serie von Kindesentführungen und brutalen Morden an deren Eltern erschüttern Deutschland. Das LKA Berlin tappt im Dunkeln und alle Spuren führen ins Nichts. Alle sieben Entführungen haben auf die Minute genau gleichzeitig stattgefunden und wurden von der gleichen Person verübt. Die Chefermittlerin Olivia Holzmann ist mit ihrem Latein am Ende. Als ultimative Ratio appelliert sie an ihren ehemaligen Chef Severin Boesherz und die pensionierte Kommissarin Esther Wardy, die zu ihren aktiven Zeiten legendär in der Lösung der schwierigsten Fälle waren. Doch beide speisen Olivia nur mit vagen Hinweisen ab, aus denen die Kommissarin dennoch wertvolle Impulse herausholt. Vereinzelte Teile eines bizarren Puzzles fügen sich langsam zu einem grausamen Bild zusammen.
Ein ungesühntes Verbrechen 20 Jahre zuvor führt nun zu viel brutaleren und bösartigeren Folgen. Olivia muss diesen Fall allein lösen. Als einziger steht ihr Marvin, genannt Muffi, zur Seite. Er scheint der absolute Mr. Right zu sein. Gutaussehend, ein unglaublicher Frauenversteher, begnadeter Koch und ein Sexgott im Bett. Welche Frau würde sich da nicht von solch einem Frauenflüsterer verwöhnen lassen? Zudem ist er ein guter Zuhörer, stellt die richtigen Fragen und spendet Olivia Trost zu, wenn sie wieder einmal in ihren Ermittlungen gegen eine Mauer gelaufen ist. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Stimmt. Leider wieder mal nix mit Mr. Perfect! Seufz. Doch zurück zum Buch.
Überhaupt scheint es so einige eigenartige Gestalten im Buch zu geben. Abgesehen von den zwei Ex-Polizisten die Olivia scheinbar nur widerwillig oder gar nicht helfen, sind die anderen aktiven Polizisten mustergültig in Benehmen und Mentalität. Sie helfen und unterstützen Olivia, wo es nur geht, stehen ihr bei, schieben endlose Überstunden ihr zuliebe. Olivia hat mühselig aufgebaute Ermittlungen in einem riesigen Drogenring torpediert? Macht doch nichts, kann jedem Mal passieren. Was ist die Arbeit von Monaten schon wert? Kopf hoch Kleines, wird schon wieder. (In so einer Truppe möchte ich auch mal arbeiten…) Dafür sind die Verbrecher abscheulich, verdienen ihren Tod und keiner weint denen eine Träne nach. Na ja, ein Verbrecher ist abscheulich, hat aber auch ein soziales Gewissen. Darum stirbt er auch nicht gegen Ende.
Die Handlung rollt rasant vor unseren Augen ab, Theaterschläge und 180° Wendungen lösen sich alle paar Seiten ab, das Ende wird von einem Hollywood reifen Showdown gekrönt. Die letzten 4 Kapitel dienen der lückenlosen Klärung des Falles und für uns Leser zum Runterkommen vom Adrenalinhigh.
Trotz einiger Schwächen liest sich das Buch leicht und es treibt einen immer weiter, atemlos, bis zur letzten Seite. Auch nach dem Showdown verschlingt man die Kapitel, weil man diesen zuerst so geheimnisvollen Fall restlos aufgeklärt haben möchte. Und wer einen Thriller in die Hand nimmt, will genau dies, was Kliesch bietet: rasante Handlung, spektakulärer Showdown und ein positives Ende.