Commissario! Che piacere!
Das Karussell der VerwechslungenAllein der Anfang hat es mir schon angetan: Der Commissario erschlägt fast in Notwehr eine Fliege und macht sich dann Gewissensbisse, ob er wohl – wegen einer Verwechslung – die falsche Fliege totgeschlagen ...
Allein der Anfang hat es mir schon angetan: Der Commissario erschlägt fast in Notwehr eine Fliege und macht sich dann Gewissensbisse, ob er wohl – wegen einer Verwechslung – die falsche Fliege totgeschlagen hat. Caro Signor Montalbano, lass Dir gesagt sein: jede platt geschlagene Fliege ist eine gute Fliege. Da gibt es keine Möglichkeit der Verwechslungen!
Als nächstes versucht Montalbano einen eskalierenden Streit zu schlichten, gerät selbst aber in die Schlägerei und wird prompt von den Carabinieri vor seinem Haus am Meer verhaftet. Die Carabinieri halten ihn für einen der Streithähne. Und das wäre die nächste Verwechslung.
Die dritte große Verwechslung ist der vermeintliche Einbrecher, der von der tapferen Adelina mit einer Bratpfanne niedergehauen wird. Auch wenn er kein Einbrecher ist, kommt keine schlüssige Erklärung wieso er Salvo Montalbano nicht im Commissariat aufsucht, sondern heimlich bei ihm zu Hause eindringt. Die Polizei allein hat Tag und Nacht geöffnet, die Mitarbeiter dürfen auch ein Privatleben haben!
Das ganze Hörbuch strotzt nur so von italienischem Temperament. Die agierenden Personen sind uns teils aus vorhergehenden Romanen und Verfilmungen bekannt, wie das Team um Montalbano. Einen besonderen Platz in meinem Herzen nimmt der genial-trottelige Cattarella ein, abgekürzt Cataré gerufen. Seine Wortverdrehungen haben etwas direkt schon fast Geistreiches an sich. Ich frage mich, wie lange der Übersetzer für diese Wortverdrehungen gebraucht hat, damit sie im Deutschen einen Sinn ergeben. Und Catarellas Namengedächtnis ist phänomenal. Er vergisst die Namen von 12 bis Mittag. Aber sein sonniges Gemüt macht alles wieder wett. „Edle Einfalt, stille Größe!“ Nun ja, still ist Cataré nicht, aber treuherzig.
Überhaupt, Andrea Camilleris Sprache: ist gar nicht so einfach. Wenn er in seinen ersten Krimis noch hochitalienisch schrieb, mit ab und zu einem sizilianischen Wort darin, bedient er sich im Laufe der Zeit immer mehr des sizilianischen Wortschatzes, als setze er voraus, dass seine Leserschaft in Italien selbstverständlich auch sizilianisch sprechen muss, egal ob aus Milano, Torino oder Alto Adige. Leider kommt das in der Übersetzung nicht so rüber. Wie auch? Das Sizilianische mit einer deutschen Mundart zu ersetzen? Schwäbisch? Platt? Würde komisch klingen.
Ein allerhöchstes Lob geht an Bodo Wolf. Er lässt den Krimi zu einem Hörgenuss werden. Wenn er den Commissario sprechen lässt, oder Überlegungen anstellt oder nachdenklich übers Meer schauen lässt, sieht man direkt Luca Zingaretti, den Darsteller Montalbanos in den Filmen, wie er gestikuliert, die Augen verdreht, die Mimik wechselt. Bodo Wolfs Stimme löst ein wahres Kopfkino bei mir aus. Und Sehnsucht nach Meer und einer italienischen Trattoria.