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Veröffentlicht am 17.02.2021

Mon Dieu, war das ein Thriller!

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Erstens war es ein viel zu kurzer Thriller. Das schreit geradezu nach einer Fortsetzung weil viel zu viele Fragen offen geblieben sind.
Zweitens ist die Idee die dem Thriller zu Grunde liegt genial: Zwei ...

Erstens war es ein viel zu kurzer Thriller. Das schreit geradezu nach einer Fortsetzung weil viel zu viele Fragen offen geblieben sind.
Zweitens ist die Idee die dem Thriller zu Grunde liegt genial: Zwei Zwillingsschwestern, identisch im Aussehen aber grundverschieden im Wesen und im Leben, tauschen die Rollen. Bzw. die gute, brave, gesetzestreue Europolbeamtin Zara überlässt heimlich und ohne das es jemand merkt ihre Stelle und Aufgabe der eiskalten skrupellosen und abgebrühten Mafiakillerin Zoe. Und Zoe löst den Fall, bringt korrupte Politiker haushoch zu Fall, verhindert einen vermeintlich islamistischen Terrorangriff, enttarnt korrupte Politiker und Polizisten und löst den Fall um das fünfzehnjährige Mädchen Aicha das brutal und gnadenlos getötet wurde.
Drittens finden ein paar herrliche Verfolgungsjagden per Auto oder zu Fuß durch Marseille und Umgebung statt, ein Muss für jeden Thrillerfan.
Viertens ist das Buch sehr ansprechend gestaltet: Vorderseite einen traumhaften Blick auf die Kathedrale von Marseille im Sonnenuntergang, Innenseite Stadtplan von Marseille und Lagekarte von Marseille und den sie umgebenden Orten.
Fünftens ist der gesamte Thriller wie aus einer Feder und ohne abzusetzen geschrieben, baut die Spannung sofort auf und hält sie durch bis zur viel zu frühen letzten Seite. Und wir, die Leser hecheln und rasen mit, durchs Buch, durch Marseille, gönnen uns kaum einen Pastis in einer Hafenkneipe weil wir schon weiter müssen, den Hauptgestalten hinterher.
Sechstens – Ach, lest doch selber!

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Ist dies nun ein Krimi oder ein faszinierender Traktat über die Geschichte von Istanbul?

Die Gärten von Istanbul
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Zuerst einmal ein Lob für Sabine Adatepe. Sie hat das Buch sehr feinfühlig und trotzdem spannend übersetzt. Ich habe jede Seite genossen. Sei es die spannenden Szenen des eigentlichen Romans, wo sich der ...

Zuerst einmal ein Lob für Sabine Adatepe. Sie hat das Buch sehr feinfühlig und trotzdem spannend übersetzt. Ich habe jede Seite genossen. Sei es die spannenden Szenen des eigentlichen Romans, wo sich der Kreis der Verdächtigen mal weitet, mal einengt und meistens als falsch erweist, oder die hoch interessanten und wunderbar recherchierten Themen zur Geschichte dieser faszinierenden Stadt. Und dazwischen filigrane Kostproben türkischer Lyrik, die zum Innehalten einladen, zum verweilen verführen. Gerade die Kombination aus Geschichte und Krimi macht dies zu einem Klasse Buch. Die Mörder haben sich genau überlegt, wen sie töten und wo sie die Leichen in Istanbul der Öffentlichkeit legen oder besser gesagt präsentieren. Denn die Abladeorte und die Positionen der Toten sind nicht zufällig ausgewählt. Es handelt sich jedes Mal um Symbole der so wechselseitigen Geschichte dieser Stadt.
Gemeinhin nennt man Rom die ewige Stadt. Aber Istanbul verdient diesen Beinamen auch. Gelegen an der Nahtstelle von zwei Kontinenten, war Istanbul vor nicht mal 200 Jahren noch die Herrscherin über weite Teile von drei Kontinenten und dies schlägt sich natürlich auch in der Architektur dieser Stadt nieder. Ahmet Ümit führt uns dies sehr lebendig vor Augen, indem er Tote (kleines Wortspiel, unvermeidbar) an den Knotenpunkten der Historie Istanbuls platziert. Und dadurch wird Istanbul selber zu einer der Hauptfiguren im Roman. Sie hat Charakter, ist ständig präsent, ist verführerisch schön, aber auch gnadenlos durch ihre Bewohner. Wer Istanbul schadet muss früher oder später mit Konsequenzen rechnen.
Das Dreigespann, das die Ermittlungen in diesen Serienmorden aufgenommen hat kommt sehr engagiert und sympathisch rüber. Da wären zuerst einmal der Hauptermittler Hauptkommissar Nevzat. Schon in einem reiferen Alter, trauert um seine Frau und seine Tochter die einem Verbrechen zum Opfer fielen, liebt Lyrik, Freundschaft und gute Küche. Scharfsinnig, offen für alles, ermittelt in alle Richtungen, erkennt trotzdem leider viel zu spät was genau die Morde an den historischen Stätten Istanbuls ausgelöst hat.
Seine Assistenten Ali und Zeynep, beide jung, voller Elan, hoch intelligent, und auch schon versierte Ermittler. Sie unterstützen Nevzat tatkräftig, sind immer zur Stelle und einsatzbereit wenn sie gebraucht werden.
Dann wären noch Nevzats Freunde, der Tierarzt Demir und der Poet und Architekt Yekta, die ihm in schweren Stunden beigestanden haben, mit denen ihn gemeinsame Kindheit und Jugend verbinden, auch die Liebe zur gleichen Frau, Handan, die aber nur einen von ihnen auserwählt hat: Yekta.
Die Verdächtigen entziehen sich immer wieder des akuten Tatverdachts sei es durch Verhaftung während weitere Morde geschehen, sei es durch tatkräftige und unwiderlegbare Alibis oder schlicht und einfach weil sie sich selber in die Reihe der Mordopfer einfügen. Unfreiwillig versteht sich.
Das Coverbild ist ein echter Hingucker. Historische Boote und im Hintergrund die Hagia Sofia mit zwei Minaretten. Da muss man ja richtig zu Buch greifen.
Fazit: Lesegenuss pur.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Annie get your gun!

Broken Darkness: So verführerisch
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Stell Dir vor, Du bist auf der Flucht, kommst in einem abgewirtschafteten kleinen abseits gelegenen Trailerpark unter und plötzlich klingelt irgendwo in diesem Wohnwagen ein Handy. Würdest Du abheben? ...

Stell Dir vor, Du bist auf der Flucht, kommst in einem abgewirtschafteten kleinen abseits gelegenen Trailerpark unter und plötzlich klingelt irgendwo in diesem Wohnwagen ein Handy. Würdest Du abheben? Zum Glück stellt sich Annie McKay diese Frage nicht und hebt ab. Sonst hätten wir ja nicht diese Geschichte vor Augen!
Interessant fand ich die Menschen, die in diesem kleinen Trailerpark leben: zuerst einmal Annie, auf der Flucht vor einem gewalttätigen Ehemann, dann Ben, en totkranker alter Mann, den seine Erinnerungen und sein Gewissen plagen. Dann gibt es da noch eine Stripperin wie in einem alten Western: die Bardame mit dem Herzen aus Gold, eine junge Familie mit drei Kindern, gewalttätigen Vater, Mutter die alles versucht um ihre Kinder zu beschützen. Die Menschen stehen sich in diesem kleinen Universum bei.
Annie kommt auf diesem Campingplatz endlich zur Ruhe, ihre Angst davor, von ihrem Mann gefunden zu werden wird erträglicher. Als ein vom Vorgänger im Wohnwagen vergessenes Handy anfängt zu klingeln geht sie ran und Annie beginnt ungewollt ein neues Leben. Hatten früher ihre psychisch labile und bigotte Mutter und danach ihr Ehemann alles getan, um ihre Sexualität zu unterdrücken, kann sich Annie nun von diesen Zwängen befreien, durch die Gespräche mit dem geheimnisvollen Dylan.
Natürlich lernen sich die beiden dann auch „in echt“ kennen, Annie fasst den Mut gegen ihren Noch-Ehemann aufzutreten, als er plötzlich bei ihr auftaucht. Es tauchen sporadisch auch andere Personen auf, die dann in den Fortsetzungsromanen zu Hauptgestalten werden, die jetzigen Protagonisten, Annie und Dylan werden dann zu Randfiguren.
In der Beschreibung von Annie und Dylan, aber auch von Ben kommt sehr viel Angst und Drama vor. An manchen Stellen wird der Stil zu pathetisch, wie in einer Verdi-Oper. Aber dann wird der Eindruck in den nächsten Szenen etwas abgeschwächt, so dass man bis zur nächsten theatralischen Aussage weiterlesen kann.
Der erotische Aspekt ist nicht zu übersehen, wer Samantha Young oder 50SOG mag, wird auch dieses Buch mögen. Es ist nicht so trashig wie Audrey Carlan oder Sarah Saxx, dennoch sind die Sexszenen explizit.
Alles in allem spannende Unterhaltung, Sex und Thriller gut durchmischt.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Sie haben zuerst Sex, danach lernen sie sich kennen.

Hard Rules - Band 1 und 2
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Zuerst vorneweg eine Warnung: Achtung, das Buch endet in einem Cliffhanger
Ein Buch für Liebhaberinnen potenter reicher Alphamänner und schöner, unschuldiger Frauen die den Alphamann in die Knie zwingen. ...

Zuerst vorneweg eine Warnung: Achtung, das Buch endet in einem Cliffhanger
Ein Buch für Liebhaberinnen potenter reicher Alphamänner und schöner, unschuldiger Frauen die den Alphamann in die Knie zwingen. Klingt bekannt? Genau, das Genre heißt 50SoG. Aber es hat eine interessante Rahmenhandlung für die heißen Sexszenen. Es gibt Bösewichte, die an JR Ewing aus Dallas erinnern, Mafiabosse, schöne geheimnisvolle Frauen, einen Superhelden der Christian Grey in nix nachsteht, schnittige Autos und eben heiße Sexszenen, auch wenn sie irgendwann repetitiv wirken. Ab und zu, nach vielen Büchern vernichtender und entlarvender Gesellschaftskritik tut solch ein Märchen auch gut. Nur dieses Mal ist es wie ein Märchen von Scheherezade erzählt: Wenn es am spannendsten ist, hört die Geschichte auf und wir müssen auf die Übersetzung der Fortsetzung warten.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Ist das wirklich nur Science-Fiction?

Davor und Danach
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Der Roman ist spannend zu lesen, ist viel zu schnell zu Ende. Und doch, er hinterlässt einen schalen Geschmack im Mund. Denn was da erzählt wird, klingt dermaßen real und gegenwärtig, dass man sich der ...

Der Roman ist spannend zu lesen, ist viel zu schnell zu Ende. Und doch, er hinterlässt einen schalen Geschmack im Mund. Denn was da erzählt wird, klingt dermaßen real und gegenwärtig, dass man sich der Thematik nicht entziehen kann. In nicht allzu ferner Zukunft wird sich das Leben auf der Erde ändern, wenn wir so weitermachen wie bisher. Und das beschreibt Nicky Singer sehr eindringlich.
Die großen Themen unserer Zeit, wie da wären Überbevölkerung, Wassermangel, unbewohnbare Gebiete, der Umgang mit Flüchtlingen und die zutiefst menschlichen Gefühle, die uns eigentlich zu Menschen werden lassen, werden da mit behandelt: Mitgefühl und Liebe.
Wie die Flüchtlinge in England behandelt werden, und speziell auf der kleinen Insel, steht eigentlich beispielhaft für die ganze EU. Ich sage nur die Flüchtlingslager Moria und Lipa auf dem Balkan. Ein Haufen von Bürokratie wird vorgeschoben, Papiere sind wichtiger als die Menschen, wenn man nicht in direkter Linie von der Insel stammt, wird man abgeschoben/hingerichtet. #wohin treibt unsere Gesellschaft?
Singer beschreibt dies in einem sehr eindringlichen und doch knappen Stil. Keine Gefühlsduselei und doch geht einem das Erzählte unter die Haut, lässt einen nicht mehr los, hallt noch nach.

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