Zart wachsende Liebe vor romantischer Kulisse
Die Gärten von Heligan - Spuren des AufbruchsHANDLUNG
In „Die Gärten von Heligan“ lerne ich Lexi in der heutigen Zeit kennen, die vor ihrem Ex-Freund aus London flieht und bei der Gartenarbeit ihre Ängste und Sorgen vergessen will. Auf der zweiten ...
HANDLUNG
In „Die Gärten von Heligan“ lerne ich Lexi in der heutigen Zeit kennen, die vor ihrem Ex-Freund aus London flieht und bei der Gartenarbeit ihre Ängste und Sorgen vergessen will. Auf der zweiten Zeitebene im Jahr 1781 erlebe ich die frühen Jahre des Gartens mit und kann mit zwei jungen Mädchen und einem Schiffbrüchigen das zarte Wachstum von Freundschaft und Liebe mitverfolgen.
ZEITKOLORIT
Was der Autorin gut gelingt, ist die Einbeziehung von historischen Begebenheiten aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert wie zum Beispiel wie Schiffe bei Sturm untergehen und wie beschwerlich das Reisen in der Kutsche war.
Auch die gesellschaftlichen Schranken zwischen Menschen verschiedener Schichten und Herkünfte wird deutlich. Ebenso die Rolle von jungen Frauen, die ohne die Möglichkeit eines Broterwerbs alleine auf die Gunst eines reichen Verwandten angewiesen sind und auf eine Heirat hoffen müssen, um ihre Lebensgrundlage sicherzustellen.
LOKALKOLORIT
Die verwunschene und sinnliche Atmosphäre in den Gärten von Heligan und der Charme der schönen und rauen Küste Cornwalls werden bestens transportiert.
THEMENSCHWERPUNKTE
Zum Garten lerne ich einige wenige Details (wie zum Beispiel das Düngen mit Pferdemist für das Heranzüchten der exotischen Ananas genutzt wird), aber ich hätte mir noch mehr Hintergrund zur Gartenarchitektur gewünscht.
FIGUREN
Die Figur der Lexi hat mich mit ihrer Verletzlichkeit für sich eingenommen. Ich konnte an ihre Angstzustände gut anschließen und ihre Flucht aus dem Alltag und vor dem gewalttätigen Ex-Freund waren glaubwürdig für mich.
Die junge Mädchen aus der Vergangenheit, Damaris und Allie, waren zunächst ein bisschen zu oberflächlich für mich.
Die Teenagerin Allie wird hauptsächlich über ihre Gehschwäche charakterisiert, was aber nach und nach immer mehr ihren neugierigen und lebenbejahenden Charakter offenbart – mir hat sehr gut gefallen, wie sie mit ihrem Rollstuhl ganz alleine in der Landschaft herum gekurvt ist und sich von ihrer Behinderung nicht hat einschränken lassen.
Für mich blieb Damaris bis zum Schluss eher nebulös, sie ist verliebt und wunderschön – aber auch nicht mehr.
Am meisten berührt hat mich Julian, dessen Frau und Kinder beim Schiffbruch ertrunken sind. Seine Trauer war spürbar für mich – genauso überraschend wie der Hoffnungsschimmer auf der Suche nach seinen kleinen Sohn, der vielleicht überlebt hat. Hier war ich zu Tränen gerührt.
Sehr blass blieb die historische Figur des Henry Tremayne. Er ist einfach ein guter Mann, ich weiß nicht warum. Hier hätte die Autorin mehr Mühe auf eine echte Charakterisierung verwenden sollen. Einzig gelungen fand ich die historisch verbürgte Episode, in der der Landherr einen jungen Wilderer begnadigt und sogar dafür belohnt, dass dieser verspricht, nicht wieder zu wildern.
SPRACHE UND STIL
Das sprachliche Niveau der Autorin ist gut. Der Text ließt sich leicht und flüssig. Im Stil habe ich keinen Unterschied bemerkt zwischen den Passagen in der Gegenwart und den Passagen aus der Vergangenheit. Hier hätte ich mir mehr Differenzierung in Vokabular und Ton gewünscht.
FAZIT
Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten, vor allem wegen der sympathischen Figuren und der Gartenwelt, die schöne Assoziationen hervorruft.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich auch die Fortsetzungen lesen möchte, weil sich das Thema des Gartens und die Figuren vielleicht ausgereizt haben.