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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Motiviert erschlanken mit innovativen Kuren, Sport oder auch im Schlaf

Wir wollten niemals auseinandergehen
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Die Idee zum Abnehmen bekommen die drei Freundinnen bei einem Treffen. Alle drei haben seit dem letzten Mal kräftig zugelegt und sind alles andere als zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild. Nach einigen ...

Die Idee zum Abnehmen bekommen die drei Freundinnen bei einem Treffen. Alle drei haben seit dem letzten Mal kräftig zugelegt und sind alles andere als zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild. Nach einigen Gläsern Prosecco buchen sie kurzentschlossen eine Reise nach Thailand und kaufen sich gleich auch die passende Badebekleidung, die natürlich erst nach Abnahme bis zum Wunschgewicht passt. Drei Monate haben die Damen nun Zeit, sich in die entsprechenden Bikinis zu diäten.

Anja Koeseling, Lucinde Hutzenlaub und Mara Andeck haben sich drei Monate Zeit gegeben, das persönliche Wunschgewicht zu erreichen. Alle sind berufstätig, haben eine Familie und Freunde und sind auch sonst nicht ganz frei von Verpflichtungen. Das sind alles Faktoren, die so manche Diät ausschließen. Jede Autorin stellt am Beginn ihres Tests die Diät mit Vor- und Nachteilen vor, bevor man ihr dann auf ihrem mehr oder weniger beschwerlichen Weg folgt. Da ist die Rede von Dinner-canceling, also dem Weglassen von späten Mahlzeiten, Vorbereitungstagen, Trinkkuren oder Nahrungsergänzungen, die wie Frischbeton aussehen, von Proteinen und den bösen Kohlenhydraten und vor allem dem Verzicht auf Süßes.

Ganz neu ist keine der 26 Kuren, aber so im Detail wird ja meist von den Befürwortern auch nicht gesprochen. Immer wieder liest man von Prominenten, die sich ausschließlich von Zitronensaft ernähren und so den topgestylten Body haben, oder lediglich an gefrorenen Früchten lecken, um auch nach dem vierten Kind noch in Größe Zero zu passen. In diesem Buch wird nicht nur der Test zur entsprechenden Kur veröffentlicht, sondern auch gleich noch die Nebenwirkungen aufgezählt und wie es sich zeitlich in den Alltag integrieren lässt. Wer täglich fünf Mahlzeiten selber zubereiten und zwischendurch noch drei Sporteinheiten absolvieren soll, wird sicher schlank, benötigt aber eben auch viel Zeit. Hat man dennoch die Lust nicht verloren, erhält man am Ende eines Kapitels die weiterführenden Informationen. Die exakten Anleitungen findet man nämlich in diesem Buch nicht.

Geschrieben wird im lockeren Plauderton. Wer sich selber mit dem Gedanken trägt, ein paar Kilos zu verlieren, wird hier bestimmt Motivation finden. Regelmäßiges Lesen kann bei genügend Selbstdisziplin bestimmt eine Gruppe ersetzen. Ganz abstruse Theorien werden auch mit genügend Humor vorgetragen, allerdings ohne dass man zu sehr in seiner eigenen Meinung beeinflusst wird. Aus der gesamten Anzahl der Diäten findet man bestimmt dann auch eine für sich selber. Zumindest schärft das Buch mal wieder den Blick für eine bewusstere Ernährung. Trotz des pinken Covers mit lecker Cupcakes als Blickfang sollte man sich doch auf ein Sachbuch einstellen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es tanzt der Bi-Ba-Butzemann um unser Haus herum

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes (Die Henkerstochter-Saga 6)
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Es ist Mai 1670 und die Oberammergauer bereiten ihre seit 36 Jahren stattfindenden Passionsspiele vor. Die Rollen sind unter den Bewohnern verteilt und die Proben fallen schon zufriedenstellend aus. Auch ...

Es ist Mai 1670 und die Oberammergauer bereiten ihre seit 36 Jahren stattfindenden Passionsspiele vor. Die Rollen sind unter den Bewohnern verteilt und die Proben fallen schon zufriedenstellend aus. Auch Simon, der Bader aus Schongau ist unterwegs nach Oberammergau. Er bringt seinen Sohn Peter zu seinem ehemaligen Professor und Freund aus Ingolstadt, der sich nun der Bildung des Jungen annimmt. Auf dem Weg dorthin bemerken die beiden, dass zwischen den Bäumen jemand aus dem Dorf flüchtet. Erst als sie ankommen und erfahren, dass der Schauspieler mit der Hauptrolle gekreuzigt wurde, kommt ihnen das Verhalten verdächtig vor. Als Simon kurz darauf ein lukratives Angebot vom Bürgermeister erhält, sowohl zeitweise die Aufgaben des verstorbenen Baders zu übernehmen als auch Ermittlungen zum Todesfall anzustellen, sagt er ohne zu zögern zu.

Währenddessen hat es auch Jakob Kuisl in seiner Heimat nicht leicht. Der Gerichtsschreiber zwingt ihn, mit ihm nach Oberammergau zu gehen, um den Mord zu klären. Während die Herren der Henkersfamilie nun also fern des heimischen Herds sind, wähnt sich Barbara ungestört und liest in den Büchern ihres Vorfahrens über die Hexenprozesse. Als sie einen Verehrer verärgert und der sie beim Büttel anzeigt, werden diese sogenannten Hexenbücher im Haus der Kuisls gefunden. Barbara wird nun also in den Kerker gebracht und der Hexerei angeklagt. Die Folter soll Henker Hans vornehmen, der noch eine Rechnung mit Kuisl offen hat. Es wird also höchste Zeit, dass Magdalena ihren Vater und ihren Ehemann wieder nach Hause holt.

Oliver Pötzsch schafft es auch mit seinem sechsten Band aus der Serie um die Henkersfamilie aus Schongau, einen spannenden fiktiven Kriminalfall in eine authentische Umgebung der Vergangenheit zu platzieren. Wie schon in seinen Vorgängern, folgt der Spannungsaufbau dem bekannten Muster. Die Kuisls geraten den Bösewichten des 17. Jahrhunderts unfreiwillig zu nahe und müssen ihr Wissen und ihre Erfahrung bald gegen den Lauf der Zeit einsetzen, um nicht selber Schaden zu nehmen. Während sie fieberhaft nach einem Mörder suchen, lässt der Autor seine Leser immer mal wieder einer falschen Fährte folgen. Er steigert die Anzahl der Verdächtigen und lässt so unzählige Vermutungen zu, die vom wahren Übeltäter ablenken. Die aufgenommenen Handlungsstränge sind oft nicht auf den ersten Blick schlüssig, sondern fügen sich erst am Ende zu einem Gesamtbild.

Hier wird mit Tinkturen gemixt, Aberglaube verbreitet oder eben auch die glühende Zange angesetzt. Das Leben und Wirken einer Dorfgemeinschaft und der Umgang mit einer unehrlichen Familie wird bildhaft dargestellt. Die mächtige Statur des Henkers ist zwar furchteinflößend, aber hat eben auch Empfindungen. Er nimmt nicht nur Verurteilten das Leben, sondern ist auch Familienvater, Großvater und Witwer. Alles zusammen rundet den Charakter ab und schafft Empathie. Ebenso passt die Sprache zur Epoche und zu den Figuren. Der Henker flucht und grollt, seine Tochter schimpft und zeigt ihre Besorgnis um ihre Familie und sein Schwiegersohn kann manchmal nicht aus seiner Haut, drückt sich aber immer gewählt aus.

Eine hervorzuhebende Stärke des Romans ist die umfassende Recherche der Historie, die oft nur mit einer Kleinigkeit beginnt, wie hier der Wille der Oberammergauer, ihre Festspiele vorzuziehen. Auch die Gegend rund um den grummelnden Kofel wird exakt geschildert und lädt sogar zu eigenen Wanderungen ein. Im Anhang sind wie immer Tipps abgedruckt, wie Leser auf den Spuren des Henkers wandeln können. Hier erfährt man auch, was auf Tatsachen beruht und was der dichterischen Phantasie entsprungen ist. Von daher sollten Leser den Ratschlag beherzigen und das Nachwort wirklich erst zum Schluss lesen. Der Aufenthalt des Henkers in Oberammergau ist wieder einmal ein Lesetipp, der sicher auch ohne Kenntnis der anderen Bücher Spaß macht. Um die Entwicklung der Figuren, ist das Einhalten der Chronologie natürlich ratsamer. Es kommt einem dann so vor, als sei man zu Besuch bei alten Freunden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Midlife-Krise light

Läuft da was?
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Annabel Förster möchte nach den vielen Jahren, in denen sie zu Hause die Kinder betreute endlich wieder mehr ihrer Kariere widmen. Der Moderationsjob in der kaum beachteten Sendung im Nachtprogramm macht ...

Annabel Förster möchte nach den vielen Jahren, in denen sie zu Hause die Kinder betreute endlich wieder mehr ihrer Kariere widmen. Der Moderationsjob in der kaum beachteten Sendung im Nachtprogramm macht sie weder im Fernsehen bekannt, noch werden wichtige Produzenten aufmerksam. Als sie zum Casting eingeladen wird, bei dem die neue Moderatorin einer Abendshow gesucht wird, sieht sie endlich ihre Chance. Die Probeaufnahmen laufen gut und niemals hätte sie gedacht, dass sie mit 39 bereits zu alt fürs Fernsehen ist. Die um einige Jahre jüngere Hanna scheint das große Los gezogen zu haben. Annabel steht jetzt vor der Entscheidung, sich etwas anderes als Fernsehen zu suchen, oder sich eben um die gewünschten Jahre verjüngen zu lassen.

Judith Pinnow kennt das Fernsehgeschäft aus eigener Erfahrung. So ist es nicht verwunderlich, dass ihr erster Roman ebenfalls in diesem Ambiente spielt. Sie beschreibt das Leben der Familie daher sehr authentisch mit ihren Sorgen um Familie und Erfolg, der eben dieses Leben finanziert. Für Außenstehende mag die Forderung nach Verjüngung einer noch nicht einmal 40-jährigen unglaublich klingen, was der Geschichte auch einen gewissen Humor verleiht. Ebenso fordert der Beruf der beiden Elternteile viel Rücksichtnahme in Bezug auf Zeit. Ein Schauspieler hat keinen geregelten Feierabend, um die Kinder verlässlich von ihren Aktivitäten abzuholen. Offenbar hat er dafür ausreichend verlockende Angebote. Der Protagonistin Annabel wird das nur allzu bewusst, als sie ihren Mann beim Fremdgehen erwischt.

Dieser Wendepunkt in der Geschichte wirft Fragen auf, die sich wohl jeder schon einmal gestellt hat, der eine gewisse Altersgrenze überschritten hat. Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich damals einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Gehören Kinder tatsächlich zu meinem Leben? Wie haben mich meine Verpflichtungen in meinem Selbst verändert? Das sind alles Fragen, auf die es so keine Antwort gibt, weil sie aus den Konsequenzen zu dem gewählten Weg resultieren. Von daher können die Leser auch Annabel nur bei ihren Überlegungen folgen und durch ihre Perspektive eine eigene Meinung bilden. Die angebotenen Lösungen des Romans sind plausibel, wenngleich sie die Geschichte auch nicht zum Jahreshighlight machen. Der Spannungsbogen nimmt gerade zum Ende doch spürbar ab. Dennoch ist es eine gute Unterhaltung auf soliden Themen wie Familie, Organisation und dem Wert von Frauenfreundschaften. Das Ganze wird mit einigen skurrilen Situationen gespickt, die für Lacher sorgen.