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Veröffentlicht am 14.05.2017

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Dschungel-Inspirationen
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„Mit diesen Ausmalbildern sind die Alltagssorgen schnell vergessen! Tanken Sie Energie beim Kolorieren der wunderschönen Urwaltmotive. Holen Sie sich Buntstifte oder Filzstifte und legen Sie los. Durch ...

„Mit diesen Ausmalbildern sind die Alltagssorgen schnell vergessen! Tanken Sie Energie beim Kolorieren der wunderschönen Urwaltmotive. Holen Sie sich Buntstifte oder Filzstifte und legen Sie los. Durch die bunten Farben werden die Bilder lebendig, gleichzeitig werden Sie durch das kreative Gestalten ruhiger. Gönnen Sie sich eine Auszeit von 5 bis 10 Minuten Ausmalen pro Tag, um im Alltag entspannter zu sein!“

Mit diesen Aussagen wirbt „Dschungel-Inspirationen“ für sich. Und ich muss sagen mir gefällt das kleine Ausmalbüchlein wirklich gut!
Wieso? Erklär ich euch gerne:

Auf 70 Seiten können wir unserer Kreativität farblich freien Lauf lassen!
Es gibt Bilder mit vielen kleinen Flächen, bei denen man sich wirklich konzentrieren muss, um nicht über den Rand zu malen – was zumindest mich jedes Mal stört, wenn mir sowas passiert.
Auf den malbegeisterten Käufer warten aber auch Bilder mit Papageien, Schlangen, Fischen und großen Blättern.
Für ein angenehmes Malgefühl sorgt der perforierte Block zum heraustrennen der Bilder!
Etwas skeptisch war ich, als ich meine Filzstifte auspackte. Die Seiten des Buches sind schließlich beidseitig bedruckt. Da kam dann schnell die Angst hoch, dass die Farben durchdrücken könnten…
Doch nichts! Das Papier ist relativ dick und lässt die Farbe nicht auf das rückseitige Bild durch.

Klar sind nicht alle Bilder immer nach meinem Geschmack und manche Motive sind auch nichts großartig Besonderes und natürlich kann man auf der anderen Seite auch sagen, schade, dass es nur so wenige Bilder sind. Aber ganz ehrlich Leute, dafür dürft ihr den Preis auch nicht vergessen! Es sind wirklich schöne Bilder dabei und um zu Entspannen und kleine Kunstwerke zu erschaffen, ist das Buch wirklich großartig! Und das für etwas weniger als fünf Euro!

Veröffentlicht am 14.05.2017

Sie wartet... und er wird kommen...

Sonnenschein
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Kennt ihr nicht auch dieses ganz besondere Gefühl, wenn man dringend auf etwas wartet?
Meist ist es schon eine Qual nur ein paar Stunden warten zu müssen!
Und jetzt stellt euch vor ihr wartet für mehrere ...

Kennt ihr nicht auch dieses ganz besondere Gefühl, wenn man dringend auf etwas wartet?
Meist ist es schon eine Qual nur ein paar Stunden warten zu müssen!
Und jetzt stellt euch vor ihr wartet für mehrere Jahre. Aber ihr wartet nicht auf irgendetwas, ihr wartet auf einen geliebten Menschen, der spurlos verschwand.

Zweiundsechzig Jahre lang hat sie auf ihn gewartet.
Er wird kommen.
(S. 5)

Haya Tedeschi wartet seit 62 Jahren in Gorizia auf die Rückkehr ihres Sohnes. Nur wenige Monate war der kleine Junge alt, als er spurlos aus dem Kinderwagen verschwand.
Der Grund: Haya ist Jüdin und hatte während des 2.Weltkriegs ein Verhältnis mit einem deutschen, einem arischen, Wehrmachtssoldaten. Dies blieb nicht ohne Folgen...
Jetzt im Jahre 2006 sitzt Haya in ihrem Schaukelstuhl am Fenster und lässt die Vergangenheit Revue passieren. Von den Geschehnissen des ersten Weltkrieges, über den zweiten Weltkrieg, bis hin zu den noch heute spürbaren Folgen des Nationalsozialismus.

Auch wenn Hayas Geschichte und die ihres Sohnes nicht geschehen ist, wäre es durchaus möglich... Die Aktionen und Taten der Nationalsozialisten machten vor nichts und niemandem Halt. Im Rahmen des Lebensbornplans war es durchaus üblich, dass Kinder einfach so ihren richtigen Familien entrissen und falls notwendig umerzogen wurden, damit sie dann, in arischen Verhältnissen untergebracht, zu aufrechten Nationalsozialisten werden sollten. Heute gibt es viele dieser Kinder, die entweder nichts von ihrer wahren Herkunft wissen oder sich mit dem Wissen herumschlagen, dass ihr Vater ein Verbrecher ist oder war.

In diesem Buch kämpft hat sich Haya, immer auf der Suche nach ihrem Sohn, durch das Ausmaß des gesamten Holocaust in Italien gekämpft. Eine Spur auf den Verbleib ihres Sohnes hat sie dabei leider nicht gefunden, dafür fielen ihr aber Listen der Opfer in die Hände. Auch Zeugenaussagen und Täterporträts hat sie studiert, nur um immer wieder am selben Punkt stehen zu bleiben...

Sie recherchiert sich durch die Gräueltaten der Aktion T4. Insgesamt wurden hierbei mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen in den Jahren 1940 und 1941 systematisch ermordet.
In Treblinka kommt sie in Berührung mit wirklichen Monstern, allen voran Kurt Franz... Der Mann, in den Haya sich damals verliebte... Von dem sie einen Sohn hat... hatte...

Wie alt sind sie?
Ich bin gestorben.
Erkennen sie die Person auf diesem Bild?
Ich würde selbst im Grabe erschaudern, wenn jemand den Namen Kurt Franz
erwähnt.

All diese Stationen und noch mehr bereisen wir zusammen mit Haya. Doch mitten drin stockt uns dann der Atem... Haya zieht eine Liste aus dem kleinen roten Korb zu ihren Füßen heraus. Es folgt eine Seite mit nur einem Satz:

hinter jedem Namen verbirgt sich eine Geschichte

Auf den nachfolgenden 70 Seiten sind die Namen der ca. 9.000 deportierten und vielfach auch ermordeten italienischen Juden aufgeführt. Die sich bei diesem Anblick aufbauenden Gefühle sind nicht zu beschreiben...

Haya erzählt von dem roten Kreuz, das ihr helfen sollte bei der Suche nach ihrem Sohn, doch bisher ist nichts geschehen.
Und gerade als man registriert, wie wenig Seiten noch verbleiben, tritt ein Mann in diese Geschichte. Ein Mann namens Hans Traube, der vor kurzem erst erfahren hat, dass sein ganzes Leben nicht sein Leben ist. Und dieser Mann befindet sich nun im Zug nach Gorizia auf der Suche nach seinen Wurzeln...
Und Haya wartet...

Nehmt dieses Buch auf keinen Fall auf die leichte Schulter. Es wird euch einiges abfordern. Ich habe geweint, geschrien und mir ist auch das ein oder andere Mal schlecht geworden. Ihr müsst euch auch durch eine Menge Text wühlen, der nicht immer sofort zu verstehen ist. Und wenn euch die Bedeutung klar geworden ist, werdet ihr das Buch vermutlich erst einmal zu klappen müssen...
Dasa Drndics Werk ist nichts, das man einfach so nebenbei lesen kann.
Unterschätzt es bitte nicht, aber es lohnt sich wirklich sehr.

Veröffentlicht am 14.05.2017

„Raum“ ist für uns, wie eine Parallelwelt!

Raum
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Für Jack ist der Raum, in dem er mit seiner Ma lebt, die ganze Welt.
Dinge, wie Hunde, Eis, Bäume und Autos gibt es nur im Fernseher. Aber alles was im Fernseher ist, ist nicht in echt.
Als Jack fünf ...

Für Jack ist der Raum, in dem er mit seiner Ma lebt, die ganze Welt.
Dinge, wie Hunde, Eis, Bäume und Autos gibt es nur im Fernseher. Aber alles was im Fernseher ist, ist nicht in echt.
Als Jack fünf Jahre alt wird, glaubt er alles zu können und zu verstehen, schließlich ist er ja schon fünf!
Nach und nach fängt seine Ma an ihm Dinge zu erzählen, über das Draußen. Bis zu diesem Punkt war für Jack das Draußen nur das Weltall.
Jack soll verstehen, dass es noch andere Jungen gibt, mit denen er spielen könnte, wenn sie nur endlich aus Raum raus könnten.
Für Jack ist das nur schwer zu begreifen, doch als er ein Flugzeug in dem Oberlicht von Raum sieht, beginnt er allmählich seine Ma zu glauben.
Old Nick, den mochte Jack ohnehin noch nie, doch als seine Ma ihm erzählt, dass er sie entführt hat und sie dadurch ganz traurig war, bis Jack in ihrem Bäuchlein gewachsen ist, mag Jack ihn noch weniger.
Zusammen beginnen die beiden an einem gefährlichen Fluchtplan zu arbeiten, bei dem Jacks ganzer Mut gefragt ist und das obwohl er immer noch nicht genau weiß, ob er seiner Ma glauben soll und eigentlich lieber in Raum bleiben würde...

Emma Donoghue schafft mit "Raum" einen Roman zu zwei der schlimmsten Themen der Welt.
Dadurch das Jack als Protagonist eingesetzt wurde, wird dem Roman in bestimmten Teilen die Schwere genommen, in anderen dafür teilweise verstärkt. Wir können uns heute meist gar nicht vorstellen, wie es ist ohne genug zu essen und ohne viel Platz zum Spielen groß zu werden.
Die kindliche Denk- bzw. Sprechweise macht es dem Leser leichter bestimmte Zusammenhänge zu verstehen.

Selbst nach dem Lesen lässt einen dieses Buch einfach nicht los.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Die Geschichte tritt leider auf der Stelle

Nonna stirbt
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Sprachlich tänzeln Stil und Anspruch elegant umeinander herum und versinken letztendlich im Geiste des Lesers in einer innigen seeligen Umarmung.

Das war mein erster Eindruck des Buches...
Und sprachlich ...

Sprachlich tänzeln Stil und Anspruch elegant umeinander herum und versinken letztendlich im Geiste des Lesers in einer innigen seeligen Umarmung.

Das war mein erster Eindruck des Buches...
Und sprachlich ist es auch wirklich eine Perle...!

Aber entweder war es für mich der falsche Zeitpunkt dieses Buch zu lesen oder wir verstehen uns trotz der sprachlich perfekten Form einfach nicht.

Nach etwas mehr als 50 Seiten habe ich den Versuch dieses kleine Büchlein zu lesen aufgegeben.

Was nach einer interessanten und schönen Geschichte klang, war für mich leider mehr als langweilig...

Auch die wirklich toll eingeflochtenen Anspielungen auf Religion und alle möglichen Themen konnten daran leider nichts ändern...

Für mich fehlte glaube ich das Gefühl beim Lesen irgendwo anzukommen... der Gedanke, dass die Geschichte irgendwann auf etwas bestimmtes hinausläuft...

So war die Geschichte sprachlich zwar ganz schön, aber trat beim Lesen für den Leser irgendwie auf der Stelle.
So ging es mir zumindest...

Veröffentlicht am 14.05.2017

Authentisch ist anders...

Rot wie das Vergessen
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Nach fast zwei Tagen finden die Polizisten Callie in ihrer alten Wohnung. Die Wände dicht an dicht beschrieben mit einem roten Filzstift. Callie selbst erinnert sich nicht daran, was in den letzten Tagen ...

Nach fast zwei Tagen finden die Polizisten Callie in ihrer alten Wohnung. Die Wände dicht an dicht beschrieben mit einem roten Filzstift. Callie selbst erinnert sich nicht daran, was in den letzten Tagen geschehen ist… den Tagen, in denen ihr Vater und Hannah Rynes spurlos verschwanden… den Tagen, in denen Callie jeden Zentimeter ihrer alten Wohnung beschrieb… mit den immer wiederkehrenden Worten: Ich habe ihn umgebracht…

So zweigeteilt wie nach diesem Buch war ich wirklich noch nie!
Kurz vor der Hälfte habe ich mir den Kopf zerbrochen, ob ich das Buch abbrechen soll… Dabei hat mir das ganze Buch eigentlich sehr gut gefallen…

Callie ist zu Beginn des Buches eine völlig verstörte Jugendliche. Sie steht unter Vormundschaft des Jugendamtes und lebt deshalb nun bei einer Pflegefamilie, den Hatchens.
In ihrem Leben hat sie nur noch zwei Anlaufpunkte, auf die sie sich verlassen kann: Ihre Pflegeschwester Lindsey und ihren besten Freund Elijah aus dem Heim. Andere Menschen lässt sie nur selten an sich heran, was unter anderem an dem Schreibzwang liegt, der sie seitdem verschwinden ihres Vaters verfolgt. Doch die Satzfetzen scheinen keinen Sinn zu ergeben…
Hinzu kommt Callies Angst, dass sie ihren Vater ermordet hat oder vielleicht sogar Hannah etwas angetan hat. Zudem fühlt sie sich ständig beobachtet, als würde ihr Vater sie immer im Blick haben.

Lindsey ist die typische verwöhnte Göre aus gutem Hause, die nicht wirklich zu schätzen weiß, was ihre Eltern ihr alles ermöglichen. Sie kifft, raucht, hat Sex und beschafft sich auf nicht ganz legalem Wege die Antibabypille. Trotzdem ist sie zu Beginn des Buches da für Callie, wie sonst niemand...

Elijah lässt sich nur mal blicken, wenn er lustig ist. Meist hat man beim Lesen das Gefühl, dass er nur das tut, was ihm in den Kram passt. Vielleicht liebt er Callie, vielleicht nicht. Seine Pflegeeltern halten ihn jedenfalls an einer viel kürzeren Leine, als die Hatchens Callie halten. Jeden Dienstag treffen sich Elijah und Callie über dem Café Landstreicher in Callies alter Wohnung. Manchmal sitzt Callie aber auch den halben oder sogar den ganzen Abend alleine dort…

Sasha Dawns Schreibstil spiegelt perfekt Callies inneres Kämpfen wieder. Beim Lesen entwickelte sich ein Lesefluss mit reißenden Fluten, die meinen Kopf unter Wasser zogen und erst mehrere Seiten weiter wieder freigaben. Die Seiten flogen dahin und ehe ich mich versah, hatte ich 100 Seiten weniger vor mir.
Die Geschichte ist überaus authentisch und großartig durchdacht. Sasha Dawn hat einen Plot erschaffen, den man so, wohl sonst nur in einem erwachsenen Thriller finden würde. Da ich hier aber ein Jugendbuch in den Händen hielt, fand ich es teilweise doch sehr strittig, ob die Umgangsweise richtig gewählt war.

Womit wir auch zu meinem großen Problem mit diesem Buch kommen:

Lest euch diesen dick gedruckten Abschnitt bitte in Ruhe durch und entscheidet, dann ob ihr weiterlesen möchtet, denn nach diesem dick gedruckten Abschnitt wird es nicht ganz Spoiler frei weitergehen.

Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die selbst schon einmal Opfer von körperlicher, sexueller oder seelischer Gewalt wurden. Wenn ihr selbst zu einem dieser Opfer gehört, bitte ich euch inständig, dieses Buch nicht zu lesen, da es eine stark triggernde Wirkung haben könnte! Oder euch zumindest darüber im Klaren zu sein, was ihr da lesen werdet.
Da ich es anders nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, werde ich nun im folgenden Abschnitt darauf eingehen, warum ich mit „Rot wie das Vergessen“ ein großes Problem hatte, und nach dem Lesen dachte, ich hätte es lieber abbrechen sollen, als ich noch nicht in der Sogwirkung drin war. Der nachfolgende Text wird allerdings auch eine der wichtigsten Wendungen des Buches vorwegnehmen.


*** Spoiler-Zone ***

Callies Vater Palmer Prescott ist Vorsteher einer großen Kirchengemeinde. Seine Mitglieder beten ihn an, verehren ihn und das schlimmste, sie vertrauen ihm. Dass er mehrere Frauen seelisch, körperlich und sexuell missbraucht, sieht niemand.
Doch wir als Leser werden durch Callies Erinnerungen mitten in dieses Geschehen hineingeworfen. Bekommen mit wie Palmer Frauen vergewaltigt, brutal schlägt und beinahe erwürgt. Teilweise ist die Umgangsweise von Sasha Dawn dabei nicht sehr sanft. Durch Callies Flashbacks werden wir urplötzlich mitten in eine für uns eindeutige Situation geworfen. Später stellen wir dann aber fest, dass diese gar nicht so stattgefunden hat. Callie selbst ist aber zu Beginn davon überzeugt und somit sind wir es als Leser auch.
Die Beschreibung von einigen Szenen könnte in so manchem Leser Erinnerungen wecken, die mit dem Buch an sich gar nichts zu tun haben. Dies passiert durch die sehr fordernde Geschichte. Als Leser muss man sich auf dieses Buch voll und ganz einlassen, da einem sonst wichtige Details beim Lesen entgehen. Dies führt aber dazu, dass man oft zu spät merkt, was da gerade in einem selbst vorgeht. Callie befindet sich durchgehend in der Opferrolle! Sie schafft es nicht einmal sich selbst gegen ihren Vater zu wehren! Sie kann niemandem helfen, am allerwenigsten sich selbst!
Ich sage ja, sehr authentisch…