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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2024

Tragische Sommerlektüre

Der Sommer, in dem alles begann
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Wir erhalten Einblicke in das Leben dreier Frauen, die alle mit einem Dorf in der wilden Bretagne verwoben sind.

Nach und nach erfahren wir, was sich in einem schicksalhaften Sommer zugetragen hat, den ...

Wir erhalten Einblicke in das Leben dreier Frauen, die alle mit einem Dorf in der wilden Bretagne verwoben sind.

Nach und nach erfahren wir, was sich in einem schicksalhaften Sommer zugetragen hat, den eine der Frauen nicht überlebt.

Die Handlung an sich hat mich angesprochen. Die Stimmung in dem bretonischen Dorf fand ich sehr stimmig beschrieben. Auch die raue Landschaft habe ich sehen können.

Ich bin allerdings leider nicht mit den Figuren warm geworden und fand ihre Handlungen auch manchmal nicht nachvollziehbar. Es bleibt bis zum Ende eine emotionale Distanz trotz aller tragischen Ereignisse, die den Frauen zustoßen.

Auch mit der Erzählweise war ich nicht ganz glücklich. Es gibt zwar Kapitel, die Zeitsprünge deutlich machen, aber innerhalb der Kapitel war mir manchmal unklar, wie viel Zeit vergangen ist.

Insgesamt lässt sich das Buch gut als schnelle Sommerlektüre lesen. Als Sommerlektüre mit tragischem Ausgang.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Reise zur Identität

Issa
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Issa hat sich selbst verloren. Sie fühlt sich als Spielball ihrer herrischen Mutter und ihres Freundes, der ihr ebenfalls keinen Raum gibt und seinen Willen durchsetzen möchte. Issa ist schwanger, und ...

Issa hat sich selbst verloren. Sie fühlt sich als Spielball ihrer herrischen Mutter und ihres Freundes, der ihr ebenfalls keinen Raum gibt und seinen Willen durchsetzen möchte. Issa ist schwanger, und ihre Mutter ist überzeugt, dass nur traditionelle Rituale in Kamerun eine sichere Geburt möglich machen werden. Issa, die ihre ersten Kindheitsjahre dort in Buea am Fuß des Kamerunberges verbracht hat, lässt alles in Deutschland hinter sich und reist zurück.

So wie Issa zu sich findet, lernen wir die Geschichte ihrer weiblichen Ahnen über viele Generationen kennen. Sie alle sind geprägt von Leid, Gewalt durch Männer, aber auch großen Zusammenhalt untereinander, der ihnen die Stärke zu eigenen mutigen Entscheidungen verleiht.
Das ist gleichzeitig schlimm und auch toll zu lesen.

Ich habe einiges über die schreckliche Kolonialzeit erfahren und auch über das stark patriachale System.

Issa ist dabei die einzige Figur, zu der ich eine wirkliche Verbindung aufbauen konnte. Die Charaktere ihrer Vorfahren verschwimmen ineinander, da ihre Leben nur kurz dargestellt sind. Sie alle haben Weisheit und Stärke über Generationen weitergegeben, die nun auch Issa helfen, ihren Weg zu finden.

Sehr schön beschrieben fand ich auch die Lebensart in Kamerun auf der neuesten Zeitebene. Es hat sich häufig so angefühlt, als wäre ich mit Issa gereist.

Leider hat mir das Ende nicht so gut gefallen. Ansonsten kann ich das Buch aber rundherum nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Manipulation, Macht und Abgründe

Geordnete Verhältnisse
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Es beginnt ganz harmlos als Kinderfreundschaft: Philipp ist ein Außenseiter, der Pflanzen lieber als Menschen mag. In Faina, die mit ihrer Familie aus der Ukraine gekommen ist und kein Deutsch spricht, ...

Es beginnt ganz harmlos als Kinderfreundschaft: Philipp ist ein Außenseiter, der Pflanzen lieber als Menschen mag. In Faina, die mit ihrer Familie aus der Ukraine gekommen ist und kein Deutsch spricht, findet er seine erste und einzige beste Freundin.
Beide haben schwierige Familienhintergründe, was sie noch enger zusammenschweißt. Dann passiert etwas im jungen Erwachsenenalter, und der enge Bund zerbricht.

Jahre steht Faina vor Philipps Tür und bittet ihn verzweifelt um Hilfe. Dies wird sie bereuen.

Zuerst erfahren wir die Geschichte aus Philipps Perspektive. Ganz langsam wandelte sich meine Sympathie und mein Mitleid in Skepsis und Argwohn. Das ist super spannend zu lesen. Als Faina ihre Sicht schildert, ist mir aufgegangen, dass Philipp auch mich als Leserin manipuliert hat. Wann wurde aus der unschuldigen Kinderfreundschaft dieses toxische Abhängigkeitsverhältns? Oder fing es schon genau da an?

Es ist spannend zu lesen, da Faina grundsätzlich eine unabhängige Frau ist, die sich nicht von ihren konservativen Eltern in ein vorgezeichnetes Leben pressen lässt. Aber genau diese Unabhängigkeit und auch Sprunghaftigkeit lässt sie wenige enge Vertraute haben.

Das Buch ist unglaublich fesselnd. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Wir tauchen tief in die immer verzeifelteren Gedankenwelten ein. Auf folgende Themen muss man vorbereitet sein: psychische Krankheiten, Kindheitstraumata, Gewalt an Frauen, Drogen- und Alkoholmissbrauch.

Es ist absolut kein leichtes Buch und hat mich danach weiter beschäftigt. Die Beschreibungen sind so intensiv, dass ich es allen empfehle, die sich vorbereitet auf das Abtauchen in die Abgründe fühlen.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Kleine und große Schritte zur Selbstbestimmung

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Wir begleiten im zweiten Teil unsere drei Hauptfiguren und ihre Familien weiter:

Chani, die frisch und bisher glücklich verheiratet ist, aber vergeblich auf ihr erstes Kind wartet. Eine mögliche Unfruchtbarkeit ...

Wir begleiten im zweiten Teil unsere drei Hauptfiguren und ihre Familien weiter:

Chani, die frisch und bisher glücklich verheiratet ist, aber vergeblich auf ihr erstes Kind wartet. Eine mögliche Unfruchtbarkeit würde schwerwiegende Folgen für sie haben, denn ihr Mann könnte sich deshalb scheiden lassen. Dadurch würde sie innerhalb ihrer orthodoxen Gemeinschaft deutlich abgewertet werden.

Rivka hat ihre Familie zurückgelassen, da ihr das orthodoxe Leben mit all seinen aufdiktierten Regeln zu eng wurde. Dies bedeutet für sie, ihr komplettes Leben und ihre Kinder aufzugeben. Sie erfährt starke Abneigung und Ausgrenzung durch ihre ehemalige Gemeinschaft. Sie schwebt zwischen neuer Selbstbestimmtheit, schlechtem Gewissen und Einsamkeit.

Avromi, ihr gerade erwachsener Sohn, ist auf der Suche nach seinem eigenem Weg.
Er zweifelt an seinem Glauben und hat sein Selbstverständnis verloren.

Die Hauptfiguren müssen innere Konflikte aushalten und eigene Entscheidungen für ihr Leben treffen.

Das Erzähltempo ist eher langsam. Es wird sich viel Zeit auch für kleine Alltagssituationen und die Beschreibung der Umgebung genommen. Es kommen viele hebräische Begriffe und hebräischer Sprachgebrauch im Text vor, welche man in dem umfangreichen Glossar nachlesen kann.

Das Buch lässt sich grundsätzlich unabhängig vom ersten Teil lesen. Ich würde es aber empfehlen, um gerade Rivkas Lebensweg besser verstehen zu können.

Mir gefällt wieder, dass verschiedene Aspekte beleuchtet werden und die Charaktere unterschiedlich mit ihren Konflikten durch die strengen Lebensweise umgehen. Es wirkt lebensnahe.

Spannend fand ich auch die Unterschiede in den Lebensarten zwischen London, Jerusalem und Tel Aviv.

Emotional hat mich der erste Teil etwas mehr erreicht, aber ich habe mich über das Wiedersehen mit den Charakteren gefreut.

Insgesamt gibt es eine Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Spannung zwischen Kunst und Moral

Lichtspiel
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Mit viel Humor tauchen wir ein in die Welt des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst.

Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und magischem Realismus verschwimmen.
Es ist eine Mischung aus biographischen Fakten und ...

Mit viel Humor tauchen wir ein in die Welt des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst.

Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und magischem Realismus verschwimmen.
Es ist eine Mischung aus biographischen Fakten und Fiktion. Dies hat mir sehr gut gefallen und mich dazu gebracht, mich genauer mit seiner Biographie zu beschäftigen.

Man schwankt zwischen Vorwürfen und hinterfragt aber gleichzeitig auch, wie man sich selbst damals verhalten hätte. Zudem wird die Frage nach der Spannung zwischen Kunst und Moral behandelt.

Es wird episodenhaft erzählt. Dabei bleiben ein paar Charaktere nicht ganz greifbar und etwas plakativ, was ich aber hier nicht negativ finde. Die Rahmenhandlung hat mich sehr amüsiert.

Der Roman schafft eine Mischung aus Tiefgründigkeit und guter Unterhaltung. Von mir daher eine klare Empfehlung.

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