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Veröffentlicht am 11.03.2022

Bis heute ungeklärt – das mysteriöse Verschwinden der Agatha Christie

Mrs Agatha Christie
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rIhr Name ist weltweit bekannt, sie ist die erfolgreichste Krimi-Schriftstellerin aller Zeiten: Agatha Christie. Doch nicht nur ihre Bücher waren hochspannend – auch ihr Leben enthielt ein Rätsel, das ...

rIhr Name ist weltweit bekannt, sie ist die erfolgreichste Krimi-Schriftstellerin aller Zeiten: Agatha Christie. Doch nicht nur ihre Bücher waren hochspannend – auch ihr Leben enthielt ein Rätsel, das jedem Kriminalroman zur Ehre gereicht hätte.

Im Dezember 1926 – Agatha war zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre alt – verschwand die Autorin spurlos. Ihr Auto wurde kurz nach ihrem Verschwinden verlassen aufgefunden - mit einem Koffer sowie einem Mantel darin, den sie im winterlichen England gut hätte gebrauchen können, wäre sie nach Verlassen ihres Fahrzeugs zu Fuß unterwegs gewesen. Eine groß angelegte Suchaktion der Polizei begann. Erst 11 Tage später konnte Agatha gefunden werden – bei bester Gesundheit. Doch was in diesen 11 Tagen geschehen war und vor allem warum sie plötzlich verschwand – darüber hat sie Zeit ihres Lebens geschwiegen. Und so ranken sich bis heute Gerüchte und Theorien um diese Begebenheit.

Marie Benedict nimmt dieses Ereignis in den Fokus ihres Romans und entwickelt ihre ganz eigene Version der Ereignisse. Erzählt wird zum Einen aus der Sicht ihres Ehemannes zum Zeitpunkt ihres Verschwindens. Zum anderen schiebt die Autorin dazwischen Kapitel, die den privaten Lebensweg von Agatha Christie beschreiben – vom Kennenlernen ihres späteren Ehemanns bis zum Dezember 1926. Diese sind jeweils überschrieben mit „Das Manuskript“ – aber wieso?

Beide Erzählstränge geben den Lesern Rätsel auf. Einiges scheint unlogisch oder unpassend – auch zum Charakter der Frau, die als Autorin in der damaligen Zeit doch eine sehr selbständige Frau gewesen sein müsste…

Die Auflösung all dieser Rätsel präsentiert Marie Benedict in einem fulminanten Finale – und in allerbester Agatha-Christie-Tradition. Ich war nicht nur überrascht, sondern teilweise auch amüsiert darüber, wie plötzlich alle Puzzlestücke zusammenpassten und muss der Autorin meinen tiefempfundenen Respekt aussprechen. Denn das Buch so zu „komponieren“ ist schon außergewöhnlich!

Ich empfand die relativ kurzen Kapitel und den Wechsel in den Erzählperspektiven als sehr hilfreich für die Geschichte, da sie dem Roman Tempo und viel Spannung verleihen. Nur über den damit einhergehenden Wechseln in den Zeitformen (einmal aus Sicht Agatha- Vergangenheitsform, einmal aus Sicht Archie – Gegenwartsform) bin ich irgendwie immer wieder gestolpert. Es ist zwar logisch, die Erzählform so zu gestalten, aber irgendwie bin ich daran immer wieder hängengeblieben, wenn ein neues Kapitel begann.

Fazit:
Ein cleverer Roman um ein mysteriöses Ereignis, das auch nach fast 100 Jahren nicht aufgeklärt ist. Bester Stoff für ein Buch, gut umgesetzt und pfiffig aufgebaut.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Amüsante Krimiunterhaltung mit „Mutti“

Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
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Es ist ruhig geworden um Frau Merkel. Seit sie nicht mehr an vorderster Front der Regierung steht und Corona- und Flüchtlingskrisen managen muss, hört man wenig bis nichts von der ehemals allgegenwärtigen ...

Es ist ruhig geworden um Frau Merkel. Seit sie nicht mehr an vorderster Front der Regierung steht und Corona- und Flüchtlingskrisen managen muss, hört man wenig bis nichts von der ehemals allgegenwärtigen „Mutti“ der Nation.

Wie ihr Ruhestand in einem kleinen brandenburgischen Städtchen aussehen könnte, beschreibt David Safier amüsant und locker-flockig (bis klamaukig) in den „Miss Merkel“-Krimis.

Mittlerweile ist Angela Merkel bereits zum zweiten Mal auf Mörderjagd in der Provinz und diesmal ist es nicht nur der Kriminalfall, der sie nervös macht. Denn im Zuge ihrer Ermittlungen um den rätselhaften Tod des Gärtners auf dem Friedhof kommt sie immer wieder mit dem smarten Bestattungsunternehmer Kurt Kunkel in Kontakt. Kunkel ist ganz anders, als sein schnöder Name vermuten lässt – belesen, sensibel und ein äußerst gut aussehender Mann in den besten Jahren. Und da Angelas Ehemann gerade auf Wandertour in den Pyrenäen weilt, besteht durchaus die Gefahr, dass Angela dem Charme dieses Herrn erliegt. Dabei will sie doch eigentlich nur einen Mörder dingfest machen!

Wie schon im ersten Band hat David Safier auch diesmal wieder einige schräge Ideen auf Lager. Teilweise sehr amüsant, teilweise für meine Begriffe zu klamaukig. Auf Joachim Sauers Leidenschaft für diverse gesangliche Abwandlungen von „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ hätte ich zum Beispiel durchaus verzichten können.

Dennoch ist der Ton des Buches sehr unterhaltsam und amüsant. Wer mit Miss Merkel auf Mörderjagd geht, wird mit Sicherheit seinen Spaß haben. Und in der Hörbuchfassung lässt Nana Spier die Ex-Kanzlerin auch diesmal wieder sprachlich glänzen, ohne sie zu verunglimpfen.

Nur an einer Stelle haben Autor und Verlag kürzlich – absolut nachvollziehbar - die Reißleine gezogen und nachgebessert: Angelas Mops bekommt in künftigen Auflagen der Miss Merkel-Krimis einen anderen Namen. Wie er selbst kürzlich auf Instagram verriet, schämt sich Mops Putin angesichts der aktuellen Lage für seinen Namen und wird sich deshalb umtaufen lassen. Wie er künftig heißen wird, stand beim Schreiben dieser Rezension noch nicht fest. Aber es gibt sicher einige Herren aus Angelas politischer Vergangenheit, die sich bestens als Namensgeber eignen würden 😉

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Hohe Wellen, lauer Kriminalfall

Aloha. Tod im Paradies
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Hawaii – das sind so Sachen wie Wellenrauschen im Ohr, Blumenketten um den Hals und üppig grüne Landschaften. Was man zunächst weniger mit den idyllischen Inseln verbindet, ist: ein Krimi.

Spätestens ...

Hawaii – das sind so Sachen wie Wellenrauschen im Ohr, Blumenketten um den Hals und üppig grüne Landschaften. Was man zunächst weniger mit den idyllischen Inseln verbindet, ist: ein Krimi.

Spätestens seit der erfolgreichen Serie Hawaii Five-O allerdings verbinden viele auch gute Krimi-Unterhaltung mit den Pazifikinseln. Allerdings legt diese Serie die Messlatte auch recht hoch, so dass ich schon mit gewissen Erwartungen an das Buch herangegangen bin.

Das Buch steigt auch sofort in die Handlung ein – es gibt kein Vorgeplänkel. Gleich in der ersten Szene sind die Leser dabei, wie ein toter junger Surfer an der Küste geborgen wird. Aha, denkt man sich, jetzt sind wir mal gespannt, was sie über den jungen Mann herausfinden…

Doch was passiert? Den Ermittlern kommt erstmal eine Frau in die Quere, die den Diebstahl eines Solarpanels von ihrem Haus anzeigt. Und dann wird über das halbe Buch ermittelt, wo mehrere verschwundenen Solarpanels sein könnten…

Und der tote junge Mann? Hm, von dem ist erstmal überhaupt keine Rede mehr. Mich hat der Aufbau dieses Krimis mehr als verwirrt. Ich als Leser wurde so gar nicht mitgenommen – denn eine schlüssige Erklärung, wieso diese Solarplatten wichtiger sind als die Ermittlungen in einem mutmaßlichen Mordfall, konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Dadurch ging für mich viel Spannung verloren. Es gab keinen Hinweis, ob die Dinge vielleicht zusammenhängen können und so hatte ich bald die Lust daran verloren, den Solarplatten nachzuspüren und hab – was ich sonst selten mal tue – vorgeblättert.

Zwar liefen sich am Ende einige Fäden zusammen, aber das rettete das Buch für mich leider nicht – mehr als „Mittelmaß“ kann ich dem Roman leider nicht attestieren.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Viel Grün, viel Gegacker und viel Musical-Flair – eine gelungene Mischung!

Querbeet ins Glück
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Ich kenne Lisa Kirsch als „Mina Gold“ – denn unter diesem Pseudonym schrieb sie ihre historischen Romane „Elbleuchten“ und „Elbstürme“ und eroberte mein Leserherz damit im Sturm. Ob sie mit ihrem zweiten ...

Ich kenne Lisa Kirsch als „Mina Gold“ – denn unter diesem Pseudonym schrieb sie ihre historischen Romane „Elbleuchten“ und „Elbstürme“ und eroberte mein Leserherz damit im Sturm. Ob sie mit ihrem zweiten Pseudonym als Autorin zeitgenössischer Liebesromane ebenfalls einen Volltreffer bei mir landen könnte?

Sie konnte! Denn „Querbeet ins Glück“ überrascht nicht nur mit einigen wirklich ausgefallenen Ideen für einen Roman, sondern auch mit einer Protagonistin, die sehr nahbar und authentisch rüberkommt.

Die Musicaldarstellerin Maddie hat ein Engagement in einer Hauptrolle ergattert – dritte Besetzung bei „Tanz der Vampire“ in Berlin. Bei der Wohnungssuche musste sie allerdings Kompromisse machen und landete in einer Quasi-WG mit einer älteren Dame (Gabi), die mit Berliner Schnauze und Riesenhase Opa aufwarten kann. Aber Maddie ist glücklich – ihr Karriere-traum ist zum Greifen nah! Jetzt heißt es: ranklotzen! Die Bühne duldet keine Halbherzigkeiten.

Als sich Gabi verletzt, findet sich Maddie aber unversehens als Vertretung in Gabis Gartenkommune wieder. Zwischen Beeten, Apfelbäumen und Hühnern findet sie allerdings Gefallen an der grünen Oase. Und an Mit-Gärtner Moritz und dessen Sohn Elias, genannt Elvis. Und so wird ihr ohnehin schon stressiges Leben zwischen Probebühne, Hasenkötteln und Gewächshaus noch komplizierter – etwas, das Maddie gerade so gar nicht gebrauchen kann…

Lisa Kirsch hat einen wunderbaren Liebesroman geschrieben, der mit vielen originellen Figuren (menschlich und tierisch) und einigen Überraschungen gespickt ist. Ich war begeistert von Huhn Inge und habe trotz der locker-leichten Schreibweise viel über Hühnerglück und -unglück in der heutigen Zeit gelernt. Ein Thema, über das ich definitiv noch nie in einem Roman gelesen habe 😊

Maddie war eine rundum sympathische Hauptfigur und ich mochte vor allem, dass sie immer „logisch“ gehandelt und gesprochen hat. Wie oft liest man ein Buch und wundert sich darüber, wie eine Figur in einer bestimmen Situation reagiert. Man denkt sich „wieso hat sie das jetzt nicht direkt angesprochen? Ich hätte das gemacht…“ Meistens dienen solche kleinen Kniffe dem Aufbau von bestimmten Spannungsfeldern im Roman – können aber eben auch ziemlich aufgesetzt oder unrealistisch wirken. Dieses Gefühl hatte ich bei Maddie nie. Sie hat mich immer in ihre Gedankenwelt mitnehmen können und auch ihre Sorgen rund um ihre Musical-Karriere waren absolut nachvollziehbar geschildert.

Nur zwei ganz kleine Kritikpunkte habe ich (das ist aber nur ein persönliches Empfinden): ich hätte gern mehr Gabi im Buch gehabt (sie taucht hauptsächlich am Anfang und Ende des Buches auf, also fast nur als Initiatorin für die Garten-Sache - ich hätte auch zwischenduch gern gelesen, wie es ihr geht, wie ihre Genesung voranschreitet oder dass sie Maddie per „Fernwartung“ Pflanztipps gibt oder sowas).

Und die Auflösung des Streits zwischen den Musicaldarstellerinnen konnte ich nicht ganz zu 100 % nachvollziehen. (möchte hier nicht mehr ins Detail gehen um nicht zu spoilern)

Fazit:
Mich hat dieses Buch total in Frühlingsstimmung gebracht und der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist perfekt gewählt! 😊 Nach dem Lesen will man am liebsten sofort selbst loslegen, in der Erde buddeln und ins Grüne radeln. Es ist eine wunderbare Geschichte mit tollen (frischen!) Ideen – Huhn Inge war echt der Hit! Ich habe das Buch sehr genossen! 4,5 Sterne mit absoluter Frühlings-Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Zwischen Karlsbader Schnitte und „Schießbürger“ oder: Leutnant Falck und die wegge Leiche

Im Schatten der Wende
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Keiner erzählt so gut aus der DDR-Vergangenheit wie Frank Goldammer. Das hat er in seiner Max-Heller-Krimireihe eindrucksvoll bewiesen. Nun widmet er sich im ersten Buch einer neuen Reihe einer weiteren ...

Keiner erzählt so gut aus der DDR-Vergangenheit wie Frank Goldammer. Das hat er in seiner Max-Heller-Krimireihe eindrucksvoll bewiesen. Nun widmet er sich im ersten Buch einer neuen Reihe einer weiteren turbulenten Zeit: den Wendejahren. Und dieser neue Krimi ist nicht nur gut, sondern noch besser als die Heller-Krimis.

Warum? Ganz einfach, weil der Autor diesmal aus dem Vollen schöpfen kann – denn dieses Buch ist nicht einfach nur gut recherchiert, es ist erlebt! Der Autor hat diese Zeit selbst durchgemacht. Zwar nicht als Polizist wie seine Hauptfigur Tobias Falck, aber als junger Mensch, der quasi über Nacht von einem politischen System in ein anderes katapultiert wird. Und dieses eigene Erleben spürt man zwischen den Zeilen. Es macht sein Buch noch authentischer, noch greifbarer, noch ehrlicher.

Wir lernen den jungen Polizist Tobias Falck im Jahr 1988 kennen. Überzeugt vom DDR-System will er der Republik dienen und im besten Sinne den Menschen in seinem Land helfen als ihr „Freund und Helfer“. Schnell lernt er dabei, dass nicht alles Gold ist was glänzt und erlebt auch einige Schattenseiten seiner verehrten Republik.

Als die Stimmen gegen die DDR im Herbst 1989 lauter und lauter werden, wird Falck zu einem Einsatz gerufen und mit Kameraden nach Leipzig gefahren. Der Auftrag: den Demonstranten entgegentreten. Mit Schießbefehl? Oder doch nur mit dem Schlagstock? Keiner sagt was, keiner übernimmt die Verantwortung. Keiner der jungen Einsatzkräfte weiß, was ihn erwartet, sie sind völlig verängstigt und fühlen sich als „Kanonenfutter“ missbraucht. Tobias weiß nicht mehr, wie weit er für diesen Staat noch gehen würde…

Schließlich ist Tobias Ende 1989 im Dienst des Kriminaldauerdienstes – sie rücken als erste am Tatort an, sichern, nehmen Aussagen auf – und geben den Fall dann in der Regel an die zuständigen Kollegen ab. Doch nicht nur das Land, auch die Verbrechen ändern sich – und plötzlich steht eine Kriminalkommissarin aus Frankfurt am Main mit einem Präsentkorb voller Bananen, Obst und Jacobs Kaffee im Büro und übernimmt das Kommando.

Missverständnisse zwischen Ost und West sind an der Tagesordnung, die Kommunikation ist geprägt von Misstrauen und Unverständnis auf beiden Seiten. Keiner weiß so richtig, wie es jetzt weitergeht – auch persönlich. Kann man überhaupt weiterhin im Polizeidienst arbeiten, wenn man vorher der DDR gedient hat? Als dann noch Leichen vom Tatort verschwinden, ist das Chaos perfekt – und Tobias muss seine Überzeugungen und Ziele im Leben völlig neu definieren.

Zwischen Aufbruchsstimmung und Zukunftsangst war es in der Wendezeit nur ein sehr schmaler Grat. Frank Goldammer gelingt es, beides einzufangen und absolut überzeugend wiederzugeben. Und so ist sein Buch wieder einmal viel mehr als „nur“ Krimi-Unterhaltung. Es ist ein Zeitzeugnis aus einem Berufszweig, der wie kaum ein anderer gebeutelt war vom großen Umsturz der Wiedervereinigung Deutschlands. Ein Volltreffer – ich freu mich auf mehr!

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