Ein Leben zwischen zwei Welten
Jenseits der Ngong BergeKaren Blixen, auch bekannt unter ihrem Kosenamen „Tania“ Blixen, war eine Frau, die polarisierte. Mit diesem Buch hat Maren Gottschalk versucht, ihr ambivalentes Verhalten zu beleuchten, zu erklären und ...
Karen Blixen, auch bekannt unter ihrem Kosenamen „Tania“ Blixen, war eine Frau, die polarisierte. Mit diesem Buch hat Maren Gottschalk versucht, ihr ambivalentes Verhalten zu beleuchten, zu erklären und verständlich zu machen. Sie nimmt das Leben der Autorin von „Jenseits von Afrika“ unter die Lupe, zeigt ihre Errungenschaften und Erfolge, aber auch ihre Misserfolge und Fehler auf.
Wenn man Karen Dinesen am Anfang des Romans kennenlernt, ist sie keineswegs eine Wohltäterin. Die Dänin ergreift ihre Chancen auf eine vermeintlich gute Partie und lässt sich blenden vom Reiz Afrikas, als ihr Mann, der Baron Blixen, dort eine Kaffeeplantage erwirbt. Ohne viel Hintergrundwissen, aber mit einer guten Portion Mut und Tatkraft, reist sie auf den „schwarzen Kontinent“ und genießt zunächst erst einmal das privilegierte Kolonialleben unter britischer Verwaltung.
Gleichzeitig lernt sie jedoch das Land lieben und bemüht sich von vornherein – und sehr zum Missfallen anderer Kolonialisten in ihrem Umfeld – um ein gutes Verhältnis zu den Einheimischen auf ihrer Farm. Im Laufe der Zeit wird sie zu einer hochgeachteten „Msabu“, die sich um ihre Angestellten sorgt und auch für sie sorgt.
Unternehmerisch jedoch kann das Ehepaar Blixen mit der Kaffeeplantage nicht richtig Fuß fassen. Die Farm ist den Wetterunbillen ausgesetzt, immer wieder lassen Missernten und Dürren die Erträge äußerst dünn ausfallen. Irgendwann muss auch die „Lioness“, wie sie von einigen genannt wird, kapitulieren und Afrika aufgeben.
Zurück in der Heimat Dänemark versucht sie als Schriftstellerin Fuß zu fassen, was ihr schließlich mit „Jenseits von Afrika“ und weiteren Büchern gelingt. Doch ist die Grande Dame am Ende ihres Lebens glücklich? Blickt sie reflektiert auf ihre Zeit in Afrika und den Kolonialismus zurück? Das hat Maren Gottschalk versucht in der Rahmenhandlung zu verarbeiten, in der eine junge Journalistin sie auf ihrem Landgut Rungstedlund besucht und über sie schreiben will. Karen blickt daraufhin als alte Frau auf ihr Leben zurück.
Ich muss sagen, mit dieser Rahmenhandlung hat Maren Gottschalk das Rad nicht neu erfunden, es ist schon ein sehr typischer „Trick“, um eine Biografie zu erzählen. Und ich hätte diese Rahmenhandlung tatsächlich nicht unbedingt gebraucht. Aber vielleicht hat sie sie als notwendig angesehen, um bestimmte (frühere) Verhaltensweisen von Karen Blixen zu einem späteren Zeitpunkt hinterfragen zu können.
Insgesamt bietet „Jenseits der Ngong Berge“ einen guten Überblick über Karen Blixens Leben und ihre Persönlichkeit. Wer den Film „Jenseits von Afrika“ kennt, wird natürlich gerade über die Zeit in Afrika schon viel wissen, nicht aber vielleicht über die Beweggründe, die Karen zu der einen oder anderen Tat bewegt haben. Für mich steht nach dem Lesen fest: auch wenn ich Karen nicht immer sympathisch fand und ihr Verhalten nicht immer gutheißen konnte, war sie doch einen faszinierende und tatkräftige Frau, die versucht hat, ihr bestes Leben zu leben.