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Veröffentlicht am 28.06.2019

So viel Wahrheit in einem Buch…

Honigblütentage
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Dieses Buch fand ich einfach nur soooooo schön! Ein Buch zum Träumen, Fallenlassen, aber auch zum Aufhorchen, Nachdenken und Reflektieren.

Valerie wird von ihrer Redakteurin auf Recherchereise auf den ...

Dieses Buch fand ich einfach nur soooooo schön! Ein Buch zum Träumen, Fallenlassen, aber auch zum Aufhorchen, Nachdenken und Reflektieren.

Valerie wird von ihrer Redakteurin auf Recherchereise auf den Heidschnuckenweg quer durch die Lüneburger Heide geschickt – Thema: Pilgern vor der eigenen Haustür. Valerie, die in einer Ehekrise steckt und sich schwertut zu akzeptieren, dass ihre 16jährige Tochter langsam eigene Entscheidungen trifft, passt das gar nicht. Was soll dieses tagelange Herumgelatsche? Das ach so idyllische Vogelgezwitscher würde sie eh nicht hören, mit ihrem Tinnitus… Valerie macht sich übellaunig auf den Weg und genau so verläuft auch der erste Teil ihrer Wanderung.
Sie kommt mit sich allein nicht klar und wird immer verstimm-ter. Durch einen Zufall macht sie eine längere Rast auf einem Hof mit Pension mitten in der Lüneburger Heide, der von der robusten Annegret geführt wird. Annegret sieht sofort, dass Valerie mit sich nicht im Reinen ist und führt sie mit behutsa-men, aber gezielten Gesprächen wieder auf den Weg zu sich selbst.

Das quasi mitzuerleben, war für mich als Leser selbst auch ein erhellendes Erlebnis – denn viele Fragen, die Annegret Valerie stellt, könnte man sich auch selbst immer wieder stellen, wenn man sich mit Problemen konfrontiert sieht.

„Wir können in unserer Opferrolle verharren, uns einbilden, das Leben sei schlecht und die Welt habe sich gegen uns ver-schworen… Oder wir beginnen zu akzeptieren, was war und wer wir dadurch geworden sind, um unsere Geschichte umzu-schreiben und all dem Leid einen Sinn zu geben.“ (S. 164)

Fast jeder wird schon Situationen erlebt haben, in denen man am liebsten in Selbstmitleid versinkt und meint, alles sei schlecht und habe eh keinen Sinn. Dieses Buch rüttelt aus sol-chen Situationen auf und zeigt, dass kleine Perspektivwechsel manchmal bereits Wunder bewirken können. Sofie Cramer regt in Gestalt von Annegret dazu an, Gefühle zu hinterfragen und sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Sie von verschiede-nen Seiten aus zu betrachten – z. B. so, wie sie vielleicht der Partner, der Chef oder das halbwüchsige Kind sieht. Ich fand das sehr anregend und habe durch das Lesen des Buches den Mut gefunden, auch eigene Schwachstellen anzugehen und zu hinterfragen. Vielleicht findet man für die eine oder andere scheinbar aussichtslose Situation ja doch einen Strohhalm, nach dem man greifen kann?Ich muss wirklich sagen, ich war erstaunt, wieviel Wahrheit und Weisheit in diesem kleinen Büchlein steckt, das als ganz normaler „Frauenroman“ daher-kommt und doch so viel mehr sein kann.

Wer sich ein klein wenig für Psychologie und/oder Esoterik interessiert, wird viel Freude an diesem Roman haben. Und wer nicht… den werden die idyllischen Landschaftsbe-schreibungen und der zum Teil auch amüsante Plot über-zeugen! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.06.2019

Perfekte Spannungsliteratur – undurchsichtig, unheimlich, grandios geschrieben

Das Haus am Rand der Klippen
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Seit Monaten habe ich dem neuen Roman von Lucy Clarke ent-gegengefiebert, da mich ihr letztes Buch „Die Bucht, die im Mondlicht versank“ so beeindruckt hatte. Ich hoffte, dass ich auch diesmal wieder atemlos ...

Seit Monaten habe ich dem neuen Roman von Lucy Clarke ent-gegengefiebert, da mich ihr letztes Buch „Die Bucht, die im Mondlicht versank“ so beeindruckt hatte. Ich hoffte, dass ich auch diesmal wieder atemlos Seite um Seite lesen würde und das Buch quasi „verschlingen“. Und so war es auch!

Mit „Das Haus am Rand der Klippen“ (OT: You let me in – was ich auch sehr passend finde) hat sie sich wieder selbst übertroffen und einen Spannungsroman der Extraklasse abgeliefert.

Am Beginn der einzelnen Kapitel steht jeweils ein kurzer Schreib-Ratschlag der Autorin und Hauptfigur Elle Fielding. Diese Einleitung bezieht sich darauf, dass Elle in diesem Buch selbst in der schwierigen Situation ist, nach einem gefeierten Debüt-Roman einen guten zweiten Roman zu schreiben. Sie zerbricht fast an dem Spagat zwischen ihrer Selbstdarstellung in den sozialen Medien, als wohlhabende, glückliche, selbstbe-stimmte Autorin, und ihrer Selbstwahrnehmung als unter riesi-gem Druck stehende, verzweifelte Frau mit Angst- und Schlaf-störungen.

In ihre Wahrnehmung schleichen sich immer wieder merkwür-dige Begebenheiten ein. Seit der Trennung von ihrem Mann wohnt sie allein in dem Haus am Rand der Klippen, für dessen Umbau in ein hypermodernes Luxusdomizil sie sich hoffnungslos überschuldet hat. Mittlerweile kann sie der unverbauten, einzigartigen Aussicht von ihrem Schreibzimmer auf das Meer kaum noch etwas abgewinnen. Statt dessen wird sie immer nervöser, als der Abgabetermin für ihr zweites Buch näher rückt und sie in ihrem Haus Spuren entdeckt, von denen sie sich sicher ist, dass jemand sie verfolgt und ihr gut gehütetes Geheimnis aufgedeckt hat.

Lucy Clarkes Schreibstil ist so mitreißend, dass man das Buch in einem Rutsch durchliest. Sie führt den Leser gekonnt auf viele (falsche) Fährten, legt Spuren, führt sie zurück zu eigentlich normalen Erklärungen… lässt den Leser aber auch immer wieder an der Hauptfigur Elle zweifeln. Hat sie die Dinge, die sie beschreibt, wirklich erlebt? Vermengen sich hier vielleicht Realität und Fiktion ihres neuesten Romans? Hat sie tatsächlich einen Stalker, der ihr Böses will? Oder liegen die Wurzeln der Ereignisse – wie der Leser nach und nach in eingeschobenen Rückblenden erfährt – vielleicht viel weiter in der Vergangenheit als gedacht?

Positiv hervorheben möchte ich auch, dass in diesem Buch ein sehr kritischer Blick auf unser Leben mit Social Media geworfen wird. Der Mensch ist gläsern geworden und mit unserer Art, viele Leute via Facebook & Co. teilhaben zu lassen an unserem täglichen Leben, bieten wir auch Angriffsfläche für Personen, die es nicht gut mit uns meinen. Die Eintrittskarte für das Konzert am Folgetag zu posten könnte auch als Einladung verstanden werden - denn alle wissen, dass man an diesem Abend nicht zuhause ist…

Mich hat Lucy Clarke jedenfalls einmal mehr vollkommen ge-fangen genommen mit ihrem Roman. Sie beweist, dass sie mittlerweile zu den Großen der Spannungsliteratur gehört und ich freue mich jetzt schon auf ihren nächsten Coup (sorry Lucy, ich weiß, dass das Druck aufbaut... über Erwartungshaltungen hast du ja in diesem Buch eindrucksvoll geschrieben!). Aber ich freu mich trotzdem drauf! 

Veröffentlicht am 24.06.2019

Glänzende Zeiten? Leider nicht ganz – das Flair des alten Ostpreußen fehlt

Königsberg. Glänzende Zeiten
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Ich bin wohl mit etwas falschen Erwartungen an diesen Roman gegangen. Vorgestellt hatte ich mir – vor allem auch, weil die ganze Reihe nach der ostpreußischen Stadt Königsberg benannt ist – ein Buch, das ...

Ich bin wohl mit etwas falschen Erwartungen an diesen Roman gegangen. Vorgestellt hatte ich mir – vor allem auch, weil die ganze Reihe nach der ostpreußischen Stadt Königsberg benannt ist – ein Buch, das das Lebensgefühl und die großartige Landschaft dieser Region in einem historischen Gewand wieder aufleben lässt. Zugegeben, das Buch spielt in der Gegend um Königsberg. Nur für mich war leider viel zu wenig vom ost-preußischen Flair spürbar.

Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Roman ganz eindeutig auf den Figuren und auf den Beziehungen zwischen ihnen, während das Setting – so mein Eindruck – eine absolut untergeordnete Rolle spielt.

Lügen, Eifersucht und Intrigen gibt es genug und diese waren auch interessant zu lesen und zu verfolgen. Aber die Geschichte hätte überall spielen können… ich hätte beim Lesen nicht unbedingt gemerkt, wo es angesiedelt ist, wenn der Titel es nicht verraten hätte. Das fand ich sehr schade.

Denn eigentlich hatte ich mich auf eine Saga mit viel Flair (ähnlich der Ostpreußen-Trilogie von Ulrike Renk) gefreut. Das kam leider nicht so recht rüber, vielleicht auch, weil der Blick nur der Gesellschaftsschicht des Landadels galt. Die Angestell-ten des Gutes mit ihrem viel härteren Leben waren tatsächlich Nebenfiguren mit nur kleinen Rollen und von ihren Sorgen und Nöten wurde im Gegensatz zu denen der Protagonisten wenig bis nichts bekannt.

Dafür kamen die Verwirrspiele um Liebe, Hass und Eifersucht unter den gutbetuchten Herrschaften umso mehr zum Tragen. Ein großer Teil des Buches besteht aus Dialogen, aus Erläute-rungen von Gefühlen gegenüber anderen Personen – wie schon gesagt, der Fokus liegt eindeutig auf dem Beziehungsgeflecht. Wer das mag, wird an dem Buch definitiv seine Freude haben, denn schon allein die Dreiecksgeschichte um Carl, Leonhard und Adela birgt viel emotionalen Sprengstoff. Die weiteren Figuren und die zum Teil tragischen Wendungen tragen außerdem dazu bei, dass dieses Buch recht theatralisch daherkommt.

Mir persönlich fehlte in diesem Roman die Verbindung zwi-schen den Figuren und ihrer Heimat, das im Titel zu vermu-tende Flair einer Ostpreussen-Saga stellte sich leider nicht ein, auch wenn sich das Buch gut lesen ließ und durch viel Dramatik auch bis zuletzt spannend war.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Zwischen Liebe und Politik – das funktioniert in diesem Buch nicht so recht

Nächstes Jahr in Havanna
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Aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen wird in diesem Hörbuch auf Kuba geschaut. Zum einen begleitet man Marisol, deren Wurzeln in Kuba liegen, und die dorthin reist um – unter anderem – die Asche ...

Aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen wird in diesem Hörbuch auf Kuba geschaut. Zum einen begleitet man Marisol, deren Wurzeln in Kuba liegen, und die dorthin reist um – unter anderem – die Asche ihrer Großmutter in deren Heimat zu ver-streuen.

Zum anderen geht es im historischen Teil um Elisa, eine junge Frau aus wohlhabenden kubanischen Kreisen, die sich Ende der 1950er Jahre in einen Revolutionär verliebt und damit zwischen die Fronten ihres Landes gerät.

Zwei Sprecherinnen erzählen diese beiden Teile des Buches immer abwechselnd, ihre Stimmen passen aus meiner Sicht gut zur Geschichte und auch zum Alter der Protagonistinnen. Ein Lob an Anna Carlsson (Marisol) und Leonie Landa (Elisa) für ihre einfühlsame Sprechweise, die den Figuren Leben einhaucht.

Trotz des unheimlich interessanten Themas rund um die kuba-nische Revolution (Stichwort: Fidel Castro) konnte das Buch/ die Geschichte mich leider nicht so recht fesseln. Wo ich sonst im Auto gespannt lausche um keinen Satz zu verpassen, merkte ich hier, dass meine Gedanken immer wieder abschweiften und ich manches mehrfach hören und mich darauf konzentrieren musste, dabei und dran zu bleiben. Ich weiß nicht recht, woran es gelegen hat – vielleicht hätte es auch als Buch besser für mich funktioniert. Aber die gesprochene Fassung (wie gesagt – an den Sprecherinnen lag es NICHT) konnte mich im Tempo der Handlung und vom Stil her irgendwie nicht mitreißen.

Aus meiner Sicht passten auch die recht Herz-Schmerz-mäßige Liebesgeschichte und die Schilderungen der politischen Situa-tion nicht wirklich zusammen. Als könne sich das Buch nicht entscheiden, was es sein will – ein Liebesroman mit ein wenig historischem Hintergrund oder ein historisches, politisches Zeitgemälde mit eingebauter Lovestory. So richtig funktioniert hat dieses Schwanken zwischen Liebe und Politik für mich leider nicht. Denn für historisch Interessierte werden die Ent-wicklungen, die Wurzeln der Revolution und die Auswirkungen auf das heutige Kube wohl ein wenig zu oberflächlich abge-handelt. Frauen, die einen Liebesroman genießen wollen, ist es aber vielleicht zu viel Politik, die hier doch noch mit abge-handelt werden soll. Auch ich habe meine Rolle als Hörerin nicht so ganz gefunden und so blieb dieses Hörbuch für mich unrund. Das nächste Mal würde ich ein Buch mit politischem Hintergrund vielleicht doch eher lesen statt hören. Chanel Cleetons erster Teil ihrer Kuba-Saga konnte mich leider nicht recht überzeugen.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Die perfekte Sommerlektüre!

Sommer unter Sternen
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Was für ein super schönes Buch! Ich bin total begeistert von „Sommer unter Sternen“ – es hat mir sogar noch besser gefallen als das erste Buch der Autorin („Sommer in Atlantikblau“) letztes Jahr.

Dieser ...

Was für ein super schönes Buch! Ich bin total begeistert von „Sommer unter Sternen“ – es hat mir sogar noch besser gefallen als das erste Buch der Autorin („Sommer in Atlantikblau“) letztes Jahr.

Dieser Roman hat einfach alles, was einen guten Urlaubs-schmöker ausmacht:
• ein tolles und unverbrauchtes Setting auf Fire Island, einer langgezogenen Insel vor New York,
• eine rundum sympathische Heldin, die tatsächlich als alleinerziehende Mutter von dreijährigen Zwillingsmädchen zur Alltagsheldin wird,
• einen interessanten und gutaussehenden Mann, der Ecken und Kanten, aber (nach einer gewissen Annähe-rungsphase) auch Familiensinn hat,
• eine romantische Story, die wunderschön in das Setting eingearbeitet ist und
• ganz, ganz viel Sommerfeeling!

Am Anfang der Geschichte geht es zum großen Teil um Ella und die Umbruchssituation, in die sie durch die Trennung von ihrem Ehemann hineingeworfen wird. Eine sehr große Rolle spielen hier auch ihre zwei Mädchen - und ich bin sicher, jede Mutter, ob alleinerziehend oder nicht, wird sich an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen.

Nach und nach rücken die Kinder etwas in den Hintergrund und der Vorhang geht auf für die Love Story in diesem Buch. Obwohl sich die Schwerpunkte verschieben, hat man nie das Gefühl, im Buch einen Bruch zu verspüren. Es passiert einfach ganz natürlich, dass Ella ihren Fokus ein Stück weit von den Kindern weg zu einem (neuen) Mann verlegt. Trotzdem finde ich die Situationen nachvollziehbar und schlüssig geschildert. Ich hatte – und das passiert mir relativ selten – zu jeder Zeit das Gefühl, dass es eine runde Geschichte ist, die genau so richtig ist, wie sie erzählt wird.

Besondere Freude hat mir die Schilderung der Tortenbäckerei gemacht, denn hier hat man gemerkt, wieviel Liebe zur Handwerkskunst hinter Ellas Kreationen steckt. Es ist eben nicht einfach nur Teig kneten und backen – nein, es gehört viel mehr dazu.

Ein interessanter Aspekt war auch, dass im Buch trotz des insgesamt leichten Tons auch ernste Themen angesprochen werden. Der immense Leistungsdruck, in diesem Fall unter Sterneköchen, ist überzeugend geschildert und zeigt, wie sehr die ganze Branche dem Ideal des „Höher-schneller-weiter“ hinterher hechelt. Dass das Menschen kaputt machen kann, wird hier sehr deutlich dargestellt. Auch hier habe ich aber keinen Bruch zum leichten Stil des Buches festgestellt, sondern dieses Thema als bereichernd empfunden.

Kurz und gut:
Absolute Leseempfehlung für mein Sommerbuch des Jahres!!!