Unangepasst und voller Drang nach Kreativität – die frühen Jahre von Vivienne Westwood
Queen of FashionSie war das Enfant terrible der europäischen Modeszene, ihr Name steht für Unangepasstheit und schrille Kleidungsstücke: Vivienne Westwood. In diesem Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und ...
Sie war das Enfant terrible der europäischen Modeszene, ihr Name steht für Unangepasstheit und schrille Kleidungsstücke: Vivienne Westwood. In diesem Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ versucht Stephanie Holden, ihre Geschichte erlebbar zu machen.
Die wenigsten wissen, dass Vivienne Westwood nicht immer die Exzentrikerin war, als die sie schließlich in die Annalen der Modewelt einging. Zunächst war da eine junge Frau, die von ihrer Mutter das Nähen beigebracht bekommen hatte und die als Lehrerin arbeitete. Schließlich hatte sie nach der Trennung von ihrem Mann ein kleines Kind durchzubringen. Doch es zog sie in die Welt der Kunst. Über Freunde lernte sie den Studenten Malcolm kennen – mit dem sie künstlerisch zu Höhenflügen ansetzte und quasi den Punk erfand. Doch menschlich tat ihr dieser Mann alles andere als gut.
Leider konnte die Autorin mit ihrer Darstellung von Vivienne bei mir kein Verständnis für deren Entscheidungen und deren Festhalten an der Beziehung zu Malcolm auslösen. Zwar hat sie mit ihm zusammen die Grundsteine ihres Ruhms gelegt, dennoch dauerte es viele Jahre, bis sie sich von seinem Einfluss befreien konnte. Und selbst dann hat sie noch ordentlich Federn gelassen.
Ja, sie war ein Freigeist, der neuen Ideen gegenüber nicht nur aufgeschlossen war, sondern sie brauchte um ihre Kreativität entfalten zu können. Gerade im Hinblick auf ihre beiden Söhne (denn auch mit Malcolm bekam sie noch ein Kind) war sie oft hin und her gerissen zwischen Verantwortungsgefühl und ihrem Drang nach Freiheit und Kreativität. Da des öfteren Letzteres siegte, war das Umfeld, in dem die Kinder aufwuchsen, wohl von wenig Stabilität geprägt.
Trotz allem war Vivienne eine faszinierende Frau – und auch wenn man ab und zu den Kopf schüttelt über ihre Art, einen Laden zu führen oder Dinge völlig unabhängig von finanziellen Folgen zu entscheiden, muss man anerkennen, dass sie eine einzigartige Künstlerin war. In ihren späteren Jahren, als sie auf dem Zenit der Modewelt angekommen war und auch privat eine offensichtlich erfüllende Beziehung gefunden hatte, wandte sie sich mehr und mehr dem Umwelt- und Klimaschutz zu. Leider werden ihre späten Jahre im Roman recht kurz abgehandelt und auch ihre Beziehung zu Andreas (im Roman wird nicht einmal sein Nachname erwähnt!), einem Österreicher, mit dem sie bis zu ihrem Tod verheiratet war, wird kaum thematisiert. Klar – eine Beziehung, in der die Fetzen fliegen, macht in einem Buch mehr her als eine, die ohne größere Skandale auskommt. Dennoch – ich hätte gern noch mehr über die Frau erfahren, die sie in ihren letzten 20 Lebensjahren war, als sie schon den Status einer Ikone hatte.
Um einen Überblick über die Anfänge ihrer Karriere in der Modewelt zu bekommen, ist das Buch aber gut geeignet – auch wenn es aus meiner Sicht nicht wirklich in die Tiefe der Persönlichkeiten (sowohl Vivienne als auch Malcolm und so einige Nebenfiguren) dringt. Es ist unterhaltsam und stellt Viviennes Streben nach Anerkennung in der Modewelt sowie ihre privaten Schwierigkeiten mit ihrem Partner Malcolm McLaren in den Mittelpunkt.