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Veröffentlicht am 18.08.2020

Historischer Teil top, Gegenwartsteil Flop

Der Duft von weißem Burgunder
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Um sich auf eine Prüfung als Sommeliere vorzubereiten, fährt Kate nach Frankreich, wo sie Verwandte und Freunde hat. Ihre ehemalige Mitstudentin Heather ist in Frankreich „hängengeblieben“ und Kate hilft ...


Um sich auf eine Prüfung als Sommeliere vorzubereiten, fährt Kate nach Frankreich, wo sie Verwandte und Freunde hat. Ihre ehemalige Mitstudentin Heather ist in Frankreich „hängengeblieben“ und Kate hilft auf dem Weingut der Familie bei der Weinlese. Zusammen mit Heather räumt sie aber auch den Keller auf und macht dabei eine folgenschwere Entdeckung: ein geheimer Keller, in dem unzählige wertvolle Weine aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und davor lagern. Die Frauen wollen unbedingt herausfinden, wie es zu diesem geheimen Lager kam und was das für ihre Familiengeschichte zu bedeuten hat…

Parallel zu dieser Story in der Gegenwart erzählt die Autorin die Geschichte von Heléne, die als junges Mädchen in die Wirren des Zweiten Weltkriegs geriet. Überliefert ist, dass sie nach der Befreiung Frankreichs der Kollaboration mit den Deutschen angeklagt wurde. Doch das ist nur das traurige Ende einer Geschichte, die eigentlich vom Mut und der Entschlossenheit einer außergewöhnlichen jungen Frau erzählt.

Mir hatte es in diesem Roman besonders Heléne angetan. Ihre Geschichte ist spannend, ergreifend, zum Teil auch tragisch – und wunderbar erzählt von der Sprecherin. Sie hat mit ihrem zurückhaltenden Sprechstil das Wesen von Heléne hervorragend eingefangen und ihr viel Tiefe verliehen.

Etwas, das ich über die Geschichte in der Gegenwart leider nicht sagen kann. Beide Frauen (sowohl Kate als auch Heather) waren mir zu „amerikanisch“ dargestellt. Sie wirkten irgendwie nie richtig authentisch, ihre Aussagen/Sprache wirkten immer einen Tick aufgesetzt und übertrieben. Ich weiß nicht, ob die Sprecherin das bewusst so gelesen hat, aber es klang oft so überakzentuiert, zum Teil mit geheuchelter Begeisterung und damit ein wenig gestellt. Mich konnte diese Stimmung daher leider so gar nicht für die Gegenwarts-Geschichte einnehmen.

Den historischen Part dagegen fand ich, wie bereits geschrieben, wirklich sehr gelungen. Aus meiner Sicht wäre das auch Stoff genug für ein ganzes (rein historisches) Buch gewesen – das hätte mir mit Sicherheit besser gefallen als diese geteilte Geschichte. So kann ich insgesamt leider nur 3 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Unterhaltsames Buch in kleiner Mogelpackung

Die Strandvilla
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Sylt 1913. Moiken Jacobsen lebt mit ihrer 15jährigen Tochter Emma im abgeschiedenen Keitum. Die beiden Frauen sind das harte einfache Leben gewöhnt, denn Moikens Mann ist Seefahrer und kommt oft monatelang ...

Sylt 1913. Moiken Jacobsen lebt mit ihrer 15jährigen Tochter Emma im abgeschiedenen Keitum. Die beiden Frauen sind das harte einfache Leben gewöhnt, denn Moikens Mann ist Seefahrer und kommt oft monatelang nicht nach Hause. Moiken lebt in der ständigen Angst, dass ihr Mann vielleicht irgendwann gar nicht mehr heimkehren wird und ihm etwas zugestoßen ist.

In diesem Winter ist es soweit – in einem knappen Brief des Seefahrtsunternehmens erfährt Moiken, dass ihr Mann über Bord gegangen ist. Doch es kommt noch schlimmer. Bald da-rauf muss die junge Witwe erfahren, dass das Haus, in dem sie wohnen, noch immer ihrer verhassten Schwiegermutter gehört – die es zum Verkauf inseriert hat.

Hals über Kopf bricht ihr Leben über Moiken zusammen und sie muss das Haus räumen. Glücklicherweise jedoch gibt ihr Hotelier Theodor von Lengenfeldt eine Chance als Konditorin und sie kann zumindest auf Sylt bleiben. Doch genau das stürzt Moiken in zunehmend ausweglose Gewissenskonflikte. Theodor ist nicht nur an ihren Backwaren interessiert und offeriert ihr ein Leben als Hoteliersgattin. Gleichzeitig trifft Moiken ihre Jugendliebe Boy auf der Insel wieder, der ebenfalls immer noch Interesse an ihr bekundet. Moiken steht zwischen zwei Männern und einer pubertierenden Tochter…

Ich muss zugeben, ich fühlte mich vom Klappentext dieses Buches etwas auf die falsche Fährte gelockt. Der Klappentext setzt bei Ereignissen ein, die im Buch erst nach fast 200 Seiten eine Rolle spielen. Der restliche Inhalt wird im Klappentext in einer anderen Reihenfolge wiedergegeben, als er im Buch passiert. Das fand ich etwas ärgerlich.

Die Geschichte selbst ist schön erzählt und liest sich einfach mal so weg – man kann abtauchen in eine Welt, die an der Schwelle zum ersten Weltkrieg steht und deren noch glatte Oberfläche erste Risse zeigt. Immer wieder nimmt die Autorin auch die politische Situation ins Visier und lässt ihre Figuren über diese lange Gespräche führen, so dass der Leser einen Einblick in die Epoche bekommt. Das ist zwar nicht besonders subtil, da diese Gespräche im Roman mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben und deshalb schnell klar ist, dass diese nur der „geschichtlichen Verankerung“ dienen. Aber es zeigt auf, in welcher Situation sich Deutschland im Winter 1913/14 befand.

Auch das Ende des Buches ist für mich auch ein kleiner Kritikpunkt. Der Roman endete völlig abrupt, kaum eine Handlung war zu Ende erzählt und so fing ich an, wild das Nachwort durchzublättern und den Einband nochmal zu untersuchen, ob es sich um eine Reihe handelt und ich diesen Hinweis übersehen hatte. Ganz unscheinbar im letzten Absatz des Nachworts fand sich dann endlich der Hinweis, dass es einen zweiten Teil geben wird. Dennoch fühlte ich mich nach dem Ende sehr unbefriedigt. Es sollte wohl ein Cliffhanger sein, aber dieser kommt so aus der Kalten heraus, dass man sich mehr ärgert als dass man neugierig wird.

Mich konnte das Buch trotzdem gut unterhalten, auch wenn ich sagen muss, dass es einfach eine typische historische Inselgeschichte ist, von denen ich schon einige gelesen habe. Von den anderen Büchern hebt sie sich weder in den Figuren noch in der Handlung ab und so wird sie mir wohl leider nicht in besonderer Erinnerung bleiben.

Für Leser, die einen kurzweiligen und unterhaltsamen Ausflug an die Nordsee machen wollen, ist sie aber gut geeignet – wenn man sich bewusst ist, dass man auch noch Band zwei lesen muss, um zu erfahren, wie Moikens Weg in ein neues Leben verläuft.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Ich brauchte etwas Durchhaltevermögen

Die Toten von Inverness
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„Die Toten von Inverness“ erzählt einen spannenden Kriminalfall, ohne Zweifel. Auch als Verfilmung könnte ich mir dieses Buch sehr gut vorstellen. Aber um es vorwegzunehmen: ich bin der Meinung, man hätte ...

„Die Toten von Inverness“ erzählt einen spannenden Kriminalfall, ohne Zweifel. Auch als Verfilmung könnte ich mir dieses Buch sehr gut vorstellen. Aber um es vorwegzunehmen: ich bin der Meinung, man hätte diese Story auch gut und gerne auf 100 Seiten weniger erzählen können.

Es ermittelt die Kommissarin Monica Kennedy – mit fast 1,90 m eine wahre Hünin, die ihren männlichen Kollegen schon aufgrund ihrer körperlichen Präsenz ordentlich Respekt einflößt. Monica hat eine Tochter, Lucy, die sie allerdings aufgrund ihres Jobs viel zu oft vernachlässigt und statt dessen ihre Mutter einspannt, um die Kleine zu betreuen. Hier bin ich auch schon bei einem meiner persönlichen Kritikpunkte: Dadurch, dass Monica ihre Arbeit ständig ihrer kleinen Tochter vorzieht, wurde sie für mich als Leser zu einer Figur, der ich wenig Sympathie entgegenbringen konnte. Zwar wird ihr innerer Konflikt oft thematisiert und auch, wie schwer es ihr fällt, ihrer Kleinen immer wieder sagen zu müssen, dass Oma sich um sie kümmern wird – aber letztlich entscheidet sie sich in jeder Situation gegen das Mädchen und für ihre Arbeit. Sogar im Showdown trifft sie, was dieses Thema angeht, eine für mich absolut nicht nachvollziehbare Entscheidung. Das konnte ich ihr irgendwie nicht verzeihen und Monica war für mich keine Buchheldin, mit er ich mitgefiebert habe.

Dazu kam, dass aus meiner Sicht teilweise recht ausschwei-fend erzählt wird – ich brauchte etwas Durchhaltevermögen. Mein Test ist immer, mal für ca. 5-10 Seiten nur die ersten zwei, drei Sätze eines Absatzes zu lesen sowie die persönliche Rede und dann zu schauen, ob ich der Handlung noch folgen kann. Konnte ich ohne Probleme. Also: für mich zu ausschweifend erzählt mit viel „drumrum“, wo man – gerade in einem Krimi – doch eher auf den Punkt kommen sollte.

Der Fall an sich war aber gut gestrickt und in sich schlüssig, auch die falschen Fährten waren gut gelegt, so dass ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, wer denn nun tatsächlich der Mörder ist. Was mich aber etwas irritierte, war die Sache mit den schwarzen Steinen, die man jeweils im Hals der Opfer fand und den Bisswunden. Zwar wird der Zusammenhang am Schluss aufgeklärt, aber meines Wissens wird die Motivation des Täters dafür nicht so recht deutlich. Ebenso ging es mir mit den Bissspuren. Man erfährt letztlich wo sie herkommen, aber die Motivation dafür blieb mir rätselhaft. Ich hatte eher den Eindruck, hier wurde etwas konstruiert, um den Fall zu Beginn des Buches besonders spektakulär wirken zu lassen.

Wenn ich nun abwäge und die solide Struktur und die interessante Entwicklung der Story gegen den etwas ausufernden Erzählstil und meine Abneigung gegen die Protagonistin stelle, komme ich im Ergebnis auf passable drei Sterne.

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Veröffentlicht am 13.11.2019

Zwei Bücher in einem

Die Schuld jenes Sommers
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Bath, England, 1942: Mitten in den Wirren des 2. Weltkriegs gerät die Welt der 32-jährigen Frances aus den Fugen. Bei der Bombardierung der Stadt verschwindet der 6jährige Davy, auf den sie an diesem Abend ...

Bath, England, 1942: Mitten in den Wirren des 2. Weltkriegs gerät die Welt der 32-jährigen Frances aus den Fugen. Bei der Bombardierung der Stadt verschwindet der 6jährige Davy, auf den sie an diesem Abend aufpassen sollte. Doch statt sich nach dem Bombenangriff auf die Suche konzentrieren zu können, sucht sie ein weiterer Schicksalsschlag heim: In einem Bombenkrater wird das Skelett eines Mädchens gefunden – ihre Freundin Bronwyn, die vor langer Zeit im Alter von nur 8 Jahren spurlos verschwand. Das erschüttert Frances zutiefst, denn man ging damals von einem Mord aus, ein mutmaßlicher Täter wurde hingerichtet. Doch insgeheim hegte Frances immer Zweifel daran, dass der richtige Täter gefasst wurde. Während sie versucht, Davy zu finden, taucht sie gleichzeitig immer tiefer in den Kriminalfall von damals ein und versucht die Wahrheit über den Mord an ihrer besten Freundin herauszufinden.
Das Besondere dieses Buches ist aus meiner Sicht gleichzeitig auch seine Schwäche: hier werden zwei ebenbürtige Handlungsstränge zu einer Geschichte verwoben. Für meine Begriffe gelingt das aber nicht wirklich gut. Da der Vermisstenfall Davy und auch der Mordfall Bronwyn beide das Potential hätten, den Plot zu tragen, entsteht eine gewisse Konkurrenz, die das Buch für mich zerrissen erscheinen lässt. Ich fühlte mich als Leser oft hin und hergerissen zwischen den beiden Handlungssträngen und das hat meine Lesefreude etwas getrübt. Zwei Bücher in einem – aber nicht immer ist so ein Doppelpack das Nonplusultra.

Dazu kam, dass ich die Geschichte etwas zu ausführlich erzählt fand. Man hätte hier vieles straffen können, um zu einem rasanten Spannungsroman zu kommen – so wirkte er über weite Teile behäbig.

Man merkt also schon – ich wurde nicht so richtig warm mit diesem Buch. Auch wenn durch die eingestreuten Rückblenden in die Zeit kurz vor Bronwyns Tod eine gewisse Spannung und Dynamik entstand, empfand ich den Roman doch insgesamt als etwas langatmig (wer detailreich erzählte Geschichten mag, wird das vielleicht anders sehen). Ich muss zugeben, dass ich einige Passagen dann nur noch quergelesen habe. Die Figuren waren mir durchweg nicht besonders sympathisch – einzig die patente Pam war eine Ausnahme für mich. Sie war erfrischend anders und strahlte Herzenswärme in ihrer Beziehung zu Frances aus.

Tja...was soll ich sagen... nicht gerade ein Glücksgriff für mich, dieser Roman. Und ich habe lange überlegt, ob ich ihm 2 oder 3 Sterne geben soll angesichts meiner vielen Kritikpunkte. Letztlich überzeugte mich aber die umfassende „Verarbeitung“ der Kriminalgeschichte, die für mich keine Fragen offenließ und ich habe auf 3 Sterne aufgerundet.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Kämpferische Frauen

Die Frauen vom Nordstrand - Eine neue Zeit
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„Die Frauen vom Nordstrand – Eine neue Zeit“ erzählt von drei jungen Frauen Anfang der 1950er Jahre in St. Peter an der Nordsee. Hauptfigur Anni ist patent und voller Tatendrang, um das Hotel ihres Vaters ...


„Die Frauen vom Nordstrand – Eine neue Zeit“ erzählt von drei jungen Frauen Anfang der 1950er Jahre in St. Peter an der Nordsee. Hauptfigur Anni ist patent und voller Tatendrang, um das Hotel ihres Vaters in eine neue Ära zu führen. Mit ihrem besten Freund Hans, der seit dem Krieg im Rollstuhl sitzt, macht sie aus dem leicht angestaubten Haus ein Kleinod. Durch Zufall lernt sie Lehrerin Edith kennen. Die neue Landärztin Helena komplettiert das Damen-Kleeblatt.

Die Frauen müssen sich durch viele Widrigkeiten kämpfen. Eine ungewollte Schwangerschaft von einem Mann, der schließlich eine andere heiratet. Eine unglückliche Ehe mit einem Spieler und Trinker. Ein Kind, das der alleinerziehenden Mutter weggenommen wurde. Mehrere Todesfälle. Usw.

Alle drei Frauen sind sehr fortschrittlich eingestellt, mitunter sogar sehr emanzipiert und kämpfen äußerst deutlich für ihre Rechte und ihre Selbstbestimmung. Leider tun sie das mitunter so plakativ, dass ich mich etwas schwergetan habe mit den Mädels…

Das Buch, das der Auftakt zur sogenannten „Seebad-Saga“ ist, greift sehr viele – auch komplexe und tragische – Themen auf. Von Depression über Demenz, gewalttätige (Ehe-)Männer, Vergewaltigung, verbotene Schwangerschaftsabbrüche, entzogenes Sorgerecht für Kinder, alleinerziehende Frauen in der Nachkriegszeit, Todesfälle bis hin zu Spielsucht, Alkoholismus und sogar missbrauchte und verstümmelte KZ-Insassen ist auf gut 360 Seiten alles dabei. Und genau das sehe ich als Problem an diesem Buch: ich finde es zu überfrachtet mit tiefgreifenden Themen, die (natürlich!) in diesem überschaubaren Rahmen nur sehr oberflächlich behandelt oder angerissen werden können.

Schon allein Helenas Geschichte rund um zwei misshandelte KZ-Insassinnen hätte ein Buch für sich allein werden können – dann vielleicht auch in der Tiefe und Einfühlsamkeit, die ich mir für diesen Handlungsstrang gewünscht hätte. Leider kann durch die Vielzahl an Themen keines wirklich in der ihm gebührenden Weise dargestellt werden.


Ohne Frage, das Buch liest sich weg wie nix und bietet einen guten Unterhaltungswert. Mir persönlich allerdings blieben die Figuren zu stereotyp und die Probleme wurden für meine Begriffe zu oberflächlich abgehandelt. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen. Daher kann ich für diesen Roman nicht mehr als 3 Sterne vergeben.