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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2017

Die Braut gab’s im Buch, die Rüben nicht…

Braut und Rüben
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…und damit weiß man schon, dass der Titel letztlich nur darauf aufmerksam machen soll, dass die Geschichte dieses Buches auf dem Land spielt. Wobei ich sagen muss: ich fand dieses Wortspiel im Titel witzig ...

…und damit weiß man schon, dass der Titel letztlich nur darauf aufmerksam machen soll, dass die Geschichte dieses Buches auf dem Land spielt. Wobei ich sagen muss: ich fand dieses Wortspiel im Titel witzig und auch das Cover passt schön dazu – das waren die ausschlaggebenden Gründe, diesen Roman in die Hand zu nehmen.

Ich habe mit dem Buch mein Ziel erreicht: kurzweilige Unterhaltung ohne groß drüber nachdenken zu müssen. Manchmal braucht man sowas einfach. Und das bietet das Buch auch. Allerdings musste ich über diverse Szenen hinwegsehen, in denen mir einfach zu offensichtlich war, worauf es hinauslaufen wird. Beispiel: als Protagonistin Lizzie (heißt man auf dem Land wirklich so?) sich in jeder zweiten Szene einredet, der neue Gast habe ja – wie der Dorftratsch berichtet – psychische Probleme und Suizidgedanken. Der geneigte Leser weiß spätestens, als sie das zum dritten Mal betont: hier stimmt was nicht! Das ist doch nur das Vorspiel einer Verwechslungskomödie… Viele Entwicklungen waren sehr weit vorhersehbar, das hat das Lesevergnügen ein bisschen getrübt.

Wenn man aber über diese dramaturgischen Schwächen hinwegsieht, kann man den Roman wirklich sympathisch finden. Alltag aus – Geschichte an, dann passt das schon. Für ein Highlight – auch der leichten Unterhaltungslektüre - war es mir aber zu wenig, deshalb kann ich guten Gewissens „nur“ 3 Sterne vergeben. Die aber nicht heißen sollen „Finger weg vom Buch!“ sondern eher „Bitte drüber nachdenken, ob Sie mit Vorhersehbarkeit und einigen Kalauern leben können“.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Dunkle Familiengeheimisse im australischen Queensland – spannend!

Das Rosenholzzimmer
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Von dem titelgebenden „Rosenholzzimmer“ sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. In dem Zimmer passiert nämlich nichts Außergewöhnliches, außer dass Audrey dort alte Fotos findet, die sie auf die ...

Von dem titelgebenden „Rosenholzzimmer“ sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. In dem Zimmer passiert nämlich nichts Außergewöhnliches, außer dass Audrey dort alte Fotos findet, die sie auf die Spur des Familiengeheimnisses führen, welches das alte Landhaus „Thornwood House“ umgeben. Audrey hat es von ihrem verstorbenen früheren Partner Tony geerbt und sich entschieden, mit ihrer 11jährigen Tochter Bronwyn (ein Name, den ich noch nie vorher gehört habe) aus der Metropole Melbourne ins ländliche Queensland zu ziehen. Im Original heißt das Buch im Übrigen „Thornewood House“ – ein Titel, der meines Erachtens viel besser zu dem Buch passt. Warum muss denn der Titel eingedeutscht werden, wenn er so treffend ist? In anderen Bereichen wird ver-englischt, was das Zeug hält – hier ist es aus unerfindlichen Gründen anders herum.

Wie auch immer, das Buch hat mich auf jeden Fall gut unterhalten. Es ist nicht nur eine spannende Familiengeschichte, sondern fast schon ein Kriminalroman und besitzt auch durchaus Thrillerelemente. Das tut der Geschichte gut und hebt sie von den vielen, vielen Büchern ab, die sich um ähnliche Familiengeheimnisse drehen. Am Schluss wurde es sogar richtig dramatisch!

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und fand die Aufteilung auf drei Sprecher gut und abwechslungsreich. Der Teil, der in der Gegenwart spielt, hebt sich dadurch ab von dem historischen Teil und die Hauptpersonen (Audrey in der Gegenwart, Aylish und Samuel in den 30er und 40er Jahren) bekommen jeweils eine eigene Stimme. Sehr schön umgesetzt!

Ein paar Kleinigkeiten haben mich gestört, so z. B. dass Audrey quasi im Handumdrehen Gebärdensprache gelernt hat, um sich mit einem der neuen Nachbarn (und Vater einer Klassenkameradin von Bronwyn) verständigen zu können. Unrealistisch… Aber sei’s drum – die Geschichte hält einen über die gesamte Länge von 12 Stunden bei der Stange und damit hat sie auf jeden Fall vier Sterne verdient!

Veröffentlicht am 27.04.2017

Was für ein Knaller-Ende!

Die Springflut
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Ich war mir sicher: dieser Krimi ist gut, packend geschrieben und reiht sich ein in die vielen 4-Sterne-Krimis, die ich schon gelesen habe. Bis kurz vor Schluss. Als sich der Gedanke im Hinterkopf meldete, ...

Ich war mir sicher: dieser Krimi ist gut, packend geschrieben und reiht sich ein in die vielen 4-Sterne-Krimis, die ich schon gelesen habe. Bis kurz vor Schluss. Als sich der Gedanke im Hinterkopf meldete, ob denn wohl wirklich alle losen Enden noch einmal aufgegriffen und zumindest mit einem plausiblen Abschluss versehen werden und ich schon überlegte, ob ich ansonsten nicht doch noch ein Sternchen abziehen müsste, passierte es: nicht nur, dass mein „loses Ende“ aufgegriffen wurde, nein, es gab sogar eine riesige Überraschung (mit der ich absolut nicht gerechnet hätte). Nun sind es 5 Sterne. Definitiv.

Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne dem Buch die Spannung zu nehmen. Ich kann nur sagen, ich war wirklich begeistert, wie das Autoren-Duo hier für ein Knaller-Ende sorgt.

Ansonsten hat dieser erste Band der Reihe um die Polizeianwärterin Olivia Rönning und den tief gesunkenen Ex-Kommissar Tom Stilton alles, was man sich als Leser wünscht. Olivia ist eine junge, motivierte, aber auch noch ein wenig unsichere Protagonistin. Ich fand es sehr überzeugend dargestellt, wie sie manchmal fast übers Ziel hinausschießt und absolut fasziniert ist davon, dass sie tatsächlich maßgeblich zur Lösung eines Falls beitragen kann,aber andererseits – konfrontiert mit den dunklen Seiten des Polizistendaseins – verunsichert und eingeschüchtert wird. Die starken Nebencharaktere wie Mette, Marten oder Abbas geben ihr Halt. Und so wächst eine „Ermittlerfamilie“ zusammen, die man gern in weiteren Bänden wiedersehen (bzw. –lesen) möchte.

Tom Stiltons Rolle ist irgendwie noch ein wenig verschwommen in diesem ersten Band, da man nicht weiß, wie er sich als Mensch weiterentwickelt und ob er aus seiner derzeitigen Situation wieder herausfindet (bzw. dies überhaupt will). Auch hier möchte ich nicht zuviel verraten und belasse es bei diesen Andeutungen. Wer Fragen hat, kann sie gern per Mail stellen…

Für mich war es jedenfalls ein Genuss, dieses Buch zu lesen – man merkt, wie gut die Drehbuchautoren Cilla & Rolf Börjlind ihr Handwerk verstehen. Zum Glück gibt es mittlerweile schon drei weitere Bände, da habe ich noch weiteres Futter

Veröffentlicht am 20.04.2017

Ein sympathischer Ermittler und ein neues Urlaubsziel :-)

Cyrus Doyle und der herzlose Tod
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Endlich mal wieder ein ganz normaler Ermittler! Ohne Ticks, ohne traumatische Vorgeschichte, ohne polarisierendes Wesen - einfach nur ein sympathischer Typ, der sich gerade von seiner Freundin getrennt ...

Endlich mal wieder ein ganz normaler Ermittler! Ohne Ticks, ohne traumatische Vorgeschichte, ohne polarisierendes Wesen - einfach nur ein sympathischer Typ, der sich gerade von seiner Freundin getrennt hat. Na gut, ein Laster scheint er doch zu haben und das sind attraktive Frauen – denn besonders in der zweiten Hälfte des Buches fand er irgendwie alle Frauen, mit denen er zu tun hatte, ganz toll. Und das, obwohl er gerade erst eine neue Freundin gefunden hatte…

Jedenfalls war es im Großen und Ganzen sehr angenehm, mit Cyrus Doyle auf Mörderjagd zu gehen. Der Fall war anfangs gut konstruiert und hat mich zunächst gut durchdacht auf die falsche Fährte gelockt. Allerdings habe ich nach ca. 2/3 des Buches dann doch ahnen können, wer für die Morde verantwortlich ist (ich kann aber nicht sagen, wieso, denn eigentlich deutete nicht wirklich etwas darauf hin – es war wohl nur die berühmt-berüchtigte weibliche Intuition). Dass die Spannung damit für mich nicht ganz bis zum Schluss gehalten werden konnte, ist für mich ein kleines Manko.

Das wird aber durch einen anderen Punkt wieder wettgemacht: die wunderbaren Beschreibungen Guernseys. Bisher war ich weder mit der Insel selbst noch ihren Sehenswürdigkeiten oder ihrer Geschichte vertraut, aber alles wurde in das Buch eingeflochten. Teilweise, das muss ich schon sagen, war es fast ein Reiseführer. Aber das ist ja der neue Trend bei Kriminalromanen – ermitteln, wo andere Urlaub machen Bei mir steht nun auf jeden Fall ein neues Urlaubsziel auf der To-visit-Liste. Und damit hat der Autor doch schon mal viel erreicht. Aus seinen Beschreibungen spricht jedenfalls die Liebe zu dieser Insel, die für deutsche Urlauber wohl noch so etwas wie ein Geheimtipp ist.

Deshalb würde ich den Roman auch nicht nur Krimifreunden empfehlen, sondern vor allem auch Lesern mit Fernweh.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Wunderbar erzählter historischer Roman mit leiser Melancholie, aber auch Leidenschaft

Die zwei Leben der Florence Grace
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Florence Grace ist eine mehr als gebührende Nachfolgerin für Amy Snow! Ich finde diesen Roman sogar noch besser als das erste Buch der Autorin – und auch das hatte mich schon gefesselt. Aber Florence ist ...

Florence Grace ist eine mehr als gebührende Nachfolgerin für Amy Snow! Ich finde diesen Roman sogar noch besser als das erste Buch der Autorin – und auch das hatte mich schon gefesselt. Aber Florence ist eine tolle junge Frau, die sämtlichen Widerständen zum Trotz ihren Weg geht. Und ich habe sie gern dabei begleitet, mitunter auch gewünscht ich könnte ihr beistehen in den schwierigen Zeiten, die sie durchmachen muss, bis sie ganz zu sich selbst findet. Aber Florence beweist Tatkraft und Leidenschaft, die man als Leser gern mit ihr teilt.

Wir lernen Florence als Florrie Buckley kennen, in ihrem ersten Leben – als wildes Kind der Moore in Cornwall. Nach dem Tod ihrer engsten Familienmitglieder nehmen entfernte Verwandte sie in London auf – Florence wusste nicht, dass ihre Mutter in Wahrheit eine verstoßene Frau aus sehr guten Verhältnissen war. Dies ist der Beginn ihres zweiten Lebens. Doch die neue Familie begegnet ihr zum größten Teil mit Misstrauen, teilweise sogar Verachtung. Florrie geht durch harte Zeiten, in der ihr nur ihre beiden Cousins Sanderson und Turlington zur Seite stehen. Aber nach und nach wird aus ihr Florence. Florence Grace. Trotzdem hinterfragt sie, ob dieser Weg tatsächlich IHR Weg sein sollte und trifft einige unkonventionelle und moderne Entscheidungen - ein Wagnis in der viktorianischen Zeit.

Schon bei ihrem Erstlingswerk „Die Reise der Amy Snow“ habe ich den Schreibstil von Tracy Rees bewundert, aber in diesem zweiten Buch scheint sie ihn noch zu vervollkommnen. Der Autorin ist etwas Wundervolles gegeben: die Geschichte in genau den richtigen Worten zu erzählen. Der Stil passt zum historischen Gesamtbild, aber gleichzeitig können wir „modernen Leser“ etwas damit anfangen. Die Bilder, die Tracy Rees erweckt, sind zum Teil poetisch („Diesem Ort wohnte ein tiefer Ernst inne“), zum Teil aber auch erstaunlich realistisch.

Florence auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten war für mich ein echtes Lesevergnügen!