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Veröffentlicht am 28.09.2021

Ein großes Familienepos, das unheimlich fesselt  

Die Hafenschwester (3)
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 Der dritte Teil der „Hafenschwester“-Reihe führt die Familiensaga zu einem fulminanten Abschluss. Wir begleiten Martha, Paul sowie ihre Kinder und Enkel in der Zeit zwischen 1920 und dem Ende des Zweiten ...

 Der dritte Teil der „Hafenschwester“-Reihe führt die Familiensaga zu einem fulminanten Abschluss. Wir begleiten Martha, Paul sowie ihre Kinder und Enkel in der Zeit zwischen 1920 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In dieser Zeit ist die Geschichte der Familie Studt von großen Einschnitten und von vielen Veränderungen geprägt, von Verlusten, aber auch von glücklichen Zeiten zwischendurch.

 

Dieser letzte umfangreiche Band erzählt einen großen Zeitabschnitt, was die Geschichte abwechslungsreich und dynamisch macht. Im Mittelpunkt steht nun nicht mehr nur Martha, sondern vor allem sind es ihre Kinder Rudi, Alfred und Ella, die in den Fokus rücken. Und die Autorin hat die Werdegänge der Kinder so gestrickt, dass man als Leser die gesellschaftlichen Umstände und z. T. auch Zwänge hautnah miterlebt. Deshalb muss ich hier vor allem Melanie Metzenthin ein großes Lob dafür aussprechen, wie sie die Geschichte konstruiert hat. Nichts wirkt unglaubwürdig und trotzdem entwickelt sich eine äußerst komplexe Geschichte, in der viele kleine Rädchen ineinander greifen und zu einem großen Ganzen werden.

 

Am meisten beeindruckt hat mich der Lebensweg von Alfred, genannt Fredi, der als Kriminalkommissar bei der Hamburger Polizei im aufkommenden Nationalsozialismus bald keine klare Position mehr beziehen kann. Dass er das NS-Regime verabscheut, kann er nicht offen sagen und so verstrickt er sich in eine Lügengeschichte, bei der er immer mit einem Bein im KZ steht. Nach außen hin gibt er das linientreue Parteimitglied, während er hinter den Kulissen ein Netzwerk aufbaut, das politisch Verfolgte rettet. Die Entscheidungen, die er treffen muss um seine Familie zu schützen, sind oft zweischneidig. Dennoch gelingt es der Autorin, seine Figur als charakterstark und sympathisch darzustellen. Natürlich klingt das ein wenig nach Klischee, der starke Widerstandskämpfer, der am Schluss sogar seine Karriere opfert, um andere nicht zu verraten… aber seine Figur hat trotzdem Facetten und wirkt nicht einfach nur glatt oder stereotyp.

 

Neben den Geschehnissen, in die die Familie verstrickt ist, spielt natürlich insbesondere das politische und gesellschaftliche Umfeld eine große Rolle und hier entfaltet sich ein weiteres großes Talent der Autorin: sie stellt diese Zusammenhänge eingebettet in ihre Geschichte so nachvollziehbar dar, dass man das Gefühl hat, Geschichte mitzuerleben und mittendrin zu sein in dem jeweiligen Zeitgefühl. Seien es die Ängste der Figuren bei der Bombardierung Hamburgs oder die wirtschaftliche Situation weit vorher in der Weltwirtschaftskrise – überall ist man mittendrin und erlebt die Zeit authentisch mit.

 

Für mich persönlich ist die „Hafenschwester“-Trilogie eine der besten historischen Reihen, die der deutsche Unterhaltungs-Buchmarkt zu bieten hat. Nirgendwo sonst wird Geschichte so lebendig dargestellt, nirgendwo sonst werden politische Zusammenhänge so nachvollziehbar vermittelt. Ich kann an dieser Stelle nur sagen: scheut euch nicht vor den dicken „Wälzern“! Ihr werdet diese Bücher lieben!

 

 

 

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Durch die 70er mit den Wunderfrauen

Die Wunderfrauen
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Mit den „Wunderfrauen“ Luise, Helga, Marie und Annabel sind wir schon durch die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gereist, nun sind die Frauen reifer geworden, stehen in der Mitte ihres Lebens ...

Mit den „Wunderfrauen“ Luise, Helga, Marie und Annabel sind wir schon durch die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gereist, nun sind die Frauen reifer geworden, stehen in der Mitte ihres Lebens und erleben die revolutionären 70er.

 

Alle sind mittlerweile fest in ihrem Leben verwurzelt, die Kinder werden groß und dennoch gibt es immer wieder neue Herausforderungen für die vier ganz unterschiedlichen Frauen.

 

Wie schon in den Vorgängerbänden vermittelt Stephanie Schuster ein sehr lebendiges und authentisches Gefühl des Jahrzehnts, über das sie schreibt. Auch bedeutende Ereignisse, wie in diesem Fall die terrorgeprägten Olympischen Spiele in München, bindet sie mit ein. Nicht so, dass es vordergründig wäre, aber so geschickt, dass man sich völlig in diese Zeit „fallen lassen“ kann.

 

Die Erzählweise des Buches bzw. in meinem Fall des Hörbuches wechselt auch diesmal wieder zwischen den Perspektiven der Frauen hin und her. Das bringt Abwechslung in das Buch und ist dennoch so gut strukturiert, dass man den Geschichten der Frauen ohne Probleme folgen kann. Das ist mir auch schon in den ersten beiden Bänden positiv aufgefallen.

 

Nur ein einziges kleines Manko habe ich entdeckt und das war das Ende der Geschichte um die Wunderfrauen. In einem spektakulären Finale gehen sie zusammen ein sehr großes Wagnis ein, das im ungünstigsten Fall sogar tödlich enden könnte (mehr möchte ich hier nicht verraten). Ich konnte jedoch nicht ganz nachvollziehen, dass die vier Frauen das für diese Person tun würden – es passte auch irgendwie nicht zu ihren bisherigen, doch recht vernunftgesteuerten Verhaltensweisen. Das war mir ein wenig „zu viel“.

 

Ansonsten war aber auch dieser finale Band wieder ein großes Hörvergnügen, den ich mit bestem Gewissen weiterempfehlen kann!

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Ein Leben für die Liebe – ohne Netz und doppelten Boden

Frau von Goethe
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Christiane Vulpius war eine faszinierende Frau. Was sie für ihr Lebensglück in Kauf genommen hat, kann man gar nicht hoch genug ansehen in der damaligen Zeit. Im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert war ...

Christiane Vulpius war eine faszinierende Frau. Was sie für ihr Lebensglück in Kauf genommen hat, kann man gar nicht hoch genug ansehen in der damaligen Zeit. Im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert war eine Frau nur dann „abgesichert“, wenn sie von einem Mann geheiratet wurde, der die Familie ernähren konnte.

Nun war ihr Geheimrat Goethe, in den sie sich als junge Frau Hals über Kopf verliebte, wahrlich nicht arm. Aber er glaubte nicht an die konventionelle christliche Lehre und somit auch nicht daran, dass eine Ehe nur dann eine Ehe ist, wenn sie mit einer Heiratsurkunde besiegelt ist. Von Anfang an machte er Christiane klar, dass er sie nicht heiraten würde. Und sie akzeptierte das. Das könnte man absolut naiv nennen – oder aber mutig. Denn das, was zwischen Goethe und seiner Christiane war, scheint wirklich echte Liebe gewesen zu sein. Er ließ sie und ihre Verwandten (Tante und Schwester) mit bei sich einziehen, sorgte für ihre Liebsten und bekam mit Christiane auch Kinder. Nur die Heiratsurkunde musste sich Christiane „abschminken“.

Nun war das Leben in „wilder Ehe“ damals wirklich kein Zuckerschlecken für eine Frau. Christiane wurde verunglimpft, verspottet, ihr blieben viele Türen verschlossen. Hinter ihrem Rücken wurde sie beschimpft, aber manche machten sich gar nicht erst die Mühe, dies hinter ihrem Rücken zu tun. Doch Christiane legte sich ein dickes Fell zu und hielt es aus. Das muss damals wirklich echte Liebe gewesen sein, denn die Opfer, die sie dafür brachte, waren groß. Nicht nur das Gerede der Leute – sie war ja auch in keinster Weise abgesichert.

Wenn Goethe etwas passiert wäre, hätte sie mittellos dagestanden. Und ohne Dach über dem Kopf, denn sie hätte ja das Haus am Frauenplan oder das Gartenhaus an der Ilm im Park von Weimar nicht erben können. Zwar versuchte Goethe Vorkehrungen zu treffen, er erkannte auch den gemeinsamen Sohn als legitimes Kind an, aber er war bei diesen „Absicherungen“ immer von der Gnade seines Dienstherrn, des Herzogs, abhängig. Wenn es dort eine Machtverschiebung gegeben hätte – was zu damaliger Zeit doch öfters vorkam, wäre trotz allem guten Willen all dies umsonst gewesen.

Und noch etwas muss man Christiane zugute halten: mit einem Mann wie ihrem „Dichterfürsten“ muss man auch umgehen können… so wie das Buch ihn schildert, scheint er mitunter ein recht sprunghafter Charakter gewesen zu sein – schnell von etwas begeistert, ohne zu durchdenken, was eine Entscheidung auf längere Sicht für Konsequenzen hat. So kaufte er schon mal die eine oder andere Immobilie, die sich im Nachhinein als unnütz herausstellte und war drauf und dran, seinen ganzen (großen) Hausstand umzusiedeln – ob es ihnen nun gefiel oder nicht – weil er sich z. B. einbildete, das Landleben würde ihnen besser bekommen als das in Weimar.

Auch war er mit zunehmendem Alter immer empfindlicher, ließ Christiane öfters allein um in Ruhe arbeiten zu können, zeigte gleichzeitig hypochondrische Züge und war eben „eine Künstlerseele“. Damit muss man erstmal umgehen können – und sich dafür selbst zurücknehmen, obwohl man wenig Gegenleistung dafür erhält – und schon gar keine Heiratsurkunde.

Erst sehr spät, nach einem einschlägigen Erlebnis, heiratet Goethe seine Christiane doch noch. In einer – wie es seinem Naturell entspricht – Nacht- und Nebelaktion.

Wie gesagt – Christiane ist eine faszinierende Frau und es war höchst interessant, hinter die Fassade des Goethe’schen Haushalts zu blicken auf die Frau, die dem großen Dichter zeit ihres Lebens den Rücken freihielt und gleichzeitig den Rücken stärkte. Vielleicht wäre Goethe nie eine solche „Institution“ geworden, wenn er Christiane nicht gehabt hätte – die starke Frau an seiner Seite. Packend geschrieben und emotional erzählt!

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Eine wunderschöne Liebeserklärung an Afrika

Löwenherzen
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„Second gear low – go go go!“ Ja, mit so einem alten Landrover muss man eben bestimmte Regeln beachten. Dafür bringt „Ellie“ unsere beiden Afrika-Reisenden aber auch (meist) zuverlässig durch das oft unwegsame ...

„Second gear low – go go go!“ Ja, mit so einem alten Landrover muss man eben bestimmte Regeln beachten. Dafür bringt „Ellie“ unsere beiden Afrika-Reisenden aber auch (meist) zuverlässig durch das oft unwegsame Gelände. Und zwischenzeitlich sind Gesa und ihr Lebenspartner Frank ja auch keine Anfänger mehr – nach ihrer Ausbildung zu Safari-Guides und diversen Zusatzkursen kennen sie sich aus in Afrika und fühlen sie sich gut vorbereitet auf ihre Reise quer durch 3 Staaten – Botswana, Namibia und Sambia.

Und uns nehmen sie mit! Das ist nicht einfach so dahingesagt, nein, ich meine das wörtlich – denn als Leserin fühlt man sich wirklich mittendrin statt nur dabei! Gesa hat eine wunderbare Art ihre Erlebnisse zu schildern (das war mir schon bei „Frühstück mit Elefanten, ihrem Erstlingswerk, aufgefallen). Und so ist es, als würde man neben ihr am Lagerfeuer sitzen, mit ihr im schmalen Boot das Okavango-Delta erkunden und sich mit ihr zusammen fast in die Hose machen, als sie sich plötzlich von Löwen umzingelt sieht. Und das macht dieses Buch so unheimlich lebendig!

Gesa und Frank bevorzugen die einfache Art, Afrika zu bereisen. Nicht von 5-Sterne-Lodge zu 5-Sterne-Logde, sondern in ihrem alten Landy mit Dachzelt von Campingsite zu Campingsite. Interessante Begegnungen auf zwei und vier Beinen inklusive. Ein wirkliches Abenteuer – aber für die beiden einfach ein Traum, den sie konsequent und trotz gelegentlicher Rückschläge leben.

Die Liebe zum afrikanischen Kontinent und seiner Tierwelt spricht aus jeder Zeile dieses Buches. Gesa betont, wie wichtig ein bewusster und nachhaltiger Umgang mit der Natur ist und klärt nebenbei über die Probleme von Wilderei, unsachgemäßem Safari-Tourismus und die Folgen der Corona-Krise in den Safari-Regionen auf. So entsteht neben einem Reisebericht auch ein Plädoyer für umweltbewusstes Handeln. Gesas Argumente sind nachvollziehbar (etwas anderes hätte ich aber auch nicht erwartet, da sie die Situation vor Ort seit Jahren aus eigener Erfahrung kennt) und so kann sie mit Sicherheit auch ihre Leser
innen zum Nachdenken anregen.

Übrigens, auch Gesa gendert mit * in ihrem Buch – es ist das erste Mal, dass ich sowas über ein längeres Werk hinweg gelesen habe – aber ich muss sagen, man gewöhnt sich sehr schnell dran und mich hat es auch im Lesefluss nicht gestört, zumal sie es nur dort tut, wo es auch hinpasst – nämlich dort, wo verallgemeinert wird. Ein schöner Ansatz, den ich gern öfter in Büchern sehen würde.

Ich könnte noch stundenlang in Lobeshymnen schwelgen, weil ich einfach wieder völlig begeistert und absolut versunken in die Schilderungen war. Aber ich denke, das ist auch im bisherigen Text schon rübergekommen ;) Und so beschränke ich mich darauf, dieses Buch nicht nur wärmstens, sondern heißestens weiterzuempfehlen. Bitte, bitte, bitte lesen! Nicht nur ist es, als wäre man selbst auf Safari, sondern es schärft auch die Sinne für die Probleme in den drei genannten afrikanischen Ländern, ohne belehrend zu wirken. Eine wunderschöne Liebeserklärung an Afrika!

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Mehr als ein „Prinzessinnenmärchen“!

Der Prinz an ihrer Seite
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Wer erinnert sich an das berühmte Zitat aus „Notting Hill“, als die berühmte Schauspielerin zu dem unbekannten Buchhändler sagt: „Ich bin doch auch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet ...

Wer erinnert sich an das berühmte Zitat aus „Notting Hill“, als die berühmte Schauspielerin zu dem unbekannten Buchhändler sagt: „Ich bin doch auch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet es zu lieben.“? Dieser Satz kam mir in den Sinn, als ich diesen Roman zuklappte und meine Gedanken noch einmal zu den beiden Protagonisten wanderten.

Mit einer glamourösen Liebesgeschichte hat die Beziehung zwischen der jungen Thronfolgerin Elizabeth und dem Marineoffizier Philip zunächst wenig zu tun. Zwar ist „Backfisch“ Elizabeth sehr empfänglich für seinen schroffen Charme und ein bisschen in ihn verschossen. Aber ihr ist sehr wohl bewusst, dass von ihr vor allem eine standesgemäße Heirat erwartet wird, die ihrem Land zu Gute kommt. Diese Kriterien erfüllt Philip nur teilweise. Zwar ist er ein Prinz aus höchst adeligen Kreisen, aber seine Familiengeschichte ist nicht gerade dazu geeignet, die britische Krone gut dastehen zu lassen. Die Mutter nach einem Nervenzusammenbruch vor der Welt versteckt in einem griechischen Kloster, die Schwestern verheiratet mit Deutschen – in der Zeit des zweiten Weltkriegs eigentlich ein No go für die Monarchie. Und dann die Manieren dieses Rüpels! Die Eltern von Elizabeth sind alles andere als angetan von der Schwärmerei ihrer Ältesten und hoffen, dass sich die Wogen glätten, wenn sich die jungen Leute nur möglichst wenig treffen.

Elizabeth wiederum ist bewusst, dass Philip ihr keine glühende Liebe entgegen bringt, sondern „nur“ ihre überlegte und zurückhaltende Art schätzt. Aber sie weiß auch, dass eine Hochzeit mit ihr für Philip immense Vorteile bringen würde – sie ist nüchtern betrachtet einfach das Beste, was ihm passieren könnte. Und so tut sie bereits in sehr jungen Jahren das, was wir bis heute von der Queen kennen und an ihr schätzen: sie trifft eine wohlüberlegte Entscheidung und schlägt Philip eine Vernunftehe vor – als Partner, wenn schon nicht als Liebende. Für Philip ein immenser Aufstieg in seiner Position, für sie ein Mann, der sie als einziger nicht als (künftige) Königin sieht, sondern einfach nur als Elizabeth. Philip zögert, denn er weiß, dass er sich nur schwer in die Hofetikette einfinden wird. Das wird dann sein Leben sein – ob er das wirklich auf Dauer durchhalten würde?

Aber er wagt es (auch mit sanftem Druck seines Onkels Lord Mountbatten, der den gesellschaftlichen Aufstieg kaum erwarten kann). Nun gilt es vor allem Elizabeths Eltern davon zu überzeugen, dass diese Ehe Bestand haben kann. Philip gibt sich alle Mühe – und scheitert doch des Öfteren am strengen Protokoll. Wie wir alle wissen, heirateten die beiden schließlich tatsächlich und die Ehe hielt über 70 Jahre bis zu Philips Tod.

Die Ehe von Königin Elizabeth und Philip wird in der Öffentlichkeit sehr unterschiedlich bewertet. Von Prestigeheirat bis Liebesglück sind alle Sichtweisen vertreten. Flora Harding schreibt im Nachwort selbst, sie habe versucht, die wahrscheinlichste Geschichte dieser Beziehung zu rekonstruieren. Da es sehr viele Aufzeichnungen zu Elizabeth und Philip in jungen Jahren gibt, begann sich früh eine Version herauszukristallisieren, die den Hergang bis zur Hochzeit ziemlich glaubhaft wiedergibt. Es ist nicht wirklich ein „Prinzessinnenmärchen“, aber Flora Hardings warmherzige Darstellung von Elizabeth sorgt dafür, dass sie sehr menschlich und nahbar wirkt. Hier ist sie nur ein Mädchen, das gern den Jungen heiraten möchte, bei dem ihr Herz höher schlägt. Von ihrer Seite waren definitiv von Anfang an Gefühle im Spiel. Und dieses eine Mal lässt sie sich von ihren Eltern nicht einschüchtern oder mit der Mahnung abspeisen, sie müsse zu allererst an ihr Land denken. Denn Elizabeth weiß, dass sie eine bessere Königin sein würde mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr Herz berührt.

Als Fan von Queen Elizabeth habe ich diesen Roman unheimlich genossen, mich aber auch des Öfteren über geschilderte Situationen mit Philip amüsiert. Denn sein unangepasstes Wesen, das er sich bis zum Schluss im Königshaus bewahrt hat und für das er von seinen Fans immer wieder gefeiert wurde, kommt hier an vielen Stellen zum Ausdruck. Man ahnt, wie schwer es ihm gefallen sein muss, sich dem königlichen Protokoll anzupassen und umso lieber verzeiht man ihm seine zahlreichen „Ausrutscher“, die ja gern in der Presse verbreitet wurden. Er war und blieb ein Rebell im Königshaus und ich glaube, das schätzte Elizabeth trotz aller Schwierigkeiten, die sich dadurch ergaben, an ihm.

Wer eine glaubwürdige Version der Kennenlern-Geschichte eines der bekanntesten Paare des 20. Jahrhunderts lesen möchte, liegt mit diesem Roman goldrichtig!




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