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Veröffentlicht am 20.06.2021

Sind wir noch zu retten?

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
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Wenn ich heute so auf der Couch sitze, bei 34 Grad Außentemperatur, mit dem Deckenventilator auf Dauerbetrieb und dem Gefühl, aller 2 Stunden duschen gehen zu müssen, dann denke ich: Der Eckart hat schon ...

Wenn ich heute so auf der Couch sitze, bei 34 Grad Außentemperatur, mit dem Deckenventilator auf Dauerbetrieb und dem Gefühl, aller 2 Stunden duschen gehen zu müssen, dann denke ich: Der Eckart hat schon irgendwie recht. Es wird heiß in Deutschland. Und da das heute schon der 5. Tag über 30 Grad ist, mitten im Juni und der Sommer noch nicht mal richtig angefangen hat, wird mir etwas bange. Wenn ich jetzt schon schwitze und über die Temperaturen stöhne – wie soll das dann in 10 oder 20 oder gar 30 Jahren sein, wenn solche Temperaturen nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sind?

 

In Eckart von Hirschhausens „Mensch, Erde!“ hatte ich viele Aha-Erlebnisse. Er ist ja bekannt dafür, schwierige wissenschaftliche Zusammenhänge auf nachvollziehbare und unterhaltsame Art rüberbringen zu können – und das schafft er auch diesmal bei dem komplexen Thema des Klimawandels und seiner (möglichen) Folgen. Um wie viel mehr es dabei geht, als nur um die Temperaturanzeige, das wird klar, wenn man die Kapitel sieht, mit denen Eckart sich beschäftigt. Da geht es um nachhaltige Kleidung, um den Umstieg auf erneuerbare Energien, um Ernährung und Landwirtschaft, um das Artensterben, um SUVs und Klimaanlagen, aber auch – wie bei ihm nicht anders zu erwarten – um Allergien, Volkskrankheiten und seelische Gesundheit. Alles hängt mit allem zusammen und nur eins ist klar: wenn wir so weitermachen wie in den letzten 50 Jahren, sind wir die letzte Generation, die noch was hat von dieser Erde. Für alle folgenden Generationen würde es ein Kampf, den Planeten bewohnbar zu halten. Und dabei nicht nur zu existieren, sondern wirklich leben zu können.

 

Ein Wort, was ich vorher noch nicht kannte, aber was seit diesem Buch eine echte Alarmglocke in mir klingeln lässt ist „Kipppunkt“. Der Kipppunkt ist der Moment, von dem an eine Entwicklung irreversibel ist. Und was das Leben auf unserem Planeten betrifft, gibt es inzwischen einige Kippunkte, auf die wir mit Vollgas zusteuern. Oder die wir, wie einige Berechnungen zeigen, vielleicht sogar schon erreicht, wenn nicht gar überschritten haben. Auf deutsch gesagt: es ist nicht 5 vor 12 – es ist schon 10 nach. Aber – und das schafft Eckart genauso darzustellen: auch am Nachmittag kann man noch was reißen! Wenn wir jetzt starten, können wir die wichtigsten Faktoren noch günstig beeinflussen.

 

Und deshalb finde ich dieses Buch immens wichtig, damit jeder einen Überblick bekommt, wo wir stehen. Und dass es nicht mehr darum geht, wer das exotischste Ziel für den nächsten Urlaub hat. Sondern ob wir demnächst überhaupt noch eine Heimat haben werden oder ob mehr und mehr Landstriche unbewohnbar werden – durch Naturkatastrophen, den ansteigenden Meeresspiegel oder die „neue“ Temperaturskala. Mich hat eine Grafik entsetzt, die im Buch abgebildet war und die zeigt, welchen Städten das Klima unserer jetzigen europäischen Städte im Jahr 2050 ähneln wird. Bei München steht da Mailand, bei Paris Istanbul und bei Stockholm Budapest. Bei allem Verständnis für die Sehnsucht nach dem Urlaub am Mittelmeer – aber DAS kann nicht gesund sein!!!

 

Das Buch enthält viele Ansätze, wie versucht werden könnte, der Klimakrise entgegenzuwirken. Wie es zum Teil (im Kleinen) schon versucht wird. Und was jeder Einzelne tun kann, um seinen Beitrag zu leisten. Das sind gar keine riesigen Opfer, die hier gebracht werden müssen. Viele Kleinigkeiten, von vielen Menschen mitgetragen, bewirken da vielleicht mehr als ein politisch angestoßenes Ver- oder Gebot.

 

Und deshalb kann ich nur an jeden appellieren: lest dieses Buch. Werdet euch bewusst, was wir dem Planeten gerade antun. Und dann überlegt euch, wie ihr mit euren Mitteln ein wenig mithelfen könnt, um gegenzusteuern. Mutter Erde wird es euch danken.

 

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein schottisches Abenteuer!

Das Lied der Wölfe
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„Das Lied der Wölfe“ hat alles, was ein guter Unterhaltungsroman braucht – ein traumhaft schönes Setting in den schottischen Highlands, ein Traum-Paar (das erst noch zueinander finden muss), eine gute ...

 
„Das Lied der Wölfe“ hat alles, was ein guter Unterhaltungsroman braucht – ein traumhaft schönes Setting in den schottischen Highlands, ein Traum-Paar (das erst noch zueinander finden muss), eine gute Portion Abenteuer und ein gutes Maß Dramatik. Wenn man diese Zutaten in einem guten Verhältnis mischt, erhält man den perfekten Roman. Und ist dieser Roman perfekt? Naja, zumindest geht es stark in diese Richtung ;)

 

Mir hat besonders gefallen, wie die Autorin das Thema der Posttraumatischen Belastungsstörungen in dieses Buch eingebaut hat. Ihr Protagonist Nevis ist Militärangehöriger, der traumatisiert und versehrt von einem Afghanistan-Einsatz zurückgekommen ist. Wie er versucht, mit der Situation umzugehen, seine Empfindungen zu verstecken und möglichst unauffällig zu sein, ist gut nachempfindbar. Wer will sich schon gern den Stempel aufdrücken lassen, nach einem Kriegseinsatz nicht mehr „normal“ zu sein? Ich fand es aber gut, dass die Leser nicht nur seine Sichtweise kennenlernen, sondern auch, wie anders weitere Betroffene mit der gleichen Situation umgehen. So bekommen die Leserinnen ein umfassendes Bild dieser tückischen Krankheit und merken, wie vielfältig sie sein kann.

 

Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Nevis und der Wolfsforscherin Kaya geschrieben. In den jeweiligen Abschnitten, die durch unterschiedliche Schriftarten gekennzeichnet sind, sollen die verschiedenen Sichtweisen besonders zur Geltung kommen. Ich muss allerdings sagen, dass mir trotzdem im gesamten Buch die typischerweise weibliche Form des Erzählens aufgefallen ist, die sehr oft die tiefsten Empfindungen und Gefühle thematisiert. So konnte ich vom Stil her keinen Unterschied in den Gedankengängen von Nevis und Kaya feststellen, obwohl sie charakterlich sehr unterschiedlich sind. Hier hätte ich mir bei Nevis eine etwas andere Darstellung gewünscht, da sein Charakter eher von rationalen Entscheidungen und militärischer Ausbildung geprägt ist.

 

Dennoch habe ich mich mit beiden Charakteren sehr wohl gefühlt und ihren Weg gerne verfolgt. Die Informationen über freilebende Wölfe, aber auch über Kreuzungen aus Wolf und Hund (Hybriden) waren sehr interessant und vieles davon habe ich bisher noch nicht gewusst, auch wenn ich schon einige Dokumentationen über die Wiederansiedlung von Wölfen gesehen habe. Für mich hätte das Wolfsthema auch gern noch mehr im Vordergrund stehen dürfen. Ich hatte während des Lesens mitunter den Eindruck, dass das Thema Traumabewältigung deutlich im Vordergrund steht. Aber das tut der Lesefreude keinen Abbruch, denn der Roman ist in sich stimmig und man hat nicht das Gefühl, dass ein Thema untergeht.

 

Obwohl die Protagonisten mit Ende 20 relativ jung sind, ist das Buch keineswegs nur für Leser
innen dieses Alters geeignet. Aufgrund des Naturschutz-Themas und des psychologischen Aspekts können sich sicherlich auch deutlich ältere Leser*innen für das Buch begeistern. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket und so würde ich das Buch uneingeschränkt als gute Unterhaltungslektüre für die Freizeit empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Ein Blick hinter die Kulissen der k.u.k.-Monarchie

Das Kaffeehaus - Falscher Glanz
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Der zweite Teil der Kaffeehaus-Saga besticht wieder durch hervorragende Recherche. Die vielen großen und kleinen Anekdoten, die in diesem umfangreichen Buch eingebaut sind, sind fast alle historisch belegt. ...

Der zweite Teil der Kaffeehaus-Saga besticht wieder durch hervorragende Recherche. Die vielen großen und kleinen Anekdoten, die in diesem umfangreichen Buch eingebaut sind, sind fast alle historisch belegt. Und so hat man das gute Gefühl, tatsächlich eine Zeitreise zu machen und das Flair des Kaiserhofes hautnah mitzuerleben.

 

Doch wie der Titel des Buches sagt, ist es ein „Falscher Glanz“, der hier präsentiert wird. Opulente Feste und prächtige Kleider täuschen über Intrigen und Machtmissbrauch hinweg, über Bigotterie und Intoleranz.

 

Mit Sophie, die in diesem zweiten Teil der Reihe zu einer von Sisis Hofdamen ernannt wird, taucht man ein in diese scheinheilige Welt und erfährt viel Interessantes, das aber rein gar nichts mit den gezuckerten Sissi-Romanzenfilmen der 50er Jahre gemein hat.

 

Kaiserin Sisi ist im Jahr 1890, in dem dieses Buch hauptsächlich spielt, Anfang 50. Die Kaiserin ist verhärmt, wahrscheinlich magersüchtig, psychisch stark angeschlagen und von der einst „schönsten Frau Europas“ ist wenig übrig geblieben außer ihrem immer noch kräftigen, fersenlangen Haar (das jedoch aufgrund des Pflegeaufwands auch seine Schattenseiten hat). Die Kaiserin ist rastlos und hasst Wien – wann immer sie kann, reist sie durch ganz Europa. Von ihren Hofdamen verlangt sie unbedingte Loyalität und duldet kaum Widerspruch oder Kritik. Auch untereinander sind sich die Hofdamen uneins, die Ungarinnen spielen die Österreicherinnen aus und umgekehrt.

 

In dieser Schlangengrube muss sich Sophie mit ihren gerade einmal 20 Jahren behaupten. Mir hat sehr gut gefallen, wie man in diesem Buch Sophies Entwicklung mitverfolgen kann. Sie kommt als scheues junges Mädchen an den Hof und ist völlig eingeschüchtert von den vielen Regeln und der strengen Etikette. Im Laufe der Zeit lernt sie aber, sich auf dem gesellschaftlichen Parkett sicher zu bewegen und muss letztlich sogar selbst zu einer List greifen und eine Intrige anzetteln, um sich aus dem goldenen Käfig ihres Hofdamen-Daseins zu befreien. Auf dieser Entwicklung liegt der Schwerpunkt dieses Romans.

Obwohl es eine klassische historische Saga ist, kommt das Buch fast gänzlich ohne Liebesgeschichte der Protagonistin aus – und man vermisst eine solche auch nicht. Erst gegen Ende des Romans trifft Sophie ihre große Liebe Richard wieder öfter und die Leser*innen werden durch die wieder aufflammenden Gefühle auch nicht um eine Love Story betrogen. Aber sie nimmt im Vergleich zum Umfang des Buches sehr wenig Raum ein – was aber völlig hineinpasst in die Entwicklung der Figuren und auch recht realistisch ist für die damalige Zeit.

 

Erwähnen möchte ich auch unbedingt noch das Nachwort, das die Ereignisse noch einmal in den historischen Kontext rückt und Aufschluss darüber gibt, welche Handlungsstränge oder Begebenheiten historisch belegt sind und bei welchen sich die Autorin etwas künstlerische Freiheit genommen hat. Ich bin auch diesmal wieder beeindruckt, wie viel davon tatsächlich stattgefunden hat und wie gut das die Autorin in den Roman „verbaut“ hat!

 

Wie schon Band 1 ist „Das Kaffeehaus - Falscher Glanz“ wieder eine äußerst gelungene Mischung aus historischen Fakten und Fiktion. Ich kann nur jedem raten, sich nicht vom stattlichen Umfang dieser Bücher abschrecken zu lassen, denn diese Romane lesen sich wirklich gut, schnell, leicht und spannend! Wer einmal hinter die Kulissen des Kaiserhofs in Wien zu Sisis Zeiten schauen will, der muss unbedingt diesen zweiten Band lesen (der im übrigen auch sehr gut lesbar ist ohne den ersten Teil zu kennen).



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Veröffentlicht am 28.04.2021

Auch der zweite Teil überzeugt

Das Grand Hotel - Die mit dem Feuer spielen
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Kaum hatte ich die Kopfhörer eingestöpselt und das Hörbuch gestartet, war ich auch schon wieder direkt im mondänen Grand Hotel Binz und habe Bernadette von Plesow bei der Führung des ersten Hauses am Platz ...

Kaum hatte ich die Kopfhörer eingestöpselt und das Hörbuch gestartet, war ich auch schon wieder direkt im mondänen Grand Hotel Binz und habe Bernadette von Plesow bei der Führung des ersten Hauses am Platz über die Schulter geschaut.

 

Bernadette und ihre beiden noch verbliebenen Kinder Constantin und Josephine müssen auch in diesem zweiten Teil der Hotel-Saga viele Hindernisse aus dem Weg räumen. Constantin ist derjenige, der wohl am meisten „mit dem Feuer spielt“, wie der Titel des Buches sagt. Er führt das Hotel Astor  und ein Varieté in Berlin – doch das dient eigentlich nur dem schönen Schein, denn Constantin ist in dunkle Geschäfte verwickelt. Um den Tod seines Bruders Alexander zu rächen, fasst er einen gefährlichen Plan und versucht seinen Rivalen in der Berliner Unterwelt aus der Reserve zu locken. Gleichzeitig wird seine größte Schwachstelle offenbar: er hat sich in die Hausdame seines Hotels, Marie, verliebt – aber er weiß, dass er durch sie angreifbar und erpressbar wird. Deshalb sträubt er sich gegen seine Gefühle für sie.

 

Bernadette hingegen bekommt einerseits unverhoffte Unterstützung durch Josephine, die ihr Künstlerinnendasein und ihre Stellung als spätere Hotelerbin unter einen Hut bringen möchte und anbietet, Bernadette bei der Führung des Hotels zu helfen, möglicherweise sogar zu expandieren. Im Privaten erfährt Bernadette ein neues, aber kurzes Glück, als ein bisher unbekannter Verwandter ihres verstorbenen Mannes auftaucht.

 

Mit ihrer wendungsreichen Geschichte rund um das Grand Hotel und ihre Besitzer ist Caren Benedikt auch diesmal wieder spannende und gleichzeitig ENTspannende Unterhaltung gelungen. Die Charaktere sind gut gezeichnet, haben Ecken und Kanten, Sorgen und Nöte – einzig Schwiegertochter Margrit, erschien mir ein wenig eindimensional in ihrer Gier nach dem Erbe von Alexander. Bernadette ist und bleibt es, die der Geschichte einen Rahmen gibt, sie ist die starke Frau, die das Hotel führt und (scheinbar) alles im Griff hat. Ich fand es schön, wie die Autorin beschrieben hat, dass sie sich noch einmal verliebt, wie eine gestandene Frau versucht, dem Leben ein neues kurzes Glück abzuringen und versucht zu akzeptieren, dass diese Phase sehr kurz und die Trauer danach groß sein wird. Das ist sehr behutsam und mit viel Fingerspitzengefühl beschrieben, was mich beeindruckt hat.

 

Noch kurz zur Sprecherin des Hörbuchs (Anne Moll): Sie verleiht den Figuren Leben und spricht das Buch aus meiner Sicht gut mit angenehmer Stimme und nie „verstellt“. Es wirkt rund und man hört ihr gerne zu. Allerdings ist es für mich keine Stimme mit Wiedererkennungswert oder Besonderheiten – einfach eine gute Erzählerin.

 

Die Rückkehr ins Grand Hotel war für mich wieder eine schöne, angenehme Reise und ich freue mich schon darauf, auch beim dritten Teil wieder Gast im Grand Hotel Binz sein zu dürfen!



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Veröffentlicht am 26.04.2021

Clever konstruierter Kriminalfall im historischen Kontext

Verlorene Engel
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Der 6. Fall für Max Heller in der noch jungen DDR hat es sowohl kriminalistisch als auch persönlich in sich für den gestandenen Oberkommissar. Wir schreiben das Jahr 1956 und der Staatsdienst ist geprägt ...

Der 6. Fall für Max Heller in der noch jungen DDR hat es sowohl kriminalistisch als auch persönlich in sich für den gestandenen Oberkommissar. Wir schreiben das Jahr 1956 und der Staatsdienst ist geprägt von Observation. Sei es das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) oder die russischen Geheimdienste – es ist an der Tagesordnung, dass Max Heller sich mit Bespitzelung auseinandersetzen muss. Ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits kann das bei Ermittlungen durchaus hilfreich sein, andererseits weiß man nie, ob man nicht selbst permanent beobachtet wird.

 

Schwierige Rahmenbedingungen also auch diesmal wieder, als Max Heller und seine Kollegen versuchen, einen Vergewaltiger zu stellen, der in Dresden sein Unwesen treibt und schon diverse Frauen in seine Gewalt gebracht hatte. Doch bisher überlebten zumindest alle die Angriffe. Als Ende Oktober jedoch eine junge Frau tot aufgefunden wird, geraten die Ermittler unter Druck und müssen schnell Ergebnisse liefern…

 

Max und seine Kollegen tun ihr Möglichstes, um den Täter dingfest zu machen. Doch sie scheinen immer irgendwie hinterher zu hinken, und der Fall entwickelt sich so gar nicht in Richtung Aufklärung…

 

Dazu kommt, dass Max auch privat Sorgen hat. Seine Adoptivtochter Anni wird immer schweigsamer, entzweit sich mit ihrer besten Freundin und hinterfragt ihre Herkunft. Jahrelang haben Max und seine Frau Karin überlegt, wann wohl der beste Zeitpunkt ist, mit Anni darüber zu sprechen, dass sie nicht ihre biologischen Eltern sind. Doch Anni scheint etwas zu ahnen und die beiden Adoptiveltern fühlen sich mit der Situation überfordert, zumal Max gerade so gar nicht den Kopf dafür frei hat.

 

Wie immer in seinen Romanen ist es Frank Goldammer gelungen, ein sehr authentisches Bild vom Leben im früheren Dresden, diesmal in den 1950er Jahren, zu zeichnen. Auch wenn die politischen Verstrickungen diesmal weniger Raum einnehmen und der Kriminalfall deutlich dominiert, ist es auch diesmal wieder ein Vergnügen, Max Heller durch seine (und auch meine) Stadt zu begleiten, seine Gedanken zu lesen, seine Sorgen mitzuerleben und – natürlich – mit ihm auf Mörderjagd zu gehen.

 

Der Kriminalfall hat es diesmal wirklich in sich und ist – wie ich finde – unheimlich clever konstruiert. Bis auf die letzten Seiten ergeben sich immer neue Wendungen. Ich hatte ziemlich früh einen Verdacht bezüglich des Vergewaltigers, fand ihn zwischenzeitlich bestätigt und machte daher den Fehler, nur darauf zu warten, dass er endlich enttarnt wird. Doch kurz vor Ende stellte sich heraus, dass mich mein Gefühl getrogen hatte und auch mein Verdacht Nr. 2 stellte sich schließlich als Irrtum heraus. Nee, also Kriminalkommissarin wäre dann wohl doch keine Alternative zu meinem Verwaltungsjob ;)

 

Fazit:

Auch dieser 6. Fall war wieder spannend bis zum Schluss und bot viel Raum zum Miträtseln und „Mitermitteln“. Ich bin vom Gesamtpaket Krimi + historischer Roman komplett überzeugt und sehe mit einer Träne im Knopfloch dem September entgegen, wenn Max in seinem letzten Fall („Feind des Volkes“) ermitteln wird. Ich hoffe jetzt schon sehr, dass Frank Goldammers Computer bereits voll ist mit neuen Manuskripten und Ideen!

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