Profilbild von Ceciliasophie

Ceciliasophie

Lesejury Star
offline

Ceciliasophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ceciliasophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2019

Kann ich von ganzem Herzen empfehlen!

Ceviche. Das Kochbuch
0

Ceviche begeisterte mich vor Jahren schon in einem Urlaub in den USA. Dort wird vor allem die mexikanische Variante/Interpretation zubereitet und ich erfuhr erst durch ein Gespräch mit einer Freundin, ...

Ceviche begeisterte mich vor Jahren schon in einem Urlaub in den USA. Dort wird vor allem die mexikanische Variante/Interpretation zubereitet und ich erfuhr erst durch ein Gespräch mit einer Freundin, die ein Auslandsjahr in Peru absolvierte, von dem peruanischen Nationalgericht. Immer schon hatte ich mir vorgenommen, mich mit Ceviche mehr auseinanderzusetzen. Ich war also begeistert, als ich von diesem Buch erfuhr und konnte es kaum erwarten, dass es seinen Weg zu mir findet.
Die Einführung des Autors gefiel mir sehr gut. Es werden nicht all zu viele Worte verloren und doch alles gesagt und so bekommt der Leser/Koch einen tollen Einstieg in das Thema Ceviche. Nach einem kurzen Exkurs über die Aji-Pfefferschote – einer Zutat, die in fast allen folgenden Gerichten enthalten ist – begann auch schon der Rezeptteil dieses Kochbuches.
Die Rezepte sind in Kategorien geordnet, welche mich durchaus überraschen konnten. So lassen sich neben den traditionellen Gerichten Kreationen und andere Interpretationen wie zum Beispiel „Nikkei“ finden, einer Fusionsküche aus japanischen und peruanischen Stilen. Doch auch vegetarische Gerichte und sogar Desserts finden in diesem Buch einen Platz. Im hinteren Teil des Buches fasst der Autor weitere Rezepte zusammen, die als Grundlage oder Beilage für einzelne Gerichte dienen. Als zusätzliche Dreingabe findet am Ende noch ein Kapitel über Pisco Sour seinen Platz, dem Cocktail, der seinen Ursprung in Peru hat und als Nationalgetränk gehandelt wird.
Im Glossar werden kurz und knapp vor allem die in Deutschland eher unbekannteren Zutaten erklärt, wie zum Beispiel der mir bis dato unbekannte Mais Chulpi. Wichtige Tipps zum Einkauf einiger exotischer Zutaten lassen sich auf den letzten Seiten auch noch finden und die erste Bestellung von Ajischoten werde ich noch diese Woche aufgeben, nachdem ich sie bisher leider nicht in einem Supermarkt/Markt/Geschäft gefunden habe. Auch eine kurze Anweisung für das Putzen und Filettieren von Fischen hat der Autor mit aufgenommen. Anhand von Bildern werden die einzelnen Schritte gut erklärt.
Ich markierte mich schon nach dem ersten Durchblättern sehr viele Rezepte, die ich unbedingt ausprobieren wollte.
Da es mir wie bereits erwähnt nicht gelungen war, Ajischoten zu besorgen, griff ich auf Habaneros zurück, die in den Zutatenlisten als Alternative erwähnt wurden.
Als erstes Rezept testete ich die „Ceviche de Nauta“, denn auf dieses Rezept war ich mehr als gespannt. Da ich sowieso viel mit Koriander, Limette, Chili & Co. arbeite, waren die meisten Zutaten der Listen schon vorrätig. Die Tigermilch, Basis für die meisten Rezepte, war unglaublich einfach herzustellen, denn alle Zutaten werden einfach nur fix püriert. Die Rezepte bedürfen also einer kleinen Vorbereitung, doch diese Vorbereitung kostete mich gerade mal fünf Minuten meines Vormittags. Für das eigentliche Zubereiten der „Ceviche de Nauta“ musste dann nur viel geschnippelt werden – wie immer eigentlich in der Küche. Ich setzte die Ceviche meiner Familie beim gemeinsamen Essen als Vorspeise vor und alle waren schlichtweg begeistert. Es schmeckte fantastisch, das Zusammenspiel aus Säure, Lachs und der Süße der Mango war unglaublich.
Auch das traditionelle Gericht „Ceviche de Pescadores“ schmeckte toll und brillierte in seiner Einfachheit. Die Zutatenliste besteht in diesem Fall nur aus Fisch, Salz, Chili und Limette. Doch so sehr ich simple Gerichte schätze, bei Ceviche haben es mir doch auch die Kreationen und Interpretationen angetan!
Als drittes Rezept probierte ich „Tataki de Atún“ aus. Tataki ist eine japanische Zubereitungsform, die ich sehr schätze. Hierfür holte ich mir jedoch Unterstützung in Form meines Bruder, einem gelernten Koch der gehobenen Gastronomie, der mir die Zubereitung zeigte. Jetzt weiß ich jedoch: Das hätte ich auch ohne ihn geschafft, die Anweisungen sind sehr klar und deutlich formuliert und viel falsch machen kann man kaum.
Ich brannte so auf die Rezepte mit Fisch, da ich Ceviche immer noch klar mit diesem in Verbindung bringe, weshalb ich keine vegetarische Option oder Dessert nachkochte. Dies werde ich aber auf jeden Fall nachholen, denn die Säure der Limetten und die eher leichten Zutaten passen perfekt zum Sommer.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Zu abgehackt und nicht das, was ich erwartet hatte

Berlin Prepper
0

Walter Noack arbeitet für eine Zeitung und ist dafür zuständig, Hass-Kommentare durchzusehen, zu löschen oder zu akzeptieren. Er ist ein menschlicher Filter in der digitalen Welt. Doch die Nutzer, deren ...

Walter Noack arbeitet für eine Zeitung und ist dafür zuständig, Hass-Kommentare durchzusehen, zu löschen oder zu akzeptieren. Er ist ein menschlicher Filter in der digitalen Welt. Doch die Nutzer, deren Kommentare immer wieder auf Grund von rassistischen und übergriffigen Aussagen gelöscht werden, richten ihren Hass und ihre Wut irgendwann gegen die Zeitung, immer wieder wird Mitarbeitern gedroht. Bis Noack attackiert wird und ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Doch war dies erst die Spitze des Eisbergs, denn unter der Oberfläche Berlins brodelt der Hass immer weiter.

Wer im Internet Zeit verbringt, wird früher oder später über sie stolpern: Hass-Kommentare. Auch wenn dies nicht auf persönlicher Basis passieren muss, so lassen sich doch wirklich schnell solche Kommentare finden, zum Beispiel unter Bildern bei Instagram von großen Influencern oder auch Nachrichtenportale. Von Bodyshaming bis zu offen rassistischen Beleidigungen, das Repertoire an Hass-Kommentare ist riesig.
Die Vorstellung, bei einer Zeitung für die Löschung dieser Kommentare zuständig zu sein, fand ich einfach grausig. Ich könnte einer solchen Tätigkeit nicht nachgehen, würde wahrscheinlich irgendwann auf Grund des geballten Hasses verstärkt durch die Immunität im Netz einknicken. Auch aus diesem Grund war ich gespannt auf die Umsetzung des Buches. Die Hass-Kommentare waren wirklich gut in den Text eingebunden, man stolperte mehr oder weniger über diese, wurde vor Abscheu kurz aus der Geschichte gerissen, dann jedoch wieder an die eigentliche Handlung erinnert.
Die Charaktere konnten mich leider allesamt nicht von sich überzeugen, ich sympathisierte mit keinem von ihnen. Zu wenig wurden die Charaktere beschrieben, als dass ich eine Verbindung zu ihnen hätte aufbauen können. Ab und an finde ich es sehr spannend, ein Buch zu lesen, dessen ProtagonistIn mir nicht vollständig zusagt. Doch hier waren mir die Personen so fremd, so weit weg von meinem Charakter und meinen Moralvorstellungen, dass ich mich nicht auf diese einlassen konnte.
Den Schreibstil fand ich mehr als gewöhnungsbedürftig und wurde auch nicht so recht warm mit diesem. Immer wieder wirkten die vielen kurzen Hauptsätze sehr abgehackt, dann jedoch kamen Passagen voll detaillierter Beschreibungen. Es passte nicht ganz zusammen. Der Schreibstil erzeugte keine Emotionen bei mir, wirkte kalt und ließ dadurch die Geschichte eher zäh wirken.
Die Dialoge wirkten phasenweise sehr gestellt und wenig authentisch, dann aber spritzten einzelne Dialoge nur so von Humor. Es gab dann jedoch wieder etliche Szenen, bei denen sich mir vor Abscheu regelrecht der Magen umdrehte und Aussagen, die allem widersprechen, für das ich einstehe. Ich musste immer wieder Pausen einlegen, Abstand von der Geschichte nehmen.
Da mir schon die Charaktere nicht zusagten und die Handlung mich auch nicht gefangen nehmen konnte, hatte ich generell Probleme damit, das Buch aufzunehmen und weiterzulesen.
In der Geschichte wurden einfach zu viele Sachen miteinander verknüpft, dann jedoch ganz schnell wieder fallengelassen, so dass mir nun einfach zu viele lose Enden bleiben. Ob Prepper oder Reichsbürger, die Themenfelder werden angerissen und dann nie wieder erwähnt. Weniger Themen und mehr Zusammenhang hätten mir deutlich besser gefallen und hätten für ein stimmigeres Gesamtbild gesorgt.
Das Ende war dann vollkommen überzogen und wurde viel zu schnell abgehandelt. Auf mich wirkte die letzten 40 Seiten der Geschichte nichts mehr authentisch, sondern sehr an den Haaren herbeigezogen.
Das Buch ist aber wirklich sehr nah am Zahn der Zeit, auch wenn mir immer wieder nach zu vielen Klischees beziehungsweise klischeehaften Aussagen und Ängsten gegriffen wird. Dennoch muss ich die Aktualität der Geschichte wirklich loben!
Das von Berlin gezeichnete Bild erzeugt eine wirklich düstere Grundstimmung. Da mir die Orte sehr bekannt sind, die immer wieder im Buch auftauchten, hatte ich immer schnell ein klares Bild vor Augen. Auch wenn viele Aussagen über Berlin hier künstlich überspitzt wurden.
Mein Fall war dieses als Thriller deklariertes Buch leider nicht.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Toller Einstieg für junge Leser in die Welt der technischen Genies

It’s A Nerd’s World
0

Wer schon immer mal mehr über die großen und klugen Köpfe unserer Zeit wissen wollte und sich für den technischen Fortschritt bis zum heutigen Stand interessiert, dem kann ich „It’s a Nerd’s World“ nur ...

Wer schon immer mal mehr über die großen und klugen Köpfe unserer Zeit wissen wollte und sich für den technischen Fortschritt bis zum heutigen Stand interessiert, dem kann ich „It’s a Nerd’s World“ nur empfehlen.
Gedacht für eine Zielgruppe ab elf Jahren behandelt das Buch all jene Genies, die unser alltägliches Leben im Netz erst möglich gemacht haben. In vier Kategorien widmet sich der Autor diesem sehr komplexen und weit verzweigtem Thema.
Von Alan Turing in der Kategorie „Erfinder“ über Bill Gates bei den „Pionieren“ hin zu Elon Musk als „Gründer, in jeder Kategorie lassen sich bekannte und unbekannte Personen finden, die alle erstaunliches geleistet haben. Abgerundet wird das Buch mit der vierten Kategorie „Sicherheit“. Vor jeder Kategorie gibt es eine kurze Einführung, in der auch die zu dieser Kategorie zählenden Personen kurz aufgeführt werden. Dieser Einstieg gefiel mir immer sehr gut.
Auch wenn mir auf Grund meines Studiums die meisten der angesprochenen Personen durchaus bekannt waren, lernte ich an vielen Stellen doch noch sehr interessante Fakten und lernte die Hintergründe besser kennen.
Durch die wirklich tolle vereinfachte Darstellung auch komplexer Vorgänge ist das Buch durchaus als Einstieg in die digitale Welt geeignet. Dabei ist das Sprachniveau jedoch niemals so gestalten, dass man sich an ein reines Kinderbuch erinnert fühlt, sondern gibt nur in verständlichen Sätzen und prägnanten Worten wieder, wie es mir nie gelungen wäre. Von dem Schreibstil bin ich hier also absolut begeistert.
Jeder Person sind zwei bis mehrere Seiten gewidmet, welche sehr toll gestalten sind. Es sind immer Bilder vorhanden, die ein schnelles Erkennen der Person möglich machen. Der Text ist kein durchgehender Fließtext, sondern mit vielen Absätze passend zu den jeweiligen Themen durchsetzt. Somit wirkten die Seiten niemals überladen, sondern lebendig und abwechslungsreich. Außerdem gibt es immer wieder „Wirklich wahr!“-Boxen, in denen sehr interessante, kurze Informationen über die Person oder ihre Schaffung stehen. Immer wieder äußerte sich der Autor durchaus kritisch, was mir gut gefiel. So gab er Denkanstöße und forderte ein weiteres Auseinandersetzen mit bestimmten Themen wie zum Beispiel, dass Influencer sich ihrer Verantwortung der meist jungen Zuhörer/Zuschauer sicher sein müssen und viele Handlungen dieser auch kritisiert werden dürfen und müssen.
Im Umschlag lassen sich zusätzliche Informationen in Form einer Zeitleiste finden, die mit der Industriellen Revolution beginnt und (fürs erste) mit dem 30-jährigen Bestehen des WWW 2019 endet. Die gesamte Aufmachung des Buches ist fabelhaft und lässt den Leser wirklich überall neue Sachen und zusätzliche Informationen entdecken.
Auch das Glossar gefiel mir außerordentlich gut. Der Autor hob immer wieder im Text spezielle Wörter hervor, die er im Glossar nochmals genauer erklärte. Somit stellte er auf tolle Weise sicher, dass die Leser jegliche Informationen bekamen, die ihnen eventuell fehlten und noch nicht bekannt waren.
Toll fand ich es außerdem, dass der Autor die Kategorie „Sicherheit“ mit aufführte. Darin erklärt er sehr gut, wie wichtig Passwörter doch sind und wie man sich ganz einfach ein kompliziertes Passwort ausdenken und merken kann.
Kurz um, ein toller Einstieg für junge Leser in die Welt der technischen Genies und dem richtigen Umgang mit und im Netz.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Aufrüttelnd, erschreckend und wertvoll

Die Nickel Boys
0

Elwood wächst bei seiner Großmutter auf, nachdem seine Eltern abgehauen sind, um ihr Glück in der weiten Welt zu finden. Er ist klug, wissbegierig und möchte immer mehr lernen und erfahren. Doch ist es ...

Elwood wächst bei seiner Großmutter auf, nachdem seine Eltern abgehauen sind, um ihr Glück in der weiten Welt zu finden. Er ist klug, wissbegierig und möchte immer mehr lernen und erfahren. Doch ist es für ihn Anfang der 1960er Jahre nicht einfach in dieser Welt als schwarzer Teenager zu leben, die durch die Bürgerrechtsbewegung sich erst sehr langsam und verhalten verändert. Doch dank seines Fleißes wird ihm angeboten, das College zu besuchen. Beseelt macht er sich auf den Weg zu seiner ersten Unterrichtseinheit, kommt jedoch nie am College an, sondern wird beim Trampen gefangen genommen und kurzer Hand in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesteckt. Was Elwood dort erwartet, ist das pure Grauen.

Nach Underground Railroad ist „Die Nickel Boys“ mein zweiter Roman des Autors.
Und wie auch die Geschichte der Sklavin Cora, so ging mir die fiktive Geschichte um Elwood unter die Haut. Ich wappnete mich für die Schrecken dieses Buches und doch wurde mir passagenweise immer wieder übel auf Grund der Ungerechtigkeit, die Elwood ertragen muss., des Hasses, der durch die Seiten sickert und der Gräueltaten, die den Nickel Boys angetan wurden.
Wieder gelingt es dem Autor, einen Roman zu schreiben, den ich für unglaublich wertvoll halte. Das Buch dient auf keinem Fall der Unterhaltung, sondern soll aufrütteln, wachrütteln, für ein tieferes Verständnis und Miteinander sorgen und erneut zeigen, wie ungerecht unsere Welt ist beziehungsweise war und wie sie nie wieder werden soll.
Zugegeben, ich hatte wie auch schon bei Underground Railroad ein paar Probleme beim Folgen der Geschichte. Ich konnte das Buch einfach nicht in einem Rutsch durchlesen, ich brauchte Pausen, um etwas Abstand zu gewinnen und die Schrecken etwas verklingen zu lassen. Dadurch fiel es mir nicht immer leicht, die einzelnen Personen und Namen gezielt zuzuordnen. Viele der Nebencharaktere wurden mir auch zu ungenau eingeführt, ich konnte sie nicht ganz zu fassen kriegen, waren sie doch eher schwammig bis gar nicht beschrieben. Dann wieder wurden Nebencharaktere eingeführt, die Seite um Seite an Handlungsraum bekamen, für mich in der Situation aber eher nebensächlich wirkten. Hier hätte es mir besser gefallen, wenn alle Nebencharaktere in angemessenem Umfang vorgestellt worden wären. Da es auch ein paar Sprünge in der Zeit gab, brauchte ich immer ein paar Sätze Anlauf, um zu verstehen, wo der Leser sich nun auf der Zeitachse befindet.
Den Schreibstil von Colson Whitehead finde ich interessant, jedoch kann ich ihm nicht immer viel abgewinnen. Viele Sätze wirken so abgehackt, dass nicht immer ein guter Lesefluss entstand. Auch wurden Konflikte, Probleme und interessante Themen oftmals nur ganz kurz erwähnt, dann genauso schnell wieder fallengelassen und nie wieder aufgenommen. Schade, ein paar Ausführungen mehr hatten mir gut gefallen!
Dann jedoch war ich wieder froh über diesen nicht bildhaften Schreibstil. Vor allem die Schilderungen der Grausamkeiten waren kurz und prägnant ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Denn dies war wirklich nicht nötig, hatte ich als Leser dank seines Schreibstils ein klares Bild vor Augen.
„Wenn alle wegsahen, waren auch alle Mittäter“, dieser Satz hat es mir wirklich angetan. Colson Whitehead steht mit seinen Büchern dafür, eben nicht mehr wegzusehen, sondern aufzuarbeiten und ein besseres Miteinander anzustreben und umzusetzen. Und genau deshalb bin ich auch bei diesem Buch wieder der Meinung, dass es sich für jeden lohnt, dieses Buch zu lesen!

Veröffentlicht am 24.05.2019

Außergewöhnlicher Stil, Inhalt nicht immer greifbar

Ihr Körper und andere Teilhaber
0

In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich ...

In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich mit unterschiedlichen Themen befassen.
Machado hat einen so eigenen Stil und lässt so viel Raum für Diskussionen und Interpretationen der einzelnen Kurgeschichten, dass meine Deutschlehrerin ganz verzückt wäre vor Freude. Und eine Interpretation wäre für manche Kurzgeschichten wirklich nicht so leicht. Die Lektüre an sich ist relativ einfach, der Schreibstil zwar sehr blumig und teilweise ausschmückend, aber wirklich angenehm zu lesen. Doch für jede Minute, die mit dem Lesen der Geschichte verbracht wird, muss eine Vielzahl an Minuten für das Nachdenken der gelesenen Worte eingerechnet werden. Doch manche Geschichten forderten mich wirklich heraus. So weiß ich auch jetzt noch nicht, ob ich die Kurzgeschichte „Mütter“, die von einer Frau und ihrem Baby handelt, wirklich richtig verstanden habe. Oder ob es überhaupt ein richtig gibt in dem Fall. Die Geschichte lässt so viel Spielraum zu, dass ich als Leser am Ende nicht wusste, was nun real war und was nicht. Oder ob das überhaupt wichtig wäre zu wissen.
Neben „Mütter“ gibt es noch sieben weitere Kurzgeschichten.
„Der Extrastich“ handelt von einer Frau und ihrem Mann, die glücklich miteinander verheiratet sind. Das einzige, was die Frau aber nicht mit ihm teilen möchte, ist das Geheimnis um das grüne Band, das schon immer um ihren Hals lag. Doch ihr Mann möchte nach etlichen Jahrzenten Ehe endlich wissen, was es mit dem grünen Band auf sich hat.
„Inventur“ spielt in einer dystopischen Welt, in der die Bevölkerung von einem aggressiven Virus langsam dahingerafft wird. Während sie einige ihrer Liebsten an den Virus verlor, kämpfte sich eine Frau mutig immer weiter und erstellt Listen ihrer Geschlechtspartner.
„Besonders heimtückisch 272 Mal Law & Order: Special Victims Unit“ habe ich zu meiner Schande nicht durchgehalten. Es handelt sich hier um die fiktive Titel und Beschreibungen von Folgen der Serie „Law & Order“. Für ganze 12 Staffeln, die ich irgendwann nur noch überflog. Bei Zeiten werde ich mir diese Kurzgeschichte eventuell noch einmal genauer ansehen. Auch hier kann ich gedanklich nicht einordnen, was mir die Autorin sagen, aufzeigen oder wissen lassen wollte.
„Echte Frauen haben Körper“ ist wieder dystopisch, denn auf der Welt verblassen die Körper von Frauen. Die Protagonistin der Geschichte arbeitet in einer Kleiderboutique und erfährt von ihrer Liebhaberin eines Tages, dass die durscheinenden, fast unsichtbaren Körper dieser Frauen in die Kleider eingenäht wurden. Die Geschichte gefiel mir wirklich gut, da in ihr auch eine charakterliche Entwicklung spürbar war.
„Acht Bissen“ handelt von einer Frau, die unzufrieden mit ihrem Körper ist. Ihre Schwestern haben sich bereits aller einer Operation unterzogen und um nun auch einem Körperideal zu entsprechen, entschließt auch sie sich zu eine Operation. Nach dieser jedoch wird sie heimgesucht von dem Teil, der ihr weggeschnitten wurden.
„Die Bewohnerin“ ist wieder eine der Geschichten, die mich etwas ratlos zurücklässt. Eine Schriftstellerin begibt sich in ein Hotel, das ganz auf das künstlerische Schaffen ausgelegt ist. Dort lernt sie weitere Künstle kennen, die in diversen Gebieten arbeiten und versucht, ihr Buch weiter zu schreiben. Doch der See an dem das Hotel gelegen ist, ist ihr aus ihrer Kindheit bei den Pfadfindern bekannt. Während die anderen Bewohner sie als immer verrückter betiteln, verwirrte mich die Geschichte mehr und mehr. Auch wenn ich ihr gerne folgte.
„Schwierig auf Partys“ handelt von einer Frau, die ein Trauma erlebte und mit Hilfe ihres Mannes versucht, im Leben wieder Fuß zu fassen. Das gestaltet sich jedoch immer schwieriger, denn sie kann plötzlich die wahren Gedanken von Pronodarstellern hören.
Ich hätte vorher nicht erwartet, welche Schwierigkeiten ich beim Lesen dieses Buches haben würde. Ja, ich lese viel und gerne, doch solch einen Stil habe ich bisher selten gelesen. Ich bin der Überzeugung, dass ich die Geschichten nicht wirklich im Kern verstanden habe. Deswegen kann ich nur anhand meiner Emotionen bestimmen, wie sie mir gefielen. Wie vielen anderen Rezensenten gefiel auch mir „Der Extrastich“ wirklich am besten. Und auch wenn ich nicht alles verstanden habe oder nicht richtig einordnen kann, so hatte ich doch eine wirklich tolle Lesezeit mit einem ganz anderen Buch und Stil als gewohnt.
Der Schreibstil ist wie bereits beschrieben sehr blumig, doch auch intensiv, ausufernd, beschreibend und außergewöhnlich.
Wer sich für ungewöhnliche Stile interessiert und gerne Interpretationen von Kurzgeschichten erstellt, der wird eine große Freude an diesem Buch haben.