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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2019

Außergewöhnlicher Stil, Inhalt nicht immer greifbar

Ihr Körper und andere Teilhaber
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In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich ...

In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich mit unterschiedlichen Themen befassen.
Machado hat einen so eigenen Stil und lässt so viel Raum für Diskussionen und Interpretationen der einzelnen Kurgeschichten, dass meine Deutschlehrerin ganz verzückt wäre vor Freude. Und eine Interpretation wäre für manche Kurzgeschichten wirklich nicht so leicht. Die Lektüre an sich ist relativ einfach, der Schreibstil zwar sehr blumig und teilweise ausschmückend, aber wirklich angenehm zu lesen. Doch für jede Minute, die mit dem Lesen der Geschichte verbracht wird, muss eine Vielzahl an Minuten für das Nachdenken der gelesenen Worte eingerechnet werden. Doch manche Geschichten forderten mich wirklich heraus. So weiß ich auch jetzt noch nicht, ob ich die Kurzgeschichte „Mütter“, die von einer Frau und ihrem Baby handelt, wirklich richtig verstanden habe. Oder ob es überhaupt ein richtig gibt in dem Fall. Die Geschichte lässt so viel Spielraum zu, dass ich als Leser am Ende nicht wusste, was nun real war und was nicht. Oder ob das überhaupt wichtig wäre zu wissen.
Neben „Mütter“ gibt es noch sieben weitere Kurzgeschichten.
„Der Extrastich“ handelt von einer Frau und ihrem Mann, die glücklich miteinander verheiratet sind. Das einzige, was die Frau aber nicht mit ihm teilen möchte, ist das Geheimnis um das grüne Band, das schon immer um ihren Hals lag. Doch ihr Mann möchte nach etlichen Jahrzenten Ehe endlich wissen, was es mit dem grünen Band auf sich hat.
„Inventur“ spielt in einer dystopischen Welt, in der die Bevölkerung von einem aggressiven Virus langsam dahingerafft wird. Während sie einige ihrer Liebsten an den Virus verlor, kämpfte sich eine Frau mutig immer weiter und erstellt Listen ihrer Geschlechtspartner.
„Besonders heimtückisch 272 Mal Law & Order: Special Victims Unit“ habe ich zu meiner Schande nicht durchgehalten. Es handelt sich hier um die fiktive Titel und Beschreibungen von Folgen der Serie „Law & Order“. Für ganze 12 Staffeln, die ich irgendwann nur noch überflog. Bei Zeiten werde ich mir diese Kurzgeschichte eventuell noch einmal genauer ansehen. Auch hier kann ich gedanklich nicht einordnen, was mir die Autorin sagen, aufzeigen oder wissen lassen wollte.
„Echte Frauen haben Körper“ ist wieder dystopisch, denn auf der Welt verblassen die Körper von Frauen. Die Protagonistin der Geschichte arbeitet in einer Kleiderboutique und erfährt von ihrer Liebhaberin eines Tages, dass die durscheinenden, fast unsichtbaren Körper dieser Frauen in die Kleider eingenäht wurden. Die Geschichte gefiel mir wirklich gut, da in ihr auch eine charakterliche Entwicklung spürbar war.
„Acht Bissen“ handelt von einer Frau, die unzufrieden mit ihrem Körper ist. Ihre Schwestern haben sich bereits aller einer Operation unterzogen und um nun auch einem Körperideal zu entsprechen, entschließt auch sie sich zu eine Operation. Nach dieser jedoch wird sie heimgesucht von dem Teil, der ihr weggeschnitten wurden.
„Die Bewohnerin“ ist wieder eine der Geschichten, die mich etwas ratlos zurücklässt. Eine Schriftstellerin begibt sich in ein Hotel, das ganz auf das künstlerische Schaffen ausgelegt ist. Dort lernt sie weitere Künstle kennen, die in diversen Gebieten arbeiten und versucht, ihr Buch weiter zu schreiben. Doch der See an dem das Hotel gelegen ist, ist ihr aus ihrer Kindheit bei den Pfadfindern bekannt. Während die anderen Bewohner sie als immer verrückter betiteln, verwirrte mich die Geschichte mehr und mehr. Auch wenn ich ihr gerne folgte.
„Schwierig auf Partys“ handelt von einer Frau, die ein Trauma erlebte und mit Hilfe ihres Mannes versucht, im Leben wieder Fuß zu fassen. Das gestaltet sich jedoch immer schwieriger, denn sie kann plötzlich die wahren Gedanken von Pronodarstellern hören.
Ich hätte vorher nicht erwartet, welche Schwierigkeiten ich beim Lesen dieses Buches haben würde. Ja, ich lese viel und gerne, doch solch einen Stil habe ich bisher selten gelesen. Ich bin der Überzeugung, dass ich die Geschichten nicht wirklich im Kern verstanden habe. Deswegen kann ich nur anhand meiner Emotionen bestimmen, wie sie mir gefielen. Wie vielen anderen Rezensenten gefiel auch mir „Der Extrastich“ wirklich am besten. Und auch wenn ich nicht alles verstanden habe oder nicht richtig einordnen kann, so hatte ich doch eine wirklich tolle Lesezeit mit einem ganz anderen Buch und Stil als gewohnt.
Der Schreibstil ist wie bereits beschrieben sehr blumig, doch auch intensiv, ausufernd, beschreibend und außergewöhnlich.
Wer sich für ungewöhnliche Stile interessiert und gerne Interpretationen von Kurzgeschichten erstellt, der wird eine große Freude an diesem Buch haben.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Epische Geschichte mit ein paar Längen und einem grandiosen Sprecher

Die Grenze
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Die Südmarksfeste steht seit Urzeiten und nichts kann ihre Mauren ins Schwanken bringen. Doch dann ereilt ein Schicksalsschlag nach dem nächsten die Königsfamilie und die Zwillinge Barrick und Briony müssen ...

Die Südmarksfeste steht seit Urzeiten und nichts kann ihre Mauren ins Schwanken bringen. Doch dann ereilt ein Schicksalsschlag nach dem nächsten die Königsfamilie und die Zwillinge Barrick und Briony müssen lernen schnell viel Verantwortung übernehmen. Denn aus dem Süden bedroht sie mehr und mehr die Macht des Autarchen und im Norden regt sich etwas im Nebel, der sie von den berüchtigten Zweilichtlern trennt.

Ich liebe Fantasy Bücher. Ja, in dem Genre fühle ich mich heimisch, kehre immer wieder zu ihm zurück. Doch manches Mal muss ich mich echt zusammenreißen, um bei einer Geschichte am Ball zu bleiben. Für mich ist „Die Grenze“ eine solche Geschichte. Bereits 2015 versuchte ich mich an dem Hörbuch, kam bis zum Dreiviertel der Geschichte, brach dann jedoch ab. Ich mag es nicht, Bücher abzubrechen und versuche immer, sie zu Ende zu lesen/zu hören. Deswegen startete ich Anfang diesen Jahres erneut in das Hörbuch.
Anfangs brauchte ich wirklich lange, um mich in der Geschichte wieder zurechtzufinden. Die Handlung schleppte sich dahin, die vielen Handlungsstränge konnte ich nicht immer gleich richtig zuordnen und den roten Faden der Geschichte bekam ich auch nicht zu fassen. Doch irgendwann hatte ich mich zurechtgeruckelt und konnte endlich der Geschichte mit Spannung folgen. Leider geschah dies erst nach circa einem Drittel des Buches. Doch am Ball bleiben lohnt sich definitiv!
Die Diversität der Charaktere, Arten und Länder faszinierte mich auf ein Neues. Tad Williams überbrodelnde Fantasie und sein außergewöhnlicher Schreibstil fesselten mich irgendwann so sehr an das Hörbuch, das ich kaum Pausen machen wollte.
Neben Barrick und Briony gibt es etliche Charaktere, denen Handlungsstränge gewidmet sind. Einigen von ihnen folgte ich voller Spannung und Interesse, andere interessierten mich erst nicht wirklich, konnten mich dann jedoch auch von sich überzeugen. Einem Handlungsstrang folgte ich aber besonders gerne: Dem des Funderlings Cherd und seinen Abenteuern mit seinem menschlichen Findelkind Flint.
Die Geschichte besitzt alles, was ein Epos besitzen sollte: Machtkämpfe, Intrigen, Verrat, fantastische Charaktere. Nur die Liebe fehlte mir bisher etwas. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden und die weiteren drei Bände müssen ja auch mit Inhalt gefüllt werden.
David Nathan ist ein wirklich ausgezeichneter Sprecher. Seine beruhigende Stimme und die unterschiedlichen Arten seiner Stimmlage hauchten den Charakteren leben ein und verliehen jedem eine ganz eigene Stimme. Eine wirklich herausragende Leistung und eine Stimme, der ich immer gerne lausche!

Veröffentlicht am 23.05.2019

Lieber vorher die Warnung des englischen Klappentextes lesen!

Suddenly Forbidden (Gray Springs University 1)
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Daisy und Quinn waren schon immer eine Einheit und irgendwann wurde aus diesen beiden besten Freunden ganz selbstverständlich mehr. Doch dann zieht Daisy mit ihrer Familie weg und alles beginnt zu bröckeln. ...

Daisy und Quinn waren schon immer eine Einheit und irgendwann wurde aus diesen beiden besten Freunden ganz selbstverständlich mehr. Doch dann zieht Daisy mit ihrer Familie weg und alles beginnt zu bröckeln. Zwei Jahre sind seitdem vergangen und Daisy kommt nervös an ihrem neuen College an. Denn immer wieder haben sich die beiden geschworen, gemeinsam auf eben dieses College zu gehen. Und tatsächlich ist Quinn da, aber im Gegensatz zu ihr hat er nicht gewartete, sondern sein Leben weitergelebt. Ohne sie, aber mit ihrer ehemaligen besten Freundin Alexis an seiner Seite.

[Ich werde in dieser Rezension leider spoilern müssen, da ich vermehrt auf inhaltliche Dinge Bezug nehmen muss, um meine Standpunkte zu verdeutlichen. Anders war es mir leider nicht möglich.]

Leider konnte mich dieser Auftakt einer neuen College-Reihe nicht überzeugen.
Die Charaktere mochte ich an sich ganz gerne, doch in diesem Rahmen gefielen sie mir leider weniger gut.
Daisy ist an sich eine wirklich tolle Protagonistin, eine, von der ich ansonsten gerne mehr lesen würde. Und auch Quinn gefiel mir wirklich gut.
Doch das Konstrukt der Autorin zerfiel leider Seite um Seite mehr. Einige der Handlungen fand ich dermaßen unauthentisch, merkwürdig und komisch, dass ich das Buch passagenweise echt grausig fand.
Ganz schlimm finde ich das vermittelte Bild der verzehrenden, naiven jungen Frau, die der großen Liebe wegen sich ein College aussucht. Und nicht ein College, das sie wegen des Programms, der Kurse oder passend zu ihren Stärken und Fähigkeiten aussucht. Vielleicht wird es erwähnt und ich habe es überlesen, doch wird an einigen Stellen darauf eingegangen, dass Daisy nur deshalb an dieses College ging, weil Quinn und sie sich das als Kinder mal geschworen haben.
Außerdem hat Daisy erwartet, dass Quinn auf sie wartet, obwohl die beiden Schluss gemacht haben und Daisy sich zwei Jahre lang nicht bei ihm gemeldet hat? Das ist nicht mehr naiv-süß, dass ist verblendet und fernab der Realität.
Publiziert wurde das Buch 2018 und auch wenn nie ein exaktes Datum genannt wird, ordnete ich gedanklich die Geschichte auch in dem Dreh handelnd ein. Und da will mir die Autorin weiß machen, dass Daisy erst mit 16 ein Handy geschenkt bekommt und es ihr dennoch nicht möglich ist, Kontakt zu ihren alten Freunden zu halten? Dass man sich auseinanderlebt und eine Fernbeziehung eben nicht immer klappt, kann ich absolut verstehen und nachvollziehen. Dennoch stellt die Autorin es so dar, als würde Daisy am Nordpol ohne Empfang - geschweige denn Technik - sitzen und kehrt erst am College zurück in die Zivilisation.
Was mich wirklich entsetzte war, dass Quinn scheinbar ein ziemliches Alkoholproblem hatte, Alexis ihm daraus half und dann immer und immer wieder als „die Böse“ dargestellt wurde. Es wird nie wieder darauf eingegangen, wie schlecht es Quinn ging, wie schlimm es ist, in ein solches Loch zu fallen und wie stark Alexis gewesen sein muss, um ihm zu helfen. Nein, sie ist ja diejenige, die Daisys „Besitzanspruch“ in Frage stellte und es wagte, mit dem EX(!)-Freund ihrer besten Freundin zusammenzukommen. Während sich Daisy selber auch immer weiter von Alexis entfernte und sich auch nicht mehr bei ihr meldete. Tolle Freundschaft zwischen den dreien.
Ich war nicht vorbereitet auf das Buch. Und hier tatsächlich einmal im negativen Sinne. Der deutsche Klappentext lässt eine sehr wichtige Zeile einfach aus – eigentlich mehr eine Warnung. Hätte ich diese Warnung vorher gelesen, hätte ich niemals zu diesem Buch gegriffen und ich bin doch etwas sauer darüber, dass sich der Verlag dafür entschied, diese nicht mit abzudrucken.
Die Originalwarnung lautete: „warning: this book contains cheating.“. Hätte ich eben diese Warnung vorher gelesen, hätte ich das Buch niemals begonnen. Ich lese grundsätzlich keine Geschichten, in denen jemand betrogen wird. Ich rechnete schlicht nicht damit, dass tatsächlich jemand betrogen wird, sondern ging auf Grund des Klappentextes eher davon aus, dass sich ein riesen Drama ergeben würde, bis letztendlich Quinn mit Alexis Schluss macht und mit Daisy wieder zusammenkommt.
Gut gefallen haben mir hingegen die Perspektivwechsel von Quinn und Daisy und die Rückblenden in ihre Kindheit. Ja, mein Herz schmerzte schon an vielen Stellen. Vor allem zu Beginn der Geschichte. Leider konnte die Autorin diese Gefühle nicht bis zum Ende hin vermitteln.
Der Schreibstil war ok. Sehr umgangssprachlich, doch auch passend. Schwer getan habe ich mich mit den Sexszenen, da der doch sehr blumige Stil dann wieder vollkommen unpassend in für meine Augen und Ohren sehr schmutzigen „Dirtytalk“ umschlug. Diese beiden Stile passten für mich einfach nicht zusammen, waren super unpassend kombiniert und ich überlegte wirklich an zwei Stellen, mir die Augen mit Wasser und Seife zu reinigen, um diese Formulierungen von meiner Netzhaut zu löschen. Vielleicht bin ich aber auch einfach sehr verklemmt.
Das Ende fand ich unglaublich kitschig und furchtbar geschrieben. Das gesamte letzte Kapitel hätte man wirklich getrost streichen können.
An sich habe ich nach diesem Erlebnis genug von der Autorin, doch macht mich Band 2 doch neugierig. Die beiden Figuren wurden bereits in diesem Band vorgestellt und gefielen mir wirklich gut. Vor allem Pippa ist einer der Lichtblicke dieser Geschichte gewesen. Die beiden nächsten Bände beinhalten im Deutschen auch wieder keine Warnung im Klappentext, im Englischen jedoch schon. Ich kann es nun aus Erfahrung nur empfehlen, sich die Warnungen einmal durchzulesen.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Konnte mich trotz Schwachstellen überraschen

Gold und Schatten
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Die Diplomatentochter Livia zieht mit ihren Eltern um nach Paris. An Umzüge ist sie wirklich gewohnt, doch seit ihrem 16. Geburtstag stimmt etwas nicht mit ihr. Plötzlich sprechen Pflanzen und Blumen zu ...

Die Diplomatentochter Livia zieht mit ihren Eltern um nach Paris. An Umzüge ist sie wirklich gewohnt, doch seit ihrem 16. Geburtstag stimmt etwas nicht mit ihr. Plötzlich sprechen Pflanzen und Blumen zu ihr. Und dann ist da noch Maél, den sie nicht ganz einordnen kann. Was möchte er wirklich von ihr? Ehe sie sich versehen kann, ist Livia mitten in Geheimnisse im Herzen Frankreichs verstrickt und kann kaum glauben, was für eine Welt sich ihr offenbart.

Eigentlich hatte ich das Kapitel „Griechische Götter gepaart mit Liebesdrama um beliebige Jugendliche“ für beendet erklärt, nachdem mir in dem Bereich eine Enttäuschung nach der anderen unter die Finger kam. Aber was soll ich sagen, ich falle immer wieder auf die neusten Hype-Bücher rein, möchte auch mitreden können, wissen, worum es geht, wenn ein Buch auf gefühlt allen Bookstagram-Kanälen in Szene gesetzt wird. Außerdem bin ich insgeheim doch noch immer auf der Suche, nach DEM Buch, das die griechische Mythologie grandios in einem Urban Fantasy Buch behandelt. Ich bin den griechischen Göttern plus unzähligen Nachkommen spätestens seit meinem Alt-Griechisch-Unterricht verfallen (beziehungsweise seit der wunderbaren Vertonung der griechischen Mythen und Sagen für Kinder von Dimiter Inkiow).
Um ehrlich zu sein dachte ich zu Beginn des Buches, dass es sich bei „Gold und Schatten“ um eine weitere Enttäuschung handeln würde. Verstärkt wurde das Gefühl dadurch, dass ich nicht gut in das Buch hineingefunden habe. Ich legte viel zu viele Pausen ein, legte das Buch immer wieder für längere Zeit aus der Hand und folgte dann der Handlung eher mit mäßigem Interesse.
Doch nach circa einem Viertel des Buches setzte die Sogwirkung ein, die viele YA- und NA-Bücher haben. Dieser Drang, einfach immer weiterzulesen, weil man endlich mehr wissen möchte, die Zusammenhänge verstehen will und mehr über die Hintergründe erfahren möchte. Und dann merkte ich Kapitel um Kapitel, wie meine Lesefreude stieg und ich wirklich Spaß an dem Buch fand. Damit hatte ich irgendwann kaum mehr mit gerechnet, doch das Buch gefiel mir immer besser.
Ja, die Geschichte hat ziemlich viele Schwachstellen. Angefangen mit Livia, die in meinen Augen viel zu viel hinnahm, sich nicht interessierte und mir auch leider nicht im Gedächtnis bleiben wird. Eine kleine Besserung gegenüber anderen Büchern des Genres: Livia ist mal (erfrischender Weise und endlich einmal!) nicht das wunderschönste Mädchen des Universums mit kaum erfüllbaren Körpermaßen, sondern eine nette junge Frau, in die man sich gut hineinversetzen konnte. Ihr Desinteresse gegenüber ihren Fähigkeiten hingegen ließ mich ganz schön die Brauen zusammenziehen. Ihr fokus lag leider viel zu sehr auf irgendwelchen Dramen, die im Kapitel selber vielleicht gut gesetzt waren, doch über die Länge des Buches betrachtet eindeutig die Oberhand hatten. Hier kann ich etliche Rezensionen verstehen, die aussagen, dass es zu sehr Teeniedrama als Geschichte um und mit der griechischen Mythologie sei. Dennoch mochte ich Livia, fand sie erfrischend und gut gewählt.
Auch Maél gefiel mir in Auszügen ganz gut, doch wurden in ihm für meinen Geschmack zu viele Klischees gepaart, was in seinem Fall nicht immer förderlich war. Muss es denn immer der Bad Boy sein, der allen Gefahren trotzen kann und nur von einer einzigen Frau „errettet“ werden kann? Hier wäre etwas mehr Innovation echt wünschenswert gewesen. Für mich ist dieser Protagonisten-Typ dermaßen ausgelutscht. Auch wenn ich betonen muss, das Maél nicht der typische Bad Boy ist. Er springt mehr wie ein kleines ADHS-Känguru zwischen verschiedenen Charakteren hin und her, so dass er nicht immer ganz greifbar war. Mal ein bisschen „bad“, mal Kuscheltyp, mal anhänglich, mal unnahbar. Bitte nicht falsch verstehen, jeder Charaktere verfügt über diverse Seiten, doch hatte ich ab und an das Gefühl, dass für Maél zwei Versionen geschrieben wurden, die sich situationsbedingt immer wieder abwechselten. Sie passten einfach nicht immer zusammen.
Richtig gut gefallen haben mir aber die Nebencharaktere und auch die Darstellungen der Götter. Ich fand es klasse, dass die Götter nicht zu romantisierten Vorstellungen ihrer selbst verkommen waren, sondern auch auf ihre eher grausame Ader hingewiesen wurde. Mir persönlich hätte eine noch drastischere Darstellung besser gefallen, aber die Autorin ist nicht wie andere Autoren einmal mit dem Weichzeichner über diese Gestalten gegangen, um aus ihnen eine große, liebevolle Familie zu machen. Nun, nach dem ersten Schreck darf es schon ein bisschen Weichzeichner sein, denn mir hat vor allem die Szene mit Hephaistos gut gefallen. Auch die Einbindung anderer Figuren der griechischen Mythologie hat mir gefallen. Die Autorin hat sich spürbar viel mit dem Thema beschäftigt. Und auch wenn sie ab und an ein paar Sagen etwas für ihre Geschichte zurechtgebogen hat, kann ich ihr das nicht verdenken und verbuchte es als „künstlerische Freiheit“.
Kritisch stand ich von Anfang an dem Thema Paris gegenüber. „Warum ausgerechnet Paris? Warum kann nicht eine der Göttergeschichte endlich einmal da spielen, wo sie ihren Ursprung hat?“ Dies waren meine Gedanken zum Start der Geschichte. Ich bin es wirklich leid noch mehr Bücher der griechischen Mythologie zu lesen, die in den USA oder Buxtehude spielen. Rick Riordan gab eine ganz passable Antwort darauf, die viel zu viele Autoren einfach kopiert haben. Doch Kira Licht lieferte wirklich eine stimmige Erklärung und versöhnte mich etwas mit der Wahl ihres Handlungsortes.
Paris fing sie ganz wunderbar ein und die Settings passten wirklich gut zur Geschichte.
Der Schreibstil ist in Ordnung, ziemlich umgangssprachlich mit sehr vielen Dialogen und eher humoristisch. Er passt gut zu der Geschichte und den Figuren und ließ sich locker-flockig lesen.
Das Ende gefiel mir leider nicht so gut. Plätscherte die Handlung im Verlaufe des Buches eher hin und konzentrierte sich zu sehr auf das sehr künstliche Drama zwischen Livia und Maél, so wurde das Ende wirklich ruckartig auf ein paar Seiten und mit einem vorher nicht vorhandenen Tempo abgehandelt.
Es blieben mir auch viel zu viele Fragen unbeantwortet. Ja, wahrscheinlich werden diese im zweiten Band beantwortet werden, aber dieses Ende fühlte sich mit der Vielzahl an nicht beantworteten Fragen doch sehr unbefriedigend an. Ein bisschen weniger Drama für ein bisschen mehr Input wäre wirklich toll gewesen.
Alles in allem aber bin ich überrascht, wie viel Freude ich an dem Buch hatte, auch wenn ich nicht die vielen Begeisterungsstürme uneingeschränkt teilen kann. Es hat mich abgesehen von dem holprigen Start gut unterhalten können und ich freue mich nun auf den zweiten Band.

Veröffentlicht am 20.05.2019

Informatives Sachbuch für Kinder

Neil Armstrong
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Am 21. Juli diesen Jahres jährt sich die Mondlandung der Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin zum fünfzigsten Mal. Doch wer ist eigentlich Neil Armstrong? Und warum war er der erste Mensch auf dem ...

Am 21. Juli diesen Jahres jährt sich die Mondlandung der Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin zum fünfzigsten Mal. Doch wer ist eigentlich Neil Armstrong? Und warum war er der erste Mensch auf dem Mond?
Kathrin Hahnemann schuf anlässlich dieses Datums ein Kindersachbuch über das Leben des Astronauten Neil Armstrong. Begleitet wird der Text von Illustrationen von Uwe Mayer, der bereits andere Titel der Reihe „Wer ist das?“ des arsEdition Verlags illustrierte.

Sehr kindgerecht und in einfacher und leichter Sprache werden in diesem Buch Eindrücke aus dem Leben von Neil Armstrong vermittelt. Über seine Kindheit hin zur Flugbegeisterung und seinem Leben an der Uni und in der Armee beleuchtet die Autorin das gesamte Leben des weltberühmten Astronauten.
Immer wieder baut sie dabei Informationen über Raketen, die Luftfahrt oder die NASA ein, so dass selbst ich noch neue Informationen erhielt und etwas lernte. Obwohl die Zielgruppe ganz klar eine andere ist.
Das Buch kann von Kindern sehr gut alleine gelesen werden, eignet sich aber auch hervorragend zum Vorlesen und Mit-Entdecken. Die
Die Illustrationen haben mir wahnsinnig gut gefallen, der Stil ist wirklich schön und sie passten immer gut zum Text.
Zusätzlich sind etliche Bilder aus dem Privatleben aber auch aus der Zeit der NASA mit eingebunden.
Da die Sprache sehr einfach ist, ist das Buch tatsächlich eher für Kinder geeignet, für Jugendliche dürfte das Buch eher weniger geeignet sein.
Wichtige Punkte sind im Text farblich hervorgehoben, so dass sich auf den ersten Blick auch gleich die wichtigen Informationen erfassen lassen. Die einzelnen Kapitel sind nur ein paar Seiten lang und jede Seite trägt zusätzlich einen übergeordneten Titel, so dass der Leser immer gleich weiß, worum es auf der Seite geht. Der Text ist nicht als reiner Fließtext angelegt, sondern mit sehr vielen Absätzen versehen, wodurch es möglich ist, auch einzelne Absätze kurz zu lesen und das Buch dann wieder wegzulegen.
Gut gefallen hat mir auch der eher kritische Ton am Ende, ob die Mondlandung wirklich so sinnvoll war. Die Autorin beleuchtet hierbei mehrere Blickwinkel, zieht dann ein eigenes Fazit und verkündet ihre Meinung zu dem Thema. Dieser Meinung kann auch ich mich nur anschließen: Es ist eine außerordentliche Leistung gewesen und diese sollte auch gebührend gewürdigt werden.
Auch geht die Autorin sehr kurz auf die größten Diskussionspunkte ein, ob die Mondlandung nicht doch künstlich inszeniert worden wäre und nie stattgefunden hat. Dass sie diese Punkte gleich verbindet mit den entsprechenden Gegenargumenten gefiel mir gut. Auch, dass diesem nicht viel Raum gelassen wurde. Die Erwähnung fand auch ich wichtig, doch über eine Erwähnung geht es in diesem Buch nicht hinaus und dieses Buch ist auch nicht der richtige Ort für eine solche Diskussion.
Auch die „unwillige Heldenrolle“ von Neil Armstrong wurde mit aufgenommen und zeigt einmal mehr eine wirklich interessante Seite von Neil Armstrong, die toll vermittelt wurde.
Im Text fordert die Autorin auch ab und an dazu auf, sich doch Videos der Raketenstarts anzusehen. Für ein solches YouTube-Video (dem Flug einer X-15) wurde sogar ein Link angegeben, der jedoch leider nicht verfügbar war.
Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen und mir einen kurzen Abstecher in die Lebensgeschichte eines außerordentlichen Mannes gewährt. Für Kinder ist dies wirklich ein gelungenes, informatives und nie langweilig werdendes Sachbuch.