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Veröffentlicht am 14.05.2019

Sehr konstruiert, naive Charaktere und für ein Kinderbuch etwas zu brutal

Silberdrache (Silberdrache 1)
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In einer uns fremden Welt kann Joss es kaum fassen als ihm das Ei eines Drachen in die Hände fällt. Und dann auch noch das eines silbernen Drachens, die sehr selten sind. Als das Jungtier dann schlüpft, ...

In einer uns fremden Welt kann Joss es kaum fassen als ihm das Ei eines Drachen in die Hände fällt. Und dann auch noch das eines silbernen Drachens, die sehr selten sind. Als das Jungtier dann schlüpft, erkennt Joss zu spät, in welcher Gefahr sich seine Schwester Allie, der Drache Lysander und er befinden. Denn Lysander wird mit viel Druck von der Familie Lennix gesucht. Und diese Familie ist wirklich alles andere als nett.
In unserer Welt muss auch Sirin sehr tapfer sein, denn ihre Mutter ist schwerkrank. Sirin hat nur einen Wunsch: den Geschichten ihrer Mutter über Drachen für immer lauschen zu können.

Drachen übten schon immer eine große Faszination auf mich aus. Neben Eragon begleitete mich der Drache Temeraire durch meine Jugend und seitdem verschlinge ich fast alle Bücher über Drachen, die ich in die Finger bekomme. Deswegen war ich ganz angetan davon, dass Netgalley dieses Buch in die Liste der jährlichen Challenge aufgenommen hatte. Ganz gespannt machte ich mich also über die Lektüre her, wurde aber schnell wieder von meiner kleinen (Drachen-)Euphoriewelle gerissen.
Ich hatte anfangs erwartet, dass die beiden Stränge von Joss und Sirin etwa gleich viele Teile des Buches ausmachen würden. Leider war der Strang um Joss und Lysander aber so präsent, dass Sirins Strang mehr wie eine Unterbrechung der eigentlichen Haupthandlung war. Mir hätte es besser gefallen, wenn Sirin erst viel später in der Geschichte vorgestellt worden wäre. So baute ich im ersten Kapitel eine Beziehung zu ihr und ihrer tragischen Geschichte auf, nur um dann erst wieder hundert Seiten später wieder etwas von ihr zu lesen. Wäre Sirins Strang etwas geballter gewesen, hätte diese anfängliche Beziehung aufrecht gehalten werden können.
Joss war auch nicht der beste Protagonist, seine Schwester Allie hingegen fand ich toll. Joss rannte dermaßen naiv nicht nur einmal, sondern gleich zweimal in eine fast identische Situation rein, was mich mehr als nur verdutzte. Ein Schlammassel, schön und gut, aber ein Protagonist, der nicht aus Fehlern lernt und ohne zu zögern wiederholt in sein Verderben rennt? Außerdem hätte ich bei seiner Vorgeschichte mit ein wenig mehr Argwohn und Misstrauen gerechnet.
Der Schreibstil war in Ordnung, die vielen kurzen Sätze und wenigen verschachtelten Nebensätze ermöglichten ein rasches Tempo. Vor allem in Fantasy Genre schätze ich es sehr, wenn eine Geschichte aus der Sicht mehrerer Charaktere erzählt wird, da somit eine Komplexität geschaffen wird, die den Leser noch mehr an die Geschichte fesselt. Außerdem ermöglicht der Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven auch, dass dem Leser auf subtile Weise dem Protagonisten/den Hauptcharakteren unbekannte Informationen vermittelt werden. Hier aber wurde es mit dem Perspektivwechsel maßlos übertrieben. Neben Sirin und Joss kommen eine ganze Reihe Charaktere zu Wort, in vielen Kapiteln wechseln sich diese sogar passagenweise ab. Das schaffte kein tieferes Verständnis für die Geschichte, sondern führte mehr und mehr zu Verwirrung. Die Übergänge waren nicht wirklich gut geschrieben beziehungsweise kaum vorhanden, es wirkte einfach nur sprunghaft und nicht durchdacht. Eine Beschränkung auf maximal drei Perspektiven hätte in meinen Augen vollkommen gereicht.
Der Aufbau der Geschichte wirkte an vielen Stellen sehr gewollt und konstruiert. Charaktere handelten nach Lust und Laune mal so oder so, hatten keine gerade Linie und führten deshalb nur noch zu Kopfschütteln meinerseits. Etliche Handlungsweisen fand ich sehr unlogisch und aus der Luft gegriffen, viele Probleme und kritische Situationen wurden erst groß aufgebauscht, um dann innerhalb eines halben Satzes abgehandelt zu werden.
Laut des Klappentextes bei Amazon soll das Buch für Jungen und Mädchen ab 11 Jahren gedacht sein. Das mag hinsichtlich der Charaktere, die sich in dem Alter befinden, stimmen. Einzelne Passagen aber fand ich sehr brutal und grausam für ein Kinderbuch. In einem für Erwachsene geschriebenen Fantasy Buch wären diese Passagen kein Thema gewesen, doch die Mischung der grausam beschriebenen Szenen und den jungen Kindern wirkte auf mich sehr skurril. Ich habe selber keine Kinder und kann das deswegen nicht gut einschätzen, außerdem kommt es auch auf die ganz individuelle Entwicklung des Kindes an, aber guten Gewissens kann ich das Buch nicht an Elfjährige empfehlen und gehe mit einer Empfehlung mehr in die Altersrichtung 13-14.
Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen, viele Dinge wirkten zu konstruiert und nicht ausgearbeitet genug. Dennoch konnte ich das Buch wirklich sehr zügig durchlesen. Ich werde aber nicht die weiteren Teile der Reihe verfolgen. Da in anderen Rezensionen immer wieder betont wurde, wie viel besser doch die Reihe um Septimus Heat sei, werde ich mir bei Gelegenheit einmal diese Reihe ansehen.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Guter Einstieg in die wunderbare Welt Namibias

Gebrauchsanweisung für Namibia
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Ich hatte das immense Glück, Namibia letztes Jahr mit eigenen Augen und allen anderen Sinnen entdecken zu dürfen. Und habe mich sofort in dieses Land verliebt. Noch nie hat mich ein Land nachhaltig noch ...

Ich hatte das immense Glück, Namibia letztes Jahr mit eigenen Augen und allen anderen Sinnen entdecken zu dürfen. Und habe mich sofort in dieses Land verliebt. Noch nie hat mich ein Land nachhaltig noch zu beeindrucken und bewegen können, noch nie hatte ich solches Fernweh.
Diese unvergesslichen und wunderschönen Wochen machen mich natürlich zu keiner Expertin des Landes und deswegen freute ich mich sehr über „Gebrauchanweisung für Namibia“. Die Bücher der Piper-Reihe haben ihren ganz eigenen Charme, weil sie eben keine normalen Reiseführer sind, sondern die Eindrücke einzelner Autoren wiedergeben, die eine kurze Einführung in ein ganzes Land geben wollen.
Der Einstieg in das Buch und der vom Autor gezogene Vergleich von Namibia mit Herrn Tur Tur aus Jim Knopf gefiel mir wahnsinnig gut, da es wirklich ein passender Vergleich ist. Namibia ist ein Scheinriese, riesig groß und doch wieder im Inneren überschaubar.
Und auch der weitere Verlauf des Buches war toll. Immer wieder musste ich über Passagen schmunzeln, da ich die Situation so oder so ähnlich selbst erlebte oder freute mich über mir bekannte Orte, Menschen, Farmen oder Lokalitäten.
Zum Beispiel wäre da Chris und seine Living Desert Tour, auch wir begaben uns mit ihm auf die Suche nach den Little Five in der Wüste rund um Swakopmund. Und auch wir „mussten“ den Apfelkuchen in Solitaire probieren. (Beide Dinge kann ich nur von Hezen empfehlen!).
Natürlich wird auch auf die Fauna Namibias eingegangen und zu meiner großen Freude auch auf die – vielleicht auf den ersten Blick nicht so außergewönliche – Flora. Immens gefreut habe ich mich, dass sogar ein ganzes Kapitel der Welwitschia mirabilis gewidmet war, der Wappenpflanze Namibias und ein wahrer Überlebenskünstler.
Doch lernte ich auch viel Neues, denn in der kurzen Zeit, die ich in Namibia – meist auf der Suche nach Tieren – verbrachte, kann man natürlich nicht alles aufnehmen oder erfahren, was ein ganzes Land zu bieten hat. Für mich ist das Buch eine tolle rückwirkende Ergänzung zu einem fantastischen Urlaub mit wunderbaren Anreizen für einen nochmaligen Besuch des Landes. Ansonsten aber bietet es einen tollen Einstieg für Namibia-„Frischlinge“.
Grundlegend muss ich jedoch sagen, dass viele Themen natürlich nur angerissen werden können. Das Buch besitzt gerade einmal 224 Seiten, da ist es für mich irgendwo verständlich, dass solche komplexen und kontroversen Themen wie die Jagd und Jagdfarmen in Namibia (für mich) nicht ausreichend diskutiert werden. Es lädt einfach dazu ein, sich darüber hinaus mit anderer Lektüre zu befassen und bietet einen allgemeinen Überblick.
Ich hätte mir auch ein wenig mehr Raum für die ethnischen Gruppen Namibias gewünscht. Ein wenig mehr Informationen über das Leben der San, Herero, Nama und Damara und der Probleme der Gruppierungen wäre toll gewesen. Natürlich wurde vieles angesprochen, ich hätte es nur gerne auf einer etwas tiefergreifenden Ebene gehabt. Doch das ist für einen kurzen Einstieg vielleicht etwas zu viel verlangt. Zumindest im letzten Kapitel wird das Thema nochmals kurz aufgegriffen und entlässt den Leser wieder in seine eigene Gedankenwelt. Angereichert mit vielen Informationen und Ansätzen kann sich nun über die Lektüre hinaus mit dem komplexen Thema beschäftigen.
Die meisten Leser werden das Buch wahrscheinlich vorbereitend für ihren Urlaub lesen und mehr über die Gegenden Namibias erfahren wollen, die sie unbedingt besuchen und sehen müssen. In dem fall wird man hier auch garantiert fündig!
Der Schreibstil gefiel mir ganz gut, an manchen Stellen war er mir etwas zu umgangssprachlich und salopp. Ich kann mich nicht mit allen Aussagen des Autors identifizieren und störte mich an der ein oder anderen Stelle ein wenig an diesen.
Doch der Großteil ist sehr informativ und gibt einen persönlichen und damit auch sehr authentisch wirkenden Eindruck wieder.
Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen, ich habe tolle neue Anregungen für ein weiteres Namibia-Abenteuer und habe ansonsten in Erinnerungen an dieses ganz besondere Land schwelgen können.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Tolle Vertonung, Inhalt konnte mich jedoch nicht abholen

Kann man mal machen
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Mirellas Videos auf YouTube verfolge ich seit einigen Jahren schon. Mal mehr aktiv, mal weniger, mal mit viel Freude, mal ein wenig desinteressiert. Aber unterhalten konnte sie mich bisher doch immer. ...

Mirellas Videos auf YouTube verfolge ich seit einigen Jahren schon. Mal mehr aktiv, mal weniger, mal mit viel Freude, mal ein wenig desinteressiert. Aber unterhalten konnte sie mich bisher doch immer. Ich schätze ihren Humor sehr und finde, dass viele Videos von ihr wirklich toll zeigen, was in unserer Gesellschaft noch besser laufen könnte. Ihren Einsatz für den Feminismus finde ich großartig. Als wirklichen Fan würde ich mich nun nicht bezeichnen, doch war ich auf jeden Fall sehr gespannt auf ihr Buch.
Da ich aber in der Vergangenheit schon so meine Probleme mit Büchern von YouTubern hatte und dem ganzen Gewese um YouTuber-Bücher auch keinen literarischen Wert beimesse, habe ich auf das Hörbuch bei Spotify zurückgegriffen.
Dass Mirella das Hörbuch selber vertont hat, gefällt mir wahnsinnig gut. Ich mag ihre Stimme und sie hat gekonnt ihren Worten Ausdruck verliehen. In reiner Printform hätte mir das Ganze wahrscheinlich weniger gut gefallen. Ihr manches Mal doch scharfer Sarkasmus kam durch die Vertonung einfach noch besser zur Geltung.
Und auch wenn mir die Vertonung wirklich gut gefallen hat, so kann ich doch im Nachhinein einfach nicht viel aus dem Buch mitnehmen, ja, noch nicht einmal etwas mit ihm anfangen. Ich verstehe nicht ganz, was mir das Buch nun sagen sollte und bleibe nun nach Beenden einfach ratlos zurück. Ja, sie spricht sehr wichtige Themen wie Selbstliebe, Feminismus und Body Positivity an. Aber nun auch nicht in dem Ausmaß, dass ich irgendwo zum weiteren Nachdenken angeregt wurde. Vielleicht, weil ich mich selber schon viel mit den Themen auseinandergesetzt habe, vielleicht aber auch, weil es sich einfach in jedem Punkt nur über die Meinung von Mirella dreht.
Ich möchte dem geschaffenen Werk auf keinen Fall die Daseinsberechtigung absprechen, aber was für mich bei Mirella im Videoformat gut funktioniert, funktioniert einfach nicht in Buchform.
Ich höre Hörbücher wirklich gerne im Alltag und komme dadurch auch meist flott durch kurze Hörbücher durch, doch dieses Buch hat mich vor allem am Anfang so gelangweilt, dass ich immer wieder tage- oder wochenlange Pausen eingelegt habe.
Schweren Herzens vergebe ich hier 2,5 Sterne. Das Buch konnte mich leider einfach nicht abholen, erreichen, inspirieren oder zum Nachdenken anregen, so sehr ich Mirellas Art auch schätze.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Ergreifend, grandios und wunderschön geschrieben

Der Wal und das Ende der Welt
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In St. Piran, diesem abgelegenen kleinen Dorf in Cornwall, passiert eigentlich nie viel aufregendes. Doch dann liegt morgens am Strand ein unbekleideter Mann, den das Meer wieder ausgespuckt hat. Der gerettete ...

In St. Piran, diesem abgelegenen kleinen Dorf in Cornwall, passiert eigentlich nie viel aufregendes. Doch dann liegt morgens am Strand ein unbekleideter Mann, den das Meer wieder ausgespuckt hat. Der gerettete Mann Joe Haak, der für eine Bank in London als Analyst tätig ist, findet sich plötzlich wieder in der Gemeinschaft der Dorfbewohner. Als wäre dies nicht schon Aufregung genug für den kleinen Ort, strandet dann auch noch ein Wal an eben jenem Strand und das Dorf eilt zusammen mit Joe zur Hilfe herbei.
Doch Joe weiß, dass dies nicht die letzten nervenaufreibenden Nachrichten sein werden, denn er sieht die Zusammenhänge und weiß, dass allen das schlimmste erst noch bevorsteht.

Schon als ich die Verlagsvorschau durchstöberte und dabei vollkommen zufällig auf „Der Wal und das Ende der Welt“ stieß, hatte ich das Gefühl, dass es sich bei dem Roman um etwas wirklich außergewöhnliches handeln würde. Mit viel freudiger Erwartung begann ich das Buch und wurde direkt hinein gesogen in das kleine Dorf St. Piran und die Geschichten rund um seine Bewohner.
Auch wenn Joe Haak als Protagonist durchgehen könnte, so ist eigentlich das gesamte Dorf eher als solcher anzusehen. St. Piran ist der Protagonist, Joe Haak nur ein sehr präsenter Hauptcharakter, abgelöst durch immer wieder auftretende Charaktere des Dorfes.
Ich habe mich den Bewohnern sehr verbunden gefühlt, viele in mein Herz geschlossen und wirklich alle vor meinen geschlossenen Augen als geistiges Bild hervorrufen können. Ich schätze es in Büchern ungemein, wenn viel Zeit und Beschreibungen in die Nebencharaktere fließen. John Ironmonger ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hat jedem Charakter eine ganz eigene Note verliehen. So lebendige Charaktere sind mir schon lange nicht mehr untergekommen.
Das wirklich Herausragende an dem Buch ist der wunderbare Schreibstil. Seit langem schon habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mir stilistisch so gut gefallen hat.
Der Erzählton ist trotz des ernsten Themas eher ruhig, nicht gemächlich, mehr bedacht. Dieser Ton erzeugte eine wirklich einmalige Stimmung. Ich spürte die Verzweiflung und Angst immer im Hintergrund mitschwingen, doch wurde die Geschichte viel mehr geprägt durch Optimismus und ein wahnsinnig bestechendes Gemeinschaftsgefühl.
Das Thema ist wirklich brandaktuell und wirft die wirklich großen Fragen auf. Mit einem philosophischen Anklang geht es immer wieder um die Verhaltensweise des Individuums und der Gemeinschaft in Krisensituationen. Wo andere dystopische Bücher ein gewaltsames Bild eines egoistischen Einzelkämpfers zeichnen, wird hier mehr und mehr auf die Wesenszüge eingegangen, die uns Menschen einzigartig machen und eine Gemeinschaft bereichern. Immer wieder auch ertappte ich mich beim abschweifenden Nachdenken darüber, wie ich mich wohl in einer Situation wie dieser verhalten würde.
„Der Wal und das Ende der Welt“ ist eine hell leuchtende Erscheinung mitten in dem düsteren Wald der grausamen Dystopien. In meinen Augen handelt es sich jedoch nicht um eine „richtige“ Dystopie, nein, es ist ein wunderbarer Roman, der an ein paar Stellen dystopische Züge aufweist.
Auch wenn ich das Buch als eher ruhig und bedacht betitelt habe, so hat es durchaus auch grausame Züge. Der Verfall und Zerfall einer Gesellschaft ist immer grausam, die Fragen, denen man sich in Krisenzeiten gegenüberstehen sieht, sind keine, die man mit Freude und Schnelligkeit beantworten kann. Dennoch ist John Ironmonger der Balanceakt hier sehr gut gelungen.
Das gezeichnete Krisenbild fand ich sehr gelungen, nachvollziehbar und erstaunlich authentisch. Ein sehr realer Ausblick darauf, wie schnell eine Zivilisation in dem Geflecht der fein gesponnenen Netzwerke doch abhängig ist von anderen und wie schnell ein Zerfall vonstatten gehen könnte.
Am Rande möchte ich nur kurz noch erwähnen, wie unglaublich schön ich die Beschreibungen des Wals fand. John Ironmongers Vorwissen durch sein Studium der Zoologie klang in jedem Wort mit und ich konnte mich genau in diesen Worten absolut verlieren.
Ich habe wahnsinnig viel aus der Lektüre mitnehmen können und kann dieses Buch wirklich mit sehr gutem Gewissen und Freude weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Berührend und ergreifend

Was mir von dir bleibt
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Für Griffin war Theo immer mehr als nur sein bester Freund und irgendwann auch fester Freund. Als Theo aber nach Kalifornien zieht, um dort aufs College zu gehen, beschließt Griffin, mit ihm Schluss zu ...

Für Griffin war Theo immer mehr als nur sein bester Freund und irgendwann auch fester Freund. Als Theo aber nach Kalifornien zieht, um dort aufs College zu gehen, beschließt Griffin, mit ihm Schluss zu machen, um ihm nicht im Weg zu stehen. Doch sie bleiben auch weiterhin Theo und Griff, auch wenn mehrere tausend Kilometer zwischen ihnen liegen und Theo nun in Jackson einen neuen Partner gefunden hat. Doch dann kommt Theo ums Leben und für Griffin stürzt eine Welt zusammen.

Von Adam Silvera habe ich vor „Was mir von dir bleibt“ bisher kein Buch gelesen, doch schon wahnsinnig viel über den Autor erfahren. Vor allem im englischsprachigen Bücher-Bereich tauchte der Name immer wieder auf und ich las mehrere Rezensionen, die vor Begeisterung nur so überquollen. Ich war dementsprechend sehr gespannt auf mein erstes Buch dieses Autors und wollte unbedingt erfahren, ob er mit seinen Geschichten auch mich so begeistern könnte.
Griffin gefiel mir wahnsinnig gut als Protagonist. Dadurch, dass das Buch in der Ich-Perspektive geschrieben ist, fällt es noch leichter, sich in Griffin hineinzuversetzen.
Das Buch besteht dabei in großen Teilen aus inneren Monologen, die den Schmerz, den Griffin fühlt, wirklich sehr gekonnt dargestellt hat. Auch Griffins Ticks, die mehr eine Zwangsstörung sind, hat der Autor wirklich mit viel Feingefühl aufgenommen.
Die Verknüpfung von wichtigen Themen im Buch-Bereich, wie Homosexualität, Verlust, Trauerbewältigung und mental health Themen ist hier rundum gelungen.
Auch die weiteren Charaktere konnten mich berühren. Mit viel Verständnis, Gefühl und Verbundenheit agierten diese miteinander, ohne dass es je küntlich oder konstruiert schien. Der Autor schuf authentische Personen, die alle über eine gewisse Tiefe verfügten und niemals flach oder austauschbar wirkten.
Immer wieder konnte mich der Autor mit kurzen Sätzen, ganzen Passagen oder einzelnen Dialogen tief ins Herz treffen. Alleine der Originaltitel „History is all you left me“ lässt mich nun mit einer Mischung aus Trauer und Freude zurück, denn Geschichten eines Lebens sind wirklich das, was von einem geliebten Menschen übrig bleiben. Und vor allem für Griffin gibt es viele Geschichten und Erinnerungen, die ihm von Theo bleiben.
Der Schreibstil ist teilweise sehr der jungen Zielgruppe angepasst, dabei aber nie überzogen oder zu überkandidelt. Er passt zu den Figuren und wirkte sehr authentisch. Auf der anderen Seite wiederum ist er auch wieder sehr poetisch und einfach schön, so dass man sich alleine seinetwegen in dem Buch verlieren konnte.
Erzählt wird die Geschichte mit zwei Strängen. Der eine erzählt die Dinge der Gegenwart, im anderen berichtet Griffin über seine Vergangenheit mit Theo, ihren Erlebnissen und ihrer Liebesgeschichte.
Über jedem Kapitel steht immer, ob es sich nun über die Vergangenheit oder Gegenwart handelt, zusätzlich versehen mit einem Datum. Außerdem wird im Buch selber auch wieder das Cover aufgegriffen, so steht neben der Vergangenheit immer die abnehmende Mondsichel, neben der Gegenwart immer die Sonne. Ein kleines Detail der Gestaltung, was mir unheimlich gut gefiel.
Mit „Was mir von dir bleibt“ hat Adam Silvera ein Buch geschaffen, das mich wahnsinnig berühren konnte und das ich auf jeden Fall irgendwann einmal ein zweites Mal lesen werde. Den Autor werde ich von nun an viel intensiver verfolgen und hoffe, dass er mit seinen wertvollen Büchern auch im deutschsprachigen Raum noch mehr Leser erreichen kann.