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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2018

Anfang eher schleppend, Ende dafür sehr spannend

Das Eis
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Sean und Tom könnten unterschiedlicher nicht sein. Tom ist Umweltschützer durch und durch, Sean erfolgreicher Unternehmer. Und doch verbindet diese beiden Männer seit ihrer Jugend etwas, das sie zu engen ...

Sean und Tom könnten unterschiedlicher nicht sein. Tom ist Umweltschützer durch und durch, Sean erfolgreicher Unternehmer. Und doch verbindet diese beiden Männer seit ihrer Jugend etwas, das sie zu engen Freunden werden lässt: Ihre geteilte Begeisterung für die Arktis.
Mit anderen Partnern bauen sie in Spitzbergen ein exklusives Hotel. Doch es kommt zu einem tragischen Unfall, der Tom das Leben kostet. Jahre später taucht seine bis dahin nie gefundene Leiche auf, was Vorgänge in Gang setzt, die das Leben eines jeden involvierten Partners verändern könnten.

Ich hatte zugegebener Maßen meine Probleme mit diesem Buch. Zum einen lag es an meinen viel zu hohe Erwartungen, die ich an ökologisch motivierte Bücher habe, zum anderen jedoch an den Charakteren und dem Schreibstil.
Ich wurde leider mit keinem der Charaktere wirklich warm, Sean als Protagonist war mir sehr unsympathisch. Charaktere können immer gerne Ecken und Kanten haben, an denen ich mich stoße, dann sind sie wenigsten interessant. Doch war mir Sean zu profitgierig und zu egoistisch. Es gab etliche Passagen, in denen er mir sehr sympathisch wurde. Diese waren meist aus seiner Zeit mit Tom oder beherbergten seine immer zu spürende Liebe zur Arktis. Die Nebencharaktere waren mir teilweise zu blass gehalten und bis auf Tom nahmen sie nicht viel Handlung ein. An sich würde ich mich daran nicht viel stören, da es in der Geschichte vor allem um Sean geht, doch da bereits zu Anfang so viele unterschiedliche Charaktere eingeführt wurden, hätte ich es besser gefunden, wenn dieses auch etwas tiefer gehend dargestellt worden wären. So kam ich mir als Leser phasenweise vor, als würden mir vielversprechende Charaktere als nette Dreingabe gegeben worden wären, nur um mir im nächsten Moment vor der Nase weggeschnappt zu werden.
Es gibt mehrere Erzählstränge, die sehr gekonnt miteinander verwoben waren. So folgte auf eine Passage in der Gegenwart oftmals ein Absatz aus Seans Vergangenheit. Die Verwendung von mehreren, temporär getrennten Stränge gefiel mir außerordentlich gut.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir auch durch den anfangs sehr monoton gehaltenen Schreibstil eher schwer. Emotionen wurden nicht wirklich in mir geweckt. Ausgenommen die Passagen, in den die Natur der Arktis beschrieben wurde. Dort packte mich regelmäßig das Fernweh. Ich hätte mir über das Buch hinweg viel mehr Schilderungen der Arktis gewünscht.
Auch das Erzähltempo war eher schleppend, ein Spannungsaufbau kaum zu spüren. Dies änderte sich jedoch im letzten Viertel des Buches, das mir wirklich sehr gut gefiel. Eben in diesem letzten Viertel kaum auch auf einmal so viel Spannung auf, so viele neue Fragen und langersehnte Antworten kamen hinzu, so viele lose Enden wurden miteinander verknüpft.
Man könnte meinen, das Buch ist in gewisser Weise eine reale Zukunftsvision. Der Klimawandel hat erschreckende Auswirkungen auf das Wetter gehabt, in London toben Sandstürme. Das Eis der Arktis ist geschmolzen, was neue Handelsrouten möglich macht. Spitzbergen ist zu einem viel zu beliebten Ausflugsziel für Kreuzfahrtschiffe geworden. Diese so realistische Darstellung einer möglichen Zukunft ist erschreckend und von der Autorin wirklich gut umgesetzt worden.
Ganz toll fand ich auch die jedem Kapitel voranstehenden Zitate aus unterschiedlichen Büchern von Arktisforschern. Diese Zitate erweiterten meine Leseliste um mehrere fantastische Bücher, die ich mir für die stürmischen und kalten Tage aufhebe.

„Das Eis“ ist ein Buch, für das man sich lieber viel Zeit nimmt, um es rasch und hintereinander weg lesen zu können. Da mir der Einstieg etwas schwerer gefallen ist, musste ich mich immer wieder selber dazu motivieren, das Buch zur Hand zu nehmen. Hatte ich es dann erst aufgeschlagen, sog mich die Geschichte so sehr in ihren Bann, dass ich kaum aufhören konnte, zu lesen. Für mich ist dieses Buch definitiv nichts für Zwischendurch.

Ich vergebe 3 Sterne. Ich werde die Autorin weiterhin im Blick behalten und „Die Bienen“ definitiv noch lesen.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Berührend und einzigartig. Schon jetzt ein Jahreshighlight!

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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„Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ ist ein Buch, dass mich auf den ersten Blick gleich angesprochen hat. Ich habe mir noch nicht einmal den Klappentext aufmerksam durchgelesen. Ich wusste ...

„Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ ist ein Buch, dass mich auf den ersten Blick gleich angesprochen hat. Ich habe mir noch nicht einmal den Klappentext aufmerksam durchgelesen. Ich wusste einfach, dass ich es lesen MUSSTE.

Schon immer interessierte sich die zwölfjährige Su für die Erde und ihre spannenden Bewohner. Während andere Mädchen sich anfingen, um Jungs Gedanken zu machen, konnte sie naturwissenschaftliche Fakten herunterbeten. Doch als ihre Freundin Franny in den Sommerferien ertrinkt, ändert sich die Welt für Su. Sie beschließt, nicht mehr zu sprechen, die Welt nicht mehr mit sinnlosen und leeren Worten zu füllen. Außerdem versucht sie, Klarheit über Frannys Tod zu bekommen, denn schließlich war diese eine hervorragende Schwimmerin. Und schnell hat sie einen Übeltätet gefunden: Die Irukandji, eine todbringende Qualle.

Su ist eine ganz besondere Protagonistin. Sie ist so, wie ich gerne gewesen wäre. Mutig, entschlossen und nicht bereit, von den eigenen Prinzipien abzuweichen. Dabei auch noch wahnsinnig intelligent und wissbegierig.
Die weiteren Charaktere, wie die Familie von Su, ihre Lehrerin für Naturwissenschaften Mrs. Turton und Franny waren toll ausgearbeitet.
Dadurch, dass das Buch kaum wörtliche Rede beinhaltete und fast wie ein Monolog geschrieben war, werden dem Leser sehr detaillierte Einblicke in die Gedankenwelt von Su gegeben.
Es geht um das Heranwachsen und Erwachsen werden. Darum, wie es ist, Freundschaften zu schließen und zu verlieren. Wie es ist, einfach nur am Leben zu sein.
Und erst nach Beenden des Buches ist mir klar geworden, dass es auch darum geht, zu trauern. Um einen geliebten Menschen und verpasste Gelegenheiten. Die Geschichte ist so viel tiefer, als ich es anfangs erwartete.
Besonders gut gefallen hat mir auch die Einteilung der Abschnitte, die an ein wissenschaftliches Protokoll angelehnt waren. Der Inhalt war toll abgestimmt auf diese Abschnitte.
Die Kapitel waren nie zu lang, der Wechsel von der eigentlichen Erzählzeit zu Rückblicken aus dem Leben von Franny und Su wurde durch Verwendung von kursiver Schrift für die Rückblicke sehr gut kenntlich gemacht.
Der Schreibstil berührte mich sehr, er war trotz einfach gehaltenem Satzbau dennoch so bewegend und interessant, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Ich habe schon lange kein Jugendbuch mehr gelesen, dass mich emotional so sehr berührte. Zum Ende hin musste selbst ich ein paar Tränchen verdrücken.
Ich habe neben dem Lesen auf einem Notizzettel alle erwähnten Experten notiert und später gegooglet, die im Nachwort angesprochenen Videos auf eine „Watch-List“ gesetzt und die Bilder nachgeschaut. Kurzum, das Buch hat mich noch nach Beendigung lange Zeit beschäftigt und wird von nun an einen ganz besonderen Platz in meinen Bücherregal bekommen.
Obwohl ich ein paar Semester Biologie studiert habe und in Zoologie meine beste Note erzielte, wies auch ich fachlich erhebliche Defizite in der Quallenkunde auf und bin so froh, diese mit Hilfe dieses Buches füllen zu können. Ich werde mich von nun an mehr mit diesen Lebewesen beschäftigen!

Ich vergebe die volle Punktzahl. Das Buch ist innerhalb kürzester Zeit mein Jahresfavorit geworden und darf von nun an neben anderen Herzensbüchern stehen.
Ich kann das Buch jedem nur wärmstens empfehlen!

Veröffentlicht am 27.06.2018

Informativ, augenöffnend und immer relevanter

Der digitale Tod
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Wem gehören eigentlich meine digital produzierten Daten nach meinem Tod?
Diese Frage beschäftigte mich im Laufe des Buches wirklich sehr. Genauso wie die Frage: Wie soll mit meinen Daten nach meinem Ableben ...

Wem gehören eigentlich meine digital produzierten Daten nach meinem Tod?
Diese Frage beschäftigte mich im Laufe des Buches wirklich sehr. Genauso wie die Frage: Wie soll mit meinen Daten nach meinem Ableben umgegangen werden?
Fragen, die ich mir vorher noch nie in meinem Leben stellte. Warum auch, habe ich mit Mitte 20 (zum Glück!) noch nicht viel über meinen Tod nachdenken müssen. Und wenn, dann gäbe es vielleicht ich dringendere und wichtigere Fragen, die im Vordergrund stehen würden.

Tobias Schrödel hingegen stellten sich eines Tages zusätzlich eine ganz andere Frage. Ist der Umgang mit Daten eines Verstorbenen eigentlich moralisch vertretbar?
Und nicht nur moralisch, sondern auch ethisch und juristisch.
Dieser großen Frage und vielen weiteren nimmt er sich in diesem Buch an und erklärt verständlich und einfühlsam wichtige Aspekte.
Als IT-Experte, der auch mal bei Stern TV zu sehen ist, bekommt er immer wieder Anfragen von Menschen, denen Daten abhanden gekommen sind, die verzweifelt sind, da die Festplatte nicht funktioniert oder die ein Bild gerettet haben wollen. Doch eines Tages schreibt ihm Daniela, die ihn bittet, das Handy ihrer verstorbenen Tochter zu öffnen, da sie die PIN nicht kennt. Doch je mehr er sich mit diesem besonderen Fall beschäftigt, desto mehr Lücken sieht er in unserer digitalen Gesellschaft und desto mehr Fragen tauchen auf. So versucht Tobias Schrödel für sich die Frage zu beantworten, ob das, was er vorhat, überhaupt in Ordnung ist.
Das Buch ist mit knapp 200 Seiten, die mit vielen Absätzen und Bildern gespickt sind, wirklich kein dicker Wälzer. Und doch klingt noch immer so viel nach, was auf diesen wenigen Seiten geschrieben wurde.
Ich habe mich mit Freunden und meiner Familie ausgetauscht wie noch nie über ein anderes Buch zuvor. Und wie auch der Autor, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es keine gemeingültige Meinung zu dem digitalen Nachlass gibt. Jeder von uns geht an das Thema mit einer anderen Vorgeschichte ran, einer anderen Einstellung. Und herauskommen hunderte verschiedene Meinungen. Auch deshalb ist eine allgemeine Regelung so wichtig. Damit ich weiß, wie ich mich zu verhalten habe.
Die Lockerheit, mit der dieses so ernste Thema besprochen wurde, spiegelte sich vor allem auch im Schreibstil wieder. Es ist kein Lehrbuch, sondern eine persönliche Erzählung voller interessanter und informativer Details.
Was mir an diesem Buch am meisten gefiel, waren die interessanten Einschübe von Experten anderer Themengebiete. So wurde ein Gespräch mit einem Juristen abgedruckt, aber unter anderem auch Gespräche einer Trauerrednerin und eines Pfarrers. Diese verschiedenen Blickwinkel auf ein großes Thema gaben mir weitere Denkanstöße, lieferten wertvolle Informationen und öffneten mir sogar in einzelnen Passagen die Augen.
Kurzum, ein Buch über eine Thematik, die immer mehr an Wichtigkeit und Relevanz gewinnt, toll geschrieben und versehen mit interessanten Meinungen.
So schnell werde ich das Buch nicht vergessen!

Ich vergebe die volle Punktzahl.Empfehlen würde ich das Buch jedem, der in irgendeiner Art und Weise eine Datenspur in der digitalen Welt hinterlässt. Es lohnt sich sehr, sich darüber einmal Gedanken zu machen.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Toller Plot, phasenweise aber etwas zäh

Spiegelherz
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An den Blocksberg im Harz zu ziehen kann schon etwas gruselig sein. Doch als dann auch noch die sechzehnjährige Anna merkt, dass sie nicht so normal ist wie sie glaubt, wird ein unglaubliches Geheimnis ...

An den Blocksberg im Harz zu ziehen kann schon etwas gruselig sein. Doch als dann auch noch die sechzehnjährige Anna merkt, dass sie nicht so normal ist wie sie glaubt, wird ein unglaubliches Geheimnis gelüftet. Anna ist eine Hexe!
Zusammen mit David wird sie von den drei Blocksberghexen in Magie unterrichtet. Aber die Zeit drängt. Denn Nebruel, der Sohn des Teufels, droht aus seinem Gefängnis auszubrechen. Und das muss um jeden Preis verhindert werden!

Im Fantasygenre habe ich mich schon immer heimisch gefühlt. Und da die Ära der Vampire – zumindest für mich – im Jugendbuchbereich vorbei ist, wollte ich anderen Geschöpfen der Nacht, Dunkelheit und Mysterien wieder eine Plattform in meinem (Lese-)Leben geben. Umso mehr habe ich mich gefreut, dieses Buch lesen zu können. Und dann spielt es auch och im Harz!
Mit dem Harz verbinde ich geprägt durch Kindheitserinnerungen hohe, düstere Tannen und eine mystische Grundstimmung. Kurzum mit all den Geschichten und Legenden, die sich um den Blocksberg ranken, das perfekte Setting für eine Geschichte um eine junge Hexe.
Der Autorin sind die Beschreibungen des Settings wirklich sehr gut gelungen. Ich konnte mich mit Anna im tiefen, düsteren Wald verlieren und hörte die Schnarcherklippen durch das Buch hindurch. Gut gefallen hat mir auch die im Buch geschaffene mystische Atmosphäre, die auch mal etwas dunkel und düster wurde. Im Jugendbuchbereich ist so etwas ja eher seltener geworden, vieles zu glatt gebügelt. Doch ich mag es sehr, wenn man eine ganz kleine Gänsehaut im Nacken beim Lesen bekommt.
Anna als Protagonistin gefiel mir ganz gut. Sie war sympathisch und ich denke, dass sich gerade jüngere Leser gut mit ihr identifizieren konnten. Bei Anna und mir war der Altersunterschied vielleicht etwas zu groß und die Lebensabschnitte zu verschieden als dass eine Identifikation gut geklappt hätte. Aber ich gehöre ja nun mal auch nicht zur eigentlichen Zielgruppe!
Das Ende beziehungsweise den Epilog mochte ich leider dafür überhaupt nicht. Er passte auch in meinen Augen nicht zum Rest der Geschichte, war etwas zu aufgesetzt und „Zuckerwatte-süß“. Aber Geschmäcker sind zum Glück ja verschieden.
Was mir die gesamte Geschichte über fehlte, waren Emotionen. Zum Teil meine ich auch Emotionen im Buch beziehungsweise die Charaktere betreffend. Aber vor allem beziehe ich mich auf meine eigenen. Ich fieberte bis auf die letzten paar Kapitel überhaupt nicht mit. Die Mitte des Buches zog sich für mich wahnsinnig in die Länge, da es mir schlichtweg egal war, was aus den Charakteren werden würde und ich mich wirklich zusammenreißen musste, das Buch in die Hand zu nehmen und am Ball zu bleiben. Zum Glück habe ich durchgehalten, denn das letzte Viertel des Buches holte viel nach, was mir vorher fehlte. Spannung, Tempo und Geheimnisse, die gelüftet wurden.
Das Ende ist sehr offen gehalten, so dass ein zweiter Teil nicht auszuschließen ist. Ich werde die Autorin weiterhin im Blick behalten und würde mir für einen etwaigen zweiten Teil ein paar mehr Emotionen wünschen.
Den Plot hingegen fand ich wiederum sehr gut. Ich rätselte Kapitel um Kapitel mehr mit und war wie Anna auf der Spur nach Lösungen. Und genau dies fesselte mich auch am Ende hin mehr an das Buch.

Ich vergebe 4 Sterne. Empfehlen kann ich das Buch Harz-Liebhabern und jungen Hexen (und natürlich auch Zauberern). Die stürmische Herbstzeit würde zum Lesen perfekt passen!

Veröffentlicht am 05.06.2018

Toller Ansatz, Thematik leider verfehlt, nervige Protagonistin

DUMPLIN'
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Die sechzehnjährige Willowdean aus Texas setzt es sich in den Kopf, am Schönheitswettbewerb ihrer Stadt mitzumachen. An sich ist dies nichts außergewöhnliches, gibt es doch so viele Schönheitswettbewerbe ...

Die sechzehnjährige Willowdean aus Texas setzt es sich in den Kopf, am Schönheitswettbewerb ihrer Stadt mitzumachen. An sich ist dies nichts außergewöhnliches, gibt es doch so viele Schönheitswettbewerbe in den USA. Doch Willowdean hat zwei Probleme. Das erste ist ihre Mutter, die selber Schönheitskönigin wurde und jedes Jahr den Wettbewerb mitgestaltet und moderiert. Das zweite ist ihr Gewicht. Mit ihrem Gewicht, dass eigentlich viel zu hoch ist, hat Willowdean an sich kein Problem. Sie ist nun einmal dick. Und genau deswegen nimmt sie teil. Doch irgendwie kriselt ihre langjährige Freundschaft zu El, der allerbesten Freundin der Welt.
Und dann ist da natürlich auch noch Bo, der sie in seinen Bann gezogen hat.

Um meine so negative Bewertung rechtfertigen zu können, muss ich leider auf Einzelheiten der Geschichte eingehen, die eventuell spoilern könnten. Ich werde diese Spoiler im Text durch [SPOILER!] versuchen zu kennzeichnen.
Ich hatte das ganze Buch über meine Schwierigkeiten mit Willowdean. Ich fand sie leider viel zu oft unsympathisch, nervig und egoistisch. Fast schon wie ein Kleinkind quengelte sie sehr oft rum und schlug um sich, wenn ihr etwas mal nicht in den Kram passte. Ich fand es furchtbar, wie sie sich ihrer besten Freundin El und vor allem El’s Arbeitskolleginnen gegenüber verhalten hat. Und auch wenn Willowdean und ich ähnliche Lebensumstände beziehungsweise fast die selbe Körperfülle teilen, so konnte ich mich leider deshalb einfach nicht mit ihr identifizieren.
Die Nebencharaktere hingegen gefielen mir eigentlich alle sehr gut. Sie waren toll ausgearbeitet, nicht farblos und hatten eine charakterliche Tiefe.
Sehr gut gefallen hat mir allen voran El, die ich mir auch als Freundin gewünscht hätte. Mit El an der Seite kann man wirklich alles bestehen. Millie, Amanda und Hannah, Willowdeans Mitstreiterin der Revolution im Schönheitswettbewerb fand ich alle toll ausgearbeitet und interessant.
Bo fand ich in Ordnung. Sonderlich aufregend oder besonders war er wirklich nicht. Ganz im Gegenteil, ich war teilweise wirklich gelangweilt von ihm. Nur seine Sicht auf das Leben, die Welt und unsere Gesellschaft gefiel mir ganz gut.
[SPOILER!] Es gibt ein Liebesdreieck. Und das treibt mich in den Wahnsinn. Muss jedes NA-/YA-/Jugendbuch gefühlt immer ein Liebesdreieck haben? Funktioniert es nicht endlich einmal wieder ohne? Und auch wenn ich ein absoluter Gegner von Liebesdreiecken bin, so stößt mir das Verhalten von Willowdean noch saurer auf. Denn Mitch ist ein wirklich toller Kerl und sie nutzt ihn nur aus, um nicht alleine zu sein, um Bo zu vergessen, um sich selbst etwas zu beweisen. Und wirklich niemand hat es verdient, so behandelt zu werden! In den meisten Geschichten mit Liebesdreiecken hat sich die Protagonistin bisher immer für den mir vorgezogenen entschieden, doch hier gefällt mir die Endpaarung, wenn auch absolut vorhersehbar, nicht. Schade.
[SPOLIER ENDE]
Aber mein größtes Problem mit der Geschichte ist, dass Willowdean als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte nicht die Botschaft des Buches vermittelt: Sich selber zu lieben und zu akzeptieren.
Nein, diese Botschaft wird von den wirklich tollen Nebencharakteren übermittelt. Allen voran Millie, die mir im Laufe der Geschichte etwas ans Herz gewachsen ist. Doch auch wenn Bodypositivity im Zusammenhang mit diesem Buch immer wieder genannt wird, so kann ich dies nicht nachempfinden. Mir geht es ähnlich wie Willowdean, ich bringe viel zu viel auf die Waage. Es gibt durchaus Passagen und Szenen, in denen ich mich wiedergefunden habe, Bestätigung und phasenweise sogar Trost fand. Doch diese Szenen wurden vom Bodyshaming, das Willowdean in „umgekehrter Richtung“ betrieb, überschattet. Anstatt sich zu lieben, das nach außen zu tragen und mit ihrem Verhalten andere zu animieren, es ihr nachzutun, macht sie genau das, was sie so an anderen stört beziehungsweise wovor sie Angst hat. Denn auch Willowdean steckt Leute in Schubladen und kategorisiert die Mädels um sie herum (die Chormädchen, Zicken, u.a.) und äußert sich auch sehr kritisch – fast abfällig - über die noch fülligere Millie. Ihr kommt nicht einmal in den Sinn, dass auch dünnere Frauen sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen. Oder dass es auch andere Merkmale außer der Körperfülle gibt, die in das Thema Bodypositivity fallen. Dass es eben egal ist, wie man aussieht. Nein, Willowdean ist es eben nicht egal, sie ist super unsicher und verletzlich. Was ich nicht schlimm finde. Im Gegenteil, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Doch genau aus dem Grund ist und bleibt Willowdean für mich nicht die Übermittlerin von Bodypositivity. Von daher finde ich den Ansatz schon mal gut, doch an der Umsetzung muss noch deutlich gearbeitet werden. Lasst uns doch einfach alle Menschen akzeptieren und respektieren, egal, wie sie aussehen! (Wie zum Beispiel Millie es ganz toll macht, an der man sich wirklich ein Beispiel nehmen kann.)
Gut gefallen haben mir hingegen die verschiedenen Elemente, die dieses Buch auf eine ganz eigene Weise so wunderbar machen. Die Dolly Parton verehrende, übergewichtige Lucy, die als Tante für Willowdean fast wie eine Mutter war. Die Thematisierung von Sex, vor allem dem ersten Mal. Niemals wurde Sex verteufelt oder zu sehr romantisiert. Die Blockaden im Kopf, wenn man zu viel über das eigene Aussehen nachdenkt und was einem dabei alles entgeht. Die wirklich starke, wunderbare Freundschaft von Willowdean und El. Die komplizierte Beziehung von Mutter und Tochter, die nicht mehr ganz wissen, wie sie miteinander umzugehen haben. Da sie sich auf der Strecke verloren haben und beide verletzend sind. In den Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten steckte für mich so viel mehr Inhalt als in dem ganzen Gewese um Willowdean.
Der Schreibstil gefiel mir ganz gut, er passte mit seiner Lockerheit zum Tempo der Geschichte. Ich habe sowohl im Buch gelesen, als auch das Hörbuch gehört. Das Hörbuch kann ich nur in Grenzen empfehlen. Die Aussprache von englischen Originalnamen, -marken und -titeln war teilweise einfach grauenhaft.

Ich vergebe 1.5 Sterne. Auch wenn mir die Geschichte um Willowdean nicht gefiel, so werde ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen, der sich rund um Millie drehen wird. Ich bin ganz optimistisch gestimmt, dass meine hier geäußerte Kritik im zweiten Band hinfällig sein wird, hatte ich doch vor allem Probleme mit Willowdean als Protagonistin.