Cover-Bild Der digitale Tod
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 190
  • Ersterscheinung: 11.05.2018
  • ISBN: 9783658156510
Tobias Schrödel

Der digitale Tod

Warum ich das Handy eines toten Mädchens knackte

Als IT-Experte bei stern TV erhält Tobias Schrödel immer wieder Hilferufe von Menschen, ob er Zugang zu Daten auf Handys oder sonstigen elektronischen Geräten verschaffen kann - auch zu digitalen Inhalten von Toten. Als ihn eines Tages eine sehr berührende Nachricht von Daniela erreicht und er seine Unterstützung zusagt, ahnt er noch nicht, welche Konsequenzen das Thema "Tod und Daten" für ihn mit sich bringt.

Wie soll man mit digitalen Daten nach dem Tod umgehen? Einerseits erklären Erben die Notwendigkeit, die digitale Hinterlassenschaft zu lesen, andererseits besteht der (unausgesprochene) Wunsch der Verstorbenen nach Privatsphäre. Tobias Schrödel nähert sich vorsichtig und umsichtig diesem kritischen Thema und spricht u.a. mit einem Juristen, Pfarrer und Kommunikationsexperten. Findet er damit eine Lösung für seinen verzwickten Fall?

Dieses Buch soll und kann keine 1:1-Anleitung im Umgang mit Daten nach dem Tod liefern, ebenso keine juristische Beratung. Es soll die (teils gegensätzlichen) Ansichten verschiedener Standpunkte darstellen. Die digitale Welt um uns herum ist schon längst im Leben angekommen – sie stellt uns nun aber auch nach dem Tod eines Menschen vor ungeahnte Herausforderungen und Überlegungen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2019

Brilliant

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Seit Juni 2017 hat Facebook über zwei Milliarden User. Und alle werden sterben. Früher oder später zumindest. Manche erst in zehn oder zwanzig Jahren, manche aber noch heute, im Laufe des Tages.“ Dieser ...

Seit Juni 2017 hat Facebook über zwei Milliarden User. Und alle werden sterben. Früher oder später zumindest. Manche erst in zehn oder zwanzig Jahren, manche aber noch heute, im Laufe des Tages.“ Dieser fulminante Einstieg in die Geschichte macht Gänsehaut, zumindest bei mir. Das Buch mit diesem brisanten, aber absolut hochaktuellem Thema ist von Tobias Schrödel sensibel und interessant von allen Seiten beleuchtet.


Was passiert mit den vielen Datengräbern bei Facebook oder Instagram ? Dürfen Eltern die Handydaten – Fotos und Whatsapp-Chats - oder auch Facebookverläufe ihres toten Kindes einsehen ? Auf diese Frage gibt es kein klares Ja oder Nein, da einfach jeder Fall besonders ist und viel zu viele Emotionen damit verbunden sind.

Eine Mutter hat sich an den Autoren gewandt, weil er das Handy ihrer toten Tochter knacken soll, damit sie die letzten Bilder und auch Sprachnachrichten ihrer Tochter bekommen kann. Tobias sagt erst sofort zu, hat aber dann doch Zweifel, ob er das richtige tut. Jeder hat natürlich erstmal eine Meinung zu diesem Thema. Es kommen ein Jurist, ein evangelischer Pfarrer, eine Trauerrednerin und ein Kommunikationswissenschaftler zu Wort.

Zitate
Christian Solmecke – Jurist.
Das Gesetz darf da keinen Unterschied zu Briefen machen. Die werden seit Jahrhunderten vererbt. Auch da wusste der Schreiber, dass irgendwann die Erben lesen können, was er über sie geschrieben hat.

Bernhard Götz – evangelischer Pfarrer
Suizid ist eine Anklage an das Umfeld. So sehen wir es zumindest. Antworten entlasten oder belasten.

Früher hattest du 36 Fotos auf einem Agfa-Film. Jedes Foto war en Ereignis. Die Bilder waren überschaubar und weitergebbar. Heute hast du tausende Fotos auf dem Handy. Das ist nicht überschaubar und macht ein Leben am Ende ereignislos. Es bleibt letztendlich keine wertige Erinnerung übrig.

Birgit Aurelia Janetzky – Trauerrednerin und Expertin für digitalen Nachlass
Um 2008/2009 herum wollte ich einmal einen Eintrag im Internet über mich löschen lassen. Das war unheimlich mühsam und ich fragte mich: Wie soll ein Toter das tun ?

Viele Aussagen in diesem Buch sind so wahr, einem selbst aber gar nicht bewusst. Es ist spannend zu lesen mit ein bisschen schwarzem Humor. Die Geschichte wird bei mir noch lange nachklingen und das Buch von mir noch an Freunde und Familie weitergegeben werden. Eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Darüber sollte man nachdenken

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„...Seit Juni 2017 hat Facebook über zwei Milliarden User.
Und alle werden sterben...“

Mit diesen zwei Sätzen beginnt das Buch von Tobias Schrödel. Es war die Anfrage einer Mutter, die ihn zum Schreiben ...

„...Seit Juni 2017 hat Facebook über zwei Milliarden User.
Und alle werden sterben...“

Mit diesen zwei Sätzen beginnt das Buch von Tobias Schrödel. Es war die Anfrage einer Mutter, die ihn zum Schreiben dieses Buches veranlasste.Die Mutter wendete sich an ihn und bat darum, dass er das gesperrte Handy ihrer Tochter für sie freischaltet. Die Tochter war im Mai unerwartet an Diabetes verstorben und erst 19 Jahre alt.
Tobias Schrödel will im ersten Moment zusagen. Doch dem Stehen unter Umständen technische Hindernisse im Weg. Die rechtlichen Fragen werden es später zum Tragen kommen..
Drei Dinge findet der Leser in dem Sachbuch. Zum einen beschreibt der Autor, wie er den Code des Handys geknackt hat. Schon das ist nicht bei allen Handys in vertretbarer Zeit möglich.
Zum zweiten lässt mich der Autor an all den Gedanken teilhaben, die ihn bei der Beschäftigung mit dem Thema Tod und digitales Erbe gekommen sind. Hier hat mir unter anderem das folgende Zitat zu denken gegeben:

„...Wirklich private Nachrichten in Chats sind keine gute Idee. Ich muss immer damit rechnen, dass meine Nachrichten von Dritten gelesen werden. Wir wissen doch alle, dass der Tod im Leben vorkommt...“

Und nicht zuletzt sucht er sich Gesprächspartner, mit denen er sich über den Umgang mit zurückgebliebenen Daten austauscht. Das sind ein Jurist, ein evangelischer Pfarrer, ein Theologe, eine Trauerrednerin und ein Professor, der einen Lehrstuhl für Computervermittelte Kommunikation inne hat. Auch hier möchte ich eine Aussage zitieren:

„...Ich rate dazu, regelmäßig seine eigenen Daten durchzusehen. Markieren, was einem wichtig ist. Und den Rest: Löschen. Löschen. Löschen...“

Das Buch lässt sich gut lesen. Für die technischen Raffinessen beim Ermitteln der PIN sind Kenntnisse der Informatik vom Vorteil. Das aber ist eigentlich nicht der Kern des Buches. Letztendlich läuft alles auf die Frage hinaus: Wie will ich persönlich, dass nach meinem Ableben mit meinen Daten umgegangen wird? Und: Wer hat welche Rechte an welchen Daten?
Dabei nimmt der Autor auch Bezug auf ein Facebook-Urteil, das den Eltern die Rechte an den Daten des minderjährigen Kindes abspricht.
Die Interviews zeigen eines ganz deutlich. Mit zunehmender Digitalisierung ändert sich unser Umgang mit Tod und Trauer. Es gibt neue Formen des Trauerns. Ob sie positiv oder negativ zu bewerten sind, sehen die Gesprächspartner unterschiedlich, begründen aber in jedem Fall ihre Meinung.
Das Buch gibt keine fertige Antworten. Es sorgt für Denkanstöße. Eines aber macht der Autor ganz klar. Es bedarf dringend gesetzliche Regelungen, denn die sozialen Netzwerke gehen völlig unterschiedlich mit der Problematik um. Wie formuliert der Autor so treffend?

„...Aber ich bleibe dabei, soziale Netzwerke sind keine Dienstleister, denen ein zufriedener Kunde am Herzen liegt. Sie wollen, dass wir ihre Plattform nutzen und ihnen Informationen zukommen lassen, mit denen sie zu guter Letzt Geld machen können...“

Gut gefallen hat mir, dass der Autor im Buch auch die Kommunikation mit der Mutter mit abdruckt. Diese Teile sind grau unterlegt. Gleiches gilt für die wörtlich zitierten Aussagen aller Gesprächspartner.
Ich werde mit Sicherheit das Buch in meinem Bekanntenkreis weiter reichen und weiter empfehlen. Ein letzter Satz zum Nachdenken soll meine Rezension abschließen:

„...wenn du dich um nichts kümmerst, ist der Tod das größte Problem beim Datenschutz...“

Veröffentlicht am 27.06.2018

Informativ, augenöffnend und immer relevanter

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Wem gehören eigentlich meine digital produzierten Daten nach meinem Tod?
Diese Frage beschäftigte mich im Laufe des Buches wirklich sehr. Genauso wie die Frage: Wie soll mit meinen Daten nach meinem Ableben ...

Wem gehören eigentlich meine digital produzierten Daten nach meinem Tod?
Diese Frage beschäftigte mich im Laufe des Buches wirklich sehr. Genauso wie die Frage: Wie soll mit meinen Daten nach meinem Ableben umgegangen werden?
Fragen, die ich mir vorher noch nie in meinem Leben stellte. Warum auch, habe ich mit Mitte 20 (zum Glück!) noch nicht viel über meinen Tod nachdenken müssen. Und wenn, dann gäbe es vielleicht ich dringendere und wichtigere Fragen, die im Vordergrund stehen würden.

Tobias Schrödel hingegen stellten sich eines Tages zusätzlich eine ganz andere Frage. Ist der Umgang mit Daten eines Verstorbenen eigentlich moralisch vertretbar?
Und nicht nur moralisch, sondern auch ethisch und juristisch.
Dieser großen Frage und vielen weiteren nimmt er sich in diesem Buch an und erklärt verständlich und einfühlsam wichtige Aspekte.
Als IT-Experte, der auch mal bei Stern TV zu sehen ist, bekommt er immer wieder Anfragen von Menschen, denen Daten abhanden gekommen sind, die verzweifelt sind, da die Festplatte nicht funktioniert oder die ein Bild gerettet haben wollen. Doch eines Tages schreibt ihm Daniela, die ihn bittet, das Handy ihrer verstorbenen Tochter zu öffnen, da sie die PIN nicht kennt. Doch je mehr er sich mit diesem besonderen Fall beschäftigt, desto mehr Lücken sieht er in unserer digitalen Gesellschaft und desto mehr Fragen tauchen auf. So versucht Tobias Schrödel für sich die Frage zu beantworten, ob das, was er vorhat, überhaupt in Ordnung ist.
Das Buch ist mit knapp 200 Seiten, die mit vielen Absätzen und Bildern gespickt sind, wirklich kein dicker Wälzer. Und doch klingt noch immer so viel nach, was auf diesen wenigen Seiten geschrieben wurde.
Ich habe mich mit Freunden und meiner Familie ausgetauscht wie noch nie über ein anderes Buch zuvor. Und wie auch der Autor, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es keine gemeingültige Meinung zu dem digitalen Nachlass gibt. Jeder von uns geht an das Thema mit einer anderen Vorgeschichte ran, einer anderen Einstellung. Und herauskommen hunderte verschiedene Meinungen. Auch deshalb ist eine allgemeine Regelung so wichtig. Damit ich weiß, wie ich mich zu verhalten habe.
Die Lockerheit, mit der dieses so ernste Thema besprochen wurde, spiegelte sich vor allem auch im Schreibstil wieder. Es ist kein Lehrbuch, sondern eine persönliche Erzählung voller interessanter und informativer Details.
Was mir an diesem Buch am meisten gefiel, waren die interessanten Einschübe von Experten anderer Themengebiete. So wurde ein Gespräch mit einem Juristen abgedruckt, aber unter anderem auch Gespräche einer Trauerrednerin und eines Pfarrers. Diese verschiedenen Blickwinkel auf ein großes Thema gaben mir weitere Denkanstöße, lieferten wertvolle Informationen und öffneten mir sogar in einzelnen Passagen die Augen.
Kurzum, ein Buch über eine Thematik, die immer mehr an Wichtigkeit und Relevanz gewinnt, toll geschrieben und versehen mit interessanten Meinungen.
So schnell werde ich das Buch nicht vergessen!

Ich vergebe die volle Punktzahl.Empfehlen würde ich das Buch jedem, der in irgendeiner Art und Weise eine Datenspur in der digitalen Welt hinterlässt. Es lohnt sich sehr, sich darüber einmal Gedanken zu machen.