Flache Geschichte, Verwendung eines problematischen Ausdrucks
Secrets of the Campbell Sisters, Band 1: April & May. Der Skandal (Sinnliche Regency Romance von der Erfolgsautorin der Golden-Campus-Trilogie)Ich habe in den letzten Wochen so viele Hörbücher gehört, die mir weniger gut gefallen haben, so dass ich einfach ein kurzweiliges (Hör-)Buch zum Wohlfühlen gebraucht habe. Und da mir Bridgerton als Serie ...
Ich habe in den letzten Wochen so viele Hörbücher gehört, die mir weniger gut gefallen haben, so dass ich einfach ein kurzweiliges (Hör-)Buch zum Wohlfühlen gebraucht habe. Und da mir Bridgerton als Serie so gut gefallen hat und etliche Rezensionen diese immer wieder erwähnten, war ich ganz gespannt auf die Geschichte der Campbell Schwestern. Der Klappentext klang nach einem netten Regency Romance Buch für Zwischendurch.
Die gesamte Geschichte fand ich einfach unfassbar unspannend. Das große Geheimnis über den Skandal ist sowas von offensichtlich und um ehrlich zu sein ist einfach jegliche Handlung absolut vorhersehbar. Klar, ich wollte ein Buch für Zwischendurch, bei dem ich gut abschalten kann. Aber hier musste man ja nicht einmal nachdenken oder Konzentration aufbringen, um am Ball zu bleiben.
Die Charaktere sind unglaublich in schwarz und weiß gehalten. Wer böse ist, ist böse und gemein. Und wer gut ist, ist nett, süß und wunderschön. Dementsprechend flach ist nicht nur die Geschichte, die Charaktere sind auch nicht alle besonders gut aufgebaut. Einzig April und May wurden etwas besser herausgearbeitet, May aber noch deutlich schlechter als ihre Schwester. Doch auch April ist eine 0815-Protagonistin, die wenig spannendes zu bieten hat und über den Verlauf des Buches etwas farblos bleibt.
Gestreckt wird die Handlung dann auf 384 Seiten beziehungsweise etwas über 10 Stunden Hörbuch, doch hätte der Plot eigentlich auf 50 Seiten eingedampft werden können. Das hat die Autorin wohl auch gemerkt, denn viele Seiten werden gefüllt mir Wiederholungen. Nicht nur von vorangegangenen Handlungen, nein, manchmal wiederholen sich Formulierungen oder Charaktere werden aufgefordert, nochmals etwas zu erzählen, was erst vor ein paar Seiten passierte.
Das Buch fühlte sich so an, als ob die Autorin einfach nur ganz schnell auf den Zug aufspringen wollte, um möglichst viel von der Bridgerton-Welle mitnehmen zu können. Dabei wurde nur leider vergessen, dass dafür auch eine halbwegs spannende Geschichte vonnöten wäre.
Ich fand das Buch also ohnehin nicht so pralle, aber für 3 Sterne hätte es definitiv noch gereicht. Eine so drastische Reduzierung der Bewertung hat noch einen ganz anderen Grund:
Der Ausdruck „Jedem das Seine“ geht überhaupt nicht in lektorierten Büchern. Ich bin fassungslos, dass ein Verlag wie Ravensburger diesen Ausdruck so stehengelassen hat. Da ich nur das Hörbuch gehört habe, kann ich natürlich nicht sagen, ob dies im Buch eventuell eingeordnet wird durch die Verwendung einer Fußnote oder einer vorherigen Erklärung zu Beginn des Buches. Ich gehe davon jedoch nicht aus. Dieses Buch wurde übersetzt, lektoriert, verlegt und als Hörbuch eingesprochen und an keiner einzigen Stelle wurde auf diesen Ausdruck hingewiesen?
Als kurze Erläuterung für diejenigen, die ihn nicht einzuordnen wissen folgend, warum ich diesen Ausdruck als problematisch empfinde: Über dem Eingang zum KZ Buchenwald stand eben dieser Ausdruck und ich persönlich versuche mein möglichstes, um eben jene belasteten Ausdrücke aus meinem Sprachgebrauch zu verbannen. Eine Aufklärung und öffentlicher beziehungsweise gesellschaftlicher Diskurs sind ungemein wichtig, auch die Diskussion über die Weiterverwendung des Ausdrucks finde ich angebracht. Aber in einem solchen Buch empfinde ich ihn als absolut fehl am Platz.
Empfehlen kann ich das Buch definitiv nicht, wer sich eine eigene Meinung bilden will, dem kann ich nur empfehlen, das Buch kostenlos auf Spotify zu hören.