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Veröffentlicht am 18.08.2024

Erwartungen verfehlt

Psyche und Eros
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Ich hatte mich wirklich sehr auf die Geschichte rund um Psyche und Eros gefreut. Geschichten rund um die griechische und römische Mythologie habe ich schon als Kind geliebt, die Begeisterung riss nur eine ...

Ich hatte mich wirklich sehr auf die Geschichte rund um Psyche und Eros gefreut. Geschichten rund um die griechische und römische Mythologie habe ich schon als Kind geliebt, die Begeisterung riss nur eine zeitlang ab, als ich in der Schule die Originalwerke übersetzen musste. Ja, statt einer neuen fremden Sprache saß ich in Latein- und Altgriechischunterricht. Geschadet hat es nicht, aber französisch oder spanisch kann ich leider noch immer nicht.
Vor allem seit dem großen erfolg von "Circe" von Madeline Miller liebe ich neuinterpretierte Geschichten entstammend aus den beiden Mythologien. Und gerade die eher feministische Betrachtung und Herangehensweise, wie zum Beispiel auch bei "Medusa" von Natalie Haynes, gefällt mir wahnsinnig gut.
Ich lechze quasi nach weiteren Interpretationen dieser Art und freute mich deswegen ungemein auf dieses Buch. Leider aber mit einer vollkommen falschen Erwartungshaltung.

Ich bin zum einen mit den Charakteren nicht warm geworden. Psyche fand ich bis zuletzt sehr unsympathisch und anstrengend. Ich kann den Finger nicht ganz drauf legen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich als Leserin durch bestimmte Aussagen dazu gezwungen werden sollte, sie toll zu finden. Was aber durch die nächste Handlung von Psyche wieder zunichte gemacht wurde. Ernsthaft, in einer Szene beruft sie sich auf die Xenia, die Gastfreundschaft, wodurch ihr diese nicht verwehrt werden darf, macht sich Gedanken, dass die Bewohner des Dorfes "ein Leben voll zermürbender Widrigkeiten" führen müssen und ei paar Seiten später klagt sie über die einfache Kleidung, die ihr von diesen gegeben wurde?! Ja, ich bin an dieser Stelle vielleicht sehr picky. Aber ich bin auch einfach echt enttäuscht von dem Buch.

Eigentlich hätte ich voller Herzschmerz an den Zeilen hängen müssen, zerrissen vom Leid der beiden. Stattdessen wollte ich die Szenen mit Psyche immer so schnell wie möglich hinter mich bringen. Denn die Kapitel aus Eros Sicht fand ich eigentlich ganz gut. Zumindest deutlich besser als die Kapitel aus Psyches Sicht.
Auch die Anziehung, Liebe will ich bei den beiden gar nicht erst als Bezeichnung für ihre Beziehung benutzen, habe ich kaum gespürt. Da war keine Freude, kein Funke, keine tiefe Trauer beim Verlust. Hätte ich nicht parallel ein wirklich ergreifendes anderes Buch gelesen, hätte ich fast gedacht, dass ich vielleicht vollkommen abgestumpft wäre.

Mir gefiel auch die Darstellung von Aphrodite nicht. Ich finde es wirklich toll und noch immer schön erfrischend, wenn die Gottheiten der römischen und griechischen Mythologie nicht als die wundervollen, gütig Wesen dargestellt werden, die sie wirklich nie waren, sondern in all ihren Facetten. Eben auch mit den sehr grausamen, brutalen und kaltblütigen. Aber Aphrodite wirkte einfach wie die klischeehafte blonde Zicke aus YA Büchern, die eigentlich 2010 (zum Glück!) schon nicht mehr aktuell und zeitgemäß waren. Hier wurde es nur etwas besser verpackt, aber Aphrodite hätte auch Kaugummi kauend einen abschätzigen Blick auf die Neue in der Klasse werfen können. Der Vibe wäre derselbe gewesen wie die Darstellung in diesem Buch.

Leider ist das Kapitel mit Anmerkungen der Autorin an das Ende der Geschichte gesetzt worden. Diese Entscheidung kann ich absolut nicht nachvollziehen. Durch den Klappentext und den abgedruckten zusätzlichen Text im Schutzumschlag habe ich einfach andere Erwartungen an das Buch gehabt. Wären die Anmerkungen der Autorin zu Beginn des Buches abgedruckt worden, hätte ich die Geschichte einfach gleich anders einordnen können. Und es tut mir leid, aber das Argument "das Privileg als Romanautorin zu besitzen, Dinge ändern zu können" ist zwar durchaus valide, wurde im Fall dieses Buches aber über das Maximum hinaus ausgereizt. Den beworbenen Feminismus sehe ich auch nicht. Vielleicht aber auch deswegen nicht, weil er schlicht nicht vorhanden ist. Ein Buch wird nicht automatisch dadurch feministisch, dass die Protagonistin ein paar Skills bekommt (immerhin trainiert sie in diesem Buch wirklich und bekommt ihre Fähigkeiten nicht plötzlich über Nacht) oder alle Männer blöd sind (auch wenn es teils wirklich stimmt - im Fall der porträtierten Personen zumindest...).
Und das schlimmste zum Schluss: Ich habe mich wahnsinnig gestört an dem who is who der griechischen Mythologie. Bitte, welche Gottheit oder Held:in hüpft hier nicht über die Seiten? Vor allem auf Goodreads gibt es wahnsinnig gute Rezensionen, die dies noch viel besser darstellen, aber der größte Dorn im Auge war mir die zeitliche Einordnung der Geschichten und Vermischung von Ereignissen. Das war einmal alles in den Mixer und auf gut Glück rausgefischt.

Ja, das Buch liest sich schnell, leicht und locker. Und ich hatte durchaus eine wirklich vergnügliche Lesezeit. Es überwiegen jedoch einfach Kritikpunkte, die ich schwerer gewichte als die reine Unterhaltung. Diese wurde nämlich mitunter wirklich getrübt durch die Charaktere und ich störte mich zusätzlich an der Darstellung und zeitlichen Einordnung. Für mich ein Buch, das definitiv verhindern wird, noch mehr von der Autorin zu lesen. Schade.

Veröffentlicht am 13.08.2024

Informativ und wichtig

Sorry not sorry
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Das Hörbuch hatte mich ab der ersten Minute schon auf seiner Seite. Ich entschuldige mich auch immer viel zu häufig und das "störe ich gerade?" am Telefon ist ein ständiger, unterbewusster Einschub. Ich ...

Das Hörbuch hatte mich ab der ersten Minute schon auf seiner Seite. Ich entschuldige mich auch immer viel zu häufig und das "störe ich gerade?" am Telefon ist ein ständiger, unterbewusster Einschub. Ich habe mich also in vielem widergespiegelt gefunden, habe einige interessante Denkanstöße mitbekommen und auch den ein oder anderen neuen Fakt noch gelernt.
Generell ist es ein Buch, was ich allen Leser:innen oder Hörer:innen uneingeschränkt empfehlen würde. Ich muss aber auch zugeben, dass für mich nicht viele neue Dinge dabei waren. Einige der angesprochenen Themen des Buches sind nichts neues für mich gewesen, da ich schon andere Bücher über diese Themen, wie zum Beispiel "invisibile women" von Caroline Criado-Perez, bereits gelesen habe.
Dennoch habe auch ich noch Passagen mir rausziehen können, über die ich länger nachgedacht und auch mit meinem Partner diskutiert hatte. So zum Beispiel die Farbe Pink, die bei Mädchen als süß, niedlich und "mädchenhaft" ausgelegt wird, sobald eben jenes Mädchen in die Pubertät kommt plötzlich ganz anders gelesen wird und teils assoziiert wird mit zickig oder arrogant.

Das einzige, was ich wirklich als schade empfinde, ist das Fehlen jeglicher Quellenangaben. Ja, Buchtitel werden referenziert, aber es wurden viele Studien am Rande erwähnt, die ich mir im Nachhinein gerne einmal näher angesehen hätte. Eine Quelle habe ich mehr oder weniger erfolglos dann recherchiert und fand es schade, dass ich die Originalquelle nicht finden konnte und sich somit viel auf online Quellen gestützt wurde. Kann man machen, geht aber auch wirklich besser.

Das Hörbuch, das von der Autorin selber eingesprochen wurde, ist wirklich gut vertont. Ich finde es immer toll, wenn Werke von den Autor:innen selber präsentiert werden, da auf Grund der Nähe zum eigenen Werk manchmal Nuancen hintergründig nochmals anders präsentiert werden. Und in diesem Fall bot sich ja auch durch die Erfahrung als Sprecherin durch die Podcasts von Anika Landsteiner wirklich gut an.

Veröffentlicht am 12.07.2024

Für Fans von Rick Riordan

Das Geheimnis des Schlangenkönigs (Kiranmalas Abenteuer 1)
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Ich finde es so schön zu sehen, wie viel diverser der Buchmarkt in Deutschland langsam wird. Und auch wenn ich für immer ein absoluter Fan von Geschichten rund um die griechische Mythologie bleiben werde, ...

Ich finde es so schön zu sehen, wie viel diverser der Buchmarkt in Deutschland langsam wird. Und auch wenn ich für immer ein absoluter Fan von Geschichten rund um die griechische Mythologie bleiben werde, so ist es doch einfach erfrischend, endlich mal andere Mythologien in den Fokus zu rücken.

Ich finde die Einordnung des Buches etwas schwierig. Kiranmala ist zwar 12 Jahre alt und viele Elemente und auch der sprachliche Stil passen häufig in das Genre des Kinderbuchs, in dem das Buch einsortiert wird. Aber Kiranmalas Verhalten hat doch sehr häufig eher etwas von einer pubertierenden 15- oder 16-Jähirgen und auch die Schwärmereien empfand ich nicht immer als altersgerecht. Vielleicht irre ich mich was das betrifft auch gewaltig, ich habe selber keine Kinder und greife deswegen eher auf meine eigenen Erfahrungen und die mit Kindern aus meinem Umfeld zurück.
Leider gefiel mir Kiranmala generell nicht so unglaublich gut als Protagonistin, ich bin irgendwie nicht richtig mit ihr warm geworden.
Außerdem wurden viele ihre Talente und Hobbies, zum Beispiel das Lösen von Rätseln, gefühlt nur immer wieder erwähnt, weil eben diese Fähigkeiten Kiranmala und die Prinzen aus vielen Situationen retten. So wirkte es häufig einfach nur so, dass ihr versucht wurde, eine Persönlichkeit zu geben, damit die Geschichte schlüssig wirkt. Ich meine, natürlich bekommen alle Charaktere immer irgendwelche Fähigkeiten angedichtet, damit diese mehr Dimensionen bekommen. Aber Kiranmala "durfte" nie einfach irgendetwas toll finden, um ihren Charakter greifbarer zu machen, es waren immer Dinge, die sich später als nützlich herausstellten. Als hätte die Autorin eine Szenen geschrieben, wusste nicht, wie sich diese wieder auflösen ließe, um dann Kiranmala Fähigkeiten dazuzuschreiben. Und dann rief sie den vorhergegangenen Text auf und fügte immer wieder in random Passagen Erwähnungen von Kiranmalas Hobbies ein.

Trotz aller Kritik an dem Charakteraufbau fand ich etliche Elemente wirklich gut und die Verflechtung von bengalischer Mythologie. Für Fans von Rick Riordan ein tolles Buch für die Post-Percy-Jackson-Zeit.

Veröffentlicht am 12.07.2024

Entschuldige, störe ich gerade?

Sorry, aber ...
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Ich mag Taras Content auf Instagram sehr gerne und finde es immer wieder erfrischend, wenn mir ihre Inhalte ausgespielt werden. Ihren Humor finde ich teils sehr witzig und die Art, ernsthafte Thematiken ...

Ich mag Taras Content auf Instagram sehr gerne und finde es immer wieder erfrischend, wenn mir ihre Inhalte ausgespielt werden. Ihren Humor finde ich teils sehr witzig und die Art, ernsthafte Thematiken mit der genaue richtig dosierten Spitze an Ironie und Sarkasmus zu vermitteln, einfach hervorragend.
Nur ein geschriebenes Werk habe ich von Tara bisher nicht gelesen, deswegen war ich doch schon sehr gespannt auf "Sorry, aber". Auch, weil ich selber mich viel zu häufig für viel zu viele Dinge entschuldige.
Das Buch hat mich an etlichen Stellen zum Nachdenken angeregt und ich habe mich in vielen Dingen gespiegelt gefühlt. Vor allem das obligatorische "Störe ich gerade?" beim Anrufen ist für mich eine solche Verständlichkeit gewesen, die ich vorher nie hinterfragt habe.

Und auch wenn ich Taras Art wirklich gerne mag, war mir in diesem Werk der Stil etwas zu autobiographisch. Ich fand viele der Anekdoten aus Taras Leben wirklich interessant und gut als Aufhänger für Themen, die sie danach abhandelte. Aber ich hatte einfach nicht mit einem so persönlichen Stil gerechnet, was ich dem Klappentext zuschreibe. Meine Erwartungshaltung war einfach eine andere und ich finde es zwar auf der einen Seite toll, dass ich so mit vielen Berichten eine (vielleicht) bessere Verbindung zu den Themen herstellen konnte, aber auf der anderen Seite verschob sich dann doch manchmal der Fokus ein bisschen zu sehr auf dem persönlich Erlebten.

Ich habe sowohl das Buch als eBook gelesen, als auch unterwegs das von Tara selber eingesprochene Hörbuch über Spotify gehört. Und gerade das Hörbuch kann ich doch noch ein wenig mehr empfehlen. Ich mag Taras Stimme gerne, aber eigentlich ist es vor allem durch die kleinen Lacher zwischendurch oder gekonnt gesetzten Pausen, bei denen man die erhobenen Augenbrauen quasi vor dem inneren Auge sehen konnte, einfach ein tolles Hörerlebnis und gibt dem gesamten Werk nochmals eine andere Nuance.

Alles in allem ein wirklich gutes Buch, das kurzweilig ist und trotz ernsterer Thematik auch unterhaltsam.

Veröffentlicht am 08.07.2024

Zu oberflächlich

Als Rangerin im Politik-Dschungel
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Auch wenn ich von Afrika bisher nur Teile gesehen habe, so habe ich mich in diese ausgewählten Länder doch Hals über Kopf verliebt. Und mit Namibia habe ich einen absoluten Sehnsuchtsort gefunden, mit ...

Auch wenn ich von Afrika bisher nur Teile gesehen habe, so habe ich mich in diese ausgewählten Länder doch Hals über Kopf verliebt. Und mit Namibia habe ich einen absoluten Sehnsuchtsort gefunden, mit einem fast unstillbaren Fernweh. Um dieses Fernweh abzumildern, lese ich alles, was mir über dieses wunderbare Land und diesen spannenden Kontinent unter die Finger kommt. Gesa Neitzels „Frühstück mit Elefanten“ (und auch ihre weiteren Bücher) vermochte es wie kein anderes Buch, diese Sehnsucht in mir etwas zu stillen. Seitdem bin ich wie eine Verdurstende in der Wüste verzweifelt auf der Suche nach noch mehr Geschichten wie der von Gesa.
Und da kam das Buch von Maria Henk gerade richtig. Ich hätte es auch gelesen, wenn es ein reiner Reisebericht über ihre kurze Zeit in der Rangerausbildung gewesen wäre. Aber die Verknüpfung mit der politischen Landschaft in Deutschland machte mich sehr neugierig und ich war gespannt auf die Umsetzung.

Denn von dem politischen Geschehen in Deutschland hat die Autorin definitiv eine Ahnung, schließlich arbeitete sie als Pressesprecherin für die Grünen. Und genau dieser Job ist es, der in ihr den Wunsch groß werden lässt, die eigenen Grenzen neu auszuloten, etwas neues zu wagen, einen anderen Alltag zu entwickeln. Und kurzerhand reist sie für eine vierwöchige Rangerausbildung nach Botswana.
Den sehr lockeren, teils umgangssprachlichen Schreibstil mochte ich gerne. Mit Augenzwinkern betrachtet Maria Henk ihre neue Umgebung in Botswana und vergleicht sie mit dem politischen Geschehen aus ihrer Erfahrung. Buhlt und balzt sich in einem Moment ein Webervogel fast um den Verstand, erkennt sie darin das Werben der Parteien umeinander nach einer Wahl, um Koalitionspartner zu finden. Ich fand die Parallelen ganz unterhaltsam und witzig. Außerdem ist die Autorin auch relativ selbstironisch, nimmt sich selber nicht zu ernst und auch gerne mal auf die Schippe. Alles in allem also eigentlich eine wirklich fantastische Grundlage, leider hat das Buch für mich persönlich aber einige Schwächen.

Ja, ich finde die Parallelen von der Natur zur Politik ganz unterhaltsam. Leider kann ich aber nun nach Beenden des Buches nicht sagen, dass ich viel Neues mitnehmen konnte. Die Geschichte bleibt sehr oberflächlich, hat wenig Tiefe und umschifft etliche Problematiken. Die Ausbildung als solche wirkte auf mich eher wie ein Abenteuerurlaub für vermögende Europäer, schließlich kostet sie ein paar Tausend Euro.
Ich hatte mir sehr viel mehr Eindrücke in die Ausbildung erhofft als die paar Anekdoten, die doch sehr oberflächlich bleiben. Und ich ärgerte mich doch etwas über den gewählten Titel und den Klappentext. Denn die Ausbildung wird gar nicht erst abgeschlossen (muss man ja auch nicht, aber sich dann als Rangerin betiteln finde ich sehr überzogen) und was bleibt von der gesamten Unternehmung ist ein unglaublich privilegierter Ausflug raus aus der Komfortzone. Ich hatte mir einfach noch tiefere Einblicke gewünscht als nur Szenen, die in jeder 0815-Tierdoku vorkommen.

Für mich bleibt das gesamte Buch viel zu oberflächlich, einen wirklichen Mehrwert habe ich durch Lesen des Buches nicht gehabt. Schade, die Verknüpfung von Politik und Safari klang anfangs so interessant. Ich bleibe weiterhin auf der Suche nach Büchern, die mein Fernweh etwas stillen können.