Ein Jahreshighlight - Rufi Thorpe hat alles richtig gemacht
Only MargoDas Buch hat für mich alles, was ein gutes Buch haben muss - von der guten Covergestaltung, dem Titel, dem Klappentext hin zum guten Schriftbild, einem sehr guten Plot, der auch noch flüssig und ansprechend ...
Das Buch hat für mich alles, was ein gutes Buch haben muss - von der guten Covergestaltung, dem Titel, dem Klappentext hin zum guten Schriftbild, einem sehr guten Plot, der auch noch flüssig und ansprechend erzählt wird und einem guten Ende.
Die Geschichte ist fast zu einfach in wenigen Worten wiedergegeben: Margo ist 19, als sie während einer Affäre mit ihrem Professor von diesem schwanger wird. Marc, ihr Professor, macht ihr unmissverständlich klar, dass er sie nicht in der Rolle der Mutter sieht - genauso wenig, wie ihre Mutter das tut, im Grunde wie es keiner in ihrem Umfeld tut. Doch mehr einer Eingebung folgend kann Margo es nicht über sich bringen und bringt ihren Sohn (Bodhi) zur Welt.
Schnell merkt sie nach dessen Geburt, was bedeutet, allein erziehende Mutter in einer Welt zu sein, in der ganz klar festgelegt zu sein scheint, wie und wann eine Frau Mutter werden darf und was dabei gesellschaftlich akzeptiert wird und was nicht.
Im Krankenhaus stellt sie bei der Geburt fest, dass die Schwester bei ihr nach einem Ring sucht. "Jedenfalls bekam ich plötzlich Angst, weil ich dieses Etikett nicht hatte, an dem man erkennen konnte, dass mich jemand liebte, dass ich wertvoll war und dass es jemanden gab, der wütend werden und das Krankenhaus verklagen würde, falls ich nicht lebend dort herauskam."(s. 127)
Margo stößt auf mehr Widerstand als sie denkt und ihre Grenzen werden ihr schnell klar.
Rufi Thorpe nimmt spielerisch so viele Vorurteile und Klischees in ihrem Buch auf, ohne dass es mir beim Lesen wirklich aufgefallen ist. Erst jetzt beim Schreiben der Rezension merke ich, was mich alles bewegt hat, dieses Buch zu einem Jahreshighlight zu küren.
Wann bin ich ein guter Mensch? Wann ist die Grenze zwischen künstlerischer Erotik und Sexarbeit überschritten? Was ist Kunst? Wann wird aus dem biologischen Erzeuger eines Babys sein Vater?
Aber nicht nur die flüssige Erzählweise hat mich sehr beeindruckt, auch das Wechsel der Perspektiven gelingt Rufi Thorpe ebenso spielerisch und dabei wechselt sie diese Perspektiven nicht nur unkommentiert, es gibt eine Stelle (S. 217), an der sie diesen Perspektivwechsel sogar anspricht. Hier sagt sie "Nun kommt einer der Abschnitte, die ich in der dritten Person erzählen muss." und erzielt damit bei mir als Leserin eine so große Spannung und Anteilnahme, dass es mir noch immer den Atem verschlägt - was für eine gute Schriftstellerin, was für ein unglaubliches Erzähltalent ist hier nur am Werk!
Ich werde dieses Buch definitiv nicht so schnell vergessen und die Autorin ebensowenig.