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Veröffentlicht am 12.02.2025

Ein Jahreshighlight - Rufi Thorpe hat alles richtig gemacht

Only Margo
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Das Buch hat für mich alles, was ein gutes Buch haben muss - von der guten Covergestaltung, dem Titel, dem Klappentext hin zum guten Schriftbild, einem sehr guten Plot, der auch noch flüssig und ansprechend ...

Das Buch hat für mich alles, was ein gutes Buch haben muss - von der guten Covergestaltung, dem Titel, dem Klappentext hin zum guten Schriftbild, einem sehr guten Plot, der auch noch flüssig und ansprechend erzählt wird und einem guten Ende.
Die Geschichte ist fast zu einfach in wenigen Worten wiedergegeben: Margo ist 19, als sie während einer Affäre mit ihrem Professor von diesem schwanger wird. Marc, ihr Professor, macht ihr unmissverständlich klar, dass er sie nicht in der Rolle der Mutter sieht - genauso wenig, wie ihre Mutter das tut, im Grunde wie es keiner in ihrem Umfeld tut. Doch mehr einer Eingebung folgend kann Margo es nicht über sich bringen und bringt ihren Sohn (Bodhi) zur Welt.
Schnell merkt sie nach dessen Geburt, was bedeutet, allein erziehende Mutter in einer Welt zu sein, in der ganz klar festgelegt zu sein scheint, wie und wann eine Frau Mutter werden darf und was dabei gesellschaftlich akzeptiert wird und was nicht.

Im Krankenhaus stellt sie bei der Geburt fest, dass die Schwester bei ihr nach einem Ring sucht. "Jedenfalls bekam ich plötzlich Angst, weil ich dieses Etikett nicht hatte, an dem man erkennen konnte, dass mich jemand liebte, dass ich wertvoll war und dass es jemanden gab, der wütend werden und das Krankenhaus verklagen würde, falls ich nicht lebend dort herauskam."(s. 127)

Margo stößt auf mehr Widerstand als sie denkt und ihre Grenzen werden ihr schnell klar.

Rufi Thorpe nimmt spielerisch so viele Vorurteile und Klischees in ihrem Buch auf, ohne dass es mir beim Lesen wirklich aufgefallen ist. Erst jetzt beim Schreiben der Rezension merke ich, was mich alles bewegt hat, dieses Buch zu einem Jahreshighlight zu küren.
Wann bin ich ein guter Mensch? Wann ist die Grenze zwischen künstlerischer Erotik und Sexarbeit überschritten? Was ist Kunst? Wann wird aus dem biologischen Erzeuger eines Babys sein Vater?

Aber nicht nur die flüssige Erzählweise hat mich sehr beeindruckt, auch das Wechsel der Perspektiven gelingt Rufi Thorpe ebenso spielerisch und dabei wechselt sie diese Perspektiven nicht nur unkommentiert, es gibt eine Stelle (S. 217), an der sie diesen Perspektivwechsel sogar anspricht. Hier sagt sie "Nun kommt einer der Abschnitte, die ich in der dritten Person erzählen muss." und erzielt damit bei mir als Leserin eine so große Spannung und Anteilnahme, dass es mir noch immer den Atem verschlägt - was für eine gute Schriftstellerin, was für ein unglaubliches Erzähltalent ist hier nur am Werk!

Ich werde dieses Buch definitiv nicht so schnell vergessen und die Autorin ebensowenig.

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Veröffentlicht am 22.12.2024

Tolles neues Gewand der Geschichte aus dem 19. Jahrhundert

Carmilla
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„Carmilla“ ist eine der ältesten Vampirgeschichten und ich habe es sehr genossen, die wunderschöne Ausgabe des Hobbit Press Verlags zu lesen. Irgendwie hat der Einband auch sehr gut zu Weihnachten gepasst ...

„Carmilla“ ist eine der ältesten Vampirgeschichten und ich habe es sehr genossen, die wunderschöne Ausgabe des Hobbit Press Verlags zu lesen. Irgendwie hat der Einband auch sehr gut zu Weihnachten gepasst und auch die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert hat gut an meinem gemütlichen Sonntag-Nachmittag zu heißem Tee und Gebäck geschmeckt.
In der Geschichte lässt die Mutter Carmilla in einem Herrenhaus bei seinem Besitzer und dessen Tochter Laura. Sie selbst, so sagt sie, muss einen lebenswichtigen Auftrag erfüllen, doch ihre Tochter könne sie nicht begleiten, da diese sehr schwach ist.
Aso wird sie aufgenommen und wird schnell eine Freundin für Laura. In der Nachbarschaft häufen sich plötzliche Tode von jungen Frauen und Lauras Vater wird skeptisch.
Wie schon eingangs erwähnt hat mir hier nicht nur die Geschichte, sondern auch der Einband sehr gut gefallen. Das Buch wird definitiv mein Haus nicht mehr verlassen.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Spannender Jugendthriller

Villa Obscura
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Bei diesem Buch war ich aus mehreren Gründen sehr gespannt - zum Einen spielt die Geschichte im Harz und für mich als Harzerin war das tatsächlich ein Grund, das Buch unbedingt lesen zu wollen. Zum Anderen ...

Bei diesem Buch war ich aus mehreren Gründen sehr gespannt - zum Einen spielt die Geschichte im Harz und für mich als Harzerin war das tatsächlich ein Grund, das Buch unbedingt lesen zu wollen. Zum Anderen hatte ich Bedenken, ob ich mit der Zeitform klarkommen würde - die Geschichte ist in der Gegenwartsform geschrieben.

Schnell konnte ich feststellen, dass ich mich an die Erzählform gut einfinden konnte, was in meinen Augen am Erzählstil des Autorinnenduos liegt. Auch der Spannungsbogen ist gut gespannt worden, so dass die Geschichte auch bis zum Ende spannend geblieben ist. Doch worum geht es - wie schon eingangs erwähnt spielt die Geschichte im Harz. Passend zur derzeitigen Jahreszeit müssen sich eine Handvoll Teeager zur Halloweenzeit mit einer realen Bedrohung auseinandersetzen. An dieser Stelle kann ich jedoch sagen, dass es nicht so gruselig ist, dass es ein wirklicher Horrorroman ist, die Bezeichnung "Thriller" hat schon gut gepasst.

Sechs Jugendliche hatten eigentlich vor, eine kleine Party zu Halloween zu feiern - natürlich stilecht in Verkleidung. Schön fand ich hier den schwarzen Pudel, der mich doch sehr an Goethes Faust erinnert hat . Aus der anfänglichen Partyatmosphäre wird schnell die nackte Angst, da die Jugendlichen Opfer eines finsteren Plans werden. Sollen sie nur festgehalten werden, um Geld zu erpressen? Was sind die Motive? Haben die Sechs überhaupt eine Chance und kann eine gute Zusammenarbeite der Sechs, Vertrauen und eine gemeinsame Strategie ihnen helfen?



Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich bleibe gespannt auf weitere Bücher aus dem Hause Hill/Stapor.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Tolle Rezepte und tolle Gestaltung

Trinken wie ein Dichter
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Meine Erwartungshaltung an dieses Buch war denkbar groß, da ich viele Klassiker lese und auch gedanklich gerne in der Zeit verweile. Doch ich muss sagen, meine Erwartungen wurden definitiv mehr als erfüllt.

Zunächst ...

Meine Erwartungshaltung an dieses Buch war denkbar groß, da ich viele Klassiker lese und auch gedanklich gerne in der Zeit verweile. Doch ich muss sagen, meine Erwartungen wurden definitiv mehr als erfüllt.

Zunächst einmal ist die Aufmachung des Buches wirklich sehr hochwertig - ein Buch, auf Grundlage dessen man auch Cocktails machen möchte, muss schon ggf. auch einen Tropfen Feuchtigkeit abkönnen. Der Einband ist ein gebundener Stoffeinband von dem ich schon denke, dass er einiges verträgt.

Auch die Gestaltung des Buches gefällt mir richtig gut - sowohl die des Covers als auch die der einzelnen Kapitel. Jedem Rezept ist ein Bild der Autoren abgebildet inkl. der Jahresdaten, in denen sie gelebt haben. Nebst einer Maßangabe, für wie viele Personen das Rezept dient, ist auch noch ein zeitlicher Abriss der Schaffensphase dargestellt und dann das jeweilige Rezept. Inzwischen haben wir uns drei Rezepte herausgesucht, die uns am meisten interessiert haben - der Eggnogg von E.A. Po, der Dublin Coffee von J. Joyce und der Bordeaux-Cocktail von F. Dürrenmatt - und wir hatten so viel Spaß mit dem Buch. Dieses Buch wird definitiv ein Teil unseres Haushalts bleiben und uns viele spaßige Stunden bereiten.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Phänomenale Charakterzeichnungen

Der Wind kennt meinen Namen
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Nach Lesen einer ersten Leseprobe war ich geflasht und wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen. Als ich es dann wirklich vor mir hatte, habe ich leider an der ein oder anderen Stelle ein paar Längen gehabt, ...

Nach Lesen einer ersten Leseprobe war ich geflasht und wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen. Als ich es dann wirklich vor mir hatte, habe ich leider an der ein oder anderen Stelle ein paar Längen gehabt, auch wenn ich die Geschichte an sich sehr gelungen erzählt finde und das Thema auch sehr wichtig.

Was Isabelle Allende wie immer sehr gut macht ist die Charakterzeichnung. Es gibt Stellen im Buch, die ich einfach so schön geschrieben fand, dass ich sie laut vorgelesen habe. Gerade wenn es darum geht, die Beziehung zwischen zwei Menschen zu beschreiben habe ich selten so gut gewählte Worte erlebt. In dieser Szene wird beschrieben, wie die Beziehung zwischen zwei Menschen einfach aufgrund der unterschiedlichen Charaktere schwieriger wird. Die Namen habe ich hier mal ersetzt, um nicht zu spoilern

(S. 151) "In kurzer Zeit veränderte [sie] sein Leben und machte ihn sanftmütiger. Er begriff, dass er sie nie würde festhalten können, sie glitt ihm durch die Finger wie Sand, deshalb wollte er wenigstens an ihrer Seite sein, was sich aber ebenfalls als undurchführbar erwies. Schließlich gab er es auf, ihrem Tempo zu folgen, und begnügte sich damit, die Höhenflüge ihres Lebens, das so anders war als seins, bewundernd mitanzusehen."

Interessant hierbei ist in meinen Augen, dass es in dem Buch gar nicht einmal ausschließlich um dieses Paar geht, es wird in mehreren Rahmengeschichten erzählt und thematisiert Flucht und Bewältigung - aus dem Nazibesetzten Deutschland, der Gewalt in El Salvador - und hat für mich die Frage in den Fokus gerückt, wie man "danach" weiterlebt.

Wie beschrieben ist das Buch ein wirklich gutes Buch, aber an einigen Stellen haben mich die Längen ein wenig am Lesen gehindert.

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