Mein Leseeindruck
Die Tochter des FechtmeistersAls ich dann endlich, pünktlich zum Erscheinungstag, das Buch in Händen halten durfte, war ich angenehm überrascht. Fühlte es sich doch so griffig an. Möglicherweise lag es daran, dass es eckig sondern ...
Als ich dann endlich, pünktlich zum Erscheinungstag, das Buch in Händen halten durfte, war ich angenehm überrascht. Fühlte es sich doch so griffig an. Möglicherweise lag es daran, dass es eckig sondern eher rund verleimt ist. Aber auch das Cover hat mich begeistert. Die alte Hansestadt Rostock mit seinen Schiffen, eine Frau im rotbraunen Kleid und natürlich das Schwert. Somit ist das Bild stimmig mit dem Titel.
Bevor es mit der eigentlichen Story losgeht, erhält der Leser mittels einer Karte in der Klappe, einen Überblick über Rostock um 1608. Auch die umliegenden Länder und Besitztümer sind sehr schön dargestellt und bestimmt wird auch jeder Leser seine Stadt bzw. seine Landeszugehörigkeit suchen. Ich denke, dass so etwas den Leser schon mal etwas an die Geschichte bindet und gleich mit einbezieht.
Im Anschluss geht es direkt weiter mit dem Personenverzeichnis, das auf jeden Fall jede Menge unterschiedlicher Charakteren verspricht.
" Ihr jungen Kerle schnarcht und furzt sicher wie die Stiere." (Seite 88)
Der Handlungsort ist Rostock um 1608. Dort lernt der Leser die Hauptprotagonistin Clarissa kennen. Mit ihren 18 Jahren erscheint sie sehr mutig und tough, aber gelegentlich auch etwas blauäugig. Ganz wie ihr Vater, so liebt auch sie das Kämpfen mit dem Degen. Allerdings nur als Sport für Körper und Geist, und nicht als Waffe, um zu töten. Bei diesen Fechtkämpfen macht ihr kein Mann so leicht etwas vor. Sie erscheint hierbei sogar etwas burschikos, was sie aber nicht unsympathisch wirken lässt.
Aber auch Fritjoff, ihr Vater, spielt eine wesentliche Rolle. Sehr eindrucksvoll beschreibt die Autorin, den Werdegang des Fechtmeisters. Mehrfach hatte ich beim Lesen der Rückblenden einen Kloß im Hals, da es teilweise an Dramatik kaum zu überbieten war.
Auch Carls Zorn beschreibt die Autorin großartig. Er agiert zwar für meine Begriffe immer sehr emotional und auch gedankenlos, aber gerade diese Charakterzüge sind es, die seine Geschichte so speziell macht.
Gerade auch, als Carl seinen Freund Hans verliert, spürt man, dass hinter der rauen Schale doch ein weiches Herz klopft.
Allerdings waren mir diese ganzen Marsch- und Kriegsszenen etwas zu langatmig und ich muss zugeben, dass ich dann und wann ein paar Seiten überblättert habe.
Sehr gut haben mir die dialektischen Einlage der Rostocker Sprache gefallen. So fühlte ich mich den Land und Leuten während des Lesens etwas näher.
Leider muss ich nun aber auch sagen, dass es sehr viele Handlungs- bzw. Nebenstränge gibt. Sie sind nicht uninteressant, lenken aber von der Hauptgeschichte (wir erinnern uns an den Titel des Buches!?) sehr ab.
Fazit:
Trotz der kleinen oben beschriebenen Mängel hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Gerade im Bereich des Fechtens hatte ich doch sehr viele Wissenslücken, die ich nun schließen konnte.
Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen, stellenweise hatte ich sogar das Gefühl, ich müsste in die Geschichte eingreifen und meinen Unmut gewissen Personen ins Gesicht schmettern. Aber .... es ist ja nur ein Roman.
Ich würde mich sehr freuen, wenn es eine Fortsetzung mit Clarissa geben würde, da ich ihren Lebensweg gerne weiter mitverfolgen würde.
Für Liebhaber historischer Romane und/oder der Fechtkunst ist dieses Buch ein wahres Schätzchen.