Profilbild von Clara

Clara

Lesejury Star
offline

Clara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Clara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2022

Pure Magie

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
0

Dieses Buch ist pure Magie. „Die Wintergarten Frauen“ ist bildgewaltig, aufregend und voller pulsierender Energie. Der Auftakt von Charlotte Roths neuer historischer Romantrilogie war für mich einfach ...

Dieses Buch ist pure Magie. „Die Wintergarten Frauen“ ist bildgewaltig, aufregend und voller pulsierender Energie. Der Auftakt von Charlotte Roths neuer historischer Romantrilogie war für mich einfach grandios.
Die 20-jährige Nina wächst behütet und geliebt in der Uckermark auf. Von Kindheit an ist sie ein Freigeist, der vom Theater besessen ist. Ihr Bruder Carlos ermöglicht ihr einen Umzug nach Berlin. Allein in der Metropole stellt Nina schnell fest, dass es in der Realität sehr viel schwerer ist, ihren Traum zu leben, als sie es sich in der Geborgenheit ihres Dachbodens ausgemalt hat. Auf ihrem Weg zum Ziel trifft sie auf viele außergewöhnliche Personen.
Was mir an Nina sehr gefallen hat, war ihre unerschütterliche Energie und ihr Glaube an sich selbst. Sie hat keine Ausbildung und im Grunde von nichts eine Ahnung. Sie ist sehr isoliert aufgewachsen und hatte außer ihrer Familie keine sozialen Kontakte. Trotzdem weiß sie, dass sie Talent hat und zu Größerem bestimmt ist.
Ihr offen zur Schau getragenes Selbstbewusstsein verschafft ihrer Sympathie keinen Dämpfer. Sie ist eine gutherzige, junge Frau, die man einfach mögen muss. Sie hat kaum Geld und das Wenige, was sie hat, teilt sie noch mit anderen.
Manchmal wirkt Nina fast wie ein Kind und an anderen Stellen scheint sie so viel weiser, als ihre 20 Jahre. Ich fand sie auf jeden Fall toll und habe ihr von allem das Beste gewünscht.
Die Charaktere in diesem Buch sind ein kunterbuntes Sammelsurium. Da ist zum Beispiel Jenny, die ihren Körper bis zum Rand des Unmöglichen verbiegen kann, Sonja, die in sekundenschnelle beeindruckende Skizzen malen kann, Darius mit seinen zahlreichen Katzen und viele andere. Alle haben eins gemeinsam, obwohl sie bettelarm sind, sind sie immer füreinander da und lassen niemanden im Stich. Die Wohn- und Arbeitssituationen waren in den 20er Jahren katastrophal, Geld entwertete sich schneller, als man schauen kann und doch ist „Die Wintergarten Frauen“ vor allem ein positiver Roman. Perfekt geeignet für eine Flucht, in eine Welt voller Zauber. Ich habe mich perfekt unterhalten gefühlt.
Die Dialoge sind oft in blumiger Sprache und insbesondere Jenny liebt es, eigene Worte zu kreieren, was dem Buch einen ganz besonderen Charme verleiht und mir viel Freude bereitet hat.
Dies ist der Auftakt einer Trilogie und so nimmt sich die Autorin Zeit, das Thema Varieté einzuführen. Der Wintergarten spielt hier eigentlich nur eine Nebenrolle, wird aber vermutlich im nächsten Band mehr Raum einnehmen. Mir gefällt, dass das Ende an sich rund ist und man nicht mit einem extremen Cliffhanger zurückgelassen wird. Im Grunde kann man das Buch sogar als Einzelband lesen. Der Wunsch nach mehr ist trotzdem riesengroß bei mir, denn hier ist noch so viel Potenzial, so viele Geschichten, die erzählt werden wollen und ich kann es kaum erwarten, die Reise der Protagonisten weiter zu verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2022

Wie viel kann ein Mensch ertragen?

Denk ich an Kiew
0

Der aktuelle Krieg in der Ukraine weckte bei mir den Wunsch, mehr über dieses Land, von dem ich ehrlich gesagt kaum etwas weiß, zu erfahren. Sowohl das Cover als auch der Klappentext von Erin Littekens ...

Der aktuelle Krieg in der Ukraine weckte bei mir den Wunsch, mehr über dieses Land, von dem ich ehrlich gesagt kaum etwas weiß, zu erfahren. Sowohl das Cover als auch der Klappentext von Erin Littekens Roman „Denk ich an Kiew“ haben mich angesprochen.
Die Autorin erzählt hier von einer unfassbar schrecklichen Vergangenheit, die lange Zeit aus den Geschichtsbüchern verbannt war.
In den 30er Jahren wurden ukrainische Bauern gezwungen, Kolchosen beizutreten. Wer sich wehte, wurde deportiert. Im Winter 1932 ließ Stalin die Menschen systematisch verhungern, in dem er ihnen den Zugang zu Nahrung verwehrte.
Erzählt wird die Geschichte am Beispiel der jungen Katja, zunächst ein junges, fröhliches Mädchen voller Hoffnung, die buchstäblich durch die Hölle geschickt wird. Erin Litteken beschreibt das grausame Schicksal der Menschen sehr anschaulich und die Vorstellung, langsam zu verhungern und zu erfrieren lässt den Leser sehr betroffen und schockiert zurück.
Katja beeindruckt mit viel Mut und Kraft. Ihre Entscheidungen waren für mich nachvollziehbar und ich habe mit ihr mitgelitten.
Parallel dazu wird eine Gegenwartshandlung erzählt, in der Katjas Enkelin Cassie versucht, nach einem Schicksalsschlag, zurück ins Leben zu finden.
Die Liebesgeschichte zwischen Cassie und Nick war sehr schön und romantisch. Die Szenen mit Nick und der 5-jährigen Birdie fand ich oft sehr süß.
Allerdings hat mich Cassies Unentschlossenheit teilweise genervt. Gleichzeitig war diese ganze Beziehung auch sehr überstürzt.
Allein für die Vergangenheitshandlung würde ich 5 Sterne vergeben. Die Gegenwartsgeschichte hatte zwar tolle und sympathische Charaktere (Cassie, Nick, Birdie, Anna und Bobby) und las sich angenehm und flüssig, aber die Handlung war teilweise sehr übertrieben dargestellt. Birdie ist ein putziges Mädchen, aber dass ein Kind, welches nach einem Trauma monatelang nicht gesprochen hat, von Null auf jetzt so quietschfiedel und unbeschwert ist, glaube ich nicht. Auf diese ganzen Botschaften aus dem Jenseits hätte ich auch gerne verzichtet. Auch die Wendung hinsichtlich Halyna war mir zu vorhersehbar. Etwas weniger dick aufgetragen hätte der Geschichte in jedem Fall gut getan.
Auch wenn ich nicht die volle Punktzahl gebe, habe ich „Denk ich an Kiew“ gerne gelesen und mir aufgrund der gut recherchierten Schilderung über den Holodomor auch einiges daraus mitnehmen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2022

Überraschende Fortsetzung

Die Wunderfrauen
0

Mit großer Überraschung und deswegen besonders erfreut, habe ich entdeckt, dass Stephanie Schusters Wunderfrauen Reihe einen vierten Band bekommen hat.
Es war toll, die Protagonisten wiederzusehen. Gleichzeitig ...

Mit großer Überraschung und deswegen besonders erfreut, habe ich entdeckt, dass Stephanie Schusters Wunderfrauen Reihe einen vierten Band bekommen hat.
Es war toll, die Protagonisten wiederzusehen. Gleichzeitig hat mich das Buch auch melancholisch gestimmt. Ich habe mich daran erinnert, wie jung die Frauen waren, als wir sie im ersten Band kennenlernten und nun, in den 90ern, sind alle vier im Rentenalter bzw. kurz davor.
Dadurch wird einem die eigene Vergänglichkeit bewusst. Trotzdem war es sehr schön zu erfahren, was aus Luise, Helga, Marie und Annabel geworden ist. Ich habe mich gleich wieder wohl in der Geschichte gefühlt, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte. In den 90er Jahren war ich ein Kind und an viele Dinge, die hier erwähnt werden, konnte ich mich auch noch erinnern, wie zum Beispiel der Fund von Ötzi oder der erste eigene Computer.
Toll finde ich, dass keine der Frauen in ihrem Leben stehen geblieben ist. Alle vier haben sich stetig weiterentwickelt und immer wieder etwas Neues ausprobiert. So führt zum Beispiel Luise eine Pension und Annabel hat zusammen mit ihrer Tochter Marlene eine Buchhandlung.
„Wünsche werden wahr“ ist eine gute Mischung aus Glücksmomenten und Schicksalsschlägen. Die Themen Freundschaft und Zusammenhalt ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Reihe.
Der Roman wird zwar als Weihnachtsbuch beworben, aber ich kann das Lesen guten Gewissens zu jeder beliebigen Jahreszeit empfehlen, denn Weihnachten ist nur ein Bruchteil von dem, was hier passiert.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass knapp 300 Seiten einfach zu wenig sind. Ich hätte die Wunderfrauen gerne noch viel länger begleitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2022

Entwickelt sich gemütlich zum Page-Turner

Sturmrot
0

„Sturmrot“ von Tove Alsterdal wird mir schon deswegen noch länger in Erinnerung bleiben, weil ich durch dieses Buch erfahren habe, dass sich entwurzelte Bäume wieder aufrichten können und man deswegen ...

„Sturmrot“ von Tove Alsterdal wird mir schon deswegen noch länger in Erinnerung bleiben, weil ich durch dieses Buch erfahren habe, dass sich entwurzelte Bäume wieder aufrichten können und man deswegen dem entstandenen Loch mit Vorsicht begegnen sollte. Dieses Szenario fand ich extrem gruselig und die spannendste Sache, die in der ersten Hälfte passiert ist. Wenn ein biologisches Detail für eine längere Zeit den Spannungshöhepunkt markiert, dann sagt es leider einiges über den Kriminalroman aus.
Polizistin Eira ist ein Mensch, den ich rundum gut leiden konnte. Sie ist keine dieser Kommissare, die mit Alkohol- oder Drogensucht zu kämpfen haben. Sie ist ein ganz normaler Mensch, deren private Probleme sich innerhalb eines realistischen Maßes bewegen.
Der Schreibstil war mir grundsätzlich angenehm, nur hat sich der Einstieg wahnsinnig in die Länge gezogen. Es lohnt sich allerdings auf jeden Fall durchzuhalten. In der zweiten Hälfte platzt der Knoten und ich wollte das Buch gar nicht mehr auf die Seite legen.
„Sturmrot“ befasst sich mit einem Cold Case, Vor mehr als 20 Jahren verschwand ein junges Mädchen. Verantwortlich gemacht wurde ein 14-jähriger Junge. Nun ist der inzwischen erwachsene Mann wieder auf freiem Fuß und findet als erste Amtshandlung seinen ermordeten Vater.
Eira beginnt Fragen zu stellen und finde zu ihrer großen Bestürzung heraus, dass ihr Bruder der Freund des verschwundenen Mädchens war.
Der Fall, der mir anfangs zu lasch erschien, überzeugt letztendlich mit einigen überraschenden Wendungen, die ein Gefühl der Bestürzung auslösen.
Mich hat die zweite Hälfte von „Sturmrot“ so sehr gefesselta, dass ich nun auf jeden Fall den zweiten Teil auch lesen möchte. Ich freue mich darauf, die Charaktere wiederzusehen und bin gespannt, wie es mit Eiras Privatleben weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.10.2022

Die Schwestern sind erwachsen geworden

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
0

Mit „Tage des Lichts“ geht Antonia Blums „Kinderklinik Weißensee“ Reihe in die mittlerweile dritte Runde. Die Schwestern Marlene und Emma sind inzwischen erwachsene Frauen, die mitten im Leben stehen. ...

Mit „Tage des Lichts“ geht Antonia Blums „Kinderklinik Weißensee“ Reihe in die mittlerweile dritte Runde. Die Schwestern Marlene und Emma sind inzwischen erwachsene Frauen, die mitten im Leben stehen. Es gefällt mir gut, dass wir die Entwicklung der beiden über die Jahre miterleben und es ist toll, welchen weiten Weg die ehemaligen Waisenmädchen bereits gegangen sind.
Grundsätzlich finde ich den Schreibstil von Antonia Blum immer sehr bildhaft und leicht zu folgen. Während Band 2 eine deutliche Weiterentwicklung war, ist sie mit dieser neuen Fortsetzung wieder auf den Standard von Band 1 gefallen. Die Autorin hat eine Angewohnheit, ihre Beschreibungen um Adjektive zu ergänzen, die die Sätze teilweise unnatürlich und übertrieben klingen lassen. Außerdem ist ihre Vorliebe für das Wort „vornehm“ erneut aufgeflammt. Die Leute lächeln vornehm, tragen vornehme Kleidung etc. Ich musste manches Mal schmunzeln, weil es in meinen Ohren einfach so sonderbar klingt.
„Tage des Lichts“ ist kein literarischer Erguss aber angenehme Unterhaltungsliteratur, bei der ich gut entspannen kann.
Sehr interessant finde ich immer wieder auf Neue, die Einblicke in den Stand der Medizin. Dass Erkrankungen wie Mittelohrentzündung oder Keuchhusten damals häufig tödlich endeten ist schockierend.
Etwas schade, fand ich, dass beide Schwestern mit Eheproblemen zu kämpfen hatten. Insbesondere die Konflikte zwischen Marlene und Maximilian fand ich nicht ganz passend zur bisherigen Charakterbeschreibung. Maximilian agiert hier zwar durchaus wie ein Mann der damaligen Zeit, aber wir haben ihn bisher etwas fortschrittlicher kennengelernt. Er hat bewusst eine Ärztin geheiratet und Marlene immer unterstützt, deswegen wunderte es mich, dass er plötzlich nur noch eine Gebärmaschine in ihr sah, für die es sich nicht gehört, zu arbeiten.
Der Schluss war mir persönlich ein wenig zu viel plötzlicher Friede-Freude-Eierkuchen.
Wen ich in diesem Band so richtig ins Herz geschlossen habe, war der ehemalige Hausmeister, mit seinen legendären Zauberauftritten.
Sehr interessant waren auch die Parallelen zur heutigen Zeit, wie die hohe Inflation und die Energiekosten. Es ist beängstigend, wie sich manche Dinge wiederholen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich „Tage des Lichts“ gerne gelesen habe. Mein bisheriger Favorit aus der Weißensee Reihe bleibt allerdings Band 2.
Mit freudiger Überraschung habe ich aus dem Nachwort erfahren, dass noch nicht Schluss ist, sondern dass es ein viertes Buch geben wird, welches in 2024 erscheinen soll.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere