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Veröffentlicht am 08.03.2019

Dühnfort leider nicht so sympathisch wie sonst

Nun ruhet sanft
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Ich bin ein großer Fan von Inge Löhnigs Krimiserie um Kommissar Dühnfort. Bei all den interessanten Büchern, die tagtäglich veröffentlicht werden, habe ich allerdings irgendwie den Anschluss verpasst. ...

Ich bin ein großer Fan von Inge Löhnigs Krimiserie um Kommissar Dühnfort. Bei all den interessanten Büchern, die tagtäglich veröffentlicht werden, habe ich allerdings irgendwie den Anschluss verpasst. Da im Juni ein neues Buch erscheint, habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, mich auf den aktuellen Stand zu bringen. Los ging es mit „Nun ruhet sanft“.

Die Autorin hat sich hier ein besonders grausames Szenario einfallen lassen. Eine Mutter, ihre zwei Kinder, der Hund und das Pony wurden erschossen. Besonders schockierend: obwohl der kleine Junge seine Hände vor sein Gesicht gelegt hatte, knallte ihn der Täter kaltblütig ab. Einzig der Vater hat überlebt.

Und hier kommt auch schon das größte Manko des Buches: Konstantin Dühnfort ist eigentlich ein Buchschwarm von mir. Vom ersten Band an habe ich eine Schwäche für diesen kochenden Gourmet und Kunstliebhaber.
In „Nun ruhet sanft“ war er mir allerdings nicht ganz so sympathisch wie sonst.
Von Anfang an schießt er sich aggressiv auf den Vater als Täter ein. Sicher, dieser ist ein arroganter Hallodri, dennoch gilt in Deutschland das Unschuldsprinzip. Vom Augenblick, an dem der Vater am Tatort aus seinem Auto steigt, geht Dühnfort sowohl verbal als auch körperlich auf ihn los – absolut unprofessionell.

Der Krimi selbst ist wieder gut geschrieben und lässt sich leicht lesen.
Die Autorin säht immer wieder Zweifel, so dass ich eine Handvoll Verdächtige zur Auswahl hatte und immer wieder hin und her überlegt habe.
Einige Sequenzen werden aus Sicht des Täters geschrieben. Zunächst scheint die Identität eindeutig auf eine Person hinzuweisen. Im weiteren Verlauf wird der Leser auch hier immer mehr verunsichert.

Aufbau und Spannung empfand ich als gut gelungen.

Am Ende wird der Fall gelöst, da Dühnfort plötzlich – mal wieder – ein entscheidendes Bauchgefühl hatte. Noch dieser Methode hat er schon zu oft einen Mörder überführt. Von daher – im Westen nichts Neues.

Insgesamt war ich enttäuscht, dass ich Kommissar Dühnfort nicht so gut leiden konnte, wie sonst. Auch hätte ich gerne mehr Szenen aus dem Privatleben mit Gina gehabt.

Ich gebe 3 Sterne, da mir die anderen Bücher der Reihe einfach besser gefallen haben.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Origineller Enführungsroman

Liebes Kind
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Vom Klappentext her hat mich „Liebes Kind“ stark an „Raum“ erinnert. Ich war gespannt auf dieses Buch, bildete mir jedoch ein, die Handlung schon zu kennen. Frau wird entführt, bekommt unfreiwillig Kinder, ...

Vom Klappentext her hat mich „Liebes Kind“ stark an „Raum“ erinnert. Ich war gespannt auf dieses Buch, bildete mir jedoch ein, die Handlung schon zu kennen. Frau wird entführt, bekommt unfreiwillig Kinder, nach Jahren der Gefangenschaft gelingt ihr die Flucht und sie muss mit den Eindrücken der Außenwelt zurechtkommen.

Schon innerhalb der ersten 100 Seiten gab es die ersten beiden Überraschungsmomente und ich verstand sehr schnell, dass diese Handlung nach keinem Muster abläuft.
„Liebes Kind“ umfasst 420 Seiten. Immer wieder gelingt es Romy Hausmann den Leser zu verwirren und Zweifel zu sähen. Zeitweise arbeiteten meine Hirnzellen auf vollen Touren um dahinter zu kommen, was hier vor sich geht. Beim Lesen fühlt man sich oft, als würde man versuchen ein Puzzle zusammen zu setzen und das entscheidende Teil fehlt. Die Auflösung scheint so nah, wenn man nur ein letztes Detail verstehen würde.
Jedes Mal, wenn man denkt, auf der Zielgeraden zu sein, wirft das nächste Kapitel alles wieder um und neuer Unglaube, neue Zweifel, machen sich breit.
Dadurch ist „Liebes Kind“ nahezu unerträglich spannend. Während dem Lesen war ich kaum ansprechbar und habe den Thriller innerhalb von 3 Tagen beendet.

Die einzelnen Kapitel sind kurz und erzählen aus drei verschiedenen Perspektiven. Da ist Lena, der die Flucht gelungen ist, Hannah, ihre Tochter und ihr Vater Mathias.
Menschen, denen man zunächst voller Mitgefühl entgegen tritt und die man im Verlauf der Geschichte mit immer mehr Misstrauen und Unverständnis betrachtet.
Warum lügt Lena? Ist Mathias nicht irgendwie verdächtig?
Besonders beeindruckend fand ich die Ausarbeitung von Hannah. Geboren in Gefangenschaft, ahnungslos, was normale Familienkonstellationen und Verhaltensweisen angeht, schließt man sie erst einmal ins Herz, nur um später eine immer größere Abneigung und Irritation zu empfinden.

Zur Handlung selbst kann man im Grunde gar nichts schreiben, ohne bereits zu viel zu verraten.
Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass es hier um Entführung und Manipulation geht, und dass der Thriller weit entfernt von Schema F ist.
Die Spannungskurve von „Liebes Kind“ ist konstant hoch und wer auf der Suche nach einem Pageturner ist, ist hier goldrichtig!

Veröffentlicht am 05.03.2019

Überladener Roman

Rheinblick
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Da mir Brigitte Glasers Roman „Bühlerhöhe“ ziemlich gut gefallen hatte, war ich auf ihr neues Buch „Rheinblick“ sehr gespannt. Optisch passt es gut zum Vorgänger, auch wenn das Bild nicht recht zum Inhalt ...

Da mir Brigitte Glasers Roman „Bühlerhöhe“ ziemlich gut gefallen hatte, war ich auf ihr neues Buch „Rheinblick“ sehr gespannt. Optisch passt es gut zum Vorgänger, auch wenn das Bild nicht recht zum Inhalt passt, denn hier steht mehr als nur eine Frau im Zentrum der Geschichte.

Auf 400, in kleiner Schrift eng beschriebenen Seiten, überfällt einen die Autorin mit einer Vielzahl von verschiedenen Handlungssträngen.

„Rheinblick“ war für mich keine einfache Lektüre, sondern ein Buch, durch das ich mich regelrecht durchbeißen musste. Jedes Mal, wenn ich den Roman in die Hand genommen habe, musste ich erstmal 10 bis 20 Seiten lesen, um wieder in die Handlung hinein zu kommen.
Mit Hilde, der Wirtin des Gasthauses Rheinblick wurde ich sogar überhaupt nicht warm. Das Buch spielt Anfang der 70er Jahre, bevor ich geboren wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich mit etwas mehr politischem Hintergrundwissen einfacher liest. Persönlich fühlte ich mich in den Kapiteln aus Hildes Sicht durch die Vielzahl an Namen, Konstellationen und Intrigen überfordert.
Besser gefielen mir die Kapitel über die anderen Protagonisten.
Da ist die junge Logopädin Sonja die den Kanzler bei seiner Genesung unterstützen soll, der ewig verschuldete Student Max und die Journalistin Lotti.
Auch hier werden jedoch noch so viele Nebenthemen eingeflochten, dass ich die Geschichte als überladen empfand. Sei es der Streit mit den Eltern, die verschwundene Schwester und das Mordopfer. Allein der Handlungsstrang über die Zustände in Kinderheimen wäre zum Beispiel ein eigenes Buch wert. In „Rheinblick“ wirkt es wie ein Einhorn im Zoo und will nicht so recht zum Bonner Polittheater passen.

Die Perspektiven wechseln alle 4 bis 5 Seiten, was es zusätzlich erschwert, in die Geschichte einzutauchen.
Der Klappentext wirbt mit Sonjas Arbeit mit dem Kanzler, aber gerade diesen Teil fand ich besonders uninteressant. Vielleicht lag es daran, dass Willy Brandt unter Sprechverbot stand, aber der Bundeskanzler blieb für mich das komplette Buch über so farblos und eindimensional wie eine Pappfigur. Auch sein vollständiges Desinteresse an Therapie und Genesung wirkte befremdlich, was aber mit Sicherheit auch daran lag, dass Logopädie damals kaum bekannt war und selbst von den Krankenkassen nicht unterstützt wurde.

Meine Lieblingsfigur in „Rheinblick“ war Lotti. Die junge Journalistin brachte frischen Wind in die Geschichte. Ihr Ehrgeiz, mit dem sie sich für Gerechtigkeit stark macht ist bewundernswert und auch die Freundschaft mit Max und alles was damit zusammen hängt, lockert die Handlung auf.

Auf den letzten 100 Seiten waren ich dann endlich so gefesselt, wie ich es mir von Anfang an gewünscht hatte. Das Ende kam holterdiepolter, als wenn die Autorin ihre maximale Seitenzahl erreicht hätte und deswegen übereilt zu einem Abschluss kam.

Dieses Buch kann ich leider nur bedingt weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Von der Kunst, sich selbst und seinen Mitmenschen zu vergeben

Nur einen Horizont entfernt
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„Nur einen Horizont entfernt“ von Lori Nelson Spielman hatte ich schon eine Weile ungelesen zu Hause liegen. Eigentlich hatte ich nun nur zu diesem Buch gegriffen, da ich ziemlich viel zu tun hatte und ...

„Nur einen Horizont entfernt“ von Lori Nelson Spielman hatte ich schon eine Weile ungelesen zu Hause liegen. Eigentlich hatte ich nun nur zu diesem Buch gegriffen, da ich ziemlich viel zu tun hatte und dachte, es wäre hier nicht so schlimm, wenn ich wenig Zeit zum Lesen habe.
Falsch gedacht! Vom ersten Kapitel an hat mich „Nur einen Horizont entfernt“ so sehr gefesselt, dass ich versucht habe, so viele Gelegenheiten wie möglich zu schaffen, um darin zu lesen.

Protagonistin Hannah war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie arbeitet als TV-Moderatorin, steht jedoch mit beiden Beinen fest auf dem Boden und ruht sich nicht auf ihrem Promi Status aus. Ihr größter Wunsch ist es, endlich einen Heiratsantrag von ihrem Lebensgefährte Michael zu bekommen, doch dieser ziert sich. Zu ihrer Mutter hat Hannah seit sie ein Teenager war keinen Kontakt. Dieser Verlust und die Umstände, die dazu geführt haben, schmerzen sie sehr. Als ihre ehemalige Schulkameradin Fiona mit einem Buch zum Thema Versöhnung berühmt wird, kochen in Hannah alte Emotionen wieder hoch. Das Mobbing in der Schule, durch Fiona, das Zerwürfnis ihrer Eltern und die Abwesenheit ihrer Mutter.
Angetrieben durch liebevolle Freunde begibt sich Hannah auf eine Reise in die Vergangenheit. Dabei lernt sie allerhand über sich selbst, ihre Mitmenschen und macht sogar neue Bekanntschaften.

Wie bereits erwähnt, empfand ich Hannah als sehr sympathisch. Sie ist in der Lage, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und kann somit ihre Vergangenheit neu bewerten.
Das Hauptthema dieses Romans ist Vergebung / Versöhnung. Dabei gelingt es der Autorin, eine Geschichte zu kreieren, die ohne viel Kitsch auskommt.
Am Ende ist nicht alles in regenbogenfarben aber Hannah lernt, das Verhalten ihrer Mitmenschen sowie ihre eigene Rolle, in dem was passiert ist, zu akzeptieren und hinter sich zu lassen.

Einen Stern Abzug gebe ich, da mir das Ende ein wenig zu offen war. Ich hätte mir einen runderen Abschluss gewünscht und konnte nicht ganz nachvollziehen, warum sich Hannah für die Ungewissheit entschieden hat.

Davon abgesehen habe ich diesen Roman sehr gemocht. Lori Nelson Spielmans Schreibstil ist so fesselnd und lebendig, dass man sehr leicht in die Geschichte eintauchen kann. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Romane von ihr lesen!

Veröffentlicht am 11.01.2019

Auf und ab

Zwischen uns die Sterne
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Gleich zu Beginn hat mich Tara Sivecs Roman „Zwischen uns die Sterne“ in seinen Bann gezogen. Ich mochte den emotionalen Schreibstil. Jeder der drei Protagonisten hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen ...

Gleich zu Beginn hat mich Tara Sivecs Roman „Zwischen uns die Sterne“ in seinen Bann gezogen. Ich mochte den emotionalen Schreibstil. Jeder der drei Protagonisten hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen und das machte sie umso sympathischer. Da ist Aiden, der viel zu jung sterben musste, Everett, der aus einem zerrütteten Elternhaus stammt und alles versucht, um für sich selbst ein besseres Leben zu bekommen und Cameron, die unsterblich in Everett verliebt ist, aber denkt, er würde ihre Gefühle nicht erwidern.
Dazu noch ein Camp für Kinder von Veteranen und sympathische Nebencharaktere.
Am Anfang war ich überzeugt, dieses Buch hat alles, was eine romantische, berührende Geschichte braucht. Nach ungefähr einem Drittel stagnierte die Handlung allerdings und es bereitete mir nicht mehr so viel Freude, den Roman zu lesen. Ab einem gewissen Punkt ist es einfach nervig, zu beobachten, wie zwei Personen Scheuklappen vor den Augen haben und nicht erkennen, dass der Andere die eigenen Gefühle erwidert.
Amüsant zu lesen war jedoch, als Cameron und Everett sich als Ehepaar ausgaben um Spenden für das Camp zu sammeln.
Diese Storyline ist zwar keine neue Erfindung aber ich lese immer wieder gerne Geschichten von Leuten, die so tun, als wären sie ein Paar, bis letztendlich mehr daraus entsteht.
Auch in diesem Fall führt das Theaterspiel zum Erfolg. Cameron und Everett kommen sich in einigen gut beschriebenen Szenen endlich näher und finden ihr Happy-End. Zu meiner großen Überraschung waren an dieser Stelle noch einige Seiten im Buch übrig und ich war neugierig, was nun noch passieren könnte. Und tatsächlich wurde „Zwischen uns die Sterne“ plötzlich noch einmal richtig dramatisch und spannend und hat meine Aufmerksamkeit komplett gefesselt.
Tara Sivec weiß in jedem Fall, wie man eine romantische Geschichte schreibt, ohne dabei zu kitschig zu sein.
Für mich hat trotzdem etwas gefehlt. Ich kann gar nicht genau benennen, woran es lag, hauptsächlich vermutlich an dem langatmigen Mittelteil. Ich denke, der Geschichte hätte es gut getan, wenn es einen Nebenhandlung gegeben hätte und es sich nicht 350 Seiten exklusiv auf Cameron und Everett konzentriert hätte.
Mit Camerons Freundin und Kollegin Amelia wäre eigentlich die perfekte Person für einen zweiten Erzählstrang vorhanden gewesen. Ich fand es schade, dass ihr Kind zwar ein paar Mal erwähnt wurde, aber nie einen tatsächlichen Auftritt hatten.
„Zwischen uns die Sterne“ hatte sicherlich seine Momente, in denen ich es wirklich gerne mochte, aber insgesamt fand ich den Roman dann doch nur mittelmäßig und vergebe drei Sterne.