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Veröffentlicht am 22.05.2018

Familiensaga

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta ist stolz, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Sie hat sich von ihrer adligen Familie losgesagt und lebt nun in Stockholm, wo sie Kunst studiert. Sie hat zwar wenig Geld ...

Agneta ist stolz, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Sie hat sich von ihrer adligen Familie losgesagt und lebt nun in Stockholm, wo sie Kunst studiert. Sie hat zwar wenig Geld aber dafür einen Mann an ihrer Seite, den sie liebt.
Als jedoch Agnetas Vater und Bruder bei einem Unglück ums Leben kommen, kehrt sie pflichtbewußt in ihr Elternhaus zurück und übernimmt die Leitung des Gutshofs.

Corina Bomanns neuen Roman „Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ wollte ich unbedingt mögen. Ich liebe lange Familiengeschichten und dies ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Saga. Die Cover aller Bände sind optisch perfekt aufeinander abgestimmt und sehen so gut aus, dass ich sie gerne in meinem Regal haben möchte.
Von der Autorin habe ich bereits ein paar Bücher gelesen, die mir alle gut bis sehr gut gefallen haben. So waren die Chancen hoch, dass es auch diesmal klappen könnte und tatsächlich hat mich „Agnetas Erbe“ überzeugt.

Mit seinen 720 Seiten ist dies das dickste Buch, welches ich in diesem Jahr bisher gelesen habe. Man merkt die Dicke jedoch kaum, da die Geschichte sehr kurzweilig geschrieben ist und man gut über eine längere Zeit dabei bleiben kann.

Agneta ist eine interessante Heldin. Ist sie zunächst noch vorallem eine Rebellin, so stellt sie doch schnell ihre eigenen Träume hinten an, als es um das Wohl ihrer Familie geht. Selbstbewusst übernimmt sie die Leitung des Guts. Mir war zwar nicht immer ganz klar, woher Agneta das Wissen nahm, ein Gestüt zu führen, es ist ihr aber in jedem Fall gut gelungen.

Agneta träumt von einer Welt, in der Frauen den Männern gleichgestellt sind und stößt dabei immer wieder an Grenzen. Auch wenn sie ihren Angestellten bessere Arbeitsbedingungen einräumt, so ist sie mit ihren Ansichten in vielen Dingen ihrer Zeit voraus und die gesellschaftlichen Konventionen lassen es oft nicht zu, alle Wünsche in die Tat umzusetzen.

Dadurch, dass Agneta immer wieder Kompromisse eingehen muss, bewahrt sich die Autorin Authentizität. Wir schreiben den Anfang des 20. Jahrhunderts und damals war ein Leben entfernt von Haus und Herd für viele Frauen undenkbar und teilweise einfach nicht möglich.

Auch mochte ich, dass Agneta in Liebesdingen einiges durchmachen musste und nicht zielgerichtet auf eine große Romanze hinsegelte. Generell ist das Buch weit weniger kitschig als der Klappentext vermuten lässt.

Alles in allem hat mir dieser Roman gut gefallen und ich freue mich darauf, den Löwenhof im zweiten Band erneut zu besuchen.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Efrischend anders

Riskante Manöver
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In Birand Bingüls Krimi „Riskante Manöver“ stehen zur Abwechslung einmal nicht Polizei oder Privatdetektive im Zentrum sondern ein PR-Agent. Das fand ich erfrischend anders und es hat mir sehr viel Spass ...

In Birand Bingüls Krimi „Riskante Manöver“ stehen zur Abwechslung einmal nicht Polizei oder Privatdetektive im Zentrum sondern ein PR-Agent. Das fand ich erfrischend anders und es hat mir sehr viel Spass gemacht, dieses Buch zu lesen.

Der Pharmakonzern Wenner steht in Verdacht durch Unachtsamkeit oder Profitgier, ein gesundheitsschädliches Medikament für Kinder auf den Markt gebracht haben. Die Unternehmensleitung zieht Mats Holm und seine Partnerin Laura zu Rate. Die beiden greifen immer dann ein, wenn eine Firma Gefahr läuft, durch negative Schlagzeilen Schaden zu nehmen. Es war sehr interessant zu lesen, wie Medienspezialisten die Berichterstattungen steuern können und zum Teil für ihre Zwecke nutzen.

Mats Holm ist ein sehr sympathischer Charakter. Am Rande erfährt man ein wenig über sein Privatleben und diese Einblicke machen ihn noch interessanter.
Ich weiß nicht, ob „Riskante Manöver“ als Einzelroman gedacht ist oder ob Birand Bingül eine Serie plant. Ich würde mich auf jeden Fall sehr über einen weiteren Band freuen. Zum einen, weil ich neugierig bin, an was für einer Krise Mats als nächstes arbeiten könnte, zum anderen weil sowohl Mats als auch Laura noch viel Potenzial haben. Zum Beispiel würde ich auch sehr gerne mehr über Lauras Privatleben und Hintergründe erfahren.

Faszinierend fand ich, dass die gesamte Geschichte in einer Zeitspanne von lediglich 4 Tagen spielt. Die Ereignisse überschlagen sich nahezu. Die Kapitel sind sehr kurz und tragen als Überschrift die jeweiligen Uhrzeiten. Der Erzählstil ist temporeich und spannend. Der Fall selbst löst sich scheibchenweise auf aber das komplette Bild setzt sich erst am Ende des Buches zusammen.

Alles in allem ein sehr gelungener Krimi!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Skrupellos

Das Meer löscht alle Spuren
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Zu „Das Meer löscht alle Spuren“ von Lone Theils habe ich gegriffen, da der Klappentext etwas anderes versprach, als die üblichen Mordfälle in Krimis.
Trotzdem ging ich mit etwas Skepsis an das Buch heran ...

Zu „Das Meer löscht alle Spuren“ von Lone Theils habe ich gegriffen, da der Klappentext etwas anderes versprach, als die üblichen Mordfälle in Krimis.
Trotzdem ging ich mit etwas Skepsis an das Buch heran und war mir nicht sicher, ob die Geschichte für meinen Geschmack vielleicht zu politisch sein könnte.

Lone Theils zerstreute meine Bedenken jedoch sehr schnell. Mit der Journalistin Nora Sand erschaffte sie eine Hauptfigur, die mir von Anfang an sympathisch war. Der Autorin gelang es, genau den richtige Mix aus Job, Privatleben und persönlichen Sorgen zu beschreiben, um Nora das komplette Buch über interessant bleiben zu lassen.

An einem Tag, als Nora glaubte, ihr Leben wäre in bester Ordnung, gerät plötzlich alles durcheinander. Ihre Beziehung versinkt im Chaos und auch ihr neuster Auftrag ist mehr als undurchsichtig. Der bekannte iranische Dichter Manash Ishmail bittet sie um Hilfe. Seit der gemeinsamen Fluch aus dem Iran ist seine Frau Amina wie vom Erdboden verschluckt. Nora macht sich auf die Suche und gerät dabei von einer Sackgasse in die nächste. Wie ist es möglich, dass ein Mensch einfach so verschwindet?

Allein vom Klappentext her hätte ich erwartet, dass die Flüchtlingssituation das zentrale Thema des Buches ist. Tatsächlich geht es jedoch um viel mehr. Das Buch handelt von der Suche nach Gerechtigkeit, Machtmissbrauch und Profitgier. Der Krimi schockiert nicht durch Blutbäder sondern durch die Skrupellosigkeit mancher Menschen und dem Wissen, dass etwas ähnliches in der realen Welt tatsächlich möglich wäre.

Der Spannungsbogen ist nicht überwältigend aber dennoch solide genug, um mein Interesse 400 Seiten lang wach zu halten.
Der Abschluss war für meinen Geschmack ein wenig zu dick aufgetragen und die Polizei wurde übertrieben dämlich dargestellt.

Alles in allem in jedem Fall eine interessante neue Serie, die ich weiter im Auge behalten werde. Auch den ersten Band möchte ich in Kürze lesen, da er mich vom Klappentext her sogar noch mehr anspricht als „Das Meer löscht alle Spuren“.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Vielschichtiger Schwedenkrimi

Böse Schwestern
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Da ich sehr gerne schwedische Krimis lese, habe ich zu Mikaela Bleys Buch „Böse Schwestern“ gegriffen. Dies ist der zweite Band einer Serie. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, ich würde jedoch im ...

Da ich sehr gerne schwedische Krimis lese, habe ich zu Mikaela Bleys Buch „Böse Schwestern“ gegriffen. Dies ist der zweite Band einer Serie. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, ich würde jedoch im Nachhinein empfehlen, der Reihe nach vorzugehen, um die Hauptfigur Ellen besser kennen zu lernen.

Dies ist kein typischer Polizistenroman, da die Ermittlungen überwiegend von einer Journalistin ausgehen.

Nach einem Zusammenbruch ist Ellen auf dem Weg in ihre alte Heimat um sich bei ihrer Mutter zu erholen. Ein Leichenfund weckt ihren journalistischen Spürsinn und der Wunsch nach Gerechtigkeit zieht sie aus ihrem seelischen Tief.
Wer ist die Frau, die niemand zu kennen scheint und warum ist jeder, den Ellen befragen möchte, so verschlossen und abwesend?

Mikalea Bley hat einen sehr verzweigten und bis zum Schluss undurchsichtigen Krimi geschrieben. Viele Handlungsstränge ziehen sich durch das Buch. Familien, die auf den ersten Blick nichts gemein haben und letztendlich doch zusammen gehören. Ellens als Kind verstorbene Zwillingsschwester, die wie das Schwert des Damokles über ihr hängt, alte und neue Liebhaber und eine aggressive Kindergang.
Man könnte sagen, der rote Faden, der sich durch das Buch hindurch zieht ist, dass hinter den Fassaden oft Geheimnisse lauern, auch wenn man meint, die Wahrheit schon zu wissen.

An Spannung mangelt es „Böse Schwestern“ in jedem Fall nicht. Ich fühlte mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und fand die Entwicklung und die Auflösung originell.

Der Mörder wird am Ende gefunden, aber zum Schluss gibt es noch einen Cliffhanger in Sachen Ellen, der mich durstig nach dem dritten Band zurück lässt. Ich hoffe, dass wir auf dessen Veröffentlichung nicht allzu lange warten müssen.

Abschließend möchte ich kurz anmerken, dass ich mir wünsche, der Verlag hätte den Titel eins zu eins übersetzt. „Liv“ finde ich sehr viel passender als „Böse Schwestern“, da dies mit dem Buch im Grunde nichts zu tun hat.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Wenn die Fassade bröckelt

Kleine Feuer überall
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Auf „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng war ich sehr gespannt, da ich es in der englischen Originalausgabe schon häufig auf Instagram gesehen hatte.
Der Klappentext gibt nicht sonderlich viel preis, ...

Auf „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng war ich sehr gespannt, da ich es in der englischen Originalausgabe schon häufig auf Instagram gesehen hatte.
Der Klappentext gibt nicht sonderlich viel preis, so dass man zunächst nicht genau weiß, was für eine Geschichte einen erwartet.

Celeste Ngs Erzählweise ist gemächlich und unaufgeregt. Es dauerte ungefähr 50 Seiten, bis ich richtig in die Geschichte eingetaucht bin.
Interessant ist, dass das Buch quasi mit dem Ende beginnt. Das Haus der Familie Richardson steht in Flammen. Verdächtigt wird die jüngste Tochter Izzy.
Im nächste Kapitel springt die Handlung mehrere Monate zurück und erzählt welche Ereignisse zu diesem Amoklauf geführt haben.

Schauplatz ist das kleine Örtchen Shaker Heights, eine Vorzeigestadt. Die Bewohner sind überwiegend wohlhabend und stolz auf ihre perfekten Berufe, Häuser, Weltanschauungen...
Als die alleinerziehende Mutter Mia mit ihrer Tochter Pearl nach Shaker Heights zieht, beginnt es langsam unter der Oberfläche zu brodeln. Die Fotografin blickt hinter die Fassaden und ihr Sinn für Gerechtigkeit ist nicht unbedingt gleich mit dem der alteingesessenen Bewohner.

Wie schon eingangs erwähnt, ist dies ein ruhiges Buch. Wer also Spannung und sich überschlagende Ereignisse erwartet, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Dennoch ist „Kleine Feuer überall“ sehr lesenswert. Ich mochte die Grundmessage des Romans, dass man manchmal einfach alles hinter sich lassen muss um einen Neuanfang zu wagen.

Mia und Pearl sind bodenständige Personen, die es einem sehr einfach machen, sie zu mögen. Bei den erfolgsverwöhnten Richardsons dauert es ein wenig länger, bis man mit den Charakteren warm wird. Die Kinder im Teenageralter sind im Grunde alle drei gute Menschen, ach wenn sie stark von ihren Eltern geprägt wurden. Nun sind sie in einem Alter, in dem sie eigene Moralvorstellungen entwickeln und das Handeln ihrer Mitmenschen hinterfragen.

Interessant fand ich, dass sich die Autorin dazu entschlossen hat, Mia einfach bei ihrem Vornamen zu nennen, während Elena Richardson ganz formal als Mrs Richardson bezeichnet wurde. Ich denke, dass hier nochmals auf die soziale Herkunft und die unterschiedliche Stellung in der Gesellschaft hingewiesen werden sollte.

Abstammung, Herkunft, gesellschaftliche Stellung – dies sind die zentralen Themen dieses Romans und auch wenn sich die wohlhabenden Familien von Shaker Heights damit rühmen alle Menschen gleich zu sehen, so wird im Verlauf der Geschichte klar, dass dem eben nicht so ist. Die Autorin spricht hier wichtige Themen an, die heute aktueller sind denn je.

Alles in allem ein wirklich lesenswerter, ernster Roman.